Haben Sie im Bundestag jemals etwas Lächerlicheres gesehen als den Mummenschanz, den gestern die Fraktion der "Grünen" darbot, als über die Atompolitik debattiert und abgestimmt wurde?
Alle in Schwarz. Ob jeder dazu seine private Kleidung für Trauerfeiern, vielleicht ja auch das Konfirmationskleid, aus dem Schrank geholt hat, oder ob aus der Fraktionskasse eine Uniformierung Aller finanziert wurde - ich weiß das nicht.
Hier sehen Sie als optische Kostprobe einen der Schwarzen, den Fraktionsgeschäftsführer Beck.
Beck trägt, auf sein schwarzes Habit aufgenäht oder aufgeklebt, ein Kreuz. Bei der TV-Übertragung der Debatte sahen mir diese Kreuze wie leicht verfremdete Totenkreuze aus. Den Meldungen entnehme ich aber, daß es sich um - so zum Beispiel "Zeit-Online" - "ein gelbes X – das Symbol der Castorgegner im Wendland" gehandelt habe.
Lächerlich und geschmacklos war das jedenfalls. Jedem mögen dazu seine eigenen Assoziationen gekommen sein.
Mir fiel beim Ansehen der Übertragung im TV als erstes der "Schwarze Block" der gewaltbereiten Linksextremen ein. Als Erinnerung vielleicht an die linksextreme Vergangenheit manches grünen Protagonisten?
Man könnte auch - das war meine nächste Assoziation - an die heute vergessene Subkultur der Gothics oder Goths denken, die grundsätzlich in Tiefschwarz herumliefen; ihre düsteren Gewänder nicht selten geschmückt mit Kreuzen aller Formen. Hier sehen Sie eine solche junge Dame in vollem Schmuck.
Anderen kamen andere Assoziationen. Dem FDP-Abgeordenten Jörg van Essen fielen zu diesem Block einer einheitlich uniformierten Fraktion Bilder "vom chinesischen Volkskongress über die Sandinisten in Nicaragua und Schwarzhemden in Italien" ein.
Als er dazu anmerkte: "Es hat keinem Parlament in der Geschichte gutgetan, wenn eine Fraktion einheitlich gekleidet aufgetreten ist", sahen sich Grüne indes gleich in die Nähe der Nazis gerückt.
Kurz, Vergangenes. Retro, ob nun auf die eine oder andere Art.
Selten haben sich die Grufties der Grünen selbst so zur Kenntlichkeit entstellt dargeboten. Ein Grüpplein trauriger schwarzer Gestalten, die darüber lamentieren, daß Deutschland sich einen Schritt - einen kleinen Schritt, aber immerhin - aus der ideologischen Zwangsjacke befreit hat, die diese Grünen uns zu verpassen versuchten.
Als unter Rotgrün im Jahr 2000 der "Atomausstieg" beschlossen und 2002 in Gesetzesform gegossen wurde, da kam man sich als Vorbild vor. Am deutschen Wesen sollte wieder einmal die Welt genesen. Man wollte der Welt ein Beispiel geben.
Den irrationalen Ängsten vor Kernkraftwerken, die eine ganze Generation in Deutschland geprägt hatten, sollten sich die anderen anschließen; uns vorbildhaften Deutschen hinterherlaufen wie die Kinder Hamelns dem Pfeifer.
Sie sind uns aber nicht nachgelaufen, die anderen.
Von einem "Ausstieg" ist heute kaum noch irgendwo die Rede. In Finnland entsteht ein nagelneues KKW, Olkiluoto Block 3. Ein weiteres, Olkiluoto Block 4, ist in Planung. China wird bis Ende dieses Jahres 22 neue Reaktoren fertiggestellt haben und plant nicht weniger als 132 weitere Reaktoren.
Einen ausführlichen Artikel über die "Renaissance der Atomkraft" hat kürzlich bei der "Achse des Guten" Günter Keil publiziert; Dr.-Ing. und bis zu seiner Pensionierung 2002 in leitender Funktion im Bundesforschungsministerium tätig. Seine Zusammenfassung:
Die Grünen wollten die Vorhut sein, und nun sieht man die anderen davonlaufen und steht als Nachhut ziemlich dumm da. Diese schwarzen Trauergestalten, die da gestern im Bundestag herumsaßen, haben das symbolisiert. Lächerlich, aber auf seine Art schon sehr treffend. Der Abgesang auf die Symbolik, mit der die Grünen - damals keine müden Gestalten, sondern junge und bunte Alternative - mit Sonnenblumen in den Bundestag ihren Einzug hielten. Das war vor einer Generation, im Jahr 1983.
