Nous avions cru que la chute des empires ne pouvait profiter qu’à la souveraineté des petits Etats et à la transformation des conflits idéologiques en conflits de proximité. Mais il était évident que tout ce que l’empire soviétique avait perdu avec la chute du mur de Berlin, la nouvelle Russie se disposerait un jour à le regagner dans la résurrection de l’Empire des tsars.
(Wir hatten geglaubt, daß der Fall der Imperien der Souveränität der kleinen Staaten nur würde nützen können, der Transformation der ideologischen Konflikte in nachbarschaftliche Konflikte. Aber es lag auf der Hand: Alles das, was das sowjetische Imperium mit dem Fall der Berliner Mauer verloren hatte, das würde eines Tages das neue Rußland wiederzugewinnen trachten, in Form einer Wiederauferstehung des Zarenreichs.)
Der Herausgeber des Nouvel Observateur, Jean Daniel, gestern in der Internetausgabe seiner Zeitschrift.
Kommentar: Politisch stehe ich dem großen Linken Jean Daniel nicht sehr nahe; aber ich bewundere seit Jahrzehnten seinen Scharfsinn, seine Sprachkraft, seinen Humanismus und vor allem seine unbestechliche Ehrlichkeit. Im Juli wurde er 88 Jahre, und noch immer ist er so klarsichtig und präzise in seinen Analysen wie in Deutschland sein Generationsgenosse und Geistesverwandter Helmut Schmidt.
Jean Daniel ist ehrlich, wenn er daran erinnert, daß wir vor zwei Jahrzehnten an das Ende des russischen Imperialismus zusammen mit dem Ende des Kommunismus in Rußland glaubten. Ich jedenfalls hatte anfangs fest damit gerechnet, daß à la longue Rußland zu einem Teil Europas, vielleicht sogar zu einem Mitglied der EU werden würde.
Es ist anders gekommen. Im Nachhinein lag, es - auch das sehe ich wie Jean Daniel - auf der Hand:
Rußland ist in seiner ganzen Geschichte ein nach innen autoritär, wenn nicht diktatorisch regiertes und nach außen imperialistisches Land gewesen. Die Kommunisten haben - von der allmächtigen Geheimpolizei über das System der Straflager bis zum Byzantinismus der herrschenden Clique - das Herrschaftssystem der Zaren übernommen; und sie haben deren Imperialismus so konsequent weitergeführt, daß 1989 die Sowjetunion das einzige verbliebene Kolonialreich war.
Es hätte vielleicht - wir wissen ja nicht, was möglich gewesen wäre - gelingen können, diese Tradition zu durchbrechen und in Rußland das nachzuholen, was in Westeuropa im 19. Jahrhundert an politischem Fortschritt stattgefunden hatte.
Es hätte - vielleicht - so sein können. Nur war es nicht so. Heute ist offensichtlich, daß das Rußland Putins sich nicht Westeuropa oder gar die USA zum Vorbild nimmt, sondern die eigene russische Tradition. Es ist alles wieder da - die immer mächtiger werdende Geheimpolizei, die Deportation politischer Gegner nach Sibirien, der Byzantinismus im Kreml. Noch in vergleichsweise milder Form, aber Rußland steht ja auch erst am Anfang seiner Wiedergeburt.
Und dazu gehört es eben auch - spätestens bei Putins Auftritt in München vor eineinhalb Jahren war das zu erkennen -, das verlorene Imperium wiederzugewinnen.
(Wir hatten geglaubt, daß der Fall der Imperien der Souveränität der kleinen Staaten nur würde nützen können, der Transformation der ideologischen Konflikte in nachbarschaftliche Konflikte. Aber es lag auf der Hand: Alles das, was das sowjetische Imperium mit dem Fall der Berliner Mauer verloren hatte, das würde eines Tages das neue Rußland wiederzugewinnen trachten, in Form einer Wiederauferstehung des Zarenreichs.)
Der Herausgeber des Nouvel Observateur, Jean Daniel, gestern in der Internetausgabe seiner Zeitschrift.
Kommentar: Politisch stehe ich dem großen Linken Jean Daniel nicht sehr nahe; aber ich bewundere seit Jahrzehnten seinen Scharfsinn, seine Sprachkraft, seinen Humanismus und vor allem seine unbestechliche Ehrlichkeit. Im Juli wurde er 88 Jahre, und noch immer ist er so klarsichtig und präzise in seinen Analysen wie in Deutschland sein Generationsgenosse und Geistesverwandter Helmut Schmidt.
Jean Daniel ist ehrlich, wenn er daran erinnert, daß wir vor zwei Jahrzehnten an das Ende des russischen Imperialismus zusammen mit dem Ende des Kommunismus in Rußland glaubten. Ich jedenfalls hatte anfangs fest damit gerechnet, daß à la longue Rußland zu einem Teil Europas, vielleicht sogar zu einem Mitglied der EU werden würde.
Es ist anders gekommen. Im Nachhinein lag, es - auch das sehe ich wie Jean Daniel - auf der Hand:
Rußland ist in seiner ganzen Geschichte ein nach innen autoritär, wenn nicht diktatorisch regiertes und nach außen imperialistisches Land gewesen. Die Kommunisten haben - von der allmächtigen Geheimpolizei über das System der Straflager bis zum Byzantinismus der herrschenden Clique - das Herrschaftssystem der Zaren übernommen; und sie haben deren Imperialismus so konsequent weitergeführt, daß 1989 die Sowjetunion das einzige verbliebene Kolonialreich war.
Es hätte vielleicht - wir wissen ja nicht, was möglich gewesen wäre - gelingen können, diese Tradition zu durchbrechen und in Rußland das nachzuholen, was in Westeuropa im 19. Jahrhundert an politischem Fortschritt stattgefunden hatte.
Es hätte - vielleicht - so sein können. Nur war es nicht so. Heute ist offensichtlich, daß das Rußland Putins sich nicht Westeuropa oder gar die USA zum Vorbild nimmt, sondern die eigene russische Tradition. Es ist alles wieder da - die immer mächtiger werdende Geheimpolizei, die Deportation politischer Gegner nach Sibirien, der Byzantinismus im Kreml. Noch in vergleichsweise milder Form, aber Rußland steht ja auch erst am Anfang seiner Wiedergeburt.
Und dazu gehört es eben auch - spätestens bei Putins Auftritt in München vor eineinhalb Jahren war das zu erkennen -, das verlorene Imperium wiederzugewinnen.
Für Kommentare zu diesem Artikel gibt es einen Thread in "Zettels kleinem Zimmer". Dort findet man auch eventuelle Aktualisierungen und Ergänzungen.