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19. September 2009

Zitat des Tages: Das deutsche Volk fällt "sein eigenes Urteil". Madrid, März 2004 - Deutschland, September 2009. Eine beklemmende Parallele

Entscheidet das Volk sich (...) für eine Fortsetzung des Krieges, hat es sein eigenes Urteil gefällt. Die Bundestagswahl ist die einzige Möglichkeit des Volkes, die Politik des Landes zu gestalten.

Der Islamist Bekkay Harrach, Kampfname Abu Talha, in einem Video der Kaida, in dem Deutschland nach der Bundestagswahl ein "böses Erwachen" angedroht wird.


Kommentar: Das Wort Terror leitet sich vom lateinischen terrere ab, "in Angst versetzen". Terrorismus ist eine Form des Kampfs, die sich der Angst bedient, um politische Ziele zu erreichen.

Die Angst, die der Terror erzeugt, ist also kein Selbstzweck. Terroristen überlegen, wann sie bei wem Angst erzeugen müssen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Vor den spanischen Parlamentswahlen im März 2004 hatten die damals oppositionellen Sozialisten angekündigt, im Fall ihres Wahlsiegs die spanischen Truppen sofort aus dem Irak abzuziehen. Unmittelbar vor den Wahlen verübte die Kaida die Anschläge von Madrid. Die amtierende konservative Regierung, die bis dahin bei den Umfragen in Führung gelegen hatte, reagierte hilflos und unglaubwürdig. Die Sozialisten gewannen die Wahl. Die spanischen Truppen wurden aus dem Irak abgezogen.

Gut fünf Jahre später gibt es jetzt in Deutschland eine beklemmend ähnliche Situation. Die amtierende Regierung will die deutschen Truppen in Afghanistan belassen. Die Möglichkeit eines alsbaldigen Abzugs besteht allein dann, wenn es zu einer Regierung unter Beteiligung der Kommunisten kommt.

Das Video, aus dem das Zitat stammt, wurde der ARD zugesandt. Es ist nicht veröffentlicht worden; in der Tat wäre es unverantwortlich, der Kaida durch seine vollständige Veröffentlichung eine Plattform zu geben.

Das publizierte Zitat läßt aber kaum einen Zweifel an der Intention des Videos: Es ist als Wahlhilfe für die Partei "Die Linke" gedacht. Die Deutschen sollen die "Politik des Landes" so "gestalten", daß ihnen das angedrohte "böse Erwachen" erspart bleibt. Will sagen: Sie sollen diejenigen wählen, die für den Abzug aus Afghanistan eintreten.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.

7. September 2009

Bombardierte Tanklastzüge, die Taliban, der deutsche Wahlkampf. Und zivile Opfer. Eine gespenstische Diskussion. Hintergründe

Es ist gespenstisch.

Seit Wochen wurde eine Aktion militanter Islamisten erwartet mit dem Ziel, den deutschen Wahlkampf zu beeinflussen. In der Nacht vom vergangenen Freitag auf Samstag sollte ein solcher Anschlag offenbar versucht werden. Das Ziel war möglicherweise das deutsche Feldlager in Kundus. Der Anschlag konnte dadurch vereitelt werden, daß die für für seine Ausführung vorgesehenen Tank- Lastzüge rechtzeitig bombardiert wurden.

Und wovon ist in der deutschen Öffentlichkeit die Rede? Nicht von den Taliban, nicht von dem verhinderten Anschlag; schon gar nicht von dem Zusammenhang mit dem deutschen Wahlkampf. Sondern fast ausschließlich von den Zivilisten, die wahrscheinlich bei der Bombardierung ums Leben gekommen sind.

Der deutsche kommandierende Offizier, Oberst Georg Klein, durch dessen Entscheidungen ein möglicher Anschlag verhindert wurde, wird nicht etwa belobigt, sondern die Staatsanwaltschaft Potsdam prüft allen Ernstes, ob gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen eines Tötungsdelikts eingeleitet werden wird.



Was hat sich zugetragen?

Taliban wollten vermutlich - so schildert es jedenfalls Verteidigungsminister Jung - einen Anschlag auf das deutsche Feldlager in Kundus verüben, "mit entsetzlichen Folgen für unsere Soldaten". Dazu brachten sie zwei Tank- Lastzüge in ihre Gewalt. Sie hatten eine scheinbare Kontrollstation eingerichtet, dort die Lastzüge abgefangen und deren Fahrer geköpft.

Einzelheiten des weiteren Geschehens hat die Washington Post zu recherchieren versucht und das Ergebnis gestern publiziert. Das Wichtigste aus diesem Artikel hat gestern "Spiegel- Online" übernommen.

Heute bringt die Washington Post allerdings einen weiteren Artikel der AP-Korrespondenten Douglas Birch, Kay Johnson, Melissa Eddy und Frank Jordans, der deutlich vorsichtiger formuliert ist als der Artikel von gestern.

Nach dem, was derzeit bekannt ist, scheint der Ablauf der folgende gewesen zu sein:

Die gekaperten Tank- Lastzüge wurden aus der Luft geortet - entweder von patrouillierenden US-Jets oder von einem B-1-Bomber, den Oberst Klein angefordert hatte; da gehen die Meldungen auseinander.

Zur genaueren Beobachtung wurden zwei F-15E-Jäger eingesetzt. Bilder aus deren Videokameras wurden an das deutsche Hauptquartier gefunkt. Was genau auf diesen Bildern zu sehen war, ist umstritten. Es heißt einerseits, es seien Bewaffnete mit Panzerfäusten zu sehen gewesen; jedoch ist andererseits bisher offen, ob die Bilder scharf genug waren, um solche Details zu erkennen.

Zusätzlich zu diesen Bildern hatten die deutschen Kommandeure die Aussage eines Informanten zur Verfügung, die - so sagte Oberst Klein - bis ins Detail mit den Informationen aus den Luftaufnahmen übereinstimmten. Dieser Informant versicherte, es seien nur Taliban bei den Tank- Lastzügen, die in einem Flußbett festsaßen.

Daraufhin forderte Klein die Bombardierung an. Auf jeden der beiden Tank- Lastzüge wurde eine satellitengesteuerte 500- Pfund- Bombe abgeworfen.

Inzwischen steht fest, daß sich auch Zivilisten bei den beiden Fahrzeugen befunden hatten. Warum, ist unklar. Möglicherweise wollten einige sich Benzin verschaffen, andere waren vielleicht nur Neugierige. Es gibt Berichte, wonach die Taliban Dorfbewohner mit vorgehaltener Waffe gezwungen hatten, sich zu den Fahrzeugen zu begeben, um dabei zu helfen, sie wieder flott zu bekommen.

Die Zahl der bei dem Angriff Getöteten und Verletzten ist derzeit unbekannt. Schätzungen liegen zwischen etwas über 50 und mehr als 120. Ob unter den Getöteten Zivilisten sind und wenn ja, wieviele, ist ebenfalls bisher nicht ermittelt.

Soweit die Fakten, die für so viel Aufregung sorgen, daß selbst ein bedächtiger Mann wie Volker Rühe von einem "Desaster" spricht.

Woher kommt diese Aufgeregtheit? Der Vorfall steht in mindestens zwei allgemeineren Kontexten. Erstens geht es um die strategische Situation und die Zusammenarbeit zwischen den Verbündeten in Afghanistan, zweitens um den Wahlkampf in Deutschland.



Als sich noch unter der rotgrünen Regierung Deutschland zu einem militärischen Beitrag in Afghanistan entschloß - "aufraffte" ist vielleicht das treffendere Wort -, da geschah das unter der Illusion, dies sei kein Kampfeinsatz, sondern eine Art militärisch umrahmte Entwicklungshilfe. Man hatte sich den damals ruhigen Norden des Landes ausgesucht. Dort sollten die Soldaten Brunnen graben und Schulen errichten; allenfalls derartige Maßnahmen militärisch absichern. Ungefähr so, wie der Polizist an der Ecke dafür sorgt, daß in seinem Revier niemand Dummheiten macht.

Lange Zeit schien das auch zu funktionieren, denn die neu erstarkten Taliban konzentrierten sich zunächst auf den Süden, wo sie eher als im Norden auf Sympathie der Bevölkerung rechnen konnten. Als aber durch die Offensiven vor allem der US-Truppen die Lage im Süden für sie immer brenzliger wurde, wichen viele nach Norden aus. Und damit hatte die Bundeswehr sie auf dem Hals.

Seither ist der Einsatz der Bundeswehr allmählich zu einem Kampfeinsatz geworden; ungewollt und ohne volle Unterstützung durch die deutsche Politik. Lange Zeit war es den deutschen Soldaten verboten, überhaupt von sich aus offensiv zu werden. Es gab groteske Situationen; wie etwa die, daß man sich dem Feind sozusagen präsentierte, um ihn zum Angriff zu veranlassen und auf diesem Weg selbst die Erlaubnis zu haben, ihn zu bekämpfen.

Dieses Verhalten, für das unsere Soldaten selbst am allerwenigsten können, hat ihnen bei den anderen Truppen in Afghanistan einen schlechten Ruf eingebracht; den Ruf von, um es direkt zu sagen, Duckmäusern. In dem gestrigen Artikel der Washington Post heißt es dazu:
German troops have long been criticized for restrictions that limit the battle their troops see. A U.S. based military analyst, Anthony Cordesman, said German troops don't have "the situational and combat experience" to confront Taliban on the ground. "They're as oriented toward staying in their armored vehicles as any group I've met," Cordesman said. "They're not active enough to present much of a threat to the Taliban most of the time."