Aber stehen denn nicht die Deutschen nach wie vor hinter dem Ausstieg? Nein. Lesen Sie bitte dazu, was gestern der Chefredakteur des "Tagesspiegel", Lorenz Maroldt, in dessen Onlineausgabe geschrieben hat; er zitiert eine Forsa-Umfrage, die ein ganz anderes Bild zeigt.
Aber ist denn der "Ausstieg" wegen des "ungelösten Problems der Endlagerung" nicht unausweichlich? Nein. Lesen Sie bitte, was in "Denken für die Freiheit" dazu ein Fachmann schreibt, der in Energie- und Verfahrenstechnik promovierte Ingenieur Klaus-Dieter Humpich.
Aber wie kommt es denn, daß wir Deutschen uns bei diesem Thema derart verquer, derart irrational verhalten? Daß gar diese Retro-Grünen mit ihrer verstaubten Ideologie gegenwärtig einen demoskopischen Höhenflug erleben?
Tja, die Deutschen und das Atom, das ist ein Kapitel für sich.
Ich habe ihm vor einigen Jahren eine Serie gewidmet, die diesen seltsamen deutschen "Sonderweg" nachzeichnet. Einen Weg, der mit "Kampf dem Atomtod!" begann und der über die von kommunistischen Gruppen inszenierten "Anti-AKW"-Krawalle der achtziger Jahre in den "Ausstieg" hineinführte.
Der erste Artikel dieser Serie war motiviert durch die damals aktuelle Entscheidung eines G-8-Gipfels zugunsten der Atomenergie. Nur Deutschland hatte für sich eine Sonderklausel erwirkt. Es regierte ja damals die Große Koalition, und der Umweltminister hieß Sigmar Gabriel.
Das war für mich der Anlaß, auf die seltsame Geschichte des deutschen Verhältnisses zum Atom zurückzublicken. Die erste Folge hieß Die Deutschen und das Atom (1): Der deutsche Sonderweg; ZR vom 18. 7. 2006. Links zu den weiteren fünf Folgen stehen jetzt jeweils am Schluß der Artikel.
Alle in Schwarz. Ob jeder dazu seine private Kleidung für Trauerfeiern, vielleicht ja auch das Konfirmationskleid, aus dem Schrank geholt hat, oder ob aus der Fraktionskasse eine Uniformierung Aller finanziert wurde - ich weiß das nicht.
Hier sehen Sie als optische Kostprobe einen der Schwarzen, den Fraktionsgeschäftsführer Beck.
Beck trägt, auf sein schwarzes Habit aufgenäht oder aufgeklebt, ein Kreuz. Bei der TV-Übertragung der Debatte sahen mir diese Kreuze wie leicht verfremdete Totenkreuze aus. Den Meldungen entnehme ich aber, daß es sich um - so zum Beispiel "Zeit-Online" - "ein gelbes X – das Symbol der Castorgegner im Wendland" gehandelt habe.
Lächerlich und geschmacklos war das jedenfalls. Jedem mögen dazu seine eigenen Assoziationen gekommen sein.
Mir fiel beim Ansehen der Übertragung im TV als erstes der "Schwarze Block" der gewaltbereiten Linksextremen ein. Als Erinnerung vielleicht an die linksextreme Vergangenheit manches grünen Protagonisten?
Man könnte auch - das war meine nächste Assoziation - an die heute vergessene Subkultur der Gothics oder Goths denken, die grundsätzlich in Tiefschwarz herumliefen; ihre düsteren Gewänder nicht selten geschmückt mit Kreuzen aller Formen. Hier sehen Sie eine solche junge Dame in vollem Schmuck.
Anderen kamen andere Assoziationen. Dem FDP-Abgeordenten Jörg van Essen fielen zu diesem Block einer einheitlich uniformierten Fraktion Bilder "vom chinesischen Volkskongress über die Sandinisten in Nicaragua und Schwarzhemden in Italien" ein.
Als er dazu anmerkte: "Es hat keinem Parlament in der Geschichte gutgetan, wenn eine Fraktion einheitlich gekleidet aufgetreten ist", sahen sich Grüne indes gleich in die Nähe der Nazis gerückt.
Kurz, Vergangenes. Retro, ob nun auf die eine oder andere Art.
Selten haben sich die Grufties der Grünen selbst so zur Kenntlichkeit entstellt dargeboten. Ein Grüpplein trauriger schwarzer Gestalten, die darüber lamentieren, daß Deutschland sich einen Schritt - einen kleinen Schritt, aber immerhin - aus der ideologischen Zwangsjacke befreit hat, die diese Grünen uns zu verpassen versuchten.
