24. Februar 2010

Marginalie: Eine unfaire, eine zum Teil lachhafte Kampagne gegen Präsident Obama

Leser dieses Blogs wissen, daß ich Präsident Obama sehr kritisch gegenüberstehe.

Er hat hochfliegende, nachgerade messianische Erwartungen geweckt, von denen er bisher keine einzige auch nur annähernd erfüllen konnte. Er hat die amerikanische Nation nicht, wie versprochen, geeint, sondern er spaltet sie wie kaum ein Präsident zuvor.

Seine Außenpolitik hat bisher nur das Ergebnis gebracht, die Feinde der Freiheit zu stärken. Innenpolitisch hat er im Wahlkampf eine Politik der Mitte versprochen und versucht jetzt eine linke Politik zu realisieren.

Mir scheint, daß seine bisher einzige bemerkenswerte Leistung darin besteht, gute, manchmal ausgezeichnete Reden zu halten; zwar vom Teleprompter abgelesen, aber oft glänzend geschrieben und überzeugend vorgetragen.

Diese Bilanz hat ihm - das eben ist die Spaltung der Nation - heftige Ablehnung durch die konservative Hälfte der Amerikaner eingetragen; eine Ablehnung, die keineswegs von Anfang an bestanden hatte.

Fair, wie die Amerikaner sind, haben sie ihm nach seiner Wahl zunächst einen Vertrauensvorschuß eingeräumt. Bei einer Gallup- Umfrage, die vom 9. bis 11. Januar 2009 durchgeführt wurde, gaben zum Beispiel 78 Prozent an, von Obama eine gute Meinung zu haben; nur 18 Prozent hatten eine schlechte Meinung. Die Daten der anderen Institute waren damals ähnlich, wie man in dieser Grafik von Pollster.com sehen kann.

Aber jetzt hat Obamas Politik eben zu einer heftigen Opposition geführt; auch wenn die guten Meinungen über ihn als Person noch immer leicht überwiegen. (Bei den Urteilen über seine Amtsführung hingegen halten sich inzwischen positive und negative Meinungen die Waage; und das Herzstück seiner Innenpolitik, die Gesundheitsreform, wird im Augenblick mit 54 zu 38 Prozent abgelehnt).



Ich habe das vorausgeschickt, damit das Folgende nicht mißverstanden wird.

Es gibt nämlich nicht nur die begründete, wenn auch weit bis an den rechten Rand reichende Opposition gegen Obama, wie sie sich in der Republikanischen Partei, aber zum Beispiel auch in der Tea- Party- Bewegung manifestiert (siehe Amerikanische Populisten, europäische Populisten; ZR vom 12. 2. 2010). Sondern es gibt auch eine unfaire Kampagne gegen ihn, die zum Teil lachhafte Züge trägt. Ein Beispiel war der Vorwurf um die Weihnachtszeit, Obama hätte seinen Christbaum mit einer Kugel geschmückt, die ein Porträt Maos zeige.

In diese Kategorie gehört auch das, was ich jetzt schildern möchte. Eigentlich eine Lächerlichkeit, aber sie ist symptomatisch.

Ich wurde auf die WebSite einer Organisation namens "TownHall" aufmerksam gemacht; genauer: auf einen Artikel, in dem dies über Präsident Obama behauptet wurde:
President Barack Obama's budget has added more than $100 billion of federal taxpayers' money to what is called "education," so that means it will be spent by alumni of the Saul Alinsky school of radical community organizing and/or the Chicago Democratic machine. (...)

Obama is using the public schools to recruit a private army of high- schoolers to "build on the movement that elected President Obama by empowering students across the country to help us bring about our agenda." (...)

Obama's Internet outreach during his campaign, Obama for America, has been renamed Organizing for America (OFA) in order to recruit students to join a cult of Obama and become activists for his goals.

Präsident Obamas Haushaltsplan stellt mehr als 100 Milliarden Dollar zusätzlich vom Geld des Steuerzahlers für das bereit, was "Unterricht" genannt wird; was bedeutet, daß sie von Absolventen der Saul- Alinksy- Schule für extremistische Gemeinde- Organisation und/oder der Parteimaschine der Demokraten in Chicago ausgegeben werden. (...)

Obama gebraucht die staatlichen Schulen dazu, eine Privatarmee von Oberschülern zu rekrutieren, "aufgebaut auf der Bewegung, die Präsident Obama wählte, indem sie Schüler überall im Land dazu befähigte, uns bei der Umsetzung unserer Agenda zu helfen". (...)

