Bill Clinton hat vergangene Nacht die Rede gehalten, die seine Frau am Tag zuvor nicht gehalten hatte.
Hillary hatte es peinlich vermieden, Barack Obama persönlich zu loben; ihm gar das Format eines Präsidenten zu bescheinigen.
Sie hat ihn unterstützt, gewiß. Aber aus fast jedem Satz ihrer Rede sprach, daß sie ihn nur um der Sache willen unterstützte, nicht als Person. Daß sie ihn deshalb unterstützte, weil sein Programm in weiten Teilen mit ihrem eigenen übereinstimmt.
Und ganz an erster Stelle deshalb, weil es an der Zeit sei, die Republikaner von der Macht zu vertreiben. Mit wem auch immer, das war der Subtext ihrer Rede. Nun halt in Gottes Namen mit Obama.
Im Vorwahlkampf hatte Bill Clinton meist einen Tick härter gegen Obama gespielt als die Kandidatin selbst; vor allem, was die versteckten Fouls anging. Deshalb hatten manche in den USA erwartet (hatte auch ich damit gerechnet), daß auf die lauwarme, die halbherzige Unterstützung durch Hillary Clinton nun eine noch einmal heruntergekühlte, eine sozusagen viertelherzige durch ihren Mann folgen würde.
Es kam ganz anders.
Als Hillary auf die Bühne kam, um zu verkünden, daß sie die auf sie verpflichteten Delegierten davon entbinde, für sie zu stimmen, da schien die Welt noch in Ordnung. Denn kaum hatte sie diesen Pflicht- Satz gesagt, da fügte sie auch schon hinzu, daß es jetzt jedem Delegierten überlassen sei, nach seinem eigenen Herzen abzustimmen. (In der Tat wurden dann mehrere hundert Stimmen für diese aussichtslose Kandidatin abgegeben).
Sie hätte auch sagen können, daß sie nun jedem empfehle, für Obama zu stimmen. Just das tat sie nicht. Also die Fortsetzung der Taktik vom Vortag: Unterstützung, weil es nun einmal sein muß. Aber kein Jota über das Notwendige hinaus.
Dann kam die Wende. Und zwar bei der Entscheidung über die Akklamation.
Die Abstimmung auf solchen US-Parteitagen funktioniert so ähnlich, wie das früher beim Grand Prix Eurovision de la Chanson der Fall war: Der Sprecher jeder Delegation gibt laut bekannt, wie sich deren Stimmen verteilen.
Das tut er aber nicht sofort, sondern nach der Väter Sitte beschreibt und lobt er erst einmal enthusiastisch und mitunter wortreich seinen "großartigen Staat" und dessen Repräsentanten. Was naturgemäß die Sache sehr in die Länge zieht und damit die Zuschauer von den TV-Geräten vertreibt oder zum Umschalten veranlaßt.
Die Geschäftsordnung erlaubt es nun, ein solches Verfahren durch Beschluß abzubrechen und die Wahl per Akklamation zu entscheiden. Es war durchgesickert, daß das geplant sei. Irgendwann mitten im Verfahren würde jemand den Antrag auf Akklamation stellen.
Und wer tat das? Hillary Clinton! Sie tat es, als ungefähr in der Mitte der Abstimmung ihr Staat New York aufgerufen wurde. Und sie tat es mit einer enthusiastischen Empfehlung für Obama. Das klang schon ganz anders als ihre Rede am Vortag.
Und dann also, nachdem man Obama gekürt hatte, kam Bill. Seine Rede kann man im Wortlaut zum Beispiel bei Fox News nachlesen. Er sagte:
Was steckt hinter dieser wundersamen Wende des Ehepaars Clinton? Bill Clinton gilt als der geschickteste, manche sagen: der gerissenste lebende Politiker der USA. Man darf also als Hintergrund einen wohlüberlegten Schachzug vermuten.
Im heutigen American Thinker hat Marc Shepard dazu eine Theorie vorgetragen.
Er vermutet, daß es zwischen den Reden von Hillary Clinton und Bill Clinton Verhandlungen mit Obama gegeben hat.
Noch wenige Stunden vor Hillarys Rede, schreibt Shepard, hätte sich Bill Clinton skeptisch über Politiker geäußert, die viel versprechen, aber wenig halten; eine offensichtliche Anspielung auf Obama. Noch gestern sei durchgesickert, daß er nicht zur großen Rede Obamas am heutigen Donnerstag kommen werde.
