Zu der Debatte in Denver, Colorado, über deren Verlauf ich in der vergangenen Nacht berichtet habe, gibt es inzwischen weitere Informationen und, wie man sich denken kann, zahlreiche Kommentare.
Das Transkript der Debatte kann man hier lesen.
Bei Nate Silver gibt es eine Bewertung der Kandidaten und einige Zahlen. Neben der in meinem Artikel erwähnten Umfrage von CNN zitiert Silver eine Blitzumfrage von CBS nur unter unentschiedenen Wählern, die sich die Debatte ansahen. 46 Prozent bezeichneten Romney als den Sieger, 22 Prozent Obama. 32 Prozent sahen beide gleichauf.
Weiter zitiert Silver eine Internet-Befragung von Google, die fortlaufend während der Debatte durchgeführt wurde. Während der Debatte lagen die beiden Kandidaten relativ nah beieinander (38,9 Prozent sahen Obama vorn; 35,5 Prozent Romney). Eine zweite Befragung nach Ende der Debatte lieferte andere Werte: 47,8 Prozent Romney, 25,4 Prozent Obama.
Allerdings sind solche Online-Umfragen nicht repräsentativ. Jeder kann sich beteiligen. Und daß die Urteile anfangs anders ausfielen als am Ende, ist nicht verwunderlich, denn Bewertungen, während die Debatte noch lief, konnten ja nur Momentaufnahmen sein.
In der Washington Post analysiert Aaron Blake die Gründe für Romneys Sieg:
Das war vermutlich einer der zuvor vieldiskutierten zingers (Aperçus; wörtlich "Zischer" oder "Schwirrer"), die Romney dem Vernehmen nach gepaukt hatte. Auch Sätze wie dieser gehörten dazu, an Obama gewandt: "Ihnen steht [als Präsident] ein eigenes Haus zu, ein eigenes Flugzeug, aber keine eigenen Fakten".
Vieles lag also an dem Vorbereitungsaufwand, den Romney getrieben hatte. Überhaupt wäre das Lager Romneys schlecht beraten, jetzt schon in Euphorie auszubrechen.
Mein Eindruck war, daß Obama nach seinen ausgezeichneten Umfragewerten der letzten Tage sich schon auf der Siegerstraße sah und diese Debatte nicht besonders ernst genommen hatte. Er war schlecht vorbereitet, mental und in der Sache - wie ein Boxer, der seinen Gegner als Fallobst einschätzt.
Für Romney dagegen ging es um Alles. Er hatte sich wochenlang gründlich auf diese Debatte vorbereitet. Er war hochmotiviert. Hier war seine vielleicht letzte Chance, und er mußte sie ergreifen. Das gelang ihm glänzend.
Jetzt kommt erst einmal die Debatte zwischen den beiden running mates Paul Ryan und Joe Biden am 11. Oktober. Ryan ist der intellektuell weit Überlegene, aber er muß aufpassen, daß er nicht arrogant wirkt und am Ende der jolly good fellow, der nette Kerl Biden die Sympathien auf seiner Seite hat.
Dann, am Dienstag, dem 16. Oktober, treffen im Bundesstaat New York Obama und Romney wieder aufeinander. Die Sendung hat aber ein anderes Format als die gestrige. Es ist ein town meeting, eine Art Bürgerversammlung, in der aus der Zuhörerschaft heraus Fragen gestellt werden; der Ort ist die Hofstra University in Hempstead.
So etwas ist schwerer zu planen als eine Debatte wie gestern. Hier gewinnt meist derjenige, der eher den Eindruck erweckt, die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen und ohne Ausflüchte auf die Fragen einzugehen. Hillary Clinton sah im Vorwahlkampf vor vier Jahren bei solchen town meetings schlecht aus, weil sie die Fragenden mit auswendig gelernten Zahlen zu überrollen versuchte. Obama war damals besser; aber ob er auch besser sein wird als sein jetziger Gegner Romney, ist schwer zu prognostizieren. Jedenfalls dürfte sich Obama für diese nächste Runde besser vorbereiten.
Das Transkript der Debatte kann man hier lesen.
Bei Nate Silver gibt es eine Bewertung der Kandidaten und einige Zahlen. Neben der in meinem Artikel erwähnten Umfrage von CNN zitiert Silver eine Blitzumfrage von CBS nur unter unentschiedenen Wählern, die sich die Debatte ansahen. 46 Prozent bezeichneten Romney als den Sieger, 22 Prozent Obama. 32 Prozent sahen beide gleichauf.
Weiter zitiert Silver eine Internet-Befragung von Google, die fortlaufend während der Debatte durchgeführt wurde. Während der Debatte lagen die beiden Kandidaten relativ nah beieinander (38,9 Prozent sahen Obama vorn; 35,5 Prozent Romney). Eine zweite Befragung nach Ende der Debatte lieferte andere Werte: 47,8 Prozent Romney, 25,4 Prozent Obama.