Obamas Internet- Auftritt während seines Wahlkampfs, Obama for America, wurde in Organization for America (OFA) umbenannt, um Schüler dafür zu rekrutieren, sich einem Obama- Kult anzuschließen und zu Aktivisten für seine Ziele zu werden.
Nicht wahr, das klingt erschreckend? Hundert Milliarden Dollar für Absolventen einer extremistischen Schule und der berüchtigten Parteimaschine von Chicago? Das Rekrutieren einer Privatarmee von Schülern, die einem Obama- Kult huldigen sollen?



"TownHall" beruft sich auf einen Artikel in dem Blog "Atlas Shrugged" von Pamela Geller.

Dort erfährt man, daß es in der Tat diese umbenannte Organisation OFA gibt und daß sie um Schüler wirbt. Was ja nicht zu beanstanden ist; jede politische Jugendorganisation wirbt um Schüler. "Atlas Shrugged" zeigt das Faksimile eines Aufnahmeformulars für OFA. Die Schüler können dort - in amerikanischen Schulen üblich - ein Praktikum (internship) absolvieren, für das sie Leistungspunkte (credits) erhalten.

Soweit ist nichts Beanstandenswertes zu erkennen. Allerdings schreibt Pamela Geller auch dies:
An Atlas reader, Chuck, has a student in the eleventh grade in an Ohio High School. Her government class passed out this propaganda recruiting paper so students could sign up as interns for Obama's Organizing for America (...). Obama is using our public school system to recruit for his Alinsky- inspired private army.

Ein Leser von "Atlas", Chuck, hat eine Tochter, welche die elfte Klasse einer High School in Ohio besucht. Im Gemeinschaftskunde- Unterricht wurde dieses Propaganda- Formular ausgeteilt, damit die Schüler sich als Praktikanten für Obamas Organizing for America eintragen konnten. (...) Obama benutzt unser staatliches Schulsystem zur Rekrutierung für seine von Alinksy inspirierte Privatarmee.
Saul Alinsky war ein linker Aktivist, der jene Bewegung der "Gemeinde- Organisatoren" gründete, innerhalb derer auch Barack Obama einst in Chicago gearbeitet hatte.

Das klingt in der Tat schlimm. Sollte Präsident Obama wirklich in dieser Weise staatliche Schulen mißbrauchen, um seiner eigenen politischen Organisation Mitglieder zuzuführen?

In dem Artikel wird das behauptet. Aber es ist nicht so. Über den tatsächlichen Sachverhalt berichtete der konservative Sender Fox News: Es handelte sich um einen einzigen Fall, in dem ein Lehrer solche Formulare in seiner Klasse verteilt hatte. Der zuständige Superintendent (vergleichbar einem Schulrat) John Richard wurde dazu von Fox News befragt:
... Richard acknowledged that distribution of the forms violated school policy and said they were never submitted to school administrators for approval, but the teacher remains on the job.

"We don't take sides politically, nor should we, and we certainly would not support students being indoctrinated politically or religiously or anything along those lines," he said.

Richard said the social studies teacher, whom he did not name, had no intent of proselytizing his students and was "given the material by another person." Richard said he "addressed" the issue with the teacher, though he declined to say what disciplinary action, if any, had been taken.

Richard räumte ein, daß die Verteilung der Formulare gegen die Politik der Schule verstieß und sagte, daß sie niemals dem Schulleiter zur Genehmigung vorgelegt worden seien. Der Lehrer würde jedoch seine Stelle behalten.

"Wir nehmen politisch nicht Stellung, und das sollten wir auch nicht, und wir würden es mit Sicherheit nicht unterstützen, wenn Schüler politisch oder religiös oder sonstwie indoktriniert werden würden", sagte er.

Richard sagte, daß der Gemeinschaftskunde- Lehrer, dessen Namen er nicht nannte, nicht die Absicht gehabt hätte, die Schüler politisch zu beeinflussen und "daß er das Material von einer anderen Person erhalten" hätte. Richard sagte, er habe den Lehrer auf den Vorfall "angesprochen"; er war allerdings nicht bereit, zu sagen, ob Disziplinarmaßnahmen eingeleitet worden seien, und wenn ja, welche.


Der Berg kreißte und gebar ein Mäuslein. Was Pamela Geller aufgebauscht und was "TownHall" zu dem Versuch Obamas gemacht hatte, eine Privatarmee von Schülern zu rekrutieren, entpuppt sich als das Fehlverhalten eines einzigen Lehrers. Eines Lehrers, der gegen die Richtlinien seiner Schule verstieß und der natürlich in keiner Weise im Auftrag von Präsident Obama handelte.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Mit Dank an Werner Stenzig.