Im Ressort "Panorama" von "Welt-Online", wo die vermischten Meldungen aus aller Welt stehen, findet man im Augenblick neben "Betrunkener Mann blökt wie Schaf – ab in die Zelle" und "Die Rampensau Gottschalk und der Wetten-Striptease" eine Meldung, in der es heißt:
Nein, ich sollte schreiben: Ich würde dazu neigen, dem Kommentator Y zu zuzustimmen. Ich neigte dann dazu, wenn mir beim Lesen der Meldung nicht zwei Dinge durch den Kopf gegangen wären.
Zum einen fehlt in der Meldung etwas. Es fehlen Informationen darüber, wer denn die Täterinnen waren, wie sich der Vorfall abspielte und welche Tatmotive vermutet werden.
Zum anderen fielen mir ähnliche Meldungen ein, in denen Jugendliche ihr Opfer allerdings nicht wegen dessen blonder Haarfarbe, sondern wegen seiner dunklen Hautfarbe hänselten und drangsalierten. Das sind Meldungen, die in der Regel unter "Rassismus" rubriziert werden und die oft mit warnenden Kommentaren verbunden sind.
Zu Recht, meines Erachtens; denn wenn sich in solchen Vorfällen der Haß auf eine andere ethnische Gruppe ausdrückt, dann sind sie nicht mehr Bagatelldelikte. Dann sind diese Taten ein gesellschaftliches Problem; jedenfalls Symptome eines gesellschaftlichen Problems.
Wie war das nun in Toulouse? Es ist ein Leichtes, die Meldung in "Welt-Online" zurückzuverfolgen; dort werden ja die Quellen genannt: Die große Pariser Tageszeitung "Le Parisien", die sich ihrerseits auf einen Bericht von "Ladépêche.fr" beruft, dem Internetportal der südfranzösischen Regionalzeitung La Dépêche du Midi, die in Toulouse erscheint.
Dort erfahren wir Einzelheiten des Vorfalls:
Aus der Meldung geht des weiteren hervor, daß die drei Täterinnen von Polizisten einer nahegelegenen Wache festgenommen wurden, die von Zeugen alarmiert worden waren. Zwei wurden inzwischen einem Untersuchungsrichter vorgeführt; die dritte hat eine Ladung erhalten.
Und wie sieht es nun mit der Identität der Täterinnen und dem Tatmotiv aus? Auch die Meldung in der Lokalpresse von Toulouse schweigt seltsamerweise darüber, obwohl ja sonst alle Details berichtet werden.
Nein, sie schweigt nicht ganz. Sie deutet es nämlich indirekt an, indem gemeldet wird, wo die Täterinnen herkommen: Aus dem Stadtteil Bellefontaine.
Dem Leser aus Toulouse sagt das etwas; ich hingegen mußte googeln.
Im ATLAS des populations immigrés, dem Atlas zur geographischen Verteilung der Einwanderer in Frankreich, ist über die Stadt Toulouse zu erfahren:
Die drei Täterinnen sind Schülerinnen des Collège Bellefontaine. (Das collège ist in Frankreich eine Oberschule, die der Unter- und Mittelstufe unserer Gymnasien entspricht; die Oberstufe ist das lycée).
Wenn es noch Zweifel daran gab, daß Bellefontaine ein moslemisch geprägter Stadtteil ist, dann werden sie durch einen Blick auf dieses Foto behoben, das Schüler des Collège Bellefontaine zeigt.
Und meine Zweifel daran, daß man diese Meldung in "Welt-Online" mit "Jugendliche kriegen sich in die Haare" abtun kann, wurden durch diese kleine Recherche leider bestätigt.
Es war keine harmlose Rangelei, sondern ein Überfall, der, wäre in Deutschland sein Opfer ein Mensch dunkler Hautfarbe gewesen, zu Recht als ein übler rassistischer Übergriff berichtet und kommentiert worden wäre.
Solche Dinge sind schlimm genug. Schlimm ist es aber auch, daß - wie dieses Beispiel zeigt - der rassistische Hintergrund von der Presse verschwiegen wird, wenn nicht Einwanderer, sondern Einheimische die Opfer sind.
Das ist inakzeptabel. Denn es erzeugt in der Bevölkerung den Eindruck, nicht sachgerecht informiert zu werden; es schafft Mißtrauen gegen die Medien und entfremdet die Menschen von der Demokratie.
Freie Information ist ein Grundpfeiler demokratischer Verhältnisse. Wer sich von den Medien belogen fühlt, der ist in Gefahr, irgendwann auch an der Demokratie zu zweifeln.
