Beide Kandidaten liefern sich einen zunehmend derben, schmutzigen Wahlkampf. Obama, der seinen Rivalen auch persönlich so gar nicht schätzt, hat Romney nach den Erfahrungen in drei TV-Duellen als "Dummschwätzer" klassifiziert. Im Gegenzug hat der Romney-Vertraute John Sununu die Unterstützung des republikanischen Ex-Außenministers Colin Powell für Obama mit dessen schwarzer Hautfarbe in Beziehung gesetzt.
Kommentar: "Beide Kandidaten liefern sich einen zunehmend derben, schmutzigen Wahlkampf", schreibt Fischer. Von den beiden Kandidaten wird aber in dem Artikel nur Obama mit einer Äußerung über Romney zitiert, nicht umgekehrt - und dies mit einer nachgerade verharmlosenden Übersetzung dessen, was Obama gesagt hat.
Dieser nämlich hatte in einem Interview mit der Zeitschrift Rolling Stone seinen Gegner Romney als einen "bullshitter" bezeichnet.
Das ist im Amerikanischen ein so schmutziges Wort, daß die linke Internetzeitschrift Huffington Post ihren Bericht dazu so überschreibt: "Obama: Mitt Romney Is A 'Bulls****er'". Das Wort wird also gar nicht ausgeschrieben, so verpönt ist es. Im Text nennt die Huffington Post es eine profanity, einen vulgären oder obszönen Ausdruck.
"Bullshit" heißt "die Scheiße" oder "der Scheiß". Ein "bullshitter" ist einer, der Scheiße redet.
Wäre es nicht Obama, dann hätte "Spiegel-Online" das wohl kaum mit "Dummschwätzer" übersetzt. Die Huffington Post weist übrigens darauf hin, daß Obama nicht zum ersten Mal einen solchen vulgären Ausdruck benutzt; er hat auch schon jemanden öffentlich einen "jackass" genannt; was je nach Kontext "blöder Arsch" heißen kann oder "Trottel".
Romney benutzt eine solche Sprache nicht. Er ist nachgerade berüchtigt dafür, sich nie beleidigend zu äußern. Daß er sich mit Obama einen "einen zunehmend derben, schmutzigen Wahlkampf" liefert, ist schlicht eine Unwahrheit.
Fischer hat also kein entsprechendes Zitat von Romney, weil es keines gibt. Er hat auch kein geeignetes Zita aus Romneys Umfeld. Also führt er zum Beleg dafür, daß auch dessen Wahlkampf "derb" und "schmutzig" sei, etwas an, das ein Mann aus Romneys Wahlkampfteam gesagt hat, der frühere Gouverneur von New Hampshire und Stabschef von Präsident George W. Bush John H. Sununu. Nicht "im Gegenzug", wie Fischer behauptet, sondern in einem ganz anderen Kontext.
Sununu hatte sich am Donnerstag gegenüber CNN geäußert, nachdem Colin Powell, einst Bushs Außenminister und zeitweise für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner im Gespräch, erklärt hatte, er werde Obama wählen.
Sununu kommentierte das so:
"Derb und schmutzig"? Sununu ist bekannt dafür, daß er - ähnlich wie Obamas Vize Joe Biden - in seiner Ausdrucksweise nicht sehr wählerisch ist. Man mag das "Wenn man ihn sich ansieht" nicht sehr respektierlich finden. Aber in der Sache trifft Sununu ja einen unbestreitbaren Sachverhalt; siehe US-Präsidentschaftswahlen 2012 (27): Die beiden Kandidaten und die Rassen in den USA; ZR vom 19. 5. 2012.
Seit Anfang der Woche bietet auch die Washington Post ein daily tracking an, eine tägliche Umfrage zur Wahl des Präsidenten. Da die Stichprobe mit zwischen 1000 und 2000 Befragten groß ist, können die Resultate auch getrennt nach Wählermerkmalen analysiert werden.
Kein Faktor ist für die Wahl Obamas so entscheidend wie die Rasse: Von den befragten Schwarzen entschieden sich 97 Prozent für Obama und 1 Prozent für Romney. Zwar wählen die Schwarzen in den USA traditionell eher einen Demokraten als einen Republikaner; aber eine solche extreme Präferenz hat es bei der Entscheidung zwischen zwei weißen Kandidaten nie gegeben. 2004 beispielsweise wählten 11 Prozent der Schwarzen Bush; auch bei früheren Präsidentschaftswahlen war das Verhältnis ungefähr 9 zu 1, nicht 97 zu 1.
Sununus Annahme, daß auch der Republikaner Powell sich für Obama entschieden hat, weil beide Schwarze sind, mag dennoch falsch sein; er hat sie ja auch später zurückgenommen. Aber "schmutzig" oder "derb" war es gewiß nicht, was Romneys Berater geäußert hat.
US-Korrespondent Sebastian Fischer heute in "Spiegel-Online" über den US-Wahlkampf.
Kommentar: "Beide Kandidaten liefern sich einen zunehmend derben, schmutzigen Wahlkampf", schreibt Fischer. Von den beiden Kandidaten wird aber in dem Artikel nur Obama mit einer Äußerung über Romney zitiert, nicht umgekehrt - und dies mit einer nachgerade verharmlosenden Übersetzung dessen, was Obama gesagt hat.
