21. März 2007

Zettels Meckerecke: Beck-Messereien

Kurt Beck strahlt nicht unbedingt geistige Beweglichkeit aus. Aber da kann man ja irren. Zumal bei einem Pfälzer. Kohl hat viele seiner Erfolge dadurch errungen, daß seine Gegner ihn unterschätzt haben, den gemütlichen, Saumägen verzehrenden Pfälzer.

Kohl war in gewisser Weise ein Wolf im Schafspelz. Hinter dem schlichten Provinzler verbarg sich ein großer Staatsmann, ein gewiefter Taktiker obendrein.

Nur gibt es ja auch das Schaf im Schafspelz. Ich glaube immer mehr, daß Kurt Beck so einer ist.

Er ist so, wie er aussieht. Er denkt so, wie er spricht.



Vor knapp zwei Wochen hat er gesagt, bei der Energieerzeugung schade Braunkohle dem Klima weniger als die Atomkraft.

Nanu? Was hatte er denn da für Zahlen?

Gar keine. Er hat sich das offenbar einfach so einfallen lassen. "'Die Darstellung von Herrn Beck entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage', sagt Claudia Kemfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, dem Tagesspiegel".

Und nun hat er also vor einem "neuen Rüstungswettlauf" gewarnt, der Kurt Beck. Weil die USA in Polen und Tschechien ein Abwehrsystem gegen die Raketen des Iran installieren wollen.

Die Darstellung, so könnte man in Abwandlung der Formulierung von Claudia Kemfert kommentieren, entbehrt jeder militärstrategischen Grundlage. Eine Linksammlung zu einigen Kommentaren hat Boche in B.L.O.G. zusammenstestellt.

Inzwischen hat auch der außenpolitische Experte der SPD, Hans-Ulrich Klose, Beck deutlich widersprochen:
... er halte den Widerstand von SPD-Chef Kurt Beck dagegen für sachlich unbegründet. Es gebe vielmehr gute Gründe für das Projekt.
Noch deutlicher wurde gestern Klaus Naumann, ehemaliger Vorsitzender des Militärausschusses der Nato:
Und was mich noch mehr erstaunt, ist im Grunde genommen die nahezu unglaubliche Unkenntnis, mit der deutsche Politiker nun vor einem Rüstungswettlauf warnen. Das ist schlicht Unsinn, was da gesagt wird.


"Entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage". "Nahezu unglaubliche Unkenntnis": Ob der nette, sympathische, gemütliche Kurt Beck nicht doch als Ministerpräsident des schönen Weinlands Rheinland-Pfalz den Gipfel seiner Kompetenz erklommen hatte?