Als unter Rotgrün im Jahr 2000 der "Atomausstieg" beschlossen und 2002 in Gesetzesform gegossen wurde, da kam man sich als Vorbild vor. Am deutschen Wesen sollte wieder einmal die Welt genesen. Man wollte der Welt ein Beispiel geben.
Den irrationalen Ängsten vor Kernkraftwerken, die eine ganze Generation in Deutschland geprägt hatten, sollten sich die anderen anschließen; uns vorbildhaften Deutschen hinterherlaufen wie die Kinder Hamelns dem Pfeifer.
Sie sind uns aber nicht nachgelaufen, die anderen.
Von einem "Ausstieg" ist heute kaum noch irgendwo die Rede. In Finnland entsteht ein nagelneues KKW, Olkiluoto Block 3. Ein weiteres, Olkiluoto Block 4, ist in Planung. China wird bis Ende dieses Jahres 22 neue Reaktoren fertiggestellt haben und plant nicht weniger als 132 weitere Reaktoren.
Einen ausführlichen Artikel über die "Renaissance der Atomkraft" hat kürzlich bei der "Achse des Guten" Günter Keil publiziert; Dr.-Ing. und bis zu seiner Pensionierung 2002 in leitender Funktion im Bundesforschungsministerium tätig. Seine Zusammenfassung:
Die sogenannte nukleare Renaissance ist bereits seit einigen Jahren im Gange. Heute haben 42 Nationen Baupläne für die Errichtung von Kernkraftwerken (KKW) – davon 19 erstmalig ! - und weitere 7 haben ihr Interesse daran bekundet. (...) Gegenwärtig sind 47 Reaktorblöcke im Bau; weitere 186 Reaktorblöcke befinden sich in der Planung, ca. 120 davon in den kommenden 3 – 4 Jahren.Die deutsche Verlängerung der Laufzeiten ist die längst fällige, wenn auch noch bescheidene Anpassung an das, was sich international vollzieht.
Die Grünen wollten die Vorhut sein, und nun sieht man die anderen davonlaufen und steht als Nachhut ziemlich dumm da. Diese schwarzen Trauergestalten, die da gestern im Bundestag herumsaßen, haben das symbolisiert. Lächerlich, aber auf seine Art schon sehr treffend. Der Abgesang auf die Symbolik, mit der die Grünen - damals keine müden Gestalten, sondern junge und bunte Alternative - mit Sonnenblumen in den Bundestag ihren Einzug hielten. Das war vor einer Generation, im Jahr 1983.
Aber stehen denn nicht die Deutschen nach wie vor hinter dem Ausstieg? Nein. Lesen Sie bitte dazu, was gestern der Chefredakteur des "Tagesspiegel", Lorenz Maroldt, in dessen Onlineausgabe geschrieben hat; er zitiert eine Forsa-Umfrage, die ein ganz anderes Bild zeigt.
Aber ist denn der "Ausstieg" wegen des "ungelösten Problems der Endlagerung" nicht unausweichlich? Nein. Lesen Sie bitte, was in "Denken für die Freiheit" dazu ein Fachmann schreibt, der in Energie- und Verfahrenstechnik promovierte Ingenieur Klaus-Dieter Humpich.
Aber wie kommt es denn, daß wir Deutschen uns bei diesem Thema derart verquer, derart irrational verhalten? Daß gar diese Retro-Grünen mit ihrer verstaubten Ideologie gegenwärtig einen demoskopischen Höhenflug erleben?
Tja, die Deutschen und das Atom, das ist ein Kapitel für sich.
Ich habe ihm vor einigen Jahren eine Serie gewidmet, die diesen seltsamen deutschen "Sonderweg" nachzeichnet. Einen Weg, der mit "Kampf dem Atomtod!" begann und der über die von kommunistischen Gruppen inszenierten "Anti-AKW"-Krawalle der achtziger Jahre in den "Ausstieg" hineinführte.
Der erste Artikel dieser Serie war motiviert durch die damals aktuelle Entscheidung eines G-8-Gipfels zugunsten der Atomenergie. Nur Deutschland hatte für sich eine Sonderklausel erwirkt. Es regierte ja damals die Große Koalition, und der Umweltminister hieß Sigmar Gabriel.
Das war für mich der Anlaß, auf die seltsame Geschichte des deutschen Verhältnisses zum Atom zurückzublicken. Die erste Folge hieß Die Deutschen und das Atom (1): Der deutsche Sonderweg; ZR vom 18. 7. 2006. Links zu den weiteren fünf Folgen stehen jetzt jeweils am Schluß der Artikel.
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Mit Dank an Popeye für Hinweise auf die Artikel von Lorenz Maroldt und Klaus-Dieter Humpich und an Uwe Richard für den Hinweis auf den Artikel von Günter Keil.