Die deutschen Truppen werden seit langem wegen Einschränkungen kritisiert, die dazu führen, daß sie nur begrenzt in Kämpfe geraten. Ein Militär- Analytiker in den USA, Anthony Cordesman, meinte, die deutschen Truppen hätten "nicht die Situations- und Kampferfahrung", um den Taliban auf dem Boden entgegenzutreten. "Sie sind so darauf ausgerichtet, in ihren gepanzerten Fahrzeugen zu verbleiben, wie ich es nur je bei einer Gruppe erlebt habe", sagte Cordesman. "Sie sind nicht aktiv genug, um in der Regel für die Taliban eine Gefahr zu sein".
Diese Spannungen zwischen den deutschen und den verbündeten Truppen sind der eine Aspekt der Situation in Afghanistan, der den jetzigen Vorfall so brisant macht. Offenbar hat man beim US-Militär den Eindruck, die Deutschen wollten selbst nicht kämpfen, würden aber schon gern US-Flugzeuge anfordern, um den Job für sie zu tun.

Der zweite Aspekt ist die Änderung der Afghanistan- Strategie, die Präsident Obama verordnet hat; siehe Präsident Obamas verwirrende Strategie für Afghanistan; ZR vom 31.3.2009. Es ist keine klare Strategie; aber sie enthält zumindest Elemente von counterinsurgency; also dem Versuch, nicht nur militärisch gegen den Aufstand vorzugehen, sondern auch die hearts and minds, das Herz und den Verstand der Bevölkerung zu gewinnen.

Dazu gehört, daß der mit der Ausführung dieser Strategie beauftragte General Stanley McChrystal strikte Richtlinien zur Vermeidung ziviler Opfer erlassen hat. Diese gelten zwar nur für den Beschuß und die Bombardierung von Gebäuden; insofern war die Bombardierung der Tank- Lastzüge kein formaler Verstoß. Aber ganz offenbar ist McChrystal doch wütend über den Vorfall; zumal die Bundeswehr nicht in der vorgeschriebenen Weise sofort durch Entsendung von Bodentruppen untersucht hat, welches die Folgen des Bombardements waren.

Aus dieser Lage in Afghanistan erklärt sich die angespannte diplomatische Situation, die zum heutigen Titel der Washington Post geführt hat: "US-German rift emerges over Afghan deaths case" - wegen der Toten in Afghanistan werde ein Riß zwischen den USA und Deutschland sichtbar.



Der zweite Kontext, in dem man den Vorfall sehen muß, sind die bevorstehenden Wahlen. Es gibt seit Monaten Hinweise darauf, daß die Kaida versuchen wird, im Vorfeld dieser Wahlen einen Anschlag zu verüben, dessen Ziel es ist, das Ergebnis zu beeinflussen. In Deutschland konnten die Sicherheitsbehörden das bisher verhindern. Die Vermutung liegt nahe, daß ein erfolgreicher Anschlag der Taliban auf das deutsche Feldlager in Kundus eine ähnliche Funktion erfüllt haben würde.

Terroristische Anschläge dienen selten dazu, den Gegner militärisch zu schwächen. In der Regel ist der Adressat die Öffentliche Meinung eines Landes, das den Terrorismus bekämpft; siehe Terrorismus als angewandte Psychologie; ZR vom 28.11.2008.

Die Kaida ist ausgezeichnet über die politische Situation in den wichtigsten Ländern Europas informiert. Mit den Anschlägen vom 11. März 2004 in Madrid gelang es ihr beispielsweise, die Wahlen in Spanien zu beeinflussen, was zum Abzug der spanischen Truppen aus dem Irak führte.

Auch jetzt könnte ein Anschlag in Deutschland oder auf deutsche Truppen in Afghanistan eine solche Wirkung haben. Zwar stehen mit Ausnahme der Kommunisten alle großen Parteien bisher zu den deutschen Verpflichtungen in Afghanistan. Aber bei der SPD und vor allem bei den Grünen gibt es Überlegungen, das alles neu zu überdenken.

Schließlich hatte man seinerzeit - siehe oben - für brunnengrabende Soldaten gestimmt, nicht für eine Truppe, die unter Kriegsbedingungen kämpfen muß. Gerhard Schröder, der weniger Rücksichten zu nehmen braucht als die aktiven Politiker der SPD, hat bereits das Thema eines Abzugs innerhalb einer festen Frist ins Spiel gebracht.

Da die Kommunisten ohnehin für einen sofortigen Abzug sind, dürfen sich die Taliban und die Kaida von einem Sieg der Volksfront am 27. September Vorteile versprechen. Ein Attentat auf deutsche Truppen mit zahlreichen Toten könnte in der Tat die Stimmung in Deutschland so beeinflussen, daß einer Volksfront- Regierung der Abzug leicht fallen dürfte; selbst wenn das bei den Verbündeten auf Widerstand stoßen würde. Die neugewählte sozialistische Regierung Spaniens hat 2004 im Irak vorgemacht, daß das geht.



Die Kommunisten jedenfalls haben schnell geschaltet und ihren Wahlkampf auf den Vorfall in Afghanistan eingestellt. Für morgen planen sie gar "Mahnwachen und Demonstrationen" gegen den deutschen Einsatz.

Ich fürchte, sie werden viele gutwillige Menschen erreichen, die zu Recht entsetzt sind, wenn Zivilisten in einem Krieg zu Schaden kommen.

Das ist eine sympathische menschliche Reaktion; aber sie sollte nicht handlungsleitend sein.

Es gibt keinen Krieg, in dem nicht auch Zivilisten zu Schaden kommen. So bedauerlich das ist, es ist nun einmal so. Daß immerhin versucht wird, zivile Opfer so weit wie möglich zu vermeiden, ist eine zivilisatorische Errungenschaft der Gegenwart; bisher im wesentlichen beschränkt auf die USA und Europa. Der Normalfall ist leider noch immer, daß gezielt Krieg gegen Zivilisten geführt wird; der Krieg der Kaida ist nahezu ausschließlich ein Krieg gegen Zivilisten.

Ob der Oberst Georg Klein nach den Informationen, die er hatte, davon ausgehen konnte, daß der angeforderte Angriff keine Zivilisten treffen würde, das wird die Untersuchung ergeben. Falls Zivilisten zu Tode kamen, sollte Deutschland den Angehörigen in aller Form sein Bedauern aussprechen und ihnen vor allem, wie das in Afghanistan erwartet wird, eine großzügige Entschädigung zahlen. Unsere Politik aber darf ein solcher Vorfall nicht beeinflussen.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Taliban im Süden Afghanistans, aufgenommen im Dezember 2006. Als Werk der US-Regierung (Voice of America) in der Public Domain (Ausschnitt).

10. August 2009

Zitat des Tages: "Die Sicherheitslage im Irak hat sich deutlich verschlechtert"

Die Sicherheitslage im Irak hat sich deutlich verschlechtert, seit die amerikanischen Truppen Ende Juni die Städte verlassen haben.

Die "heute"-Sendung des ZDF in ihrer Ausgabe von heute, 10. August, 19 Uhr.

Kommentar: Nach der Wahl Barack Obamas habe ich im November vergangenen Jahres in diesem Artikel aus der Serie "Ketzereien zum Irak" diskutiert, welche Optionen die Kaida damals hatte.

Es schienen mir im wesentlichen zwei Optionen zu sein Entweder vertraut die Kaida auf darauf, daß der Präsident Obama das Versprechen des Kandidaten Obama hält, alle Truppen aus dem Irak abzuziehen. Dann wird sie sich ruhig verhalten, bis der Abzug abgeschlossen ist, und dann den Kampf unter für sie günstigeren Bedingungen wieder aufnehmen.

Oder sie traut Obamas Versprechen nicht. Dann wird sie ihn zwingen wollen, es einzuhalten, indem sie bald nach seiner Wahl eine Offensive mit allem beginnt, was sie noch an Mitteln hat.

Obama hat nun aber weder das eine noch das andere getan. Er hat, wie man es von ihm kennt, große Worte gemacht und faktisch das Gegenteil von dem entschieden, was diese Rhetorik verkündete.

Wie in diesem Artikel vom Februar dieses Jahres nachzulesen, hat Obama zwar zum 31. August 2010 ein Ende der jetzigen Combat Mission, also des Kampfauftrags, angekündigt, aber keineswegs den Abzug aller Truppen. Bis zu 50.000 Soldaten - mehr, als die USA derzeit in Afghanistan stehen haben - sollen auch danach auf unbestimmte Zeit im Irak verbleiben; und zwar "mit einem neuen Auftrag der Ausbildung, des Schutzes ziviler Einrichtungen und des Kampfs gegen den Terrorismus".

Allerdings beinhaltete dieser Plan Obamas in der Tat den inzwischen erfolgten Abzug der US- Truppen aus den Städten, deren Sicherheit jetzt allein von den Irakern gewährleistet werden soll.

Die Reaktion der Aufständischen wird allmählich sichtbar: Sie können nicht auf den Abzug der US-Truppen warten, denn dieser ist bis auf den Sankt- Nimmerleinstag verschoben. Sie haben aber immerhin freie Bahn in den Städten. Also werden sie ihre Aktivitäten wieder verstärkt aufnehmen und sie auf die Städte konzentrieren. Die heutigen Anschläge geschahen in Mossul und Baghdad.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.

