Historisch betrachtet ist der Westen: das lateinische Europa. Jener Teil Europas, der im Mittelalter und darüber hinaus sein spirituelles Zentrum in Rom hatte. Denn das ist der Teil Europas, in dem die Geschichte der Gewaltenteilung beginnt. Die Trennung zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt, auch die von fürstlicher und ständischer Gewalt. (...) Und nur dort, wo es diese Vorgeschichte gab, konnte sich die Trennung von gesetzgebender, vollziehender und rechtsprechender Gewalt durchsetzen. Nur im Okzident gab es die großen Emanzipationsprojekte, die Renaissance, die Reformation, die Aufklärung. (...)
Die Einwanderung aus nichtwestlichen Ländern kann der Westen sehr gut bewältigen, wenn er darauf beharrt, dass sein Wesenskern nicht zur Disposition steht: die unveräußerlichen Menschenrechte, der Rechtsstaat, die Gleichberechtigung von Mann und Frau. (...) Der Westen würde seine Glaubwürdigkeit und seine Selbstachtung verlieren, wenn er den Anspruch auf die universale Geltung der Menschenrechte leugnen würde.
Kommentar: Dies scheint mir ein treffendes Zitat zum Jahreswechsel zu sein. Denn die Frage nach unserer westlichen Identität, nach unserem abendländischen Selbstverständnis wird nach meiner Überzeugung die politische Grundfrage der kommenden Jahrzehnte für uns sein.
Die beiden großen, säkularen Veränderungen der kommenden Jahrzehnte werden der Aufstieg Chinas und Indiens zu Weltmächten und eine anhaltende Zuwanderung aus nichtwestlichen Ländern in die Länder des Abendlandes sein. Das wird tiefgreifende Veränderungen sowohl der geopolitischen Stärke als auch der inneren Verfaßtheit des Westens mit sich bringen.
Niemand kann gegenwärtig sagen, wie wir auf diese doppelte Herausforderung reagieren, ob wir uns ihr gewachsen zeigen werden.
Außenpolitisch ist Präsident Obama dabei, eine Position des Westens nach der anderen zu räumen - ob im Nahen Osten, ob in Afghanistan, ob in Osteuropa. Westeuropa zeigt keine Bereitschaft und hat auch gar nicht die Mittel, das zu verhindern und/oder selbst mehr weltpolitische Verantwortung zu übernehmen.
Was die gesellschaftliche Bewältigung der Einwanderung aus nichtwestlichen Ländern angeht, ist alles noch offen. Die USA und Frankreich beispielsweise machen große Anstrengungen und sind auch erfolgreich darin, die Einwanderer zu assimilieren; sie zu guten US-Bürgern und citoyens der République zu machen. In Deutschland ist diese Bereitschaft leider noch gering; ja das Problem wird - wie der Umgang mit den Mahnungen Thilo Sarrazins zeigte - in einem Akt kollektiver Verdrängung schlicht geleugnet.
Lesen Sie bitte das Interview mit Heinrich August Winkler.
Die Einwanderung aus nichtwestlichen Ländern kann der Westen sehr gut bewältigen, wenn er darauf beharrt, dass sein Wesenskern nicht zur Disposition steht: die unveräußerlichen Menschenrechte, der Rechtsstaat, die Gleichberechtigung von Mann und Frau. (...) Der Westen würde seine Glaubwürdigkeit und seine Selbstachtung verlieren, wenn er den Anspruch auf die universale Geltung der Menschenrechte leugnen würde.
Der Historiker Heinrich August Winkler in einem Interview mit dem FAZ-Redakteur Claudius Seidl.
Kommentar: Dies scheint mir ein treffendes Zitat zum Jahreswechsel zu sein. Denn die Frage nach unserer westlichen Identität, nach unserem abendländischen Selbstverständnis wird nach meiner Überzeugung die politische Grundfrage der kommenden Jahrzehnte für uns sein.
Die beiden großen, säkularen Veränderungen der kommenden Jahrzehnte werden der Aufstieg Chinas und Indiens zu Weltmächten und eine anhaltende Zuwanderung aus nichtwestlichen Ländern in die Länder des Abendlandes sein. Das wird tiefgreifende Veränderungen sowohl der geopolitischen Stärke als auch der inneren Verfaßtheit des Westens mit sich bringen.
Niemand kann gegenwärtig sagen, wie wir auf diese doppelte Herausforderung reagieren, ob wir uns ihr gewachsen zeigen werden.
Außenpolitisch ist Präsident Obama dabei, eine Position des Westens nach der anderen zu räumen - ob im Nahen Osten, ob in Afghanistan, ob in Osteuropa. Westeuropa zeigt keine Bereitschaft und hat auch gar nicht die Mittel, das zu verhindern und/oder selbst mehr weltpolitische Verantwortung zu übernehmen.
Was die gesellschaftliche Bewältigung der Einwanderung aus nichtwestlichen Ländern angeht, ist alles noch offen. Die USA und Frankreich beispielsweise machen große Anstrengungen und sind auch erfolgreich darin, die Einwanderer zu assimilieren; sie zu guten US-Bürgern und citoyens der République zu machen. In Deutschland ist diese Bereitschaft leider noch gering; ja das Problem wird - wie der Umgang mit den Mahnungen Thilo Sarrazins zeigte - in einem Akt kollektiver Verdrängung schlicht geleugnet.
Lesen Sie bitte das Interview mit Heinrich August Winkler.
Zettel
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