But even if Obama does not bomb Iran, that doesn't mean that no one else will. (...) The defining moment of his presidency may well come at 2 a.m. some day when he picks up the phone and is told that the Israeli prime minister is on the line: Israel has just carried out a raid on Iranian nuclear sites. What then?
(Aber auch wenn Obama den Iran nicht bombardiert, bedeutet das nicht, daß niemand anders das tun wird. (...) Der bestimmende Augenblick seiner Präsidentschaft wird an einem Tag um zwei Uhr morgens kommen, wenn er ans Telefon geht und mitgeteilt bekommt, daß der israelische Premierminister ihn anruft: Israel hat soeben einen Angriff auf iranische Kernanlagen begonnen. Was dann?)
Anne Applebaum in ihrer gestrigen Kolumne in der Washington Post.
Kommentar: Anne Applebaums Argumentation ist ebenso simpel wie beklemmend:
Erstens, schreibt sie, wird Präsident Obama den Iran nicht bombardieren. Nicht, weil er ein Linker oder ein Peacenik ist. (Ich wußte gar nicht, daß diese Bezeichnung für die pazifistischen Gegner des Vietnam- Kriegs im Amerikanischen noch aktuell ist). Sondern er werde das aus denselben Gründen nicht tun, aus denen es George W. Bush nicht tat:
Das ist aus Applebaums Sicht die eine Seite. Die andere, meint sie, ist die Perspektive Israels:
Ich fürchte, sie hat Recht mit ihrer Diagnose, und ich fürchte, daß sie mit ihrer Hoffnung nicht Recht hat.
Präsident Obama hat schon im Wahlkampf angekündigt, daß er als Präsident den Herrschern des Iran zusichern werde, keinen Regimewechsel anzustreben (siehe "Ein Versprechen, keinen Regimewechsel anzustreben"; ZR vom 22. 6. 2009); und er hat im Mai vergangenen Jahres offensichtlich dem Ayatollah Khamenei eine "bilaterale und regionale Zusammenarbeit" angeboten (siehe Richard Herzinger zur Lage im Iran; ZR vom 25. 6. 2009).
Wenn Ahmadinedschad sich wieder einmal eine besonders dreiste Rhetorik leistet, dann hat Präsident Obama keine Wahl, als dagegen mit der Schärfe zu protestieren, die man von ihm nun einmal erwartet. Dafür, daß er seit dem Mai vergangenen Jahres einen Politikwechsel vollzogen hat und jetzt auf Härte gegenüber dem Iran setzt, gibt es keinen Anhaltspunkt.
Israel kann von Obama keine Unterstützung erwarten, sollte es sich zum Angriff auf den Iran entschließen. Der Präsident wird - beurteilt man ihn nach seinem bisherigen Verhalten - selbst dann weiter die Beschwichtigung suchen, wenn als Vergeltung für einen israelischen Angriff Helfer des Iran amerikanische Einrichtungen attackieren sollten.
(Aber auch wenn Obama den Iran nicht bombardiert, bedeutet das nicht, daß niemand anders das tun wird. (...) Der bestimmende Augenblick seiner Präsidentschaft wird an einem Tag um zwei Uhr morgens kommen, wenn er ans Telefon geht und mitgeteilt bekommt, daß der israelische Premierminister ihn anruft: Israel hat soeben einen Angriff auf iranische Kernanlagen begonnen. Was dann?)
Anne Applebaum in ihrer gestrigen Kolumne in der Washington Post.