1. April 2009

Marginalie: Der Terrorismus im Irak nimmt wieder zu

Nach der Wahl Barack Obamas wußte niemand, ob er sein Wahlversprechen halten würde, innerhalb von 16 Monaten alle US-Truppen aus dem Irak abzuziehen. Damals - am 10. November 2008 - habe ich erwartet, daß die Kaida abwarten werde, ob er dieses Versprechen hält oder bricht.

Würde er es halten, dann hätte die Kaida allen Grund gehabt, ihre Aktivitäten so lange zu reduzieren, vielleicht weitgehend einzustellen, bis der letzte amerikanische Soldat den Irak verlassen hat. Dann hätte sie freie Bahn, das Land doch noch zu erobern; jedenfalls in einigen Provinzen soweit Fuß zu fassen, daß sie dort Ausbildungslager à la Afghanistan würde einrichten können.

Inzwischen wissen wir, daß Obama sein Versprechen gebrochen hat, und zwar vollständig. Er hat das zwar, wie es seine Art ist, durch Rhetorik sehr geschickt kaschiert. Aber die tatsächliche Entscheidung, die er Ende Februar getroffen hat, beinhaltet, daß mehr als ein Drittel der gegenwärtig im Irak stationierten Truppen dort verbleiben werden.

Was bedeutet das für die Kaida und die anderen (vor allem Baa'th-) Terroristen im Irak? Damals, im November, stand dazu hier zu lesen:
Sie [die Kaida] dürften wohl eher damit rechnen, daß Obama sein Wahlversprechen bricht und exakt die Politik Bushs fortsetzen wird, die US-Truppen nur in dem Maß abzuziehen, in dem das die Kommandeure vor Ort für militärisch vertretbar halten.

Ist dies die Lagebeurteilung der El Kaida, dann bleibt ihr nur die allerletzte Option, jetzt mit allem, was sie noch hat, loszuschlagen, um noch einmal die Öffentliche Meinung in den USA zu ihren Gunsten zu mobilisieren. Sie hat es bei Obama mit einem Präsidenten zu tun, der darauf mehr ansprechen könnte als George W. Bush. Die El Kaida könnte versuchen, Obama sozusagen gewaltsam zur Einhaltung seines Wahlversprechens zu zwingen.
Diese Reaktion zeichnet sich jetzt ab.

Gestern berichtete die New York Times über wieder verstärkte terroristische Aktivitäten im Irak. Bedenklich ist vor allem die Zusammenarbeit zwischen Anhängern Saddam Husseins und der Kaida:
Among the most powerful now is Nashqabandi, which is believed to have ties to a former Hussein deputy, Izzat Ibrahim al-Douri. The organization, which gets money from Iraqi exiles in Syria, formed an alliance with religious Sunni extremists, according to American and Iraqi military intelligence.

"Al Qaeda and the hard-core Saddamists are the main threats to the national security of Iraq," said Mowaffak al-Rubaie, Iraq's national security adviser. "Nashqabandi is the cradle; they are providing logistical support for Al Qaeda," he said. "What we are seeing is the resurgence of the hard- core Saddamists, but using Al Qaeda in Iraq as a front and as suicide bombers."

Unter den stärksten ist die Nashqabandi, wahrscheinlich mit Verbindungen zu dem einstigen Stellvertreter Saddam Husseins, Izzat Ibrahim al-Douri. Diese Organisation, die Gelder von Exil- Irakern in Syrien erhält, hat laut irakischen und amerikanischen militärischen Geheimdienst- Kreisen eine Allianz mit religiösen sunnitischen Extremisten gebildet.

"Die Kaida und der harte Kern der Saddamisten sind die hauptsächliche Bedrohung der nationalen Sicherheit des Irak" sagte Mowaffak al-Rubaie, der Nationale Sicherheitsberater des Irak. "Die Nashqabandi ist die Wiege; sie liefern der Kaida die logistische Unterstützung", sagte er. "Was wir beobachten, das ist die Rückkehr des harten Kerns der Saddamisten, wobei er aber die Kaida im Irak als Front und als Selbstmord- Attentäter einsetzt".
Es ist eine "smaller but still lethal insurgency", die sich da bildet, ein kleinerer, aber doch tödlich bedrohlicher Aufstand. Wie generell beim Terrorismus im Irak geht es nicht darum, militärisch die Macht zu erobern, sondern die Öffentliche Meinung in den USA zu beeinflussen.

Unter Präsident Bush hatte diese Strategie nicht gefruchtet, weil dieser lieber miserable Umfragewerte in Kauf nahm, als dem Terror nachzugeben. Bei Präsident Obama könnte sie sich als erfolgreich erweisen.

"Bis zu" 50.000 Mann will er im Irak belassen. Es könnten auch null Mann werden, wenn Obama ein zweites Mal, wie im Januar 2007, sich für die Flucht vor der Kaida entscheidet.



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5. Februar 2009

Sind es Unschuldige, die Steinmeier aus Guantánamo aufnehmen will? Über die Karriere des Abu-Sayyaf al-Shihri

Vor ein paar Tagen hat Frank- Walter Steinmeier noch einmal klargestellt, welche Häftlinge aus Guantánamo er gern in Deutschland aufnehmen möchte: Solche, "die die Amerikaner heute für unschuldig halten und die aus humanitären Gründen nirgendwo anders hin können". Ein bemerkenswerter, ein seltsamer Satz.

Zum einen: Welcher freigelassene Häftling sollte denn "nirgendwo anders hin können" als ausgerechnet nach Deutschland? Wieso kann er beispielsweise nicht in die USA entlassen werden, auf deren (gepachtetem) Terrain er sich ja gegenwärtig befindet?

Und wenn die USA den Betreffenden nicht wollen - warum kann er dann nicht, sagen wir, in Schweden, dem Iran oder der Südafrikanischen Republik Asyl beantragen? Daß irgendwer "nirgendwo anders hin" kann als allein nach Deutschland, ist eine wahrhaft seltsame Behauptung. Es sei denn, es handelte sich um einen deutschen Staatsbürger. Bei ihm aber würde sich ein Aufnahme- Angebot erübrigen; er darf selbstverständlich in sein Land zurückkehren.

Zweitens spricht Steinmeier von Häftlingen, "die die Amerikaner heute für unschuldig halten".

Solche Häftlinge gibt es in Guantánamo nicht. Jedenfalls nicht nach dem, was bisher bekannt ist. Vielleicht hat ja die Außenministerin Clinton ihrem Kollegen bei seinem Antrittsbesuch neue Informationen übergeben.

Nach bisherigem amerikanischen Verständnis sind die in Guantánamo Inhaftierten enemy combatants, feindliche Kämpfer. Sie wurden innerhalb von Kampfhandlungen gefangen genommen; allerdings nicht als Soldaten, sondern als - wie immer man das nennen mag - Freischärler, Partisanen, irreguläre Kämpfer, Guerrilleros, Insurgenten. Im deutsch- französischen Krieg von 1870/71 nannte man sie Franctireurs; das Phänomen ist ja nicht neu.



Diese Leute als "unschuldig" zu bezeichnen, geht an der Sache vorbei. Sie werden, wie jeder Kriegsgefangene, festgesetzt, damit sie den Kampf nicht fortführen können. Niemand kam bisher auf den Gedanken, jedem einzelnen Kriegsgefangenen müsse ein Tötungsdelikt oder eine sonstige Tat nachgewiesen werden, damit er in einem Lager gefangen gehalten werden darf.

Um solche enemy combatants also geht es jetzt; nicht um brave Familienväter, die auf der Suche nach einem verirrten Schaf unglücklich übers Schlachtfeld liefen. Sie umfassen in der Tat verschiedene Gruppen; aber nicht "Schuldige" und "Unschuldige"; sondern die Einteilung erfolgt nach anderen Kriterien.

Welchen, darüber hat im vergangenen November Benjamin Wittes, ein auf dieses Thema spezialisierter Wissenschaftler, in der Washington Post einen informativen Artikel geschrieben; ich habe damals darüber berichtet:
  • Gefangene, die für ein Strafverfahren in Frage kommen, weil man hinreichende Beweise hat, daß sie persönlich an einem Delikt beteiligt waren. Sie werden auch unter der Regierung Obama in Haft bleiben; nur wird man sie nach der Schließung von Guantánamo woanders hin verlegen, bis ihnen der Prozeß gemacht ist. Es sei denn, die Regierung sorgt für eine Änderung der jetzigen Rechtslage.

    Die zweite und dritte Gruppe umfaßt Kämpfer, denen man nicht nachweisen kann, daß sie persönlich, sagen wir, eine Bombe gelegt haben.

  • Diejenigen in der zweiten Gruppe werden als immer noch so gefährlich eingestuft, daß die USA - unter der bisherigen Regierung - es nicht verantworten wollten, sie freizulassen.

  • Und dann gibt es die dritte Gruppe, um die es jetzt geht: Enemy combatants, von denen man - zum Beispiel, weil sie sich glaubhaft vom Dschihad abgewandt haben - annimmt, daß sie nicht wieder in den Kampf zurückkehren werden.
  • Die Unterscheidung zwischen den Gruppen zwei und drei ist zwangsläufig schwierig; es ist eine Frage der Sozialprognose. Wie bei einem auf Bewährung entlassenen Strafgefangenen kann diese sich als falsch erweisen.

