7. Februar 2010

Kleines Klima-Kaleidoskop (6): Was ist eigentlich aus dem Ozonloch geworden?

Erinnern Sie sich noch? In den späten achtziger und in den neunziger Jahren war das Ozonloch das, was heute die globale Erwärmung ist.

Das schlechte Gewissen, das Hineinreden vor allem ins Gewissen Anderer, die apokalyptischen Ängste, die heute mit der "menschengemachten Klima- Katastrophe" verbunden sind - sie waren damals an das Ozonloch geheftet; an jenes Schwinden der Ozonschicht der Atmosphäre, das man vor allem über der Antarktis beobachtet hatte.

Das Schibboleth der Umweltbewußten hieß damals "FCKW". Wer etwas auf sich hielt, der konnte so flüssig "Fluorchlorkohlenwasserstoffe" aussprechen, als hätte er sich sein Leben lang mit der Chemie niedermolekularer organischer Verbindungen beschäftigt. FCKW, das war damals das Teufelszeug; eine Substanz, so sehr der allgemeinen Verdammung anheimgefallen wie heute das CO2.

Was war geschehen?
Zuerst hatten - das war schon 1974 gewesen - die Chemiker Frank Sherwood Rowland und Mario Molina einen Prozeß beschrieben, durch den in die Atmosphäre entlassene organische Gase wie FCKW das atmosphärische Ozon (O3) in seine drei Sauerstoff- Atome aufspalten können; die chemischen Einzelheiten kann man zum Beispiel in der Wikipedia finden. Es handelte sich nicht um Beobachtungen, sondern eine Hypothese.

FCKWs wurden damals in vielen Produkten verwendet; beispielsweise als Treibgas von Sprays und in Kühlschränken sowie Klimaanlagen. Also bestand die Möglichkeit, daß der von Rowland und Molina beschriebene chemische Prozeß die Konzentration von Ozon in der Atmosphäre verringern könnte; eine potentiell schädliche Veränderung, da Ozon als ein Filter gegen ultraviolette Strahlung wirkt.

Zunächst fanden diese Überlegungen nur mäßige Beachtung. Es war zum einen unklar, ob die Hypothese überhaupt stimmte; zum anderen rechnete man mit einem allenfalls geringen Effekt.

Das änderte sich schlagartig, als 1985 die britischen Antarktis- Forscher J. C. Farman, B. G. Gardiner und J. D. Shanklin in einem Artikel in Nature über einen drastischen Schwund von Ozon in der Stratosphäre über der Antarktis berichteten.

Damit hatte man eine Beobachtung, welche die Theorie von Rowland und Molina schlagend zu bestätigen schien.

Zugleich regte die Vorstellung von einem "Loch" in der Atmosphäre, durch das schlimme, krebserregende Strahlen auf die Menschheit niedergehen, nicht nur verstärkte Forschung an, sondern sie erzeugte auch Ängste und apokalyptische Phantasien bei der um ihre Gesundheit und die Umwelt besorgten Bevölkerung.

Die Furcht vor einem weltweiten Abbau des Ozons grassierte. Das Ozonloch über der Antarktis erschien als ein Vorbote; bald würde - so fürchtete man - die Ozonschicht der ganzen Erde immer dünner werden. Man sah die Menschheit sozusagen demnächst entblößt, ihres natürlichen Schutzes vor gefährlichen Einflüssen aus dem Weltraum beraubt.
Phantastische Zahlen über die resultierenden Krebstoten grassierten. Der "Spiegel" schrieb:
Nimmt die Strahlung infolge des Ozonabbaus zu, droht eine Umweltkatastrophe von globalem Ausmaß. Unvermeidlich wären dann
  • eine starke Zunahme von Hautkrebs- Erkrankungen und Augenleiden;

  • eine größere Verbreitung bestimmter Infektionskrankheiten, deren Erreger durch die Haut in den menschlichen Körper eindringen;

  • Ernteausfälle bei strahlungsempfindlichen Kulturpflanzen in unkalkulierbarer Höhe;

  • eine empfindliche Verminderung des Wachstums von pflanzlichem Meeresplankton und damit großflächige Störungen der marinen Ökosysteme.
  • Diese Prognose erschien vor mehr als zwei Jahrzehnten; am 24. 10. 1988. Nichts von den prognostizierten Folgen ist seither nachgewiesen worden.

    Ja natürlich nicht, werden Sie vielleicht einwenden. Daß diese Folgen ausblieben, das liegt eben daran, daß man gegen die FCKW-Belastung der Atmosphäre konsequent vorgegangen ist.

    In der Tat: Die Produktion von FCKWs wurde zunächst zurückgefahren und dann, auf der Konferenz von Montreal 1996, weltweit verboten. Die Einzelheiten hat kürzlich im American Thinker David S. Van Dyke beschrieben; ein Klimaskeptiker.

