Das passiert immer wieder; es ist sozusagen ein Runnig Gag der Geschichte: Daß Leute, die in anderen Tätigkeitsbereichen bereits sehr erfolgreich sind, der Hafer sticht und sie in die Parteipolitik wechseln.
Nicht, um dort Karriere zu machen - die haben sie schon gemacht. Sondern um es jetzt auf diesem anderen Feld zu versuchen. Um sich dort zu erproben. Manchmal ereilt sie auch ein Ruf in die Politik. Quereinsteiger also.
Nun also wird uns Michael Naumann, Herausgeber der "Zeit", als ein solcher Quereinsteiger in die Hamburger Landespolitik präsentiert.
Ja, gewiß, er war schon einmal "Staatsminister" gewesen im Bundeskanzleramt; eine eigens für ihn geschaffene Position.
Aber da war er doch in seiner Eigenschaft als Kulturschaffender hinberufen worden. Er war Teil der Taktik Gerhard Schröders gewesen, im Wahlkampf 1998 seine "Neue Mitte" zu verkaufen, indem er Protagonisten vorstellte, die attraktiv für bürgerliche Wähler sein sollten. Ein anderer dieser Art war der neoliberale Unternehmer Jost Stollmann gewesen, der in Schröders Wahlkampfteam als der künftige Wirtschaftsminister vorgestellt wurde.
Den Jost Stollmann ließ Schröder nach gewonnener Wahl sofort fallen, bevor er überhaupt den Eid auf die Verfassung hatte leisten müssen. Naumann immerhin durfte ran. Nur wollte er nicht lange; nach gut zwei Jahren hatte er offenbar genug von seinem Ausflug in die Politik und trat von seinem Amt zurück.
Meist fallen diese Quereinsteiger in dieser Weise auf die Nase und wieder heraus aus der Politik. Oder sagen wir, sie rümpfen sie, die Nase.
Sie sind ja nicht in dem geübt und haben es nicht zu ertragen gelernt, was jeder Politiker tun muß, um seine Macht zu erhalten - Ortsvereine besuchen, wo er in verrauchten Hinterzimmern einem Dutzend Genossen das erzählt, was sie eh schon wissen; im Wahlkampf von Haus zu Haus ziehen und sich artig vorstellen; Stimmen bei irgendwelchen Delegierten einsammeln, indem man ihnen Vorteile in Aussicht stellt; Intrigen durchschauen, wenn auch nicht unbedingt sie selbst einfädeln können.
Das ödet diese Quereinsteiger aus einer anderen Welt schnell an, überfordert sie auch. Also suchen viele alsbald den Querausstieg.
Rudolf Augstein floh aus dem Bundestag unter dem ersten besten Vorwand - durch den Weggang von Gaus müsse er sich unbedingt wieder um den "Spiegel" kümmern. Viele Professoren, die aufgrund ihrer Fachkompetenz in die Politik geraten waren, waren froh, wieder in ihre angestammte Tätigkeit zurückzukönnen; wie die Psychologin Ursula Lehr und der Philologe und Musikwissenschaftler Hans Lenz. Dem "Professor aus Heidelberg", dem bedeutenden Juristen Paul Kirchhof, blieb es durch das Wahlergebnis erspart, das Leiden des Politikers bis zur Neige auskosten zu müssen, das er schon im Wahlkampf erleben mußte.
Nun also Naumann als der Joker, den die SPD in einer schier ausweglosen Situation aus dem Ärmel zaubert. Die taktische Überlegung der SPD- Spitze liegt auf der Hand: Naumann ist wählbar, sogar attraktiv, für das liberale Bürgertum, das der SPD in Hamburg schon lange verlorengegangen war.
Ich vermute, daß dieses taktische Kalkül nicht aufgehen wird. Gewiß werden viele, die der FDP, vielleicht sogar der CDU nahestehen, Naumann wählen. Aber Mehrheitspartei wird man ja nicht aufgrund des Votums der "Zeit"- Leser.
Ole von Beust ist populär gerade bei denjenigen, die noch nie ihre Nase in die "Zeit" gesteckt haben - weil er ihnen authentisch und vertrauenswürdig erscheint. Er ist populär, ohne Populist zu sein. Naumann, dieser sehr distinguierte Intellektuelle, wird selbst dann nicht populär werden, wenn er es mit Populismus versuchen sollte.
Michael Naumann ist einer, der sehr vieles im Leben schon mal ausprobiert hat und der jetzt - so sehe ich ihn - mal testen will, ob er es nicht vielleicht hinkriegt, Chef eines Bundeslandes zu werden. Das wäre doch was für's Ego.
Ich glaube nicht, daß das funktionieren wird. Den Hamburgern wird er nicht nur fremd bleiben, sondern sie werden, denke ich, auch ein Gespür dafür haben, wie schnell sie ihn wieder loswerden könnten, wenn sie ihn denn wählen würden. Er hat's ja nicht nötig, sich in der Hamburger Lokalpolitik aufzureiben.
Wenn ihn eine neue Aufgabe reizt, so wie nach gut zwei Jahren in der Bundesregierung, dann wird er sich halt dort erproben. Vielleicht als Autotester, oder was immer er sich noch zutraut, diese allseitig entwickelte Persönlichkeit.
Denn merke: "Der bollernde, krachende Formel-1 -Sound, den das schöne Auto zumal in den unteren Gängen an den Ampeln produziert, bevor er in ein mechanisches Kreischen umkippt, ist eine Akustik unausschöpfbarer Möglichkeiten". (Der Autotester Michael Naumann über den BMW Z4 M Roadster, zitiert in einem sehr gelungenen "Welt"- Artikel von Jörn Lauterbach).
