A confederacy of fools (Ein Bund von Deppen).
Julian Assange laut der New York Times (NYT) vom Wochenende über seine Mitarbeiter bei WikiLeaks. Die Äußerung fiel in einem verschlüsselten Chat, der geknackt und der NYT zugespielt wurde.
Kommentar: Schon wegen dieser Herkunft ist das mein Zitat des Tages: Der Meister des Geheimnisbruchs wird selbst Opfer eines Geheimnisbruchs. Derjenige, der sich illegal Dokumente verschafft, wird selbst ausspioniert.
Ich gestehe, daß mich das schon sehr - sagen wir, diebisch - gefreut hat.
Der Artikel in der NYT, an dem neben den beiden Autoren John F. Burns (Chef des Londoner Büros) und Ravi Somaiya der Washingtoner Korrespondent der NYT Eric Schmitt sowie Dexter Filkins, Reporter in Kabul, mitgearbeitet haben, ist eine lesenswerte Enthüllung über den Enthüller Assange. Er basiert offenbar auf Informationen von WikiLeak-Insidern, die über Julian Assange ausgepackt haben.
Danach ist er ein autokratisch regierender Chef, der einsame Entscheidungen trifft. Die Mitarbeiter, mit denen die Autoren der NYT gesprochen haben, schildern ihn als "increasingly dictatorial, eccentric and capricious" - immer diktatorischer, exzentrischer und sprunghafter.
Die Publikation der geheimen Afghanistan-Dokumente vor drei Monaten, einschließlich der vollen Namen von afghanischen Mitarbeitern und Informaten der USA, hat Assange nach Aussagen dieser Mitarbeiter allein beschlossen; zu deren Entsetzen.
Inzwischen haben die Taliban verlautbart, daß sie dabei sind, die Dokumente auszuwerten. Die NYT:
Laut NYT verhält sich Assange wie ein Gejagter. Er spricht flüsternd und benutzt nur Handys mit Verschlüsselung, die er wechselt wie andere das Hemd. Auch seine Mitarbeiter sind mit solchen Handys ausgerüstet. Er reist unter falschem Namen, färbt sich das Haar, schläft auf Sofas und zahlt nur bar. Zu seiner Begleitung gehört ein Mann mit Videokamera, der etwaige Zwischenfälle filmen soll.
Nach der Veröffentlichung der Afghanistan-Dokumente setzte sich der gebürtige Australier Assange nach Schweden ab. Dort liegt aber inzwischen ein Haftbefehl wegen sexueller Belästigung und Vergewaltigung gegen ihn vor. In den USA wird gegen ihn wegen Spionage ermittelt. Ende September wechselte er nach Deutschland, wo ihm drei Laptops mit verschlüsselten Daten abhanden kamen. Er reiste weiter nach England; dort hat er dank seines australischen Passes ein Aufenthaltsrecht von sechs Monaten.
Wohin er sich dann begeben wird, ist ungewiß. Australien hat schon zu erkennen gegeben, daß es gegebenenfalls mit den US-Behörden zusammenarbeiten wird. Schweden hat sein Ersuchen um eine Aufenthaltserlaubnis abgelehnt. Assange hatte Island als sein Asylland erwogen, sieht es aber inzwischen auch zu sehr unter dem Einfluß der USA.
Die USA haßt er augenscheinlich; er sieht sie als eine "Bedrohung für die Demokratie" und eine "zunehmend militarisierte Gesellschaft".
Ich halte WikiLeaks für eine der unerfreulichsten Erscheinungen im Internet. Befriedigt wird die Sensationslust der Konsumenten; der Wunsch, durchs Schlüsselloch zu gucken und Geheimnisse enthüllt zu bekommen.
Anders als sonst Sensationsjournalisten tritt Assange - er entging 1995 in Australien nur knapp einer Verurteilung wegen wiederholten Hackens - aber als der Edle Kämpfer für Informationsfreiheit, wenn nicht gar für den Frieden auf. Die Veröffentlichung der Afghanistan-Dokumente rechtfertigte er mit "the tremendous good and prevention of harm that is caused" - dem enormen Guten und der Vermeidung von Schlimmem, das bewirkt werde.
Aber gar nichts Gutes wird bewirkt, wenn solche geheimen Dokumente der Öffentlichkeit vorgeführt werden. Schon gar nicht wird Schlimmes verhindert; es wird im Gegenteil gefördert, wie die "Kommission" der Taliban zeigt (siehe Marginalie: Die Verbrecher von WikiLeaks. Ja, die Verbrecher; ZR vom 11. 8. 2010).
Das Schlimmste ist, daß Medien wie der "Spiegel" mitspielen. Jeder Dieb braucht seine Hehler, ohne die das Stehlen für ihn ohne Nutzen wäre. Auch ein Datendieb wie Assange.
Julian Assange laut der New York Times (NYT) vom Wochenende über seine Mitarbeiter bei WikiLeaks. Die Äußerung fiel in einem verschlüsselten Chat, der geknackt und der NYT zugespielt wurde.
Kommentar: Schon wegen dieser Herkunft ist das mein Zitat des Tages: Der Meister des Geheimnisbruchs wird selbst Opfer eines Geheimnisbruchs. Derjenige, der sich illegal Dokumente verschafft, wird selbst ausspioniert.