Und "blondasse"? Die Beschimpfung "sale blondasse" wird in der Meldung von "Welt-Online" mit "blöde Blondine" völlig falsch übersetzt. "Sale" heißt nicht blöd, sondern schmutzig oder dreckig; es ist ein geläufiger Verstärker für fast jedes Schimpfwort.
Und ein Schimpfwort ist "blondasse". Es gibt auch im Französischen das Wort "blondine"; das ist eben die Blondine. "Blondasse" hingegen bezeichnet als Adjektiv zwar ein fahles Blond; als Substantiv aber ist es eine verächtliche Bezeichnung für eine Weiße mit dieser Haarfarbe (siehe die Diskussion bei LEO).
"Blondasse" ist ein Wort, das in dieselbe Kategorie wie "Nigger" oder "Kanake" gehört; in die Kategorie von "Whitey" als Schimpfwort für Weiße im Amerikanischen.
Im Deutschen gibt es meines Wissens ein solches Schimpfwort für die Einheimischen noch nicht; aber ich lasse mich belehren.
Nachtrag am 4. Oktober: Wie es der Zufall will, bringt die heutige FAZ einen Artikel von Regina Mönch mit der Überschrift "Das Gift der muslimischen Intoleranz", der auf die Situation an Berliner Schulen eingeht. Sie hat Ähnlichkeit mit dem, was sich in Toulouse zugetragen hat.
Anlaß für den Artikel ist eine Tagung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die jetzt dieses Thema entdeckt, nachdem sie - so zitiert Regina Mönch einen Hauptschullehrer, Mitglied der Alternativen Liste - bisher "erbarmungslose Ignoranz" an den Tag legte.
Die Lage schildert die Autorin so:
Übrigens: Am Samstag war Geert Wilders in Berlin und hat eine bemerkenswerte Rede gehalten, die Sie hier im Wortlaut nachlesen können.
Frühere Artikel zu Wilders:
Eine 16-jährige Gymnasiastin ist in Toulouse auf offener Straße angegriffen worden, weil sie blond ist. Das berichtete die Zeitung "Le Parisien" am Wochenende unter Berufung auf das örtliche Blatt "La Dépêche du Midi".Dazu schrieb heute um 15.41 Uhr der Kommentator "Y" dies:
Die Angreiferinnen waren demzufolge drei Mittelschülerinnen im Alter von 14 und 15 Jahren. An einer Metrostation in Toulouse hätten sie völlig überraschend das Mädchen mit den Worten "Blöde Blondine! Ich mag keine Blondinen!" beschimpft. Dann hätten sie eine Zigarette auf dem Arm des Opfers ausgedrückt und das Mädchen an den Haaren gezogen.
Mein Gott, Jugendliche haben sich in die Haare gekrieg.... Hat es früher nie gegeben? Langsam wird es mit solchen Meldungen lächerlich.Ich neige dazu, diese Meinung zu teilen. Jeder wird vermutlich aus seiner Schulzeit solche häßlichen Szenen kennen, in denen Kinder oder Jugendliche wegen eines äußeren Merkmals gehänselt oder drangsaliert wurden. Das gelangt in der Regel nicht einmal in die Lokalpresse; geschweige denn, daß es den Weg von Toulouse über eine Pariser Zeitung in die Spalten von "Welt-Online" findet.
Nein, ich sollte schreiben: Ich würde dazu neigen, dem Kommentator Y zu zuzustimmen. Ich neigte dann dazu, wenn mir beim Lesen der Meldung nicht zwei Dinge durch den Kopf gegangen wären.
Zum einen fehlt in der Meldung etwas. Es fehlen Informationen darüber, wer denn die Täterinnen waren, wie sich der Vorfall abspielte und welche Tatmotive vermutet werden.
Zum anderen fielen mir ähnliche Meldungen ein, in denen Jugendliche ihr Opfer allerdings nicht wegen dessen blonder Haarfarbe, sondern wegen seiner dunklen Hautfarbe hänselten und drangsalierten. Das sind Meldungen, die in der Regel unter "Rassismus" rubriziert werden und die oft mit warnenden Kommentaren verbunden sind.
Zu Recht, meines Erachtens; denn wenn sich in solchen Vorfällen der Haß auf eine andere ethnische Gruppe ausdrückt, dann sind sie nicht mehr Bagatelldelikte. Dann sind diese Taten ein gesellschaftliches Problem; jedenfalls Symptome eines gesellschaftlichen Problems.
Wie war das nun in Toulouse? Es ist ein Leichtes, die Meldung in "Welt-Online" zurückzuverfolgen; dort werden ja die Quellen genannt: Die große Pariser Tageszeitung "Le Parisien", die sich ihrerseits auf einen Bericht von "Ladépêche.fr" beruft, dem Internetportal der südfranzösischen Regionalzeitung La Dépêche du Midi, die in Toulouse erscheint.