    So war und ist es auch hier. Alle Gefangenen, die von den USA bisher freigelassen wurden, waren der dritten Gruppe zugerechnet worden. Aber etliche - ich habe vor drei Wochen auf sechs solche Fälle hingewiesen - kehrten nachweislich in den Dschihad zurück.

    Wie viele darüber hinaus, das ist natürlich unbekannt; erfassen kann man nur diejenigen, die erneut gefangen genommen wurden oder deren Identität auf einem anderen Weg mehr oder weniger zufällig ermittelt werden konnte. Die US- Behörden gehen davon aus, daß Dutzende der Freigelassenen wieder im Dschihad sind; für rund 60 gilt das als bewiesen oder wahrscheinlich.



    Bei denjenigen, deren Fälle ich in dem Artikel beschrieben hatte, handelte es sich um Kämpfer aus den unteren oder mittleren Rängen. Der höchstrangige war Maulvi Abdul Ghaffar, der nach seiner Entlassung nach Afghanistan zurückkehrte und dort zum Provinz- Kommandeur der Taliban aufstieg.

    Jetzt aber ist ein Fall eines anderen Kalibers bekannt geworden: Derjenige von Abu- Sayyaf al-Shihri (eigentlich Ali al-Shihri; Abu- Sayyaf ist sein Kampfname).

    Seine Biographie, wie man sie in der International Herald Tribune und bei msnbc nachlesen kann, ist instruktiv und beklemmend:

    Der jetzt fünfunddreißigjährige Shihri stammt aus der saudi- arabischen Hauptstadt Riyad, wo seine Familie einen Möbelhandel betreibt. Zwei Wochen nach dem Attentat vom 11. September reiste er über Bahrain und Pakistan nach Afghanistan. Wie er später im Verhör in Guantánamo sagte, wollte er dort humanitäre Arbeit (relief work) leisten. Tatsächlich wurde er, wie aus den Dokumenten hervorgeht, in einem Terror- Camp nördlich von Kabul in Stadtguerrilla (urban warfare tactics) ausgebildet.

    Die Dokumente besagen auch, daß er von Afghanistan in den Iran reiste, um von dort Kämpfer nach Afghanistan zu schleusen. Er selbst behauptete, er sei dorthin gefahren, um Stoffe für das Geschäft seiner Eltern einzukaufen.

    Shihri wurde während des Afghanistan- Kriegs bei einem Luftangriff verletzt und bei dem Versuch, daraufhin aus Afghanistan nach Pakistan zu fliehen, an der Grenze festgenommen. Nachdem er eineinhalb Monate in einem Krankenhaus verbracht hatte, wurde er nach Guantánamo verbracht, wo er bis zum November 2007 inhaftiert war.

    Er wurde freigelassen, nachdem er beteuert hatte, daß er nach der Freilassung in den Schoß seiner Familie nach Riyad zurückkehren und im dortigen Geschäft arbeiten wolle. In der Tat nahm er nach der Rückkehr nach Saudi- Arabien an einem Wiedereingliederungs- Programm für ehemalige Terroristen teil.

    Er durchlief brav dieses Programm. Danach - vor ungefähr zehn Monaten - verschwand er.

    Jetzt ist er wieder aufgetaucht, und zwar im Jemen. Die dortige Kaida hat ein Video ins Netz gestellt, in dem sie unter anderem mitteilt, daß er der neue stellvertretende Kommandeur der Kaida- Organisation im Jemen ist. In dem Video läßt er sich so vernehmen:
    By Allah, imprisonment only increased our persistence in our principles for which we went out, did jihad for, and were imprisoned for.

    Bei Allah, die Gefangenschaft hat unsere Treue zu unseren Prinzipien nur verstärkt, für die wir aufbrachen, für die wir den Dschihad führten und für die wir eingesperrt wurden.



    Auf den Fall Abu-Sayyaf al-Shihri bin ich durch einen kürzlichen Artikel von Fred Burton and Scott Stewart bei Stratfor aufmerksam geworden.

    Dort findet man, wie meist bei Stratfor, aufschlußreiche Hintergrund- Informationen. Drei Punkte erscheinen mir besonders interessant:
  • Es gehört zum Ausbildungs- Programm von Dschihadisten, daß sie auf die Gefangenschaft vorbereitet werden. Sie lernen, physisch und psychisch zu widerstehen und werden instruiert, daß das Erleiden der Gefangenschaft Teil ihres Kampfes sei. Daß ein Gefangener scheinbar reuig ist, in Wahrheit aber nur darauf wartet, wieder in den Dschihad zurückzukehren, ist also normal. Er rechnet damit, "umerzogen" zu werden und sieht das als Teil dessen an, worauf man ihn vorbereitet hat.

  • Die zentrale Botschaft des jetzigen Videos ist, daß eine gemeinsame Kaida- Kommando für die gesamte arabische Halbinsel geschaffen wurde; geleitet von dem Jemeniten Nasir al-Wuhayshi und mit Shihri als seinem Stellvertreter aus Saudi- Arabien. Die bisherige eigenständige Kaida- Organisation von Saudi- Arabien wird aufgelöst. Die Autoren von Stratfor sehen darin eine Aufwertung des Kaida- Ablegers im Jemen, nachdem es den saudischen Behörden gelungen ist, die Kaida in Saudi- Arabien weitgehend auszuschalten. Nasir al-Wuhayshi hat unter Bin Laden in Afghanistan gekämpft und es bis zu dessen Stellvertreter gebracht. Er wird als ein ungewöhnlich fähiger Mann eingeschätzt.

  • Im Hintergrund des Videos ist eine Flagge der Islamischen Republik Irak zu sehen. Zwischen den Kaida- Organisationen des Irak und des Jemen bestehen enge Verbindungen. Ein Teil der jemenitischen Dschihadisten hat zeitweilig im Irak gekämpft, ist jetzt in den Jemen zurückgekehrt und hat mit den im Irak erworbenen Erfahrungen die dortige Organisation gestärkt.



  • Um zum Außenminister Steinmeier zurückzukehren: Abu- Sayyaf al-Shihri, der frischgebackene Stellvertreter al-Wuhayshis, gehörte bei seiner Freilassung in diejenige Gruppe von Guantánamo- Häftlingen, die laut Steinmeier "unschuldig" sind.



    © Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: NSF. Als Werk der US-Regierung in der Public Domain.

    9. Dezember 2008

    Kurioses, kurz kommentiert: Angeklagte in Guantánamo wollen die Zusicherung, hingerichtet zu werden

    Mr. Mohammed and the others presented their decision almost as a dare to the American government. When Judge Henley raised questions about the procedure for imposing the death penalty after a guilty plea, some of the detainees immediately suggested they might change their minds if they could not be assured they would be executed.

    (Mr. Mohammed und die anderen trugen ihre Entscheidung fast als eine Herausforderung an die amerikanische Regierung vor. Als Richter Henley Fragen in Bezug darauf aufwarf, wie Angeklagte, die sich schuldig bekennen, zum Tode verurteilt werden können, brachten einige der Häftlinge sofort zum Ausdruck, daß sie ihre Entscheidung revidieren könnten, wenn man ihnen nicht zusichern würde, daß sie hingerichtet werden.)

    Aus dem Bericht von William Glaberson in der heutigen New York Times über die aktuelle Wende im im Kriegsverbrecher- Prozeß von Guantánamo. Dort hatten die fünf Hauptangeklagten, die der Planung der Anschläge vom 11. September 2001 beschuldigt werden, gestern ein gemeinsames umfassendes Geständnis angekündigt.

    Kommentar: Ich weiß nicht, ob "kurios" das richtige Wort ist. Vielleicht wäre "absurd" angemessener, oder auch "pervers": Fünf angeklagte Kriegsverbrecher versuchen einen Prozeß so zu steuern, daß sie sicher sein können, hingerichtet zu werden. Sie drücken auf's Tempo, den Barack Obama will das Lager Guantánamo, in dem der Prozeß stattfindet, auflösen, und möglicherweise auch das Militärgericht, vor dem der Prozeß stattfindet.

    Die Angeklagten scheinen zu befürchten, daß sie mit dem Leben davonkommen könnten. Dann wäre die ganze schöne Märtyrer- Karriere am Ende doch noch gescheitert.

    Ihre Hinrichtung, dazu "Proteste" in der ganzen islamischen Welt, weitere Morde zu Ehren der Märtyrer - so stellen sie sich die Krönung ihrer Daseins auf Erden vor. Dafür wollen sie offenbar jetzt kämpfen.

    Unter Einsatz ihres Lebens.



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    8. Dezember 2008

    El Kaida '09: Verlagerung der Geschäftsaktivitäten aus dem Irak nach Afghanistan, Pakistan, Indien?

    Wie ein global tätiger Konzern kann die Kaida ihre Geschäfts- Aktivitäten je nach Standort- Bedingungen verlagern. Es spricht einiges dafür, daß sie das im Augenblick tut.

    Spätestens mit der Nominierung des für den Surge verantwortlichen Bob Gates zum Verteidigungsminister ist klar, daß Barack Obama nicht daran denkt, sein Versprechen aus dem Wahlkampf wahrzumachen und die US-Truppen binnen 16 Monaten restlos aus dem Irak abzuziehen.

    Alles spricht dafür, daß er im Gegenteil die Politik von Präsident Bush fortsetzen und Soldaten nur in dem Maß abziehen will, in dem sie durch irakische Truppen ersetzt werden können. Zu der Metamorphose, die Barack Obama im Augenblick durchmacht, gehört, daß er sich vom Kriegsgegner zum Kriegsherren mausert.

