3. August 2012

Zettels Meckerecke: DDR, schon nicht mehr light. Der "Fall" Nadja Drygalla und die Ex-FDJ-Funktionärin Petra Pau

Im Sport, das wissen wir alle, hat die Politik nichts zu suchen. Deshalb beispielsweise dürfen auch Sportler aus Diktaturen wie Nordkorea und Vietnam an den Olympischen Spielen teilnehmen. Weil Sport und Politik getrennt werden müssen, durfte die Ukraine kürzlich die Fußball-EM mit ausrichten.

In der DDR freilich, wie in allen kommunistischen Ländern, wurde Sport und Politik nicht getrennt. Im Gegenteil war der internationale Sport ein wesentliches Instrument der Außenpolitik; und den Sportlern wurde ein Bekenntnis zu ihrem "sozialistischen Vaterland" und zur SED abverlangt.

Aus der DDR kommt bekanntlich Petra Pau. Über diesen Teil ihrer Biografie ist in der Wikipedia dies zu lesen:
Nach dem Besuch einer Allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschule (POS) begann Petra Pau 1979 eine Ausbildung am Zentralinstitut der Pionierorganisation Ernst Thälmann in Droyßig, die sie 1983 als Freundschaftspionierleiterin und als Unterstufenlehrerin für Deutsch und Kunsterziehung beendete. Bis 1985 war sie in ihrem erlernten Beruf tätig und begann dann ein Studium an der Parteihochschule Karl Marx, welches sie 1988 als Diplom-Gesellschaftswissenschaftlerin abschloss. Sie war dann bis 1990 Mitarbeiterin beim Zentralrat der FDJ, den sie nach der Wende mit abwickelte.
Eine stramme Kommunistin also, eine Funktionärin. Eine Frau, die bis zu dessen Ende aktiv für das totalitäre System der DDR gearbeitet hatte.

Hat sie seither gelernt? Ist sie zur Demokratin geworden? Viele meinen es. Sie wurde sogar, nachdem Lothar Bisky gescheitert war, zur Vizepräsidentin des Bundestags gewählt.

Aber Zweifel daran, daß sie etwas gelernt hat, sind spätestens seit heute berechtigt. Offenbar hat sie noch immer nicht begriffen, daß Sport nicht Politik ist. Offenbar hat sie nicht begriffen, daß für die Berufung in eine Olympiamannschaft die Leistung zählt und nicht die politische Gesinnung. Und offenbar will sie dazu auch noch so etwas wie eine Gesinnungs-Sippenhaft einführen. Oder richtiger: Diese Praxis aus dem totalitären System übernehmen, dem sie gedient hat.



Lesen Sie bitte einmal diese Sätze aus einem heutigen Bericht von "Spiegel-Online" über die Ruderin Nadja Drygalla, Mitglied des deutschen Olympia-Teams:
Die Linken-Politikerin Petra Pau erhebt Vorwürfe gegen den Deutschen Olympischen Sportbund. (...) Es sei weder neu noch unbekannt gewesen, dass Drygalla ein "strammer Hang ins Nazi-Milieu" nachgesagt werde, sagte Petra Pau, Mitglied im Fraktionsvorstand der Linken im Bundestag. Dessen ungeachtet sei die Athletin "sportlich von Behörden und Organisationen zur Olympiareife gefördert und ins deutsche Vorzeige-Team berufen" worden, kritisierte Pau. Dies sei "oberfaul".

Paus Anschuldigungen lassen sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht bestätigen. Drygalla selbst hat sich nicht geäußert. Erkenntnisse über eine eigene rechtsextreme Gesinnung der Athletin - unabhängig von ihrer angeblichen Beziehung - gibt es derzeit nicht.
Bei dem Mann, mit dem Nadja Drygalla befreundet sein soll, handelt es sich laut taz um Michael Fischer, 2011 Landtagskandidat der NPD.



"SKANDAL IM DEUTSCHEN OLYMPIA-TEAM - Rechte Schlagseite" titelt die taz.

Ja, es gibt einen Skandal; aber nicht im Olympia-Team. Der Skandal besteht darin, daß eine Politikerin, die aktiv dem DDR-Unrechtsregime gedient hat, mit DDR-Methoden Rufmord an einer Sportlerin begehen darf, ohne daß sich in der Öffentlichkeit Empörung regt.

Pau wirft Nadja Drygalla nichts anderes vor, als daß ihr etwas "nachgesagt wird". Und was man ihr nachsagt, das besteht lediglich darin, daß sie einen Freund habe, der NPD-Politiker ist.

Offenbar gibt es von Frau Drygalla keine einzige bekannte rechtsextreme Äußerung oder gar Berichte über eine Betätigung in der NPD. Nichts. Aber sie hatte "Kontakte" in Gestalt eines Mannes, den sie offenbar liebt.

Der Chef des deutschen Olympia-Teams, Michael Vesper, einst Grünen-Politiker, hat mit Frau Drygalla ein Gespräch geführt. Dazu "Spiegel-Online":
Das Gespräch am Donnerstagabend dauerte laut Vesper etwa anderthalb Stunden. (...) Drygalla sei glaubwürdig gewesen und er habe keinen Zweifel, dass sie "auf dem Boden des Grundgesetzes und der olympischen Werte" stehe, so Vesper.
Aber das genügt nicht in der DDR light - nein, in diesem Punkt schon nicht mehr light -, die Petra Pau einführen möchte. Was zählt für Pau bei einer Sportlerin die eigene Gesinnung, wenn sie sich in jemanden verliebt hat, dessen Gesinnung zu beanstanden ist?

Die DDR ist noch nicht Geschichte. Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.
Zettel



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