Nicht, um dort Karriere zu machen - die haben sie schon gemacht. Sondern um es jetzt auf diesem anderen Feld zu versuchen. Um sich dort zu erproben. Manchmal ereilt sie auch ein Ruf in die Politik. Quereinsteiger also.
Nun also wird uns Michael Naumann, Herausgeber der "Zeit", als ein solcher Quereinsteiger in die Hamburger Landespolitik präsentiert.
Ja, gewiß, er war schon einmal "Staatsminister" gewesen im Bundeskanzleramt; eine eigens für ihn geschaffene Position.
Aber da war er doch in seiner Eigenschaft als Kulturschaffender hinberufen worden. Er war Teil der Taktik Gerhard Schröders gewesen, im Wahlkampf 1998 seine "Neue Mitte" zu verkaufen, indem er Protagonisten vorstellte, die attraktiv für bürgerliche Wähler sein sollten. Ein anderer dieser Art war der neoliberale Unternehmer Jost Stollmann gewesen, der in Schröders Wahlkampfteam als der künftige Wirtschaftsminister vorgestellt wurde.
Den Jost Stollmann ließ Schröder nach gewonnener Wahl sofort fallen, bevor er überhaupt den Eid auf die Verfassung hatte leisten müssen. Naumann immerhin durfte ran. Nur wollte er nicht lange; nach gut zwei Jahren hatte er offenbar genug von seinem Ausflug in die Politik und trat von seinem Amt zurück.
Meist fallen diese Quereinsteiger in dieser Weise auf die Nase und wieder heraus aus der Politik. Oder sagen wir, sie rümpfen sie, die Nase.
Sie sind ja nicht in dem geübt und haben es nicht zu ertragen gelernt, was jeder Politiker tun muß, um seine Macht zu erhalten - Ortsvereine besuchen, wo er in verrauchten Hinterzimmern einem Dutzend Genossen das erzählt, was sie eh schon wissen; im Wahlkampf von Haus zu Haus ziehen und sich artig vorstellen; Stimmen bei irgendwelchen Delegierten einsammeln, indem man ihnen Vorteile in Aussicht stellt; Intrigen durchschauen, wenn auch nicht unbedingt sie selbst einfädeln können.
Das ödet diese Quereinsteiger aus einer anderen Welt schnell an, überfordert sie auch. Also suchen viele alsbald den Querausstieg.
Rudolf Augstein floh aus dem Bundestag unter dem ersten besten Vorwand - durch den Weggang von Gaus müsse er sich unbedingt wieder um den "Spiegel" kümmern. Viele Professoren, die aufgrund ihrer Fachkompetenz in die Politik geraten waren, waren froh, wieder in ihre angestammte Tätigkeit zurückzukönnen; wie die Psychologin Ursula Lehr und der Philologe und Musikwissenschaftler Hans Lenz. Dem "Professor aus Heidelberg", dem bedeutenden Juristen Paul Kirchhof, blieb es durch das Wahlergebnis erspart, das Leiden des Politikers bis zur Neige auskosten zu müssen, das er schon im Wahlkampf erleben mußte.
Nun also Naumann als der Joker, den die SPD in einer schier ausweglosen Situation aus dem Ärmel zaubert. Die taktische Überlegung der SPD- Spitze liegt auf der Hand: Naumann ist wählbar, sogar attraktiv, für das liberale Bürgertum, das der SPD in Hamburg schon lange verlorengegangen war.
Ich vermute, daß dieses taktische Kalkül nicht aufgehen wird. Gewiß werden viele, die der FDP, vielleicht sogar der CDU nahestehen, Naumann wählen. Aber Mehrheitspartei wird man ja nicht aufgrund des Votums der "Zeit"- Leser.
Ole von Beust ist populär gerade bei denjenigen, die noch nie ihre Nase in die "Zeit" gesteckt haben - weil er ihnen authentisch und vertrauenswürdig erscheint. Er ist populär, ohne Populist zu sein. Naumann, dieser sehr distinguierte Intellektuelle, wird selbst dann nicht populär werden, wenn er es mit Populismus versuchen sollte.
Michael Naumann ist einer, der sehr vieles im Leben schon mal ausprobiert hat und der jetzt - so sehe ich ihn - mal testen will, ob er es nicht vielleicht hinkriegt, Chef eines Bundeslandes zu werden. Das wäre doch was für's Ego.
Ich glaube nicht, daß das funktionieren wird. Den Hamburgern wird er nicht nur fremd bleiben, sondern sie werden, denke ich, auch ein Gespür dafür haben, wie schnell sie ihn wieder loswerden könnten, wenn sie ihn denn wählen würden. Er hat's ja nicht nötig, sich in der Hamburger Lokalpolitik aufzureiben.
Wenn ihn eine neue Aufgabe reizt, so wie nach gut zwei Jahren in der Bundesregierung, dann wird er sich halt dort erproben. Vielleicht als Autotester, oder was immer er sich noch zutraut, diese allseitig entwickelte Persönlichkeit.
Denn merke: "Der bollernde, krachende Formel-1 -Sound, den das schöne Auto zumal in den unteren Gängen an den Ampeln produziert, bevor er in ein mechanisches Kreischen umkippt, ist eine Akustik unausschöpfbarer Möglichkeiten". (Der Autotester Michael Naumann über den BMW Z4 M Roadster, zitiert in einem sehr gelungenen "Welt"- Artikel von Jörn Lauterbach).