    Die Kaida hat dann die Option, die ich vor vier Wochen skizziert habe: Obama auf die blutige Art zur Einhaltung seines Wahlversprechens zu zwingen.

    Eine neue Welle von Anschlägen könnte die Öffentliche Meinung in den USA so weit mobilisieren, daß im Frühjahr 2009 eine ähnliche Stimmung entsteht wie vom Frühjahr 2007 bis zum Frühjahr 2008, als eine Mehrheit der Amerikaner nur heraus aus dem Irak wollte, koste es, was es wolle. Die jetzige nominierte Außenministerin Clinton hat sich im Februar 2008 bereits konkrete Gedanken darüber gemacht, was bei dem bedingungslosen Abzug der USA aus den irakischen Fahrern und Übersetzern werden würde, die für die USA gearbeitet hatten; und aus den US-Zivilisten im Irak.

    Die Kaida hatte damals mit ihren von den Medien breit publizierten Anschlägen und mit dem Versuch, im Irak einen Bürgerkrieg in Gang zu bringen, in den USA eine massive defätistische Stimmung erzeugt. Sie könnte das jetzt noch einmal probieren.

    Es ist freilich fraglich, ob sie zu einem solchen letzten, verzweifelten Versuch, den Sieg doch noch zu erzwingen, überhaupt noch in er Lage ist. Mit der parlamentarischen Verabschiedung des Truppenabkommens zwischen Bagdad und Washington ist der demokratische Irak so gestärkt worden, daß der Sieg jetzt in greifbare Nähe gerückt ist (siehe hier im Blog den Artikel vom 27. November und die damit übereinstimmende Analyse von Charles Krauthammer in der Washington Post vom vergangenen Freitag).

    Angenommen, sie muß sich im Irak geschlagen geben - was kann dann die Kaida noch tun? Sie kann den Standort Irak aufgeben und sich auf ein anderes, weitaus erfolgreicheres Geschäftsfeld konzentrieren, nämlich den Raum Afghanistan - Pakistan - Indien.



    Die Washington Post brachte gestern einen Artikel von Richard A. Clarke, der unter den Präsidenten Clinton und George W. Bush im Weißen Haus für die Koordination der Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus zuständig war. Unter der Überschrift "Plans of Attack" (Angriffspläne) untersucht Clarke die momentane Strategie der Kaida.

    Clarke teilt die Analyse, daß die Anschläge von Mumbai letztlich auf das Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan zielten: Indien wird als Reaktion auf die Anschläge Truppen an die Grenze zu Pakistan entsenden. Pakistan muß reagieren und seinerseits dort Truppen aufmarschieren lassen. Diese muß es aus dem Grenzgebiet zu Afghanistan abziehen, also aus dem Gebiet, in dem die Kaida bekämpft wird. Das zu erreichen war das eigentliche Ziel der Anschläge in Mumbai.

    Clarke entwirft ein Doppel- Szenario - ein Treffen von Führern der Terroristen (Kaida, Taliban, Laschkar-i-Taiba) in Pakistan und eine Sitzung im Weißen Haus, in dem dann Präsident Obama residiert. Beide befaßt mit der Strategie für das Jahr 2009.

    Die Kaida, so geht der eine Teil des Szenarios, wird parallel zwei Ziele verfolgen:

    In Afghanistan die US-Truppen zu Luftangriffen auf Dörfer zu zwingen, welche Terroristen beherbergen. Das werde dort die Stimmung so beeinflussen, daß Präsident Karsai keinen Wahl haben werde, als einen Abzug der US-Truppen zu verlangen.

    Präsident Obama werde sich dem widersetzen. Also bedürfe es eines zweiten, parallelen Vorgehens: Die USA durch geeignete Operationen der Kaida weich machen: "... we may have to increase their pain level. We have done that before"; man werde den Schmerz steigern müssen, wie schon früher.

    Und die Sitzung im Weißen Haus?

    Clarke läßt sie zu im wesentlichen denselben Folgerungen kommen: Zu erwarten seien neue Anschläge der Kaida auf der arabischen Halbinsel, in Europa und auch in den USA selbst; vermutlich ausgeführt von Europäern oder Asiaten, die sich der Kaida angeschlossen haben. Ab April werde es in Afghanistan eine Offensive der Terroristen geben; und zwar erstmals mit gemeinsamen Verbänden der Taliban und der Kaida.

    Darauf werde man halt reagieren müssen - durch die Entsendung von weiteren Truppen nach Afghanistan, durch zivile Wiederaufbau- Maßnahmen, durch Druck auf die europäischen Verbündeten, sich ihrerseits in Afghanistan stärker militärisch zu engagieren. Und vor allem durch diplomatisches Einwirken auf Pakistan.



    Clarkes Fazit ist ernüchternd:
    Seven years after 9/11, the United States has neither eliminated the threat from al-Qaeda nor secured Afghanistan, where bin Laden's terrorists were once headquartered. To accomplish these two tasks, we must now eliminate the new terrorist safe haven in Pakistan. But that will require effective action from a weak and riven Pakistani government. It might also depend upon dealing with the long- standing India- Pakistan rivalry.

    Sieben Jahre nach 9/11 haben die USA weder die Bedrohung durch die Kaida beseitigt noch Afghanistan gesichert, wo die Terroristen bin Ladens einst ihr Hauptquartier hatten. Um diese beiden Aufgaben zu bewältigen, müssen wir jetzt das neue sichere Rückzugsgebiet der Terroristen in Pakistan beseitigen. Dies aber wird wirksames Handeln seitens einer schwachen und gespaltenen pakistanischen Regierung erfordern. Es dürfte auch vom Umgang mit der alten Rivalität zwischen Indien und Pakistan abhängen.
    Es könnte sich als einer der größten außenpolitischen Fehler der Regierung Bush erweisen, daß man Musharraf fallengelassen hat. Als ich vor knapp einem Jahr die Auffassung vertreten habe, daß der Westen nach dem Mord an Benazir Bhutto keine Wahl hätte, als Mushrarraf zu unterstützen, hat mir das heftige Kritik eingebracht. So, wie sich seither die Lage in Pakistan entwickelt hat, dürften inzwischen viele nicht nur in den USA sich Musharraf zurückwünschen.



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    4. Dezember 2008

    Mumbai: Das Drehbuch für die Anschläge wurde schon 1993 geschrieben

    In einem amerikanischen Gefängnis sitzt der Terrorist Ramzi Jusef, der 1995 gefaßt wurde. Es scheint, daß von ihm ein direkter Weg zu den Anschlägen von Mumbai führt. Dies jedenfalls ist der Inhalt einer Analyse von Fred Burton und Ben West, die gestern im Informationsdienst Stratfor erschien.

    Stratfor ist spezialisiert auf Informationen aus dem Bereich von Geheimdiensten, die überwiegend gegen saftiges Honorar an Firmen, Regierungen und Organisationen verkauft werden. Ein kleiner Teil davon wird auch auf der Website von Statfor publiziert und in einer Mailing List verbreitet.

    Jener Ramiz Jusef also, der jetzt in den USA einsitzt, war der Planer eines der ersten Großangriffe, die von der Kaida beabsichtigt worden waren. Die Ermittler nennen ihn den New York Landmarks Plot, den Angriffsplan auf Wahrzeichen von New York. Bevor er in die Tat umgesetzt werden konnte, wurden im Juli 1993 acht Beteiligte verhaftet. Aus ihren Aussagen und aus aufgefundenen Dokumenten ließ sich rekonstruieren, was geplant gewesen war. Es liest sich bis in die Einzelheiten wie der jetzige Angriff auf Mumbai:

    Das Ziel sollten bekannte Luxus- Hotels sein, das Waldorf- Astoria, das St. Regis und das U.N. Plaza. Um die Sicherheitskräfte zu verwirren, sollten weitere Ziele angegriffen werden, zum Beispiel der Lincoln- und der Holland- Tunnel und ein Landeplatz für Hubschrauber. Als die Terroristen verhaftet wurden, waren diese Zielobjekte bereits im Detail ausspioniert; es gab genaue Lagepläne, Fotos, Video- Aufzeichnungen.

    Es war geplant gewesen, daß einige Terroristen die Hotels schon lange vor dem Anschlag infiltrieren sollten, etwa als Küchenpersonal getarnt. Am Tag des Angriffs sollten kleine Kommando- Trupps die Hotels stürmen und sich mit diesen eingeschleusten Komplicen vereinen. Andere Trupps sollten die anderen Ziele angreifen und ein Chaos in Manhatten auslösen, das den Sicherheitskräften ein Eingreifen erschweren sollte.

    Die Parallelen zu dem Angriff auf Mumbai sind verblüffend. Burton und West weisen auf die folgenden Ähnlichkeiten hin:
  • Die Ziele waren in beiden Fällen Luxushotels im Finanzentrum des Landes. Personen, die die verhaßte westliche Welt symbolisieren (VIPs in den New Yorker Hotels, westliche Gechäftsleute und Juden in Mumbai) sollten getötet oder als Geiseln genommen werden.

  • Auch in Mumbai waren die Hotels genau ausgespäht worden. Die Angreifer hatten Lagepläne dabei und kannten sich offenbar in den Hotels genau aus. Mindestens einer war zuvor als Hilfskoch in das Hotel eingeschleust worden. Vorauskommandos hatten bereits Waffenlager angelegt, deren sich die Angreifer bedienten.