Dort erfahren wir Einzelheiten des Vorfalls:
Une collégienne brûlée au bras "parce qu'elle était blonde"Nicht wahr, das klingt schon etwas ernsthafter als das "Mein Gott, Jugendliche haben sich in die Haare gekriegt" des Kommentators Y?
Mercredi après-midi, non loin de la station de métro Balma-Gramont, près de Toulouse, trois collégiennes prennent à partie une adolescente de 16 ans en l'insultant copieusement. Quelques minutes plus tard, une seconde lycéenne est à son tour abordée. "Sale blondasse ! J'aime pas les blondes", lance l'une des trois filles. Aussitôt sa copine éteint une cigarette sur le poignet de l'adolescente prise à partie pendant que la troisième filme la scène avec son téléphone portable. La victime, apeurée, s'échappe mais elle est rattrapée par le groupe. L'une des filles lui tire les cheveux, une autre la frappe. À nouveau, la victime est brûlée par une cigarette au niveau de l'avant-bras.
Oberschülerin erlitt Verbrennungen am Arm, "weil sie blond ist"
Mittwoch Nachmittag pöbelten drei Oberschülerinnen nah der U-Bahn-Station Balma-Gramont bei Toulouse eine Jugendliche von 16 Jahren an und beleidigten sie massiv. Wenige Minuten später wurde eine zweite Gymnasiastin ebenfalls angegangen. "Dreckige Blondasse! [zu diesem Wort siehe unten; Zettel] Ich mag die Blonden nicht!", schrie eines der drei Mädchen. Gleich darauf drückte ihre Freundin eine Zigarette auf dem Handgelenk der angepöbelten Jugendlichen aus, während das dritte Mädchen die Szene mit seinem Handy filmte. Das Opfer kann in Angst fliehen, wird aber von der Gruppe eingeholt. Erneut wird das Opfer mit einer Zigarette in der Gegend des Unterarms verbrannt.
Aus der Meldung geht des weiteren hervor, daß die drei Täterinnen von Polizisten einer nahegelegenen Wache festgenommen wurden, die von Zeugen alarmiert worden waren. Zwei wurden inzwischen einem Untersuchungsrichter vorgeführt; die dritte hat eine Ladung erhalten.
Und wie sieht es nun mit der Identität der Täterinnen und dem Tatmotiv aus? Auch die Meldung in der Lokalpresse von Toulouse schweigt seltsamerweise darüber, obwohl ja sonst alle Details berichtet werden.
Nein, sie schweigt nicht ganz. Sie deutet es nämlich indirekt an, indem gemeldet wird, wo die Täterinnen herkommen: Aus dem Stadtteil Bellefontaine.
Dem Leser aus Toulouse sagt das etwas; ich hingegen mußte googeln.
Im ATLAS des populations immigrés, dem Atlas zur geographischen Verteilung der Einwanderer in Frankreich, ist über die Stadt Toulouse zu erfahren:
La population immigrée est concentrée dans quelques quartiers, généralement ceux où le nombre de logements sociaux est important. Ainsi, les populations immigrées représentent près d’un habitant sur trois dans les quartiers de Bagatelle, Reynerie et Bellefontaine: ces quartiers accueillent 20 % des immigrés de la commune de Toulouse.In Bellefontaine liegt weiterhin die Jugendarbeitslosigkeit bei über 50 Prozent; und dort soll eine Großmoschee entstehen.
Die Population der Einwanderer konzentriert sich in wenigen Stadtteilen; generell denen mit dem größten Anteil an Sozialwohnungen. So stellen die Populationen der Einwanderer in den Stadtteilen Bagatelle, Reynerie und Bellefontaine fast einen von drei Bewohnern; diese Stadteile nehmen 20% der Einwanderer in der Kommune Toulouse auf.
Die drei Täterinnen sind Schülerinnen des Collège Bellefontaine. (Das collège ist in Frankreich eine Oberschule, die der Unter- und Mittelstufe unserer Gymnasien entspricht; die Oberstufe ist das lycée).
Wenn es noch Zweifel daran gab, daß Bellefontaine ein moslemisch geprägter Stadtteil ist, dann werden sie durch einen Blick auf dieses Foto behoben, das Schüler des Collège Bellefontaine zeigt.
Und meine Zweifel daran, daß man diese Meldung in "Welt-Online" mit "Jugendliche kriegen sich in die Haare" abtun kann, wurden durch diese kleine Recherche leider bestätigt.