Dieser nämlich hatte in einem Interview mit der Zeitschrift Rolling Stone seinen Gegner Romney als einen "bullshitter" bezeichnet.
Das ist im Amerikanischen ein so schmutziges Wort, daß die linke Internetzeitschrift Huffington Post ihren Bericht dazu so überschreibt: "Obama: Mitt Romney Is A 'Bulls****er'". Das Wort wird also gar nicht ausgeschrieben, so verpönt ist es. Im Text nennt die Huffington Post es eine profanity, einen vulgären oder obszönen Ausdruck.
"Bullshit" heißt "die Scheiße" oder "der Scheiß". Ein "bullshitter" ist einer, der Scheiße redet.
Wäre es nicht Obama, dann hätte "Spiegel-Online" das wohl kaum mit "Dummschwätzer" übersetzt. Die Huffington Post weist übrigens darauf hin, daß Obama nicht zum ersten Mal einen solchen vulgären Ausdruck benutzt; er hat auch schon jemanden öffentlich einen "jackass" genannt; was je nach Kontext "blöder Arsch" heißen kann oder "Trottel".
Romney benutzt eine solche Sprache nicht. Er ist nachgerade berüchtigt dafür, sich nie beleidigend zu äußern. Daß er sich mit Obama einen "einen zunehmend derben, schmutzigen Wahlkampf" liefert, ist schlicht eine Unwahrheit.
Fischer hat also kein entsprechendes Zitat von Romney, weil es keines gibt. Er hat auch kein geeignetes Zita aus Romneys Umfeld. Also führt er zum Beleg dafür, daß auch dessen Wahlkampf "derb" und "schmutzig" sei, etwas an, das ein Mann aus Romneys Wahlkampfteam gesagt hat, der frühere Gouverneur von New Hampshire und Stabschef von Präsident George W. Bush John H. Sununu. Nicht "im Gegenzug", wie Fischer behauptet, sondern in einem ganz anderen Kontext.
Sununu hatte sich am Donnerstag gegenüber CNN geäußert, nachdem Colin Powell, einst Bushs Außenminister und zeitweise für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner im Gespräch, erklärt hatte, er werde Obama wählen.
Sununu kommentierte das so:
Frankly, when you take a look at Colin Powell, you have to wonder whether that's an endorsement based on issues or whether he's got a slightly different reason for preferring President Obama. (...) Well, I think when you have somebody of your own race that you're proud of being president of the United States, I applaud Colin for standing with him.Später erläuterte Sununu, daß Colin Powell einer seiner Freunde sei, daß er dessen politische Gründe nicht in Zweifel habe ziehen wollen und daß er dafür sei, daß Powell weiter in der Republikanischen Partei bleibt.
Ehrlich, wenn Sie einen Blick auf Colin Powell werfen, dann müssen Sie sich fragen, ob das eine Unterstützung aufgrund von Sachthemen ist, oder ob er vielleicht einen etwas anderen Grund hat, Präsident Obama vorzuziehen. (...) Nun, ich glaube, wenn man stolz darauf ist, jemanden der eigenen Rasse als Präsidenten der Vereinigten Staaten zu haben, dann hat Colin meinen Beifall dafür, daß er zu ihm steht.
"Derb und schmutzig"? Sununu ist bekannt dafür, daß er - ähnlich wie Obamas Vize Joe Biden - in seiner Ausdrucksweise nicht sehr wählerisch ist. Man mag das "Wenn man ihn sich ansieht" nicht sehr respektierlich finden. Aber in der Sache trifft Sununu ja einen unbestreitbaren Sachverhalt; siehe US-Präsidentschaftswahlen 2012 (27): Die beiden Kandidaten und die Rassen in den USA; ZR vom 19. 5. 2012.
Seit Anfang der Woche bietet auch die Washington Post ein daily tracking an, eine tägliche Umfrage zur Wahl des Präsidenten. Da die Stichprobe mit zwischen 1000 und 2000 Befragten groß ist, können die Resultate auch getrennt nach Wählermerkmalen analysiert werden.
Kein Faktor ist für die Wahl Obamas so entscheidend wie die Rasse: Von den befragten Schwarzen entschieden sich 97 Prozent für Obama und 1 Prozent für Romney. Zwar wählen die Schwarzen in den USA traditionell eher einen Demokraten als einen Republikaner; aber eine solche extreme Präferenz hat es bei der Entscheidung zwischen zwei weißen Kandidaten nie gegeben. 2004 beispielsweise wählten 11 Prozent der Schwarzen Bush; auch bei früheren Präsidentschaftswahlen war das Verhältnis ungefähr 9 zu 1, nicht 97 zu 1.
Sununus Annahme, daß auch der Republikaner Powell sich für Obama entschieden hat, weil beide Schwarze sind, mag dennoch falsch sein; er hat sie ja auch später zurückgenommen. Aber "schmutzig" oder "derb" war es gewiß nicht, was Romneys Berater geäußert hat.
Zettel
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.