  • So, wie in New York Verkehrsknotenpunkte (zwei Tunnel) attackiert werden sollten, wurde in Mumbai parallel zu den Hotels ein Bahnhof angegriffen.

  • Beide Städte liegen am Wasser. Das erleichtert es, Gruppen von Angreifern aus Booten in die Nähe der Zielobjekte zu bringen. Im New York Landmark Plot war das geplant; in Mumbai kamen mindestens zwei Gruppen von Terroristen per Boot an.

  • Für die Bewegung innerhalb der Stadt waren in beiden Fällen unauffällige Transportmittel vorgesehen. In New York sollten die Terroristen Lieferwagen kapern; in Mumbai erreichte ein Trupp das Ziel per Taxi, ein anderer bemächtigte sich eines Polizeiautos.
  • Die Autoren weisen darauf hin, daß terroristische Organisationen wie die Kaida generell dazu tendieren, ausgearbeitete Pläne nicht aufzugeben, auch wenn sie im ersten Anlauf nicht gelangen. Was vor fünfzehn Jahren für New York geplant gewesen war, wurde jetzt offenbar an einem anderen Ort in die Tat umgesetzt.



    Der Ablauf der Anschläge, wie ich ihn am Montag beschrieben habe, wird in dem aktuellen Artikel von Burton und West im wesentlichen bestätigt. Neu ist lediglich, daß offenbar zusätzlich zu den Trupps, die aus Karachi über Wasser kamen, schon lokale Teams in die Hotels eingeschleust worden waren. Die Zahl der beteiligten Terroristen könnte also doch höher gelegen haben als etwas über zehn.

    Auch Burton und West vermuten, daß der Angriff auf der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Terror- Organisationen basierte. Der Plan stamme offenkundig von der Kaida. An der Vorbereitung und Ausführung könnten die pakistanische Organisation Lashkar-e-Taiba und lokale indische Terroristen beteiligt gewesen sein.



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    1. Dezember 2008

    Mumbai: Wie die Anschläge abliefen. Wie die Täter ausgebildet worden waren

    Wieviele Terroristen waren es, die das Blutbad von Mumbai angerichtet haben? Anfangs war in einigen Meldungen von mehreren hundert die Rede.

    Als die indische Regierung von wenig über zehn sprach, hielt ich das zunächst für unglaubwürdig. Wie können rund zehn Männer fast zeitgleich an zehn Orten zuschlagen, fast zweihundert Menschen ermorden, ganze Hotels durchkämmen und Geiseln nehmen? Wie können sie eine ganze Stadt in Angst und Schrecken versetzen?

    Inzwischen gibt es Berichte über die Einzelheiten des Ablaufs und über das Training der Terroristen, die diese geringe Zahl doch nicht abwegig erscheinen lassen.



    Für die heutige Washington Post hat Emily Wax zusammen mit zwei indischen Journalisten den Ablauf rekonstruiert.

    Danach kamen die Terroristen aus dem pakistanischen Karachi. Für die Überfahrt hatten sie einen Fischtrawler gekapert und dessen vierköpfige Besatzung ermordet.

    Eine Gruppe ging mit zwei Booten an Land, wobei sie von Fischern beobachtet wurde, und nahm sich zwei Taxen zum Oberai- Hotel. Eine zweite Gruppe landete nah dem Tadsch- Mahal- Hotel. Beide Gruppen teilten sich dann vermutlich in Untergruppen zu je zwei oder drei Personen auf.

    Gegen 21.35 Uhr überwältigte eine dieser Untergruppen die Wachen des Oberai- Hotels und drang in dieses ein. Etwa um dieselbe Zeit tauchten zwei andere bei Leopold's Café auf und feuerten wahllos um sich. Anschließend gingen sie zu Fuß zu dem nur drei Minuten entfernten Tadsch- Mahal- Hotel. Dabei passierten sie eine schmale Gasse, in der sie ebenfalls um sich schossen und Menschen ermordeten.

    Das Tadsch Mahal betraten sie durch den nur schwach gesicherten Hintereingang. Im Hotel trafen sie sich mit zwei Komplicen und begannen, in der Lobby um sich zu schießen und Geiseln zu nehmen.

    Ungefähr zur gleichen Zeit stürmten zwei weitere Terroristen in die drei Kilometer vom Tadsch Mahal entfernte CST-Bahnstation. Sie feuerten mit ihren automatischen Waffen und warfen Granaten. 48 Menschen wurden hier ermordet. Die anwesenden Polizisten gingen in Deckung und taten nichts.

    Nach ungefähr zwanzig Minuten begaben sich diese beiden Terroristen wieder auf die Straße und schossen dort weiter um sich. Anschließend bemächtigten sie sich eines Polizeiautos, ermordeten dessen Insassen bis auf einen, der sich tot stellte, und schossen aus diesem Wagen auf eine Menschenmenge.

    Das Polizeiauto war auf dem Weg zum Cama- Krankenhaus gewesen, aus dem ein Notruf gekommen war. Offenbar war dort eine weitere Gruppe von Terroristen schon mit der Ermordung von Menschen beschäftigt.



    Zumindest in der Größenordnung könnte also die Zahl von etwas mehr als zehn Terroristen zutreffen. Der Eindruck eines viel größeren Angriffs entstand, weil sie in kleinen Gruppen operierten, die in kurzer Zeit von Tatort zu Tatort eilten. Dies war aufgrund der geringen Entfernungen möglich.

    Damit eine so kleine Gruppe derart wirksam operiert - und das drei Tage durchhält -, müssen die Terroristen allerdings hoch trainiert gewesen sein. Über ihr Training berichtet heute in den indischen Rediff News Vicky Nanjappa. Sie beruft sich auf einen indischen Geheimdienst- Offizier, der die Trainingsmethoden der Terroristen dokumentiert hat.

    Es handelt sich danach um ein Trainingsprogramm, das von der Kaida entwickelt und von der Lashkar-e-Tayiba übernommen wurde, die möglicherweise hinter den jetzigen Anschlägen steht. Unterschieden wird zwischen Fedayin, den Kämpfern, und Mudschahedin, den Elitekämpfern, die bei einem solchen Anschlag eingesetzt werden. Nur etwa jeder zwanzigste der Fedayin, die sich für das Ausbildungs- Programm bewerben, durchlaufen es und werden zu Mudschahedin geadelt.

    Das Programm umfaßt drei Stufen.

    Die erste besteht in einer Gehirnwäsche. Den Kämpfern wird eingehämmert, daß ihre Aufgabe sei, so viele Menschen wie möglich zu töten, und daß die Erfüllung dieser Aufgabe ihren eigenen Tod einschließen werde. Nur wer diesen Teil "erfolgreich" absolviert, also die Mentalität einer Killermaschine erwirbt, gelangt in den zweiten Teil der Ausbildung. Er ist dann auch motiviert für das harte körperliche Training, das nun folgt und fünf bis sechs Monate dauert.

    Das Ausbildungsziel sind körperliche Höchstleistungen: 100 Meter in 12 Sekunden, 10.000- Meter- Lauf, fünfstündiger Marsch mit 20 Kilo Gepäck. Weiterhin wird trainiert, fünf Nächte ohne Unterbrechung wach zu bleiben und zwei Tage ohne Nahrung auszukommen, und es wird eine allgemeine Combat- Ausbildung durchgeführt.

    Der dritte Teil besteht in spezieller Ausbildung an der Waffe; vor allem an automatischen Gewehren und im Umgang mit Granaten.

    Diese Mudschaheddin haben also wenig mit den "Selbstmord- Attentätern" gemein, die sich im Irak einen Sprengstoff- Gürtel umschnallen und diesen irgendwo zünden. Sie sind den Spezialeinheiten regulärer Streitkräfte vergleichbar. Das erklärt, wie sie in Mumbai derart wirksam zuschlagen und so lange durchhalten konnten.



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    29. November 2008

    Spiel über die Bande? Der (möglicherweise) komplexe Hintergrund der Anschläge von Mumbai

    Terrorismus ist angewandte Psychologie. Durch Anschläge und Geiselnahmen soll Aufmerksamkeit erzeugt, sollen Menschen eingeschüchtert, sollen Entscheidungen beeinflußt, sollen Wut und Haß geschürt werden. Terrorismus ist das Spiel von Zynikern mit den Emotionen von Menschen.

    Jeder Anschlag kann alle diese Wirkungen haben, und er kann sie bei zahlreichen Gruppen, in vielen Staaten haben. Das macht es so schwer, Motive und Ziele zu analysieren. Wenn, wie jetzt in Mumbai, noch nicht einmal die Täter bekannt sind, bleibt viel Raum für Spekulationen. Sehr viel Raum.

    Gestern habe ich über einen Erklärungsansatz aus einer indisch- israelischen Quelle berichtet, der mir Plausibilität für sich zu haben scheint: Der Hauptadressat ist die indische Öffentlichkeit und die indische Regierung. Das Ziel ist es, die sich seit einiger Zeit abahnende Orientierung Indiens nach Westen hin, seine Zusammenarbeit auch mit Israel zu stören. Deshalb der Angriff auf eine jüdische Einrichtung, das Herausgreifen amerikanischer und britischer Geiseln.

