13. August 2010

Huckabee for President

Gut möglich, daß man demnächst wieder über Mike Huckabee reden wird, auch in Europa.

Er war im Vorwahlkampf der USA 2008 zeitweilig so etwas wie der Obama der Republikaner; siehe Warum Huckabee und Obama gewannen; ZR vom 4. 1. 2008.

Der Einfachheit halber zitiere ich, was ich damals geschrieben habe, als die beiden Außenseiter Obama und Huckabee die Vorwahlen in Iowa gewonnen hatten:
Obwohl also Bedingungen, die in den meisten anderen Bundesstaaten so nicht existieren, wesentlich für den Erfolg der beiden Sieger verantwortlich sein dürften, hat diese Wahl doch immense nationale Bedeutung. Und zwar deswegen, weil beide Sieger bis gestern als nicht wirklich aussichtsreich galten. Obama, weil er unerfahren und ein Schwarzer ist; Huckabee, weil er unerfahren und ein Evangelikaler ist.

Sie haben beide jetzt überzeugend bewiesen, daß sie siegen können. Beide haben das auch in ihren gestrigen Reden hervorgehoben, deren Tenor so gut wie identisch war: Man hat mir einen solchen Sieg nicht zugetraut, aber siehe - hier ist er.
Ich habe damals beiden gute Chancen eingeräumt, Kandidat ihrer jeweiligen Partei zu werden. Bei Obama lag ich richtig, bei Huckabee falsch.



But wait.

Präsident Obama ist auf dem Weg, einer der unbeliebtesten Präsidenten in der Geschichte der USA zu werden. Hier können Sie sehen, wie die Zustimmung zu seiner Amtsführung von Monat zu Monat zurückgeht.

Wer immer gegen diesen incumbent, den Amtsinhaber, im Herbst 2012 antritt - er hat eine exzellente Chance, der nächste Präsident zu werden.

Und das könnte sehr gut Mike Huckabee sein. Er war ein Überraschungskandidat wie Obama im Januar 2008. Aber er ist in Vielem das Gegenteil von Barack Obama:

Kein Narziß, der sich für den Größten hält, sondern ein Mann mit leiser Ironie. Keiner, der die Welt mit hochfliegender Rhetorik verbessern will, sondern einer, der in dieser Welt, wie sie nun einmal ist, das Vernünftige, das Pragmatische tun will.

Einer mit konservativen Prinzipien, Ronald Reagan in mancher Hinsicht ähnlich. Auch darin, daß er ein ungemein sympathischer, unprätentiöser Mensch ist.

Huckabee ist das personifizierte Gegenprogramm zu dem Großkotz Obama. Einer, den die Amerikaner vielleicht wollen, wenn sie genug haben vom Welterlöser.

Mike Huckabee hat zu erkennen gegeben, daß er 2012 wieder kandidieren wird. Und er hat heute - das ist der Anlaß für diesen Artikel - eine für ihn charakteristische Position bezogen.



In den USA gilt bekanntlich das Staatsbürgerrecht des Bodens. Wer in den USA geboren wurde, der ist Amerikaner; so bestimmt es der 14. Verfassungszusatz.

Dieser wird nun gegenwärtig debattiert, weil es immer mehr illegale Einwanderer gibt; siehe Albtraum Arizona?; ZR vom 4. 8. 2010. (Das Wort "illegal" ist allerdings inzwischen nicht mehr pc. Die Betreffenden sollen nach aktueller Sprachregelung "undocumented" genannt werden; ohne Dokumente also. Dem französischen sans papiers nachgebildet).

Huckabee hat dazu eine glasklare Position bezogen, heute zu lesen beispielsweise bei CBS. Er will nicht nur, daß in den USA geborene Kinder illegaler Einwanderer weiterhin Amerikaner sind, so wie es die Verfassung vorschreibt, sondern daß ihre Staatsbürgerschaft auf Antrag auch möglich ist, wenn sie nicht in den USA geboren sind:
You do not punish a child for something the parent did. (...)

The question is: Is [an undocumented child born outside of the U.S.] better off going to college and becoming a neurosurgeon or a banker or whatever he might become, and becoming a taxpayer, and in the process having to apply for and achieve citizenship, or should we make him pick tomatoes? (...)

I think it's better if he goes to college and becomes a citizen.

Man bestraft ein Kind nicht für etwas, das Eltern taten. (...)

Die Frage ist: Ist [ein Kind ohne Dokumente, außerhalb der USA geboren] besser dran, wenn es zum College geht und Neurochirurg wird, oder Banker, oder was immer es vielleicht werden könnte und Steuerzahler wird, und wenn der Betreffende dann die Einbürgerung beantragt und erhält, oder sollten wir ihn lieber Tomaten ernten lassen? (...)

Ich bin der Meinung, daß es besser ist, wenn er ins College geht und Bürger der USA wird.


Wer von Anfang an ZR gelesen hat, der weiß, daß ich für John McCain als Präsidenten der USA eingetreten bin, als noch kaum jemand ihm eine Chance eingeräumt hat; siehe Wer meine Stimme als US-Präsident hätte; ZR vom 17. 12. 2007.

Jetzt oute ich mich als Fan von Mike Huckabee.

Huckabee for President!



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Mike Huckabee. Als Werk der US-Regierung (Department of Health and Human Services) in der Public Domain.