Ich gestehe, daß mich das schon sehr - sagen wir, diebisch - gefreut hat.
Der Artikel in der NYT, an dem neben den beiden Autoren John F. Burns (Chef des Londoner Büros) und Ravi Somaiya der Washingtoner Korrespondent der NYT Eric Schmitt sowie Dexter Filkins, Reporter in Kabul, mitgearbeitet haben, ist eine lesenswerte Enthüllung über den Enthüller Assange. Er basiert offenbar auf Informationen von WikiLeak-Insidern, die über Julian Assange ausgepackt haben.
Danach ist er ein autokratisch regierender Chef, der einsame Entscheidungen trifft. Die Mitarbeiter, mit denen die Autoren der NYT gesprochen haben, schildern ihn als "increasingly dictatorial, eccentric and capricious" - immer diktatorischer, exzentrischer und sprunghafter.
Die Publikation der geheimen Afghanistan-Dokumente vor drei Monaten, einschließlich der vollen Namen von afghanischen Mitarbeitern und Informaten der USA, hat Assange nach Aussagen dieser Mitarbeiter allein beschlossen; zu deren Entsetzen.
Inzwischen haben die Taliban verlautbart, daß sie dabei sind, die Dokumente auszuwerten. Die NYT:
A Taliban spokesman in Afghanistan using the pseudonym Zabiullah Mujahid said in a telephone interview that the Taliban had formed a nine-member "commission" after the Afghan documents were posted "to find about people who are spying." He said the Taliban had a "wanted" list of 1,800 Afghans and was comparing that with names WikiLeaks provided. "After the process is completed, our Taliban court will decide about such people," he said.Der Mann, der derart zur Menschenjagd geblasen hat, fühlt sich jetzt selbst verfolgt.
Ein Sprecher der Taliban mit dem Decknamen Zabiullah Mujahid sagte in einem Telefoninterview, daß die Taliban nach der Veröffentlichung der Afghanistan-Dokumente eine "Kommission" mit neun Mitgliedern gebildet hätten, "um gegen die Leute zu ermitteln, die spionieren". Er erklärte, daß die Taliban eine Liste von 1.800 "gesuchten" Afghanen hätten, die sie jetzt gegen die von WikiLeaks gelieferten Namen abglichen. "Nachdem dieses Verfahren abgeschlossen ist, wird unser Taliban-Gericht über diese Menschen entscheiden", sagte er.
Laut NYT verhält sich Assange wie ein Gejagter. Er spricht flüsternd und benutzt nur Handys mit Verschlüsselung, die er wechselt wie andere das Hemd. Auch seine Mitarbeiter sind mit solchen Handys ausgerüstet. Er reist unter falschem Namen, färbt sich das Haar, schläft auf Sofas und zahlt nur bar. Zu seiner Begleitung gehört ein Mann mit Videokamera, der etwaige Zwischenfälle filmen soll.
Nach der Veröffentlichung der Afghanistan-Dokumente setzte sich der gebürtige Australier Assange nach Schweden ab. Dort liegt aber inzwischen ein Haftbefehl wegen sexueller Belästigung und Vergewaltigung gegen ihn vor. In den USA wird gegen ihn wegen Spionage ermittelt. Ende September wechselte er nach Deutschland, wo ihm drei Laptops mit verschlüsselten Daten abhanden kamen. Er reiste weiter nach England; dort hat er dank seines australischen Passes ein Aufenthaltsrecht von sechs Monaten.
Wohin er sich dann begeben wird, ist ungewiß. Australien hat schon zu erkennen gegeben, daß es gegebenenfalls mit den US-Behörden zusammenarbeiten wird. Schweden hat sein Ersuchen um eine Aufenthaltserlaubnis abgelehnt. Assange hatte Island als sein Asylland erwogen, sieht es aber inzwischen auch zu sehr unter dem Einfluß der USA.
Die USA haßt er augenscheinlich; er sieht sie als eine "Bedrohung für die Demokratie" und eine "zunehmend militarisierte Gesellschaft".
Ich halte WikiLeaks für eine der unerfreulichsten Erscheinungen im Internet. Befriedigt wird die Sensationslust der Konsumenten; der Wunsch, durchs Schlüsselloch zu gucken und Geheimnisse enthüllt zu bekommen.
Anders als sonst Sensationsjournalisten tritt Assange - er entging 1995 in Australien nur knapp einer Verurteilung wegen wiederholten Hackens - aber als der Edle Kämpfer für Informationsfreiheit, wenn nicht gar für den Frieden auf. Die Veröffentlichung der Afghanistan-Dokumente rechtfertigte er mit "the tremendous good and prevention of harm that is caused" - dem enormen Guten und der Vermeidung von Schlimmem, das bewirkt werde.
Aber gar nichts Gutes wird bewirkt, wenn solche geheimen Dokumente der Öffentlichkeit vorgeführt werden. Schon gar nicht wird Schlimmes verhindert; es wird im Gegenteil gefördert, wie die "Kommission" der Taliban zeigt (siehe Marginalie: Die Verbrecher von WikiLeaks. Ja, die Verbrecher; ZR vom 11. 8. 2010).
Das Schlimmste ist, daß Medien wie der "Spiegel" mitspielen. Jeder Dieb braucht seine Hehler, ohne die das Stehlen für ihn ohne Nutzen wäre. Auch ein Datendieb wie Assange.
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