For the first time since 1991, Russia has used military force against a sovereign state in the post-Soviet area. The world will not be the same. A new phenomenon is unfolding in front or our eyes: a re-emerging power that is willing to use force to guarantee it interests. The West does not know how to respond. (...)
After Georgia is Ukraine. The EU and U.S. cannot take their eyes off Ukraine now. Russia will do everything possible to ensure that NATO will not offer Ukraine the chance to start accession talks in December.
(Erstmals seit 1991 wendet Rußland in der nachsowjetischen Ära militärische Gewalt gegen einen souveränen Staat an. Die Welt wird nicht mehr dieselbe sein. Vor unsren Augen bildet sich ein neues Phänomen: Eine wieder aufstrebende Macht, die gewillt ist, ihre Interessen mit Gewalt sicherzustellen. Der Westen weiß nicht, wie er reagieren soll.
Nach Georgien kommt die Ukraine dran. Die EU und die USA dürfen den Blick jetzt nicht von der Ukraine wenden. Rußland wird alles nur irgend Mögliche tun, um dafür zu sorgen, daß die Nato der Ukraine nicht die Chance gibt, im Dezember Beitrittsgespräche zu beginnen.)
Pawel Swieboda, Direktor von demosEUROPA, einem Warschauer Forschungs- Institut, zitiert von Judy Dempsey in der gestrigen International Herald Tribune.
Kommentar: Ich empfehle, die machtpolitische Analyse von Judy Dempsey zusammen mit Thom Shankers militärischer Analyse des Überfalls auf Georgien ebenfalls in der International Herald Tribune zu lesen (Titel: "Russian blitz melded old-school onslaught with modern military tactics" - "Der russische Blitzkrieg verband einen Angriff alter Schule mit moderner Militärtaktik").
Auszüge daraus habe ich auch in Zettels kleinem Zimmer zitiert und kommentiert.
Zusammen ergeben diese beiden Aspekte das Bild einer aufstrebenden Hegemonialmacht, die sich militärisch nicht auf die Konfrontation mit den USA oder China vorbereitet, sondern auf die Beherrschung ihrer "Nahen Nachbarn", also der Staaten, die zum zaristischen und dann zum kommunistischen Kolonialreich gehört hatten.
Beim Aufbau einer Interventionsarmee, die diese Staaten rund um Rußland bedrohen und nach dem Vorbild der jetzigen Invasion nach Belieben besetzen kann, hat Rußland, wie man in dem Artikel von Thom Shanker nachlesen kann, große Fortschritte gemacht.
Die Russen hätten sich, schreibt er, offenbar das neueste militärische Denken angeeignet und die militärtechnische Literatur der USA studiert; unter anderem hätten sie Lehren aus dem Irak- und dem jetzigen Afghanistan- Krieg berücksichtigt.
Gelobt wird von den Fachleuten des Pentagon vor allem die gute Koordination von Bodentruppe und Luftwaffe; auch Spezialtruppen waren offenbar auf abchasischer Seite angelandet worden. Als militärische Schwachstellen werden schlechte Wartung der Flugzeuge und schlechte Ausbildung der Piloten genannt.
Das wirklich Bemerkenswerte (und Besorgniserregende) an der russischen Aktion ist aber nicht diese militärische Schlagkraft für sich genommen, sondern deren Einbeziehung in ein koordiniertes Vorgehen. Shanker zitiert einen Beamten des Pentagon:
Selten ist eine Lüge zur Rechtfertigung eines Angriffskriegs so unkritisch akzeptiert worden. Hätten die USA so etwas gewagt, dann wäre die Story innerhalb weniger Stunden geplatzt. Die weltweite Empörung, die Demonstrationen "betroffener" Friedensfreunde kann man sich ausmalen.
Die Länder, die einmal zur UdSSR oder zum Warschauer Pakt gehörten, sind nicht zu beneiden. Auch wenn diejenigen, die in der Nato sind, etwas besser dran sind als jetzt Georgien.
