13. August 2008

Zitat des Tages: Sie ist weit weg, die Weltspitze. Von Antje Buschschulte

Insgesamt bin ich mit meiner Leistung in Peking zufrieden. Ich kann doch nichts dafür, daß die Weltspitze so weit weg ist.

Die deutsche Schwimmerin Antje Buschschulte, nachdem sie mit einem Rückstand von 2,5 Sekunden auf die Bestzeit im Vorlauf über 100 m Rücken ausgeschieden war.

Kommentar: Schön gesagt. Kess gesagt. Nur, warum ist sie so weit weg, die Weltspitze?

Bei diesen olympischen Spielen scheinen den Schwimmern der Weltspitze, wenn man mir die Metapher verzeiht, Flügel gewachsen zu sein. Wer oder was ließ da wachsen?

Im Sportblog des heutigen Guardian nennt Robert Kitson, offenbar ein Kenner des Schwimmsports, einige Gründe:

Zum einen seien die Becken in Peking ideal. Schön tief. Dadurch gibt es unten weniger Turbulenzen. Schön breit. Dadurch können Wellen sich verlaufen, hinein in ein raffiniertes Auffangsystem, statt die Schwimmer zu behindern. Und auch diese schwimmenden Ketten, die die Bahnen trennen, sind so optimiert, daß man zwischen ihnen schwimmen kann wie ein Fisch im Wasser.

Sodann, meint der Experte Kitson, gibt es diese wahnsinnigen neuen Anzüge, Speedo's LZR Racer. (Man braucht, so habe ich aus anderer Quelle erfahren, fast so lang, sie anzulegen, wie bei einem Raumanzug). Niemand schwimmt bei den Männern mehr so, wie wir es von früher kennen: Schlicht in Badehose.

Dann sei da, schreibt Kitson weiter, die befeuernde Wirkung des Helden Phleps, der mit seiner perfekten Vorbereitung - Trainingsmethoden, Ernährung - die anderen mit hochgezogen habe.



Ernährung? Ähäm. "... swimming's authorities would be sticking their heads in the chlorine if they blithely assume their sport is somehow totally immune to the doping pressures which tempt athletes in other disciplines", die Verantwortlichen für den Schwimmsport würden den Kopf in den Chlor stecken, wenn sie fröhlich annehmen würden, daß ihr Sport irgendwie total immun gegen den Druck in Richtung Doping sei, der in anderen Disziplinen die Athleten in Versuchung führt. Schreibt der Experte Kitson.

Auffällig sei, so sagte gestern ein Sportmediziner, daß die Schwimmer vor allem "nach hinten" unglaublich schnell seien, das heißt auf den jeweils letzten Abschnitten ihrer Strecke.

Also dort, wo die Muskeln normalerweise ermüden. Vielleicht könne man ja dieses Ermüden ein wenig herausschieben. Durch neue, nun ja, Verfahren. Die man ja vielleicht noch nicht nachweisen könne.



Irgendwie hat das Doping, so unsportlich es ist, ja doch auch etwas Sportliches. Eine Variante des uralten Wettstreits zwischen Angriffs- und Verteidigungswaffen, zwischen Erfindung und Gegen- Erfindung, zwischen Räuber und Gendarm. Zwischen Dopingsünder und Dopingjäger.

Ob unsere deutschen Schwimmer da im Augenblick nicht ganz vorn an der Front sind, bei diesem edlen Wettstreit?



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