Hillarys Rede, diese negativen Nachrichten - das könnte dazu gedacht gewesen sein, den Obama- Leuten zu zeigen, daß sie nicht ohne Gegenleistung auf die volle Unterstützung der Clintons würden rechnen können.
Was also, spekuliert Shepard, mag Clinton an Zusagen herausgeholt haben? Das wisse natürlich niemand.
Aber "I suspect Hillary need no longer fret over her campaign debt and, should Obama prevail, the eventual nomination of Supreme Court Justice Hillary Clinton would likely be hers for the asking", Hillary brauche sich vermutlich nicht mehr über ihre Schulden aus dem Wahlkampf zu ärgern, und Oberste Bundesrichterin könnte sie, falls Obama gewinnt, werden, kaum daß sie den Wunsch äußern würde.
Nun ja, Spekulationen. Eine Überraschung war die Wende jedenfalls, die das Ehepaar Clinton da vorgeführt hat. Überraschend wie in einem der Shakespeare'schen Königsdramen.
Hillary hatte es peinlich vermieden, Barack Obama persönlich zu loben; ihm gar das Format eines Präsidenten zu bescheinigen.
Sie hat ihn unterstützt, gewiß. Aber aus fast jedem Satz ihrer Rede sprach, daß sie ihn nur um der Sache willen unterstützte, nicht als Person. Daß sie ihn deshalb unterstützte, weil sein Programm in weiten Teilen mit ihrem eigenen übereinstimmt.
Und ganz an erster Stelle deshalb, weil es an der Zeit sei, die Republikaner von der Macht zu vertreiben. Mit wem auch immer, das war der Subtext ihrer Rede. Nun halt in Gottes Namen mit Obama.
Im Vorwahlkampf hatte Bill Clinton meist einen Tick härter gegen Obama gespielt als die Kandidatin selbst; vor allem, was die versteckten Fouls anging. Deshalb hatten manche in den USA erwartet (hatte auch ich damit gerechnet), daß auf die lauwarme, die halbherzige Unterstützung durch Hillary Clinton nun eine noch einmal heruntergekühlte, eine sozusagen viertelherzige durch ihren Mann folgen würde.
Es kam ganz anders.
Als Hillary auf die Bühne kam, um zu verkünden, daß sie die auf sie verpflichteten Delegierten davon entbinde, für sie zu stimmen, da schien die Welt noch in Ordnung. Denn kaum hatte sie diesen Pflicht- Satz gesagt, da fügte sie auch schon hinzu, daß es jetzt jedem Delegierten überlassen sei, nach seinem eigenen Herzen abzustimmen. (In der Tat wurden dann mehrere hundert Stimmen für diese aussichtslose Kandidatin abgegeben).
Sie hätte auch sagen können, daß sie nun jedem empfehle, für Obama zu stimmen. Just das tat sie nicht. Also die Fortsetzung der Taktik vom Vortag: Unterstützung, weil es nun einmal sein muß. Aber kein Jota über das Notwendige hinaus.
Dann kam die Wende. Und zwar bei der Entscheidung über die Akklamation.
Die Abstimmung auf solchen US-Parteitagen funktioniert so ähnlich, wie das früher beim Grand Prix Eurovision de la Chanson der Fall war: Der Sprecher jeder Delegation gibt laut bekannt, wie sich deren Stimmen verteilen.
Das tut er aber nicht sofort, sondern nach der Väter Sitte beschreibt und lobt er erst einmal enthusiastisch und mitunter wortreich seinen "großartigen Staat" und dessen Repräsentanten. Was naturgemäß die Sache sehr in die Länge zieht und damit die Zuschauer von den TV-Geräten vertreibt oder zum Umschalten veranlaßt.
Die Geschäftsordnung erlaubt es nun, ein solches Verfahren durch Beschluß abzubrechen und die Wahl per Akklamation zu entscheiden. Es war durchgesickert, daß das geplant sei. Irgendwann mitten im Verfahren würde jemand den Antrag auf Akklamation stellen.
Und wer tat das? Hillary Clinton! Sie tat es, als ungefähr in der Mitte der Abstimmung ihr Staat New York aufgerufen wurde. Und sie tat es mit einer enthusiastischen Empfehlung für Obama. Das klang schon ganz anders als ihre Rede am Vortag.
