15. März 2007

Klimatologie und Kosmologie. Oder: Ist die Erde eine Scheibe?

In dem TV-Magazin "Monitor" hat die Moderatorin Sonia Mikich vor zwei Wochen einen interessanten Vergleich zwischen Klimatologie und Kosmologie angestellt.

Sie moderierte einen Beitrag, in dem es um ein Gutachten aus einer Bundesbehörde ging, der "Bundesanstalt für Geo- Wissenschaften und Rohstoffe" in Hannover. Was hatte den Zorn der "Monitor"- Redaktion heraufbeschworen? Mikich sagte es:
Denn die kommt zu dem Ergebnis: Die Klimaerwärmung ist kein globales, sondern ein regionales Phänomen. Und der Eisverlust ist nicht bewiesen.
Horribile dictu! Wenn eine dem Bundesministerium für Wirtschaft unterstehende Behörde solche Ketzereien verbreitet, dann muß, nicht wahr, der Minister doch Stellung nehmen. Also fragte ihn die Redaktion von "Monitor", den verantwortlichen Minister Glos:
Der Klimawandel naturgegeben? Wie denkt der Minister darüber?
Und der Minister antwortete:
Man teile die allgemeine Auffassung, dass der Klimawandel überwiegend Menschen gemacht sei. Zitat: "Wir behalten uns trotzdem vor, auch in Zukunft wissenschaftliche Meinungen in einen wissenschaftlichen Diskussionsprozess einzubringen, ohne dass wir sie uns zwingend zu eigen machen."
Da ist er nun freilich bei Sonja Mikich an die Falsche geraten, der Minister Glos. Schneidend fertigt sie ihn ab:
Ah ja, logisch, und die Erde ist eine Scheibe und der Mond ist aus Käse! Und auch diese Meinung sollte in den wissenschaftlichen Diskussionsprozess fließen, ohne dass wir uns sie zu eigen machen.



Rrrums!

Sonia Mikich, so scheint es, hat eine feste wissenschaftliche Meinung, was einen bevorstehenden Klimawandel und seine Ursachen angeht. Sie ist sich dieser Meinung so sicher, daß sie Wissenschaftler, die anderer Meinung sind, mit Menschen vergleicht, die die Erde für eine Scheibe halten.

Nun hat Sonia Mikich kein Studium der Klimatologie hinter sich, oder ein Studium irgendeiner der zahlreichen Wissenschaften, die zu diesem interdisziplinären Unternehmen beitragen - Meteorologie, Ozeanographie, Glaziologie, Physik der Atmosphäre usw. Sie hat vielmehr Politologie, Soziologie und Philosophie studiert.

Mir scheint also, daß ihre Gewißheit, die Gewißheit der Moderatorin Sonia Mikich, eine Glaubensgewißheit ist. Sie ist eine Gläubige. Sie ist von etwas überzeugt, wovon sie in Wahrheit nichts weiß, das zu beurteilen ihr jede Ausbildung fehlt.

Sie ist von der menschengemachten Klimakatastrophe aus exakt denselben Gründen überzeugt, aus denen der Mönch, der die Ebstorfer Weltkarte zeichnete, die Erde für eine Scheibe hielt:

Weil er keine Ahnung davon hatte, wie Wissenschaft funktioniert; weil er nicht wußte, daß die Kugelgestalt der Erde schon der Antike geläufig gewesen war; daß bereits Eratosthenes im dritten vorchristlichen Jahrhundert den Umfang der Erde gemessen hatte.

Weil er, der Mönch, wie Sonia Mikich einen festen Glauben an die Stelle wissenschaftlicher Neugier und wissenschaftlicher Skepsis setzte.

Es hat etwas Putziges, wenn Sonia Mikich, die mit ihrer Unfähigkeit, Skepsis und Kritik als Teil des wissenschaftlichen Prozesses zu begreifen, in der Tradition jenes Mönchs aus der Lüneburger Heide steht - wenn ausgerechnet sie Wissenschaftlern die flache Erde, naja, sozusagen an den Kopf wirft.



Was die Unkenntnis der Klimatologie angeht, bin ich nicht besser dran als Sonja Mikisch. Auch ich bin weit davon entfernt, auch nur die Grundlagen der Klimatologie zu kennen; geschweige denn würde ich mir einbilden, bei der Frage mitzureden, wie sich denn das Weltklima in diesem Jahrhundert entwickeln wird.

Es erscheint mir auch nutzlos, vielleicht gefährlich, wenn ich als Laie jetzt beginnen würde, Klimakurven zu studieren, Modelle zu vergleichen und derart mehr.

Wenn andere, die fachlich nicht ausgewiesen sind, dergleichen in meinem Fachgebiet versuchen, dann finde ich das ebenso ärgerlich wie lächerlich. So, als würde ich meinem Arzt in seine Diagnose hineinreden oder meinem Bäcker erklären, wie er sein Brot backen sollte.



Nun kann man sich andererseits einer Diskussion von solcher Breite und Intensität, wie sie jetzt über den angeblichen oder tatsächlichen Klimawandel stattfindet, nur schwer ganz entziehen.

Was kann man zu ihr beitragen, wenn man von dem Thema so wenig versteht wie beispielsweise ich?

Erstens auf die irrationalen, quasi- religiösen Momente in dieser Diskussion aufmerksam machen. Für wissenschaftliche Skepsis, für Vorsicht, für Zweifel eintreten.

Zweitens kann man diese Wissenschaft "Klimatologie" sozusagen ein wenig von außen zu kennzeichnen versuchen. Um deutlich zu machen, wie skeptisch ihre Ergebnisse rezipiert werden sollten. Ein paar Gedanken dazu habe ich vor einiger Zeit bei liberty.li aufgeschrieben.