    Ich halte das weiter für plausibel. Inzwischen gibt es aber weitere Informationen und Gesichtspunkte, die es möglich erscheinen lassen, daß der Hintergrund der Anschläge noch viel komplexer ist; daß dahinter der Versuch stecken könnte, die ganze labile Situation in der Beziehung zwischen Indien, Pakistan und auch Afganistan zu beeinflussen.

    Auf einen dieser möglichen Zusammenhänge hat gestern die Chef- Korrespondentin von CNN, Christiane Amanpour, hingewiesen, die inzwischen aus Mumbai berichtet. Ergänzende, damit übereinstimmende Informationen findet man auch in dem Informationsdienst Stratfor.

    Danach ist es ein wesentliches Ziel der Anschläge, die Spannungen zwischen Indien und Pakistan anzuheizen.

    Das könnte, so Amanpour, Pakistan zwingen, Truppen vom Kampf gegen die Kaida im Grenzgebiet nach Afghanistan abzuziehen und sie an die Grenze nach Indien zu verlegen. Die Anschläge könnten auf diesem Weg die Kaida von dem Druck durch pakistanische Truppen entlasten, dem sie gegenwärtig ausgesetzt ist.

    Zum Zeitpunkt der Anschläge befand sich der pakistanische Außenminister Schah Mehmud Qureschi zu einem Staatsbesuch in Indien. Seit dem Ende der Herrschaft von Musharaf bemüht sich Pakistan um eine Verbesserung der Beziehungen zu Indien. Dieser Prozeß ist durch die Anschläge akut bedroht. Daß man ihn auf beiden Seiten zu retten versucht, geht daraus hervor, daß Qureschi nach den Anschlägen nicht zurückreiste, sondern den Besuch ostentativ fortsetzt.

    Der indische Ministerpräsident Manmohan Singh befindet sich, so analysiert es Statfor, in einer Zwickmühle: Schreibt er die Anschläge lokalen Terroristen zu, dann gibt er zu, die Sicherheitslage im Land nicht im Griff zu haben. Schreibt er sie Pakistan zu, dann wird das nicht nur die Spannungen zwischen den beiden Ländern verstärken, sondern Singh würde auch unter einen immensen Druck geraten, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

    Dies wiederum würde Pakistan destabilisiern. Die ganze Region könnte dabei in eine noch labilere Lage geraten als die, in der sie sich ohnehin befindet; zum Nutzen der Kaida.



    Wenn diese Analyse stimmt, dann hätte die Kaida - möglicherweise unterstützt durch lokale Islamisten, vielleicht auch durch die Mafia von Mumbai - ein komplexes Spiel über die Bande begonnen. Getroffen werden soll zuerst die indische Regierung, dann die Regierung Pakistans; am Ende soll eine Verbesserung der Operationsbedingungen der Kaida im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan als das eigentliche Ziel der Anschläge stehen.

    Warum hat man sich - die Richtigkeit dieser Analyse einmal vorausgesetzt - gerade jetzt zu den Anschlägen entschlossen?

    Es hat vergleichbare, durch ein Attentat in Indien ausgelöste Spannungen schon mehrfach gegeben; und stets haben die USA als Vermittler gewirkt und das Schlimmste verhindert. In der jetzigen Übergangs- Situation in Washington ist das nicht im bisherigen Maß möglich. Das dortige gegenwärtige Interregnum könnte ausschlaggebend dafür gewesen sein, daß die Kaida gerade jetzt zugeschlagen hat.

    Wie immer diese Vermutungen zu beurteilen sind - ein Faktum wurde gestern mitgeteilt: Die indische Regierung hat den Chef des pakistanischen Geheimdienstes ISI, Generalleutnant Achmed Schudscha Pascha, gebeten, zu Gesprächen nach New Delhi zu kommen. Ein Vorgang ohne Präzedenz; bisher galt der ISI in Indien als eine feindliche Organisation, die in Indien nicht nur spioniert, sondern dort auch für Anschläge verantwortlich ist.

    Nichts macht es deutlicher als dieser Besuch, daß die Regierungen sowohl in New Delhi als auch in Islamabad die Lage als äußert kritisch beurteilen.



    Mit Dank an C.K. Für Kommentare bitte hier klicken.

    28. November 2008

    Terrorismus als angewandte Psychologie: Was soll mit den Anschlägen in Mumbai erreicht werden?

    Von militärischen Aktionen unterscheiden sich terroristische Angriffe dadurch, daß sie keine materiellen Ziele verfolgen, sondern psychologische. Der Gegner soll nicht unmittelbar militärisch oder wirtschaftlich geschwächt werden, sondern es soll Schrecken (lat. terror) verbreitet werden. Terrorismus ist angewandte Psychologie.

    Die konkreten Absichten können verschieden sein. Es kann zum Beispiel darum gehen, politische, wirtschaftliche und andere Verantwortliche einzuschüchtern und damit gefügig zu machen; das war eines der wesentlichen Ziele des "individuellen Terrors", wie ihn die RAF zu praktizieren versuchte.

    Das primäre Ziel kann es auch sein, den Haß zwischen Bevölkerungsgruppen anzustacheln und damit zugleich die Kampfbereitschaft der eigenen Anhänger zu stärken. Das stand oder steht beim Terror der irischen IRA im Vordergrund; bei dem der baskischen ETA, teils auch bei dem der Palästinenser.

    Vor allem aber sind die Adressaten des Terrors die Öffentlichkeiten bestimmter Länder oder auch die gesamte Weltöffentlichkeit. Anschläge führen zu Medienberichten, die auf die Themen aufmerksam machen, denen die Terroristen zu mehr Beachtung verhelfen wollen. Über den Hebel der Öffentlichkeit können in demokratischen Ländern Regierungen in ihren Entscheidungen beeinflußt werden.

    Beherrschend ist dieses Ziel der Beeinflussung der Öffentlichkeit in asymmetrischen Kriegen wie dem, den die Kaida und andere Dschihadisten gegen den Westen führen. Hier dient der Terror fast ausschließlich dazu, Bilder des Schreckens samt den zugehörigen Kommentaren in die Medien des Feindes zu bringen.

    Manchmal haben die Terroristen Glück, und das führt zu sofortigen Demutsgebärden wie dem Abzug der spanischen Truppen aus dem Irak, nachdem im März 2004 in Madrid gebombt worden war; unmittelbar vor Wahlen, die den Sozialisten der PSOE die Macht brachten.

    Der Regelfall ist eher ein allmählicher psychologischer Abnutzungskrieg. Das Medien- Zeitalter hat ihn möglich gemacht.

    Aus Vietnam waren die USA nicht deshalb abgezogen, weil sie den Krieg verloren gehabt hätten, sondern weil seine Fortsetzung bis zum Sieg angesichts der Opfer und Kosten der Öffentlichkeit nicht mehr zu vermitteln gewesen war. Dies war der erste Krieg, der via TV live in die Wohnzimmer gebracht wurde; das erwies sich als der entscheidende strategische Vorteil der Nordvietnamesen.

    Daraus haben die heutigen Dschihadisten ihre Lehre gezogen. Sie haben im Irak Geiseln vor laufender Kamera abgeschlachtet, sie haben ihren Terror vor Wahlen in den USA verstärkt, sie haben immer wieder das Internet und die Medien sehr effizient für ihre "Propaganda der Tat" genutzt.

    Sie hatten damit einen großen Teil der amerikanischen Öffentlichkeit, sie hatten die gesamte Führung der Demokratischen Partei, sie hatten auch denjenigen, der demnächst Präsident der USA wird, in der ersten Hälfte des Jahres 2007 so weit, daß diese bereit gewesen waren, den Krieg verloren zu geben und den Irak den Dschihadisten zu überlassen. Nur dank der Standfestigkeit von Präsident Bush scheiterte das.



    Was und wer steckt hinter den jetzigen Anschlägen in Mumbai? Das ist heute nicht viel klarer als gestern, als ich die wichtigsten Möglichkeiten zusammengestellt habe. Hinzugekommen ist allerdings eine weitere, etwas überraschende Variante: Daß die Mafia von Bombay eine zentrale Rolle gespielt haben könnte. Wenn das so sein sollte, dann wird man ihr freilich eher eine unterstützende Funktion zuordnen. Daß sich in der Unterwelt massenhaft Selbstmord- Attentäter rekrutieren ließen, ist sehr unwahrscheinlich.

    "Belastbare" Erkenntnisse über die Täterschaft fehlen heute wie gestern. Die obigen Überlegungen lassen aber doch eine begründete Vermutung zu. Diese trifft sich mit der Einschätzung eines indischen Experten.

    In der Jerusalem Post berichet heute Yaakov Lappin über ein Gespräch mit Oberst Behram A. Sahukar, der unter anderem als Spezialist für Sicherheit und Terrorismus am indischen Institute of Defense Studies and Analyses (IDSA) tätig war und der gegenwärtig an der United Service Institution of India forscht.

    Wer ist der Adressat der Anschläge von Mumbai?

    Diese Stadt ist das New York Indiens. Das Geschäfts- und Hotelviertel, in dem die Anschläge verübt wurden, hat für Inder einen ähnlichen Symbolwert, wie ihn das World Trade Center für die USA hatte.

    Daß man sich dieses Ziel ausgesucht hat, läßt vermuten, daß es primär die indische Öffentlichkeit ist, die beeinflußt werden soll, nicht diejenige der USA oder Europas. Den meisten im Westen ist Bombay allenfalls als der Sitz von Bollywood ein Begriff. Für Inder aber symbolisiert diese Stadt ihren Aufstieg zur modernen Industrienation. Anschläge dort treffen das Land ins Mark.

