25. Februar 2010

Zitat des Tages: "Die Aufgabe von Panorama ist es, alle Parteien kritisch zu begleiten". Agitprop gegen die FDP, Methode Karl-Eduard von Schnitzler

Die Aufgabe von Panorama ist es, alle Parteien kritisch zu begleiten. Und das tun wir auch. Egal ob SPD, CDU, Die Linke, die Grünen oder die FDP.

Der Redakteur des NDR-Sendung "Panorama" Ben Bolz über sein Magazin; zitiert gestern in der "Süddeutschen Zeitung".


Kommentar: Den Hintergrund dieses Zitats beschreibt Marc Felix Serrao in dem Artikel der SZ: Die FDP beging in Karlsruhe vergangene Woche ihren "Politischen Aschermittwoch". Dazu wurde ein Reporter- und Kamerateam von "Panorama" erwartet. Der Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes der FDP Baden- Württemberg, Sebastian Haag, versandte an einige Parteifreunde E-Mails, in dem dies mitgeteilt wurde. Weiter Serrao:
Dann folgt die Warnung: "Da von dieser Redaktion nach den kürzlich gemachten Erfahrungen kein objektiver Journalismus erwartet werden kann", schreibt Haag, "möchte ich Sie auf die Gefahr aufmerksam machen, bei Interviews als ungewollter Stichwortgeber einer gegen uns gerichteten Medienberichterstattung aufzutreten." Differenzierte Meinungen würden dort nicht wiedergegeben: "Das 'aber' hinter dem 'ja' wird nicht gesendet."
Darauf reagierte der "Panorama"- Redakteur Bolz u.a. mit dem zitierten Satz.

Wenn Sie, lieber Leser, die Zeit dazu haben, dann sehen Sie sich bitte die ersten vier Minuten der "Panorama"- Sendung vom 18. 2. 2010 an, in welcher der Beitrag von Ben Bolz und anderen gesendet wurde. Sie werden feststellen, daß Sebastin Haag untertrieben hat.

Die Sendung ist nach dem klassischen Muster der Agitprop- Sendungen des "Schwarzen Kanal" des "Deutschen Fernsehfunks" der DDR aufgebaut, moderiert von jenem Karl- Eduard von Schnitzler, der in der DDR allgemein der "Sudel-Ede" genannt wurde:

Es beginnt mit einer unsachlichen Anmoderation, die dem Zuschauer die richtige Sicht auf das liefern soll, was dann kommen wird. Westerwelle wird zugeschrieben: "Wenn wir es den Arbeitslosen weiter reinschieben, geht hier alles den Bach runter". Das hat er zwar nicht gesagt, aber nun gut, man wird doch noch interpretieren dürfen.

Es folgt ein Block von Statements von Arbeitslosen, die alle ihre schlimme Situation schildern und kein Verständnis für Westerwelle zeigen. Dergleichen war Standard bei v. Schnitzler; es sollte belegen, wie schlecht es den Menschen in der "BRD" ging.

Dann beginnt der eigentliche Bericht. Er folgt dem klassischen Agitprop- Muster "Denunziation durch manipulativen Filmschnitt".

Zunächst wird ein kurzer Ausschnitt der Rede von Westerwelle gezeigt, in dem er seine Kritik zusammenfaßt.

Schnitt. Es folgen zusammengeschnittene Schnipsel; Äußerungen von Menschen, die allerlei Dummheiten sagen. Laut Untertiteln "FDP Straubing" und "FDP Karlsruhe".

Offenbar hatten die Redakteure von "Panorama" solange Interviews geführt, bis sie ein paar schlicht gestrickte Hansln, zum Teil offensichtlich Angetrunkene, gefunden hatten, die kein Fremdwort richtig herausbekamen, die nicht wußten, was "spätrömische Dekadenz" ist, die auf Hartz-IV-Empfänger schimpften, so wie das "Panorama" hören wollte.

Schnitt. Man sah wieder Westerwelle. Und er sagte: "Diese Diskussion war überfällig. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit".



Das war als Agitation so professionell wie v. Schnitzlers "Schwarzer Kanal". Der Informationswert dieses Beitrags für den Zuschauer war null. Dem Anspruch, die FDP "kritisch zu begleiten", wurde dieser Beitrag ungefähr so gut gerecht, wie Hundefutter dem Anspruch an ein kulinarisches Menü gerecht wird.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.