Aber wer soll eigentlich eines dieser Länder gegen eine Aktion der Russen nach dem jetzigen Vorbild schützen? Angenommen, diese würden - das wurde ja schon exerziert - in den baltischen Ländern Unruhen inszenieren, eine Bedrohung der dortigen russischen Minderheit behaupten und zu deren "Schutz" einmarschieren - würde dann die Bundeswehr den Überfallenen zur Hilfe kommen?
Würde Frankreich mit dem Einsatz seiner Force de Frappe drohen? Würde ein Präsident Obama GIs in Marsch nach Riga oder Tallinn setzen? Würde die Nato auch nur den Verteidigungsfall ausrufen?
Nein. Man würde, genau wie jetzt, vermeiden, von einem Angriff oder Überfall zu sprechen. Man würde, wie jetzt, den Russen ihre offenkundige Lüge abkaufen, sie seien nur in das Land gekommen, um Frieden zu stiften.
Und man würde, statt sich in einen militärischen Konflikt mit unabsehbaren Folgen zu stürzen, die Russen mit ihrer Beute davonkommen lassen, so wie jetzt.
Die baltischen Staaten werden dank ihrer Nato- Mitgliedschaft nicht die ersten sein, die es trifft. Polen und Tschechien haben sich durch die Abkommen zur Stationierung des US- Raketensystems fürs erste gerettet. Die Ukraine aber ist dran; siehe oben.
Einmarschieren müssen die Russen gar nicht unbedingt. Es genügt, daß jeder weiß: Sie könnten es jederzeit. Schon das wird genügen, um die Ukraine ebenso zum Vasallen Rußlands zu machen, wie das für Georgien offenkundig vorgesehen ist.
After Georgia is Ukraine. The EU and U.S. cannot take their eyes off Ukraine now. Russia will do everything possible to ensure that NATO will not offer Ukraine the chance to start accession talks in December.
(Erstmals seit 1991 wendet Rußland in der nachsowjetischen Ära militärische Gewalt gegen einen souveränen Staat an. Die Welt wird nicht mehr dieselbe sein. Vor unsren Augen bildet sich ein neues Phänomen: Eine wieder aufstrebende Macht, die gewillt ist, ihre Interessen mit Gewalt sicherzustellen. Der Westen weiß nicht, wie er reagieren soll.
Nach Georgien kommt die Ukraine dran. Die EU und die USA dürfen den Blick jetzt nicht von der Ukraine wenden. Rußland wird alles nur irgend Mögliche tun, um dafür zu sorgen, daß die Nato der Ukraine nicht die Chance gibt, im Dezember Beitrittsgespräche zu beginnen.)
Pawel Swieboda, Direktor von demosEUROPA, einem Warschauer Forschungs- Institut, zitiert von Judy Dempsey in der gestrigen International Herald Tribune.
Kommentar: Ich empfehle, die machtpolitische Analyse von Judy Dempsey zusammen mit Thom Shankers militärischer Analyse des Überfalls auf Georgien ebenfalls in der International Herald Tribune zu lesen (Titel: "Russian blitz melded old-school onslaught with modern military tactics" - "Der russische Blitzkrieg verband einen Angriff alter Schule mit moderner Militärtaktik").
Auszüge daraus habe ich auch in Zettels kleinem Zimmer zitiert und kommentiert.
Zusammen ergeben diese beiden Aspekte das Bild einer aufstrebenden Hegemonialmacht, die sich militärisch nicht auf die Konfrontation mit den USA oder China vorbereitet, sondern auf die Beherrschung ihrer "Nahen Nachbarn", also der Staaten, die zum zaristischen und dann zum kommunistischen Kolonialreich gehört hatten.
Beim Aufbau einer Interventionsarmee, die diese Staaten rund um Rußland bedrohen und nach dem Vorbild der jetzigen Invasion nach Belieben besetzen kann, hat Rußland, wie man in dem Artikel von Thom Shanker nachlesen kann, große Fortschritte gemacht.
Die Russen hätten sich, schreibt er, offenbar das neueste militärische Denken angeeignet und die militärtechnische Literatur der USA studiert; unter anderem hätten sie Lehren aus dem Irak- und dem jetzigen Afghanistan- Krieg berücksichtigt.