Und dann also, nachdem man Obama gekürt hatte, kam Bill. Seine Rede kann man im Wortlaut zum Beispiel bei Fox News nachlesen. Er sagte:
Everything I learned in my eight years as president, and in the work I have done since in America and across the globe, has convinced me that Barack Obama is the man for this job.Also genau das, was Hillary Clinton in ihrer Rede nicht über die Lippen gekommen war.
Now, he has a remarkable ability to inspire people, to raise our hopes and rally us to high purpose. He has the intelligence and curiosity every successful president needs. (...)
He has shown — he has shown a clear grasp of foreign policy and national security challenges and a firm commitment to rebuild our badly strained military. His family heritage and his life experiences have given him a unique capacity to lead our increasingly diverse nation in an ever more interdependent world. (...)
And so, my fellow Democrats, I say to you: Barack Obama is ready to lead America and to restore American leadership in the world. Barack Obama is ready to honor the oath, to preserve, protect and defend the Constitution of the United States. Barack Obama is ready to be president of the United States.
Alles, was ich in meinen acht Jahren als Präsident gelernt habe und in der Arbeit, die ich seither in Amerika und überall in der Welt getan habe, gibt mir die Überzeugung, daß Barack Obama der Mann für den Job ist.
Sehen Sie, er hat eine bemerkenswerte Fähigkeit, Menschen zu inspirieren, uns Hoffnung zu geben und uns für hohe Ziele zu vereinen. Er hat die Intelligenz und die Neugier, die jeder erfolgreiche Präsident braucht. (...)
Er hat - er hat gezeigt, daß er die Außenpolitik und nationale Sicherheit klar beherrscht, und er bekennt sich entschieden dazu, unser schwer belastetes Militär zu erneuern. Das Erbe seiner Familie und die Erfahrungen seines Lebens geben ihm eine einmalige Fähigkeit, unsere immer vielfältiger werdende Nation in einer Welt zu führen, in der die gegenseitige Abhängigkeit immer größer wird.
Und darum, meine Parteifreunde, sagen ich Ihnen: Barack Obama hat die Voraussetzungen dafür, Amerika zu führen und Amerika wieder zur führenden Weltmacht zu machen. Barack Obama hat die Voraussetzungen dafür, gemäß seinem Amtseid die Verfassung der Vereinigten Staaten zu wahren, zu schützen und zu verteidigen. Barack Obama hat die Voraussetzungen dafür, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden.
Was steckt hinter dieser wundersamen Wende des Ehepaars Clinton? Bill Clinton gilt als der geschickteste, manche sagen: der gerissenste lebende Politiker der USA. Man darf also als Hintergrund einen wohlüberlegten Schachzug vermuten.
Im heutigen American Thinker hat Marc Shepard dazu eine Theorie vorgetragen.
Er vermutet, daß es zwischen den Reden von Hillary Clinton und Bill Clinton Verhandlungen mit Obama gegeben hat.
Noch wenige Stunden vor Hillarys Rede, schreibt Shepard, hätte sich Bill Clinton skeptisch über Politiker geäußert, die viel versprechen, aber wenig halten; eine offensichtliche Anspielung auf Obama. Noch gestern sei durchgesickert, daß er nicht zur großen Rede Obamas am heutigen Donnerstag kommen werde.
Hillarys Rede, diese negativen Nachrichten - das könnte dazu gedacht gewesen sein, den Obama- Leuten zu zeigen, daß sie nicht ohne Gegenleistung auf die volle Unterstützung der Clintons würden rechnen können.
Was also, spekuliert Shepard, mag Clinton an Zusagen herausgeholt haben? Das wisse natürlich niemand.
Aber "I suspect Hillary need no longer fret over her campaign debt and, should Obama prevail, the eventual nomination of Supreme Court Justice Hillary Clinton would likely be hers for the asking", Hillary brauche sich vermutlich nicht mehr über ihre Schulden aus dem Wahlkampf zu ärgern, und Oberste Bundesrichterin könnte sie, falls Obama gewinnt, werden, kaum daß sie den Wunsch äußern würde.
Nun ja, Spekulationen. Eine Überraschung war die Wende jedenfalls, die das Ehepaar Clinton da vorgeführt hat. Überraschend wie in einem der Shakespeare'schen Königsdramen.
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