Kommentar: Anne Applebaums Argumentation ist ebenso simpel wie beklemmend:
Erstens, schreibt sie, wird Präsident Obama den Iran nicht bombardieren. Nicht, weil er ein Linker oder ein Peacenik ist. (Ich wußte gar nicht, daß diese Bezeichnung für die pazifistischen Gegner des Vietnam- Kriegs im Amerikanischen noch aktuell ist). Sondern er werde das aus denselben Gründen nicht tun, aus denen es George W. Bush nicht tat:
Und schließlich "... no American president could expect public support for more than a nanosecond" - könne kein amerikanischer Präsident erwarten, daß er für einen solchen Angriff mehr als eine Nanosekunde lang Unterstützung in der Öffentlichkeit finden würde.Weil man nicht weiß, wo sich die Nuklearanlagen befinden. Weil unsicher ist, ob ein solcher Angriff mehr erreichen würde, als das iranische Atomprogramm für ein paar Monate zu unterbrechen. Weil die USA nicht mit den Reaktionen konfrontiert werden wollen, die der Iran für einen solchen Fall angedroht hat - Angriffe gegen die USA und Israel durch Verbündete des Iran im Irak, in Afghanistan, in Palästina und im Libanon. Weil höhere Ölpreise die Folge eines solchen Angriffs wären. Weil es die USA sich nicht leisten können, während ihre Truppen im Irak und in Afghanistan stehen, einen weiteren Krieg zu beginnen.
Das ist aus Applebaums Sicht die eine Seite. Die andere, meint sie, ist die Perspektive Israels:
Many Israelis regard the Iranian nuclear program as a matter of life and death. The prospect of a nuclear Iran isn't an irritant or a distant threat. It is understood directly in the context of the Iranian president's provocative attacks on Israel's right to exist and his public support for historians who deny the Holocaust. If you want to make Israelis paranoid, hint that they might be the target of an attempted mass murder. Mahmoud Ahmadinejad does exactly that.Soweit Anne Applebaum. Am Ende des Kommentars äußert sie die Hoffnung, daß Präsident Obama auf einen solchen Fall vorbereitet sei.
Viele Israelis sehen das iranische Nuklearprogramm als eine Sache von Leben und Tod an. Die Aussicht auf einen atomar bewaffneten Iran ist nicht nur ein Ärgernis oder eine entfernte Drohung. Man versteht sie unmittelbar im Kontext der provokanten Angriffe des iranischen Präsidenten auf das Existenzrecht Israels und seine öffentliche Unterstützung für Historiker, die den Holocaust leugnen. Wenn man Israelis paranoid machen will, braucht man nur die Möglichkeit anzudeuten, daß sie das Ziel eines versuchten Massenmords werden könnten. Mahmoud Ahmadinedschad tut genau dies.
Ich fürchte, sie hat Recht mit ihrer Diagnose, und ich fürchte, daß sie mit ihrer Hoffnung nicht Recht hat.
Präsident Obama hat schon im Wahlkampf angekündigt, daß er als Präsident den Herrschern des Iran zusichern werde, keinen Regimewechsel anzustreben (siehe "Ein Versprechen, keinen Regimewechsel anzustreben"; ZR vom 22. 6. 2009); und er hat im Mai vergangenen Jahres offensichtlich dem Ayatollah Khamenei eine "bilaterale und regionale Zusammenarbeit" angeboten (siehe Richard Herzinger zur Lage im Iran; ZR vom 25. 6. 2009).
Wenn Ahmadinedschad sich wieder einmal eine besonders dreiste Rhetorik leistet, dann hat Präsident Obama keine Wahl, als dagegen mit der Schärfe zu protestieren, die man von ihm nun einmal erwartet. Dafür, daß er seit dem Mai vergangenen Jahres einen Politikwechsel vollzogen hat und jetzt auf Härte gegenüber dem Iran setzt, gibt es keinen Anhaltspunkt.
Israel kann von Obama keine Unterstützung erwarten, sollte es sich zum Angriff auf den Iran entschließen. Der Präsident wird - beurteilt man ihn nach seinem bisherigen Verhalten - selbst dann weiter die Beschwichtigung suchen, wenn als Vergeltung für einen israelischen Angriff Helfer des Iran amerikanische Einrichtungen attackieren sollten.
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