Die "Süddeutsche Zeitung" hat in ihrer Online-Ausgabe sueddeutsche.de im Augenblick auf der Startseite die folgenden Artikel; in dieser Reihenfolge:
"Spiegel-Online" hat seit Uhr 18.39 Uhr als Aufmacher Drohanruf bei "Bild" - Wulffs Entgleisung; gefolgt von dem Artikel Wulff und die "Bild"-Zeitung - Das Band ist zerschnitten, der seit 17.16 Uhr zu lesen ist.
"Zeit-Online" macht auf mit Anruf bei der Bild - Wulffs Wut-Anruf irritiert Koalition; es folgt unmittelbar danach Kreditaffäre - Der Zorn der Häuslebauer.
Auch die sogenannte bürgerliche Presse hat das Thema ganz oben.
Die FAZ hat in ihrer Internet-Ausgabe zwei Aufmacher nebeneinander, Berichterstattung über Privatkredit - Wulff intervenierte auch bei Springer-Chef Döpfner und Wulffs Drohung - Der Anruf des Bundespräsidenten.
"Welt-Online" titelt Drohanruf des Präsidenten - Als Wulff gegen "Bild" einen "Krieg führen" wollte. Hier immerhin folgen nicht unmittelbar weitere Artikel zum selben Thema auf der Startseite.
Nicht nur ihr Umfang hat zugenommen, sondern auch die Tonart der Berichterstattung und Kommentierung hat sich erheblich verschärft, seit es nicht mehr nur um Wulffs Kredit geht, sondern nun auch um seine Interventionen beim Haus Springer. Das ist nicht sonderlich überraschend, denn jetzt sind ja die Medien nicht mehr nur Berichterstatter, sondern zugleich Betroffene.
Sie berichten über einen Bundespräsidenten, der in eigener Sache intervenierte - nicht nur beim "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann und dem Chef des Springer-Konzerns Matthias Döpfner, sondern, wie inzwischen kolportiert wird, sogar auch noch bei Axel Springers Witwe Friede Springer, der mächtigen Anteilseignerin und stellvertretenden Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Springer AG. Das ist schon heftig.
Ja, wie soll das denn weitergehen?
Der von Wulff aufgenommene Privatkredit war aus meiner Sicht keine Affäre wert gewesen, keinen Skandal (siehe Christian Wulff, der "Meistkommentierte". Über das Interesse am Fall Wulff. Über mögliche Interessen hinter dem Fall Wulff; ZR vom 21. 12. 2011). Aber schon damals hatte die Kampagne gegen ihn sein Ansehen - und das des Amts - derart beschädigt, daß ihm seine Selbstachtung eigentlich nur noch die Option des Rücktritts hätte lassen dürfen (siehe Ist Christian Wulff ein zweiter Heinrich Lübke? Respektlosigkeit im Umgang mit dem Bundespräsidenten und Krisen der Bundesrepublik Deutschland; ZR vom 19. 12. 2011).
Jetzt ist etwas hinzugekommen, das der Sache nun doch noch die Dimension eines Skandals gibt. Man fragt sich, was schlimmer ist: Der Versuch Wulffs, auf dem Weg über die Mächtigen im Springer-Konzern auf die Arbeit der Journalisten von "Bild" Einfluß zu nehmen - oder die schier unglaubliche Tollpatschigkeit, das (in einem Fall) in Form eines auf einen Anrufbeantworter gesprochenen Textes zu tun; sozusagen für eine Indiskretion auf silbernem Tablett serviert.
Der Mann muß raus aus seinem Amt. Christian Wulff kann mit seinem nunmehr wirklich und endgültig ruinierten Ruf nicht noch bis zum Juni 2015 Bundespräsident sein.
Am Anfang stand ein Kredit, an dem wenig auszusetzen gewesen war. Aber die Kampagne und die ebenso hilflose wie naßforsche Art, in der Wulff auf sie reagierte, hat aus einem harmlosen Flämmchen jetzt einen Flächenbrand gemacht. Die Situation ist da.
Man sollte beginnen, sich Gedanken über Wulffs Nachfolge zu machen. Wenn Joachim Gauck denn noch einmal wollte, hätte er vermutlich das Amt jetzt sicher. Ich bezweifle aber, daß er will. Ein naheliegender Kandidat für die Nachfolge könnte Bundestagspräsident Norbert Lammert sein; ein souveräner und integrer Mann. Mit ihm würde sogar jener kluge Humor in das Amt des Präsidenten zurückkehren, mit dem es einst die Präsidenten Heuss und Herzog veredelt hatten.
Das Problem ist allerdings die Zusammensetzung der Bundesversammlung. Die Mehrheit von Union und FDP ist zusammengeschmolzen; noch dazu könnten sich die Spannungen in der Koalition im Abstimmungsverhalten in der Bundesversammlung entladen. Ob ein Kandidat, der allein von Schwarzgelb unterstützt wird, eine Mehrheit erhalten würde, ist höchst fraglich (siehe Was eigentlich ist Bundespräsident Wulff vorzuwerfen? Und wie wären die Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung, falls er zurücktritt?; ZR vom 17. 12. 2011).