Allerdings sind solche Online-Umfragen nicht repräsentativ. Jeder kann sich beteiligen. Und daß die Urteile anfangs anders ausfielen als am Ende, ist nicht verwunderlich, denn Bewertungen, während die Debatte noch lief, konnten ja nur Momentaufnahmen sein.
In der Washington Post analysiert Aaron Blake die Gründe für Romneys Sieg:
Für die BBC kommentierte Mark Mardell, Romney sei zwar nicht grob aufgetreten, aber er hätte den Eindruck erweckt, daß er das Sagen hatte und daß ihm der Schlagabtausch Spaß machte. Obama dagegen habe so gewirkt, als würde er lieber mit seiner Frau Hochzeitstag feiern. (Es war gestern der Hochzeitstag der Obamas; und Romney hatte dazu am Beginn der Debatte angemerkt: "Sie konnten sich dafür bestimmt keinen romantischeren Ort vorstellen als hier mit mir").Jim Lehrer ließ den Kandidaten freie Hand, wie sie ihre Antworten gestalten wollten. Das konnte Romney nutzen, um sein zuvor entwickeltes Konzept wie geplant umzusetzen.
Obama wirkte unsicher und unentschlossen. Wenn Romney sprach, blickte er oft nach unten. Manchmal nickte er sogar, wenn dieser etwas sagte. Man hatte den Eindruck, daß Obama schlecht disponiert war.
Romney nahm Einwände vorweg; zum Beispiel, daß er mit seiner Steuerreform einseitig die Reichen begünstigen wolle. Er nahm damit Obama den Wind aus den Segeln, bevor dieser ihn überhaupt zu diesem Punkt attackieren konnte.
Obama versäumte es, seine Pluspunkte (die Rettung der Autoindustrie, die Tötung Bin Ladens) ausreichend hervorzuheben und auf Romneys Schwächen einzugehen (seine Tätigkeit bei Bain Capital, seine Bemerkung zu den "47 Prozent", die auf die Hilfe des Staats angewiesen seien). Er schien nicht die Absicht zu haben, wirklich die Auseinandersetzung zu suchen.
Allgemein war ein Sieg Obamas erwartet worden. Vor diesem Hintergrund trat der Erfolg Romneys umso mehr hervor.
Romney leistete sich keinen Ausrutscher. Er wirkte durchweg konzentriert.
Das war vermutlich einer der zuvor vieldiskutierten zingers (Aperçus; wörtlich "Zischer" oder "Schwirrer"), die Romney dem Vernehmen nach gepaukt hatte. Auch Sätze wie dieser gehörten dazu, an Obama gewandt: "Ihnen steht [als Präsident] ein eigenes Haus zu, ein eigenes Flugzeug, aber keine eigenen Fakten".
Vieles lag also an dem Vorbereitungsaufwand, den Romney getrieben hatte. Überhaupt wäre das Lager Romneys schlecht beraten, jetzt schon in Euphorie auszubrechen.
Mein Eindruck war, daß Obama nach seinen ausgezeichneten Umfragewerten der letzten Tage sich schon auf der Siegerstraße sah und diese Debatte nicht besonders ernst genommen hatte. Er war schlecht vorbereitet, mental und in der Sache - wie ein Boxer, der seinen Gegner als Fallobst einschätzt.
Für Romney dagegen ging es um Alles. Er hatte sich wochenlang gründlich auf diese Debatte vorbereitet. Er war hochmotiviert. Hier war seine vielleicht letzte Chance, und er mußte sie ergreifen. Das gelang ihm glänzend.
Jetzt kommt erst einmal die Debatte zwischen den beiden running mates Paul Ryan und Joe Biden am 11. Oktober. Ryan ist der intellektuell weit Überlegene, aber er muß aufpassen, daß er nicht arrogant wirkt und am Ende der jolly good fellow, der nette Kerl Biden die Sympathien auf seiner Seite hat.
Dann, am Dienstag, dem 16. Oktober, treffen im Bundesstaat New York Obama und Romney wieder aufeinander. Die Sendung hat aber ein anderes Format als die gestrige. Es ist ein town meeting, eine Art Bürgerversammlung, in der aus der Zuhörerschaft heraus Fragen gestellt werden; der Ort ist die Hofstra University in Hempstead.
So etwas ist schwerer zu planen als eine Debatte wie gestern. Hier gewinnt meist derjenige, der eher den Eindruck erweckt, die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen und ohne Ausflüchte auf die Fragen einzugehen. Hillary Clinton sah im Vorwahlkampf vor vier Jahren bei solchen town meetings schlecht aus, weil sie die Fragenden mit auswendig gelernten Zahlen zu überrollen versuchte. Obama war damals besser; aber ob er auch besser sein wird als sein jetziger Gegner Romney, ist schwer zu prognostizieren. Jedenfalls dürfte sich Obama für diese nächste Runde besser vorbereiten.
Zettel
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