Es war keine harmlose Rangelei, sondern ein Überfall, der, wäre in Deutschland sein Opfer ein Mensch dunkler Hautfarbe gewesen, zu Recht als ein übler rassistischer Übergriff berichtet und kommentiert worden wäre.
Solche Dinge sind schlimm genug. Schlimm ist es aber auch, daß - wie dieses Beispiel zeigt - der rassistische Hintergrund von der Presse verschwiegen wird, wenn nicht Einwanderer, sondern Einheimische die Opfer sind.
Das ist inakzeptabel. Denn es erzeugt in der Bevölkerung den Eindruck, nicht sachgerecht informiert zu werden; es schafft Mißtrauen gegen die Medien und entfremdet die Menschen von der Demokratie.
Freie Information ist ein Grundpfeiler demokratischer Verhältnisse. Wer sich von den Medien belogen fühlt, der ist in Gefahr, irgendwann auch an der Demokratie zu zweifeln.
Und "blondasse"? Die Beschimpfung "sale blondasse" wird in der Meldung von "Welt-Online" mit "blöde Blondine" völlig falsch übersetzt. "Sale" heißt nicht blöd, sondern schmutzig oder dreckig; es ist ein geläufiger Verstärker für fast jedes Schimpfwort.
Und ein Schimpfwort ist "blondasse". Es gibt auch im Französischen das Wort "blondine"; das ist eben die Blondine. "Blondasse" hingegen bezeichnet als Adjektiv zwar ein fahles Blond; als Substantiv aber ist es eine verächtliche Bezeichnung für eine Weiße mit dieser Haarfarbe (siehe die Diskussion bei LEO).
"Blondasse" ist ein Wort, das in dieselbe Kategorie wie "Nigger" oder "Kanake" gehört; in die Kategorie von "Whitey" als Schimpfwort für Weiße im Amerikanischen.
Im Deutschen gibt es meines Wissens ein solches Schimpfwort für die Einheimischen noch nicht; aber ich lasse mich belehren.
Nachtrag am 4. Oktober: Wie es der Zufall will, bringt die heutige FAZ einen Artikel von Regina Mönch mit der Überschrift "Das Gift der muslimischen Intoleranz", der auf die Situation an Berliner Schulen eingeht. Sie hat Ähnlichkeit mit dem, was sich in Toulouse zugetragen hat.
Anlaß für den Artikel ist eine Tagung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die jetzt dieses Thema entdeckt, nachdem sie - so zitiert Regina Mönch einen Hauptschullehrer, Mitglied der Alternativen Liste - bisher "erbarmungslose Ignoranz" an den Tag legte.
Die Lage schildert die Autorin so:
Wo Deutsche nur noch eine Minderheit sind, in Klassenzimmern und auf Schulhöfen bestimmter Viertel, geht es ziemlich brutal zu; die Intoleranz trifft deutsche Mitschüler und Andersgläubige – die Gewerkschafter sprechen von "Nichtmuslimen" –, Mädchen sowieso. Aber auch das weibliche Lehrpersonal und leistungsstarke Schüler sind ungeheuerlicher Diskriminierung und verbalen oder tätlichen Übergriffen ausgesetzt.Und eine betroffene Lehrerin wird von Regina Mönch mit dieser Aussagen zitiert:
Gemobbt werde alles, was anders sei, sagte die Lehrerin Mechthild Unverzagt. An ihrer Gesamtschule bäten deutsche Schüler längst darum, während der Hofpause im Klassenraum bleiben zu dürfen.
Übrigens: Am Samstag war Geert Wilders in Berlin und hat eine bemerkenswerte Rede gehalten, die Sie hier im Wortlaut nachlesen können.
Frühere Artikel zu Wilders:
Zettels Meckerecke: Geert Wilders und die "besonnenen Reaktionen"; ZR vom 28. 3. 2008 Zitat des Tages: "Ein trauriger Tag für die Freiheit der Meinungsäußerung"; ZR vom 28. 3. 2008 Zitat des Tages: Rushdie 1988, Wilders 2008. Nebst etlichen Fragen; ZR vom 29. 8. 2008 Was Sie schon immer über Geert Wilders wissen wollten, aber nicht zu fragen wagten; ZR vom 31. 3. 2008 Zitat des Tages: "Tod der Freiheit der Meinungsäußerung in den Niederlanden!" Die Wende im Fall Geert Wilders; ZR vom 23. 1. 2009 Zitat des Tages: "Ausgerechnet im liberalen Holland ...". Ja, ist denn Geert Wilders kein Liberaler?; ZR vom 6. 6. 2009 Zitate des Tages: Die "Hetztiraden" von Geert Wilders. Lesen Sie selbst; ZR vom 13. 9. 2010
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Mit Dank an Ungelt und Calimero.