Gelobt wird von den Fachleuten des Pentagon vor allem die gute Koordination von Bodentruppe und Luftwaffe; auch Spezialtruppen waren offenbar auf abchasischer Seite angelandet worden. Als militärische Schwachstellen werden schlechte Wartung der Flugzeuge und schlechte Ausbildung der Piloten genannt.
Das wirklich Bemerkenswerte (und Besorgniserregende) an der russischen Aktion ist aber nicht diese militärische Schlagkraft für sich genommen, sondern deren Einbeziehung in ein koordiniertes Vorgehen. Shanker zitiert einen Beamten des Pentagon:
"They seem to have harnessed all their instruments of national power — military, diplomatic, information — in a very disciplined way," said one Pentagon official (...) "It appears this was well thought out and planned in advance, and suggests a level of coordination in the Russian government between the military and the other civilian agencies and departments that we are striving for today."Beeindruckend war es in der Tat, wie die Russen es schafften, in den ersten Kriegstagen weltweit ihre Master Narrative durchzusetzen, daß die Georgier aus heiterem Himmel Südossetien angegriffen hätten und die Russen lediglich zum Schutz dort wohnender Landsleute einmarschiert seien.
"Es scheint, daß sie alle ihre Instrumente nationaler Macht auf eine sehr disziplinierte Art miteinander verknüpft haben - Militär, Diplomatie, Medien", sagte ein Beamter des Pentagon (...) Es hat den Anschein, daß das im Vorhinein gut ausgedacht und geplant war, und es deutet bei der russischen Regierung auf ein Niveau der Koordination zwischen dem Militär und den anderen, zivilen Behörden und Ministerien hin, das wir heutzutage anstreben."
Selten ist eine Lüge zur Rechtfertigung eines Angriffskriegs so unkritisch akzeptiert worden. Hätten die USA so etwas gewagt, dann wäre die Story innerhalb weniger Stunden geplatzt. Die weltweite Empörung, die Demonstrationen "betroffener" Friedensfreunde kann man sich ausmalen.
Die Länder, die einmal zur UdSSR oder zum Warschauer Pakt gehörten, sind nicht zu beneiden. Auch wenn diejenigen, die in der Nato sind, etwas besser dran sind als jetzt Georgien.
Aber wer soll eigentlich eines dieser Länder gegen eine Aktion der Russen nach dem jetzigen Vorbild schützen? Angenommen, diese würden - das wurde ja schon exerziert - in den baltischen Ländern Unruhen inszenieren, eine Bedrohung der dortigen russischen Minderheit behaupten und zu deren "Schutz" einmarschieren - würde dann die Bundeswehr den Überfallenen zur Hilfe kommen?
Würde Frankreich mit dem Einsatz seiner Force de Frappe drohen? Würde ein Präsident Obama GIs in Marsch nach Riga oder Tallinn setzen? Würde die Nato auch nur den Verteidigungsfall ausrufen?
Nein. Man würde, genau wie jetzt, vermeiden, von einem Angriff oder Überfall zu sprechen. Man würde, wie jetzt, den Russen ihre offenkundige Lüge abkaufen, sie seien nur in das Land gekommen, um Frieden zu stiften.
Und man würde, statt sich in einen militärischen Konflikt mit unabsehbaren Folgen zu stürzen, die Russen mit ihrer Beute davonkommen lassen, so wie jetzt.
Die baltischen Staaten werden dank ihrer Nato- Mitgliedschaft nicht die ersten sein, die es trifft. Polen und Tschechien haben sich durch die Abkommen zur Stationierung des US- Raketensystems fürs erste gerettet. Die Ukraine aber ist dran; siehe oben.
Einmarschieren müssen die Russen gar nicht unbedingt. Es genügt, daß jeder weiß: Sie könnten es jederzeit. Schon das wird genügen, um die Ukraine ebenso zum Vasallen Rußlands zu machen, wie das für Georgien offenkundig vorgesehen ist.
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