    Danach wurde es allmählich still um das Ozonloch. Gleich dem Ungeheuer von Loch Ness tauchte es nur noch gelegentlich in den Nachrichten auf. Zum einen schien ja mit dem Verbot der FCKWs die Gefahr gebannt zu sein. Zum anderen bot die sich ausbreitende Phantasie von einer bevorstehenden Klima- Katastrophe ein weit schrecklicheres, ein weitaus beeindruckenderes Szenario. Da konnte das Ozonloch nicht mithalten.



    Und was ist unterdes aus ihm geworden, dem Ozonloch? Erwies es sich als der Vorbote eines weltweiten Schwunds des Ozons in der Stratosphäre? Oder ging es, wie erwartet, nachdem die FCKWs verboten worden waren, allmählich wieder zurück?

    Weder das eine, noch das andere.

    In den mittleren Breiten hat sich die Ozonkonzentration seit den frühen achtziger Jahren um nicht mehr als drei bis sechs Prozent vermindert; in den Tropen gibt es überhaupt keine Veränderung. Es blieb also im wesentlichen bei dem Loch über der Antarktis.

    Also hat das Verbot von FCKWs sich als wirksam erwiesen?
    Sehen Sie sich einmal diese Grafik an (für eine vergrößerte Version bitte anklicken):

    Die Abbildung zeigt die von den Satelliten der TOMS- Reihe gemessenen Werte für die Konzentration von Ozon über der Antarktis von 1980 bis 2008. Man sieht ab Anfang der achtziger Jahre den steilen Abfall, der die damaligen Besorgnisse auslöste. Dieser Rückgang hat sich dann abgeflacht; der Verlauf scheint jetzt asymptotisch zu werden.

    Daß seit zwei Jahrzehnten immer weniger, seit 1996 fast überhaupt keine FCKWs mehr in die Atmosphäre entlassen werden, scheint sich auf das Ozonloch somit überhaupt nicht ausgewirkt zu haben. Es erfreut sich - entgegen allen Prognosen, die nach dem FCKW-Stopp eine Zunahme des Ozons um jährlich 5 bis 10 Prozent vorhergesagt hatten - weiterhin sozusagen bester Gesundheit, das Ozonloch. Aber eben nur über der Antarktis und in einem geringeren Umfang über der Arktis.

    Man kann Modelle ersinnen, die dieses Befundmuster mit der FCKW-Theorie in Einklang bringen. Aus der Wikipedia:
    Work has suggested that a detectable (and statistically significant) recovery will not occur until around 2024, with ozone levels recovering to 1980 levels by around 2068. (...) The Antarctic ozone hole is expected to continue for decades. Ozone concentrations in the lower stratosphere over Antarctica will increase by 5%–10% by 2020 and return to pre-1980 levels by about 2060–2075, 10–25 years later than predicted in earlier assessments.

    Untersuchungen legen es nahe, daß eine meßbare (und statistisch signifikante) Erholung nicht vor 2024 stattfinden wird und daß die Ozon- Konzentrationen erst um 2068 herum auf das Niveau von 1980 zurückkehren werden. (...) Das Ozonloch über der Antarktis wird noch für Jahrzehnte bestehen bleiben. Bis 2020 wird die Ozon- Konzentration in der unteren Atmosphäre über der Antarktis um 5% bis 10% zunehmen und zwischen 2060 und 2075 auf das Niveau vor 1980 zurückkehren; 10 bis 25 Jahre später, als es frühere Schätzungen annahmen.
    Frühere Schätzungen, die - so steht es in der Wikipedia - sich deshalb nicht bestätigt hätten, weil die Konzentration der für das Ozon schädlichen Substanzen höher gewesen sei als erwartet. Belege: Keine.



    Mit anderen Worten: Die Theorie wird, wenn ihre Vorhersagen sich als falsch erweisen, nicht in Frage gestellt. Sie wird gegen die empirische Widerlegung immunisiert, indem man ad hoc annimmt, daß bestimmte Voraussetzungen sich geändert hätten.
    Was aber, wenn die Theorie von dem menschengemachten Ozonloch schlicht falsch ist?

    Bis vor wenigen Jahren galt es als Ketzerei, so etwas überhaupt nur zu erwägen; ähnlich, wie heutzutage die Theorie von der menschengemachten globalen Erwärmung meist so gesehen wird, als sei sie göttliche Offenbarung und nicht eine von mehreren konkurrierenden Theorien.

    Im September 2007 erschien nun aber in Nature - der Zeitschrift, bei der alles begonnen hatte, mit der Publikation von 1985 - ein Artikel von Quirin Schiermeier mit dem provozierenden Titel "Chemists poke holes in ozone theory"; Chemiker würden Löcher in die Ozontheorie bohren.

    Es lägen nämlich jetzt neue Daten vor: "If the data are right, scientists will have to rethink their understanding of how ozone holes are formed and how that relates to climate change"; wenn diese Daten zuträfen, dann müßten die Forscher ihr Verständnis davon überdenken, wie Ozonlöcher entstehen und wie das mit dem Klimawandel zusammenhängt.

