28. März 2007

Randbemerkung: Wolfgang Leonhard, die DDR, das MfS

Diese Nacht gibt es - wieder einmal - eine Sendung, der man wünschen würde, zur besten Sendezeit zu laufen: "Aspekte extra" zur Leipziger Buchmesse - "Die Nacht des blauen Sofas", eine Zusammenfassung der Highlights der Nachtsendungen während der Buchmesse.

Dort ist eben ein Interview mit Wolfang Leonhard wiederholt worden, anläßlich seines neuen Buchs "Meine Geschichte der DDR".

Wie immer war er sehr rhetorisch, sehr deklamatorisch, manchmal phrasenhaft, manchmal aber auch brillant.

Und er hat etwas gesagt, was eigentlich auf der Hand liegt, aber kaum einer hat es bemerkt: Die Abrechnung mit der Stasi hat sich auf die kleinen IMs konzentriert, und sie hat die Verantwortlichen - "vom Major aufwärts" meinte Leonhard - weitgehend in Ruhe gelassen.



Stimmt.

Die Diskussionen um den IM "Heiner", den IM "Sekretär", den IM "Czerni" kennen wir alle. Jeder politisch Interessierte weiß, daß der vorübergehende Vorsitzende der DDR-SPD, Ibrahim Böhme, ebenso IM gewesen ist wie der Vorsitzende des "Demokratischen Aufbruchs", Wolfgang Schnur.

Aber wer weiß eigentlich, wer das MfS leitete? Mielke, gewiß. "Mischa" Wolf, sein Stellvertreter, der von unseren Medien überwiegend so freundlich behandelt wurde, wie es sich kein Gestapo- Täter jemals hätte erhoffen können.

Aber sonst? Wer waren die Generäle, die Obristen, die Majore im MfS, die dafür verantwortlich waren, daß ein Staat sich eine totale Kontrolle über seine Bürger angemaßt hat, bis hinein in jede Facette ihres Privatlebens?

Ich weiß es nicht. Ich vermute, anderen geht es genauso.

Und ich vermute, sie verzehren ihre Renten und ihre Sonderrenten und lachen sich - so ungefähr hat es Wolfgang Leonhard gesagt - ins Fäustchen über die Dummheit der Kapitalisten, die sich auf die kleinen IMs konzentrieren und die Verantwortlichen in Ruhe lassen.