19. März 2007

Rückblick: Aktuelles aus dem Irak

Vor zwei Monaten habe ich über die Reportagen von Bill Adolino aus dem Irak berichtet. Unter anderem über ein Gespräch Adolinos mit einem Informanten "Yusef", nach dessen Einschätzung die Haltung der Beduinenstämme für die militärische Entwicklung in einigen Provinzen, vor allem in Anbar, kritisch sein werde.

"Yusef" vertrat die Auffassung, daß in der umkämpften Provinz Anbar, einem Zentrum der sunnitischen Terroristen, die Beduinen sich bereits gegen die El Kaida auf die Seite der Regierung geschlagen hätten.

Hierzu gibt es jetzt einen interessanten Bericht des AP- Korrespondenten Kim Gamel.

Danach hat der irakische Premier El Maliki Mitte vergangener Woche diese Provinz besucht, um mit den Scheichs dortiger Stämme über ihre zukünftige Zusammenarbeit mit der Regierung zu verhandeln.

Am Freitag nun gab es mehrere Giftgas- Attentate auf die Bevölkerung der Provinz. Verwendet wurde Chlorgas, das aus explodierenden Lastwagen entwich.

Einer der Anschläge galt dem Sitz eines Stammesführers, des Scheichs der Albu Issa, der mit der Regierung zusammenarbeitet. Dabei wurden 250 Menschen verletzt.



In Iraq the Model schreibt dazu Omar:
With this series of dirty chemical bombings a war between al-Qaeda and the tribes in Anbar is no longer a possibility. It just became a fact.

I've read at least two very optimistic reports from al-Almada in the last week about purported victories of the tribes and police over al-Qaeda in Ramadi and Fallujah. I was reluctant to trust the accuracy of the reports which sited unnamed sources but now seeing the reaction of al-Qaeda suggests that the action of the tribes was so painful that al-Qaeda retaliated in the way we see today. (...)

Al-Qaeda is sensing a serious threat in the change of attitude of the tribes toward them and perhaps the apparently successful meeting of the sheiks with Maliki and the agreements that were made then was the point at which open war had to be declared. The tribes in Anbar are stubborn and they have many ruthless warriors. That's a proven fact and it looks like Al-Qaeda had just made their gravest mistake — their once best friends are just about to become their worst enemy.

Mit dieser Serie schmutziger chemischer Anschläge ist ein Krieg zwischen der El Kaida und den Stämmen in Anbar nicht mehr nur eine Möglichkeit. Das ist zur Tatsache geworden.

Ich habe vergangene Woche mindestens zwei sehr optimistische Berichte aus Al-Almada gelesen, in denen Siege der Stämme und der Polizei über die El Kaida behauptet wurden, in Ramadi und in Falludschah. Ich zögerte, diesen Berichten zu vertrauen, die sich auf nicht genannte Quellen beriefen. Aber wenn man jetzt die Reaktion der El Kaida sieht, dann legt das nahe, daß die Aktion der Stämme so schmerzhaft war, daß die El Kaida auf die jetzt gesehene Art zurückschlug. (...)

Die El Kaida spürt in der geänderten Haltung der Stämme zu ihr eine ernsthafte Gefahr; wie auch in dem offenbar erfolgreichen Treffen der Scheiks mit Maliki. Die dort getroffenen Übereinkommen waren der Punkt, an dem offener Krieg erklärt werden mußte. Die Stämme in Anbar sind hartnäckig, und sie haben rücksichtslose Krieger. Das ist eine bewiesene Tatsache, und es scheint, daß die El-Kaida gerade ihren größten Fehler gemacht hat - ihre einstigen besten Freunde sind dabei, ihre schlimmsten Feinde zu werden.



Nimmt man die offenbar erfolgreiche Konferenz von Bagdad hinzu, die der Ausgangspunkt für einen Ausgleich zwischen dem Irak, dem Iran und Syrien sein könnte, dann gab es letzte Woche also positive Meldungen aus dem Irak.

Und solche mit einem größeren Nachrichtenwert als die ewigen Autobomben in Bagdad. Oder?