Das ist selbst für eine Kampagne eine bemerkenswerte Ballung von Artikeln zu ein- und demselben Thema auf der Startseite.Wulffs Verhalten in der Kredit-Affäre - Wie ein Landrat von Osnabrück (2. 1., 17.41 Uhr) Neue Vorwürfe gegen den Bundespräsidenten - Wulff rief auch bei Springer-Chef Döpfner an (2. 1., 16.42 Uhr) Vertraulichkeit von Mailbox-Nachrichten - Bitte sprechen Sie nach dem Ton, Herr Präsident! (2. 1., 17.44 Uhr) Niedersachsen-ABC - Hochdeutsch-Hochburg im Visier (2. 1., 18.30 Uhr)
"Spiegel-Online" hat seit Uhr 18.39 Uhr als Aufmacher Drohanruf bei "Bild" - Wulffs Entgleisung; gefolgt von dem Artikel Wulff und die "Bild"-Zeitung - Das Band ist zerschnitten, der seit 17.16 Uhr zu lesen ist.
"Zeit-Online" macht auf mit Anruf bei der Bild - Wulffs Wut-Anruf irritiert Koalition; es folgt unmittelbar danach Kreditaffäre - Der Zorn der Häuslebauer.
Auch die sogenannte bürgerliche Presse hat das Thema ganz oben.
Die FAZ hat in ihrer Internet-Ausgabe zwei Aufmacher nebeneinander, Berichterstattung über Privatkredit - Wulff intervenierte auch bei Springer-Chef Döpfner und Wulffs Drohung - Der Anruf des Bundespräsidenten.
"Welt-Online" titelt Drohanruf des Präsidenten - Als Wulff gegen "Bild" einen "Krieg führen" wollte. Hier immerhin folgen nicht unmittelbar weitere Artikel zum selben Thema auf der Startseite.
Nicht nur ihr Umfang hat zugenommen, sondern auch die Tonart der Berichterstattung und Kommentierung hat sich erheblich verschärft, seit es nicht mehr nur um Wulffs Kredit geht, sondern nun auch um seine Interventionen beim Haus Springer. Das ist nicht sonderlich überraschend, denn jetzt sind ja die Medien nicht mehr nur Berichterstatter, sondern zugleich Betroffene.
Sie berichten über einen Bundespräsidenten, der in eigener Sache intervenierte - nicht nur beim "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann und dem Chef des Springer-Konzerns Matthias Döpfner, sondern, wie inzwischen kolportiert wird, sogar auch noch bei Axel Springers Witwe Friede Springer, der mächtigen Anteilseignerin und stellvertretenden Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Springer AG. Das ist schon heftig.
Ja, wie soll das denn weitergehen?
Der von Wulff aufgenommene Privatkredit war aus meiner Sicht keine Affäre wert gewesen, keinen Skandal (siehe Christian Wulff, der "Meistkommentierte". Über das Interesse am Fall Wulff. Über mögliche Interessen hinter dem Fall Wulff; ZR vom 21. 12. 2011). Aber schon damals hatte die Kampagne gegen ihn sein Ansehen - und das des Amts - derart beschädigt, daß ihm seine Selbstachtung eigentlich nur noch die Option des Rücktritts hätte lassen dürfen (siehe Ist Christian Wulff ein zweiter Heinrich Lübke? Respektlosigkeit im Umgang mit dem Bundespräsidenten und Krisen der Bundesrepublik Deutschland; ZR vom 19. 12. 2011).
Jetzt ist etwas hinzugekommen, das der Sache nun doch noch die Dimension eines Skandals gibt. Man fragt sich, was schlimmer ist: Der Versuch Wulffs, auf dem Weg über die Mächtigen im Springer-Konzern auf die Arbeit der Journalisten von "Bild" Einfluß zu nehmen - oder die schier unglaubliche Tollpatschigkeit, das (in einem Fall) in Form eines auf einen Anrufbeantworter gesprochenen Textes zu tun; sozusagen für eine Indiskretion auf silbernem Tablett serviert.
Der Mann muß raus aus seinem Amt. Christian Wulff kann mit seinem nunmehr wirklich und endgültig ruinierten Ruf nicht noch bis zum Juni 2015 Bundespräsident sein.
Am Anfang stand ein Kredit, an dem wenig auszusetzen gewesen war. Aber die Kampagne und die ebenso hilflose wie naßforsche Art, in der Wulff auf sie reagierte, hat aus einem harmlosen Flämmchen jetzt einen Flächenbrand gemacht. Die Situation ist da.
Man sollte beginnen, sich Gedanken über Wulffs Nachfolge zu machen. Wenn Joachim Gauck denn noch einmal wollte, hätte er vermutlich das Amt jetzt sicher. Ich bezweifle aber, daß er will. Ein naheliegender Kandidat für die Nachfolge könnte Bundestagspräsident Norbert Lammert sein; ein souveräner und integrer Mann. Mit ihm würde sogar jener kluge Humor in das Amt des Präsidenten zurückkehren, mit dem es einst die Präsidenten Heuss und Herzog veredelt hatten.
Das Problem ist allerdings die Zusammensetzung der Bundesversammlung. Die Mehrheit von Union und FDP ist zusammengeschmolzen; noch dazu könnten sich die Spannungen in der Koalition im Abstimmungsverhalten in der Bundesversammlung entladen. Ob ein Kandidat, der allein von Schwarzgelb unterstützt wird, eine Mehrheit erhalten würde, ist höchst fraglich (siehe Was eigentlich ist Bundespräsident Wulff vorzuwerfen? Und wie wären die Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung, falls er zurücktritt?; ZR vom 17. 12. 2011).
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