23. August 2012

Nichts kapiert

Im Raumschiff Regierungsviertel macht man sich offenbar zunehmend Sorgen über die Stimmung unten auf der Erde. Die Basis verschiedener Parteien fängt ebenso an zu murren wie die Wählerschaft insgesamt. Über zwei Jahre dauern nun die als "Eurokrise" betitelten Versuche, mit den überbordenden Staatsschulden fertig zu werden. Und die Vorträge der Politiker und Journalisten überzeugen immer weniger.

Also soll eine Image-Kampagne her. Mit mehr oder weniger gelungenen Sprüchen werben Promis von Altkanzler Schmidt und Altpräsident Herzog bis hin zu merkwürdigen Stars der Unterhaltungs-Industrie für - ja für was eigentlich?
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Offenbar irgendwie für Europa. Was nun eigentlich lächerlich ist - denn eigentlich ist ja keiner gegen Europa.
Oder werben sie für die Euro-Politik der EU-Spitzen? Explizit tun sie es nicht, aber als Unterstützung für die offizielle Linie ist die Aktion wohl schon gedacht.

Die ganze Kampagne ist ziemlich ärgerlich.

Wir haben derzeit konkret anstehende Probleme. Sowohl bei der weiteren Gestaltung der Schuldenkrise und der Euro-Regeln als auch allgemein bei der Weiterentwicklung der europäischen Institutionen. Fakten und Argumente werden verlangt, konkrete Zielbeschreibungen und Alternativen, zwischen denen entschieden werden muß.
Eine Blubberblasenwerbung im Waschmittelstil ist da völlig deplaziert.

Und als mündiger Wähler fühlt man sich von der Kampagne direkt beleidigt. Für wie dumm halten uns eigentlich die Initiatoren wenn sie erwarten, daß uns diese "Testimonials" beeindrucken können? Was bitte schön hat denn das für ein Gewicht, wenn drittklassige Promis noch unterhalb Dschungelcamp-Niveau einem erzählen, sie hätten vom Feeling her ein gutes Gefühl?
Wenn es in normalen Wahlkämpfen darum geht, für einen Kandidaten Sympathiewerbung zu machen - dann kann man es ertragen wenn irgendwelche Fernsehnasen Reklame machen. Da schadet es nicht, daß ein Künstler, Literat oder Schauspieler per se nicht mehr Autorität in politischen Fragen hat als ein x-beliebiger Stammtischbesucher.

Für die weitere Entwicklung Europas wünscht man sich aber schon ein Mindestmaß an Kompetenz. Und da die politisch Agierenden gerade hier ein immer fragwürdigeres Bild abgeben, wird ihnen die Unterstützung von Florian Silbereisen und Co. nicht weiterhelfen.

Ich gehe mal davon aus, daß die Wirkung dieser Kampagne deutlich anders sein wird, als sich das die "spin doctors" erwarten.

R.A.


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