23. August 2008

Der 44. Präsident der USA (11): Wer wird Obamas Vize-Kandidat? And the winner iiiiiiss ....

... nicht Hillary, das war schon lang klar. Das Obama- Team hat sich nicht mal die Mühe gemacht, sie auf mögliche Schwachstellen zu durchleuchten.

Nicht der Senator aus Indiana Evan Bayh. Er hätte für Obama attraktiv sein können, weil Indiana einer der umkämpften Staaten (Swing States) ist, deren Wahlmänner- Stimmen Obama dringend braucht.

Außerdem hat Bayh den Irakkrieg unterstützt. Je besser sich die Dinge im Irak entwickeln, umso weniger kann Obama mit seiner strikten Ablehnung des Kriegs punkten. Mit Bayh an seiner Seite hätte er jetzt voll auf eine realistische Irak- Politik umschwenken können.

Hätte können. Denn Bayh hat inzwischen, so sickerte durch, mitgeteilt bekommen, daß er nicht der Gewinner ist.

Wie auch Tim Kaine, der fromme Katholik und sozial Engagierte, der gar schon als Missionar in Honduras gewesen ist. Er wäre, Spanisch sprechend, für die Hispanics unter den Wählern attraktiv gewesen, und wegen seines sozialen Engagements für die Unterschicht- Wähler. Aber die wählen in ihrer großen Mehrheit ja ohnehin Obama



Wer bleibt also im Rennen?

Zum einen eine Frau: Kathleen Sebelius, die Gouverneurin von Kansas.

Sie hat Obama schon im Vorwahlkampf unterstützt. Sie wurde einmal von Time Magazine zu einem der besten fünf Gouverneure aller US-Staaten gewählt; u.a. weil sie die Schulden verringert, Ausgaben gekürzt und zugleich die Bildung verbessert hätte. (Das liberalkonservative Cato Institute sah das anders; es gab ihr die schlechteste Note, weil unter ihr die Ausgaben schnell gestiegen seien).

Sebelius war selbst schon einmal als Kandidatin für die Präsidentschaft und dann als Vize- Kandidatin von John Kerry im Gespräch. Sie gilt als ausgleichend und effizient. Politisch steht sie nach amerikanischen Maßstäben links - sie ist gegen ein Verbot der Abtreibung, gegen die Todesstrafe und sie gilt als Umwelt- Aktivistin.

Wie Kaine brächte auch sie also dem Kandidaten Wählerstimmen nur dort, wo er sie schon hat - bei Frauen, Linken, Jungen. Das macht es eher unwahrscheinlich, daß sie die Glückliche ist.

Wie auch ein gewisser Chet Edwards, ein bisher national nicht hervorgetretener Abgeordneter aus Texas, der gestern unversehens als Geheimtip durch die Medien geisterte und der in CNN mit breitem Grinsen bestätigte, daß er im Rennen sei. Schon deswegen ist er es vermutlich nicht mehr.

Sein Vorzug, meinte Candy Crowley gestern Abend in CNN, hätte für Obama im Grunde nur sein können, daß er sich für die Interessen der US- Kriegsveteranen stark gemacht hat. Also eine Wählergruppe, die bisher in ihrer großen Mehrheit McCain zuneigte. Aber das allein wäre doch ein wenig dürftig, um ihn zum Running Mate zu machen. Er wird es wohl ebenfalls nicht werden.



Gestern Abend unserer Zeit, also am amerikanischen Nachmittag, hat Obamas Team wieder einmal die Medien zum Narren gehalten. Wer sich dafür interessiert, der kann hier und hier nachlesen, wie Obamas Team stundenlang die Erwartung der Medien hochhielt, gleich käme die Entscheidung. Und dann nichts lieferte.

Das Kalkül liegt auf der Hand: Die TV-Ketten hatten Sendezeit für Obamas Vize bereitgestellt und füllten sie, da dazu nichts kam, notgedrungen mit anderen Berichten über Obama (CNN gar über einen Halbbruder Baracks, der in einem Slum in Kenia wohnt), über die Demokratische Partei, über mögliche Vize- Kandidaten. Kostenlose Publicity also für Obama.

Und als man damit etliche Stunden überbrückt hatte, teilte das Team von Obama mit, die heiße Nachricht werde erst am Samstag früh, amerikanische Zeit, kommen. Also gegen morgen Mittag unserer Zeit.

Sie wird, diese Nachricht, nicht etwa von Obama in einem seiner meisterlichen Auftritte mitgeteilt werden, sondern - per SMS!

Warum? Candy Crowley, bestens bewandert in amerikanischer Innenpolitik, hat es erklärt: Weil jeder, der diese SMS haben will, sich logischerweise mit seiner Handy- Nummer anmelden mußte.

So daß das Obama- Team jetzt viele, viele Handy- Nummern von Menschen hat, die sich mindestens für Politik interessieren; von denen viele aber vermutlich sogar mit Obama sympathisieren. Die man also mit Werbung versorgen, zur Mitarbeit im Wahlkampf einladen, von denen man Spenden erbitten kann.



Ja, und wessen Name wird auf dieser SMS stehen, wenn sie heute Mittag, unserer Zeit, in die Lande geht? Vermutlich der von Joseph Robinette ("Joe") Biden.

Biden ist ein langgedienter (sechs Legislaturperioden) Senator aus Delaware, gegenwärtig Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Senats. Ein Mann also, der das Gegenteil von Obama ist - erfahren, in Washington bestens vernetzt. Als ich im Dezember überlegt habe, wen ich als US-Bürger wählen würde, war er unter den demokratischen Bewerbern mein Kandidat.

Er ist einer, der sich klar und einfach äußert, der gut beim Arbeiter- Flügel der Demokraten ankommt. Also bei denen, die im Vorwahlkampf für Clinton gewesen waren, den Blue Collar Workers.

Und vor allem ist Biden ein Experte für Außenpolitik. Das könnte wichtig werden in den kommenden Monaten, wenn es möglicherweise zu einer Konfrontation der USA mit Putin kommt; vielleicht auch zu einem israelischen Militärschlag gegen den Iran.

Und das mitten in einem Wahlkampf, in dem McCain dann als der seit Jahrzehnten erfahrene Außenpolitiker dastehen würde, und Obama als das Greenhorn, das sich höchstens für einen Show- Auftritt vor den dankbaren Börlinern eignet.

Biden ist also dort stark, wo Obama schwach ist. Das dürfte den Ausschlag gegeben haben.

Allerdings wird Obama mit Biden als Running Mate nicht mehr sehr überzeugend die Botschaft vermitteln können, er trete "gegen Washington" und für einen radikalen Wandel der amerikanischen Politik ein.

Denn just dieses Washington, diese traditionelle Politik verkörpert ja dann sein eigener Mitstreiter.



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