    Das war vor zweieinhalb Jahren. Vor knapp einem Jahr, im März 2009, erschien ein Artikel, der nicht nur ein Überdenken, sondern eine ganz neue Sicht auf die Entstehung des Ozonlochs vorschlug. Er wurde in den Physical Review Letters publiziert, einer der angesehendsten Fachzeitschriften für Physik, in der nur nach strengen Kriterien begutachtete Artikel erscheinen.

    Der Autor, Q.-B. Lu von der Fakultät für Physik der Waterloo University, hat für die Ozon- Konzentration über der Antarktis etwas Ähnliches gemacht wie der ehemalige Direktor des Instituts für Meteorologie der FU Berlin, Horst Malberg, für die globalen Klimadaten: Sie mit dem Zyklus der Kosmischen Strahlung verglichen (bei Malberg ist es die Sonnenflecken- Aktivität, also ein anderer kosmischer Zyklus).

    Mit erstaunlichen Resultaten. Lu berichtet über
    ... reliable satellite data in the period of 1980–2007 covering two full 11-yr cosmic ray (CR) cycles, clearly showing the correlation between CRs and ozone depletion, especially the polar ozone loss (hole) over Antarctica. The results provide strong evidence of the physical mechanism that the CRdriven electron- induced reaction of halogenated molecules plays the dominant role in causing the ozone hole.

    ... zuverlässige Satellitendaten aus der Periode von 1980 bis 2007, die zwei vollständige 11jährige Zyklen der Kosmischen Strahlung (CR) umfassen. Sie zeigen eine deutliche Korrelation zwischen CR und dem Schwund von Ozon, insbesondere bei dem polaren Ozonverlust (Loch) über der Antarktis. Die Ergebnisse liefern starke Belege für einen physikalischen Mechanismus, wonach die auf CR zurückgehende, durch Elektronen ausgelöste Reaktion halogenisierter Moleküle bei der Entstehung des Ozonlochs die entscheidende Rolle spielt.
    Lus Artikel geht auf zahlreiche Einzelveröffentlichungen zusammen mit seinen Mitarbeitern zurück, ist also gut empirisch unterfüttert. Als einen der Belege für den Zusammenhang, den er postuliert, führt er zum Beispiel an, daß der Schwund des Ozons exakt dort (in der polaren Stratosphäre in einer Höhe von rund 18 km) am größten ist, wo auch die Kosmische Strahlung ihre größte Intensität erreicht. Trägt man weiterhin die Änderung in der Ozon- Konzentration gegen die Stärke der Kosmischen Strahlung auf, dann zeigt sich (Abb. 4 des Aufsatzes) eine deutliche Korrelation.

    Was wird damit aus dem menschengemachten, FCKW-bedingten Ozonloch? Lu will nicht ausschließen, daß der bisher angenommene photochemische Mechanismus eine gewisse Rolle spielt. Aber, meint er, nicht die wichtigste. Schon deshalb nicht, weil neue Untersuchungen zeigen, daß die betreffenden Modelle nicht mehr als vielleicht 40 Prozent des Ozonverlustes erklären können.



    Ich bin weit von der Behauptung entfernt, Lus Theorie sei richtig und die Theorie vom FCKW-gemachten Ozonloch sei widerlegt. Das können nur Fachleute beurteilen; das kann nur die weitere Forschung entscheiden. (Anders als die bisherigen Modelle macht Lu übrigens präzise, prüfbare Vorhersagen für die kommenden Jahre).

    Nicht darum, wer die richtige Theorie hat, ging es mir in diesem Artikel. Sondern ich wollte am Beispiel des Ozonlochs zeigen, wie schädlich es für die Forschung ist, wenn - wesentlich mitbedingt durch eine Aufgeregtheit, ja einen quasi- religiösen Glauben in der Öffentlichkeit - eine einzige Theorie es sich anmaßt, die einzige richtige zu sein.

    Sieht man sich die Artikel zum Ozonloch in der internationalen und vor allem in der deutschen Wikipedia an, dann hat man den Eindruck, die FCKW-Theorie sei gesichertes Wissen. Davon kann keine Rede sein.

    Nicht anders ist es mit der Theorie von der menschengemachten globalen Erwärmung. Klimatologische Forschung müßte in großem Stil finanziert werden, die diese Theorie kritisch prüft. Für die Erarbeitung alternativer Theorien müßten üppige Mittel zur Verfügung gestellt werden; denn nichts ist für die Gesellschaft nachteiliger, als wenn sie sich an einer Theorie orientiert, die sich möglicherweise am Ende als falsch erweist.



    © Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Links zu allen Folgen dieser Serie finden Sie hier. Titelvignette: Drei Bilder, die sich durch das Schütteln eines Kaleidoskops ergeben. Fotografiert und in die Public Domain gestellt von rnbc. Grafik: Als Werk der NASA in der Public Domain.