13. Januar 2012

Zitat des Tages: "Am schwächsten ist die nationale Identität in Deutschland". Eine empirische Untersuchung bestätigt das leider Offensichtliche

Im Vergleich mit anderen Ländern ist die nationale Identität in Deutschland am schwächsten. Das hat nicht nur unsere Studie gezeigt, auch bei anderen Untersuchungen ist Deutschland immer das Schlusslicht
Der Kölner Psychologe Ulrich Schmidt-Denter als Fazit eines über zehn Jahre laufenden Forschungsprojekts, in dem 6122 Jugendliche und ihre Eltern aus Deutschland, Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden befragt wurden; zitiert in einem gestrigen Artikel von Maria Braun in "Welt-Online".

Kommentar: Es ist ja eigentlich erfreulich, wenn das, was man als einen Eindruck aus der allgemeinen Erfahrung gewonnen hat, durch eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt wird; noch dazu von einer so gründlichen und umfassenden Forschungsarbeit wie derjenigen von Professor Schmidt-Denter und seinen Mitarbeitern.

Weniger erfreulich ist der Inhalt dessen, was wir alle schon wußten und was diese sozialpsychologische Untersuchung nun nicht nur bestätigt, sondern auch in seinen Details untersucht hat: Wir Deutschen leiden an einem eklatanten Mangel an Nationalbewußtsein; dieser geht nicht unerheblich auf den Schulunterricht zurück; und die Assimilation von Einwanderern leidet unter diesem Mangel.

Eine schlimme Epoche der deutschen Geschichte, die jetzt drei Generationen zurückliegt, wird im Unterricht in aller Breite behandelt; was ja nicht falsch ist. Aber die 67 Jahre deutscher Zeitgeschichte, die seit dem Ende der Nazi-Dikatur vergangen sind und in denen sich zunächst im Westen und seit mehr als zwei Jahrezehnten nunmehr in ganz Deutschland eine in vielerlei Hinsichten vorbildliche Demokratie entwickelt hat - diese lange, uns näherstehende Zeit unserer Geschichte kommt zu kurz.

Der Schulunterricht ist in dieser Hinsicht unausgewogen. "Welt-Online".
Die zwölf Jahre, die das Dritte Reich gedauert habe, werden im Unterricht immer wieder durchgekaut, sagt Schmidt-Denter. Und dabei komme die Nachkriegszeit viel zu kurz. Doch da gäbe es auch viel Positives über Deutschland zu berichten.

Ihn wundert es nicht, dass viele junge Migranten ein eher negatives Bild von Deutschland hätten, wenn es ihnen im Unterricht so vermittelt werde. "Ihr heutiges Bild von Deutschland wird durch die starke Fokussierung auf Judenhass und den Zweiten Weltkrieg negativ emotionalisiert. Erwachsene Migranten, die hier nicht in die Schule gegangen sind, haben einen viel positiveren Blick auf Deutschland."
Wie sollen diejenigen, die nach Deutschland einwandern, es erstrebenswert finden, Deutsche zu werden, wenn wir Deutschen selbst uns gewissermaßen genieren, Deutsche zu sein? Noch einmal der Artikel:
Ein 18-jähriger Deutscher sagte zum Beispiel: "Ich glaube, ich wäre gerne Brite. Mich fasziniert das Nationalgefühl, was die Briten haben, ich find das oft ulkig, aber auch echt interessant."

Während unsere Nachbarn in den Fragebögen ganz selbstbewusst ankreuzten "Ich finde mein eigenes Land sehr sympathisch", wie es die Schweizer, Franzosen und Polen taten, so stimmten viele Deutsche der Aussage zu „"haben viele positive Eigenschaften, die uns Deutschen fehlen".
Dieses so wenig positive Selbstbild der Deutschen (die Sozialpsychologie spricht von einem Autostereotyp) ist, wie anders, objektiv nicht begründet. Bei allen Mängeln, wie sie jedes Land hat, ist dieses heutige Deutschland ein gutes Land; ist es ein gelungener Staat, dessen wir uns gewiß nicht zu schämen brauchen (siehe Einmal grundsätzlich gefragt: Wie steht es eigentlich um Deutschland?; ZR vom 30. 12. 2011).

Wir Deutschen neigen dazu, die positiven Seiten unseres Landes geringzuschätzen und das Negative in einer manchmal nachgerade masochistisch anmutenden Weise hervorzu­heben. Die anderen folgen uns darin nicht: Bei der Frage nach den beliebtesten Ländern Europas kam Deutschland in Schmidt-Denters Untersuchung unter den Jugendlichen auf Platz fünf und bei den Eltern auf Platz sechs.­
Zettel



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