    Wenn der Adressat die indische Öffentlichkeit ist - warum dann aber die gezielte Geiselnahme von Amerikanern, Briten und Israelis? Das Interview mit Oberst Sahukar liefert eine mögliche Erklärung:
    "There have been growing strategic ties between India and the US ... and growing ties between India and Israel," Sahukar said. Indian- Israeli relations have "been getting stronger by the day," Sahukar noted (...)

    Americans, British nationals and Israelis had been singled out in Mumbai as a result "of the closeness of their governments to us," Sahukar explained. The attackers perceive India's close ties with these countries and its partnership in the global war on terror "as a war against true Islam," he added.

    "Es bilden sich immer engere strategische Verbindungen zwischen Indien und den USA ... und engere Beziehungen zwischen Indien und Israel", sagte Sahukar. Die Beziehungen zwischen Indien und Israel werden "jeden Tag stärker", bemerkte Sahukar (...).

    Amerikaner, Briten und Israelis wurden in Mumbai "wegen der Enge der Beziehungen ihrer Regierungen zu uns" herausgegriffen, erläuterte Sahukar. Die Angreifer würden die engen Bindungen Indiens an diese Länder und dessen Beteiligung als Partner im globalen Krieg gegen den Terror "als Krieg gegen den wahren Islam" sehen, fügte er hinzu.
    Wenn Sahukar recht hat, dann würden sich diese Anschläge exakt in das beschriebene Muster psychologischer Kriegsführung durch die Terrroristen fügen: Sie wollen über die indische Öffentlichkeit auf die indische Regierung Druck ausüben mit dem Ziel, daß diese ihren prowestlichen Kurs ändert. So, wie es 2004 in Madrid gelungen ist, freilich mit Hilfe eines Regierungswechsels.

    Zugleich sollen - das nannte Sahukar als weiteres Ziel - innerhalb von Indien die Gegensätze zwischen den Hindus und den überwiegend der Unterschicht angehörenden Moslems verstärkt werden; das wäre eine weitere der oben genannten klassischen psychologischen Zielrichtungen eines Terror- Angriffs. Je größer diese Gegensätze werden, desto mehr können die Dschihadisten in Indien auf weitere Anhänger und Sympathisanten, auf neue Mitglieder rechnen.



    Wer hat die Anschläge geplant und ausgeführt? Es muß nicht unbedingt eine einzige Organisation sein. Von der Waffenbeschaffung und der taktischen Planung über das Training der Terroristen bis zur genauen Ortskenntnis verlangen solche Anschläge das Wissen und die Fähigkeiten zahlreicher "Spezialisten" auf lokaler wie auf überregionaler Ebene. Aus diesem Grund waren zum Beispiel schon in den siebziger Jahren internationale Terroristen an der Zusammenarbeit mit der RAF interessiert.

    In dem Interview spricht Sahukar von einer möglichen "coalition of home- grown Indian jihadi sleeper cells and Pakistan- based radical elements", einer Koalition zwischen einheimischen Zellen von "Schläfern" und Extremisten, die ihre Basen in Pakistan haben.

    Als Indiz für die Beteiligung der Letzteren sieht er es, an daß die Terroristen mit Landungsbooten (die vermutlich von einem Mutterschiff abgesetzt worden waren) in Mumbai an Land gegangen waren. Auch sei die Koordination einer so umfangreichen Aktion nur einer großen Organisation zuzutrauen.

    Als eine möglicherweise ebenfalls beteiligte Gruppe nennt Sahukar die "Jaish e Muhammad"- Gruppe von Omar Sheikh und Maulana Mazood Azhar. Das würde - wenn es zutrifft - die Verbindung zwischen den jetzigen Anschlägen und dem Krieg im Irak herstellen und auch auf die übereinstimmende psychologische Strategie verweisen.

    Omar Sheik nämlich war der Mann, der im Jahr 2002 im Irak den jüdischen amerikanischen Journalisten Daniel Pearl vor laufender Kamera bestialisch abschlachtete; ein besonders brutaler Versuch der psychologischen Beeinflussung der amerikanischen Öffentlichkeit.



    Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: NSF. Als Werk der US-Regierung in der Public Domain.

    27. November 2008

    Die Anschläge in Mumbai - Fakten und Spekulationen

    Die Anschläge in Mumbai sind, was die psychologische Wirkung angeht, die schlimmsten seit 9/11. Zwar liegt die Zahl der Opfer weitaus niedriger als damals. (Die Bezirksregierung von Maharascha, deren Sprecher Bhushan Gagrani gegen vier Uhr MEZ eine Erklärung abgab, nannte 84 Tote und ungefähr 200 Verletzte; andere Schätzungen liegen höher). Aber wie 2001 in New York trafen die Anschläge eine Nation in ihr Zentrum. Mumbai, das früher Bombay (ungefähr 19 Millionen Einwohner) ist das New York Indiens.

    Die Fakten, so wie sie sich am frühen Morgen darstellen:
  • Anders als z.B. "Spiegel- Online" im Augenblick behauptet, gab es nicht "Angriffe auf Luxushotels, Krankenhäuser, Cafes und einen Bahnhof". Attackiert wurden zwei Hotels (das Taj Mahal Palace und das Oberoi Trident), ein Bahnhof (die Chhatrapati Shivaji Railway Station), ein Restaurant (Leopold's Café), wahrscheinlich eine Polizeistation, möglicherweise ein Kino und ein Krankenhaus (das Cama Hospital für Kinder und Frauen).

    Außerdem wurden Menschen an verschiedenen Stellen auf offener Straße angegriffen. Der größte derartige Vorfall bestand darin, daß Terroristen ein Polizeifahrzeug eroberten und aus ihm heraus auf eine Gruppe von Journalisten feuerten, die sich zur Berichterstattung über ein vorausgegangenes Attentat versammelt hatten.

  • Alle Angriffsziele liegen im selben Stadtteil, auf einer Landzunge östlich der Back Bay ganz in Süden der Stadt (siehe Karte). Es gibt die Vermutung, daß ein Teil der (insgesamt vermutlich mehreren hundert) Terroristen über See eingedrungen sein könnten.

  • Die Angriffe richteten sich zumindest teilweise gegen Amerikaner und Briten. Nach ihnen suchten die Terroristen offenbar gezielt bei der Geiselnahme in den beiden Hotels. In CNN berichtete ein junger Mann, daß seine Eltern verschont geblieben waren, nachdem sich herausstellte, daß sie Moslems waren. Israel ist besorgt über das Schicksal von Juden, darunter der Familie eines Rabbiners.

  • In den Hotels spielten sich nach Augenzeugen- Berichten dramatische Szenen ab. Gäste versuchten sich in ihren Zimmern zu verbarrikadieren. Mit einem von ihnen führte CNN ein Telefon- Interview. Er schilderte als sein schrecklichstes Erlebnis, wie ein Gast sich über das Fenster zu retten versuchte und nun hilflos am Geländer hing. Was aus ihm wurde, konnte er nicht sagen. Eine Angestellte von CNN, die sich zufällig in dem Hotel aufgehalten hatte, bestätigte den Vorfall.

    Darüber, wieviele Geiseln noch in der Hand von Terroristen sind, ist bis zum frühen Morgen nichts bekannt. In der zitierten Stellungnahme behauptete der Sprecher Bhushan Gagrani, die Sicherheitskräfte hätten "die Lage völlig unter Kontrolle". Aber danach meldete CNN noch Schießereien.

  • Die Stadt Mumbai scheint in einer Art Schockzustand zu sein. Die Schulen bleiben heute geschlossen. Die Börse wird ebenfalls nicht öffnen.
  • Soweit die wichtigsten Fakten. Das meiste andere ist gegenwärtig Spekulation. Die Motive sind ebenso unklar, wie die Organisation unbekannt ist, die hinter den Anschlägen steckt.

    Islamistische Attentate hat es in letzter Zeit in Indien gehäuft gegeben (erst vor sechs Wochen starben dabei in New Delhi zwanzig Menschen), aber nichts von auch nur annähernd diesem Umfang. Die Täter könnten lokale Islamisten sein (eine solche Organisation, die Deccan Mudschaheddin, hat sich als Täter bekannt; was wenig zu sagen hat). Es könnte auch die Kaida sein. Für deren Täterschaft spricht der ausgezeichnet koordinierte Ablauf und die gezielte Auswahl westlicher Opfer.

    Mögliche Motive und Anlässe sind:
  • Es hat kürzlich wieder Cross Border Attacks (grenzüberschreitende Angriffe) pakistanischer und amerikanischer Kräfte auf Taliban- und Kaida- Truppen gegeben.

  • Indien nähert sich im Augenblick den USA an und hat kürzlich mit ihnen ein Nuklear- Abkommen geschlossen.

  • In Kaschmir haben im vergangenen Halbjahr die Spannungen wieder zugenommen.

  • In verschiedenen indischen Staaten finden derzeit Wahlen statt.

  • Als längerfristige Ursache für den erstarkenden Islamismus in Teilen Indiens dürfte die wirtschaftliche Entwicklung des Landes eine Rolle spielen. Die aufstrebende Mittelklasse besteht überwiegend aus Hindus; die Moslems gehören meist den Unterschichten an, die vom gegenwärtigen Aufstieg Indiens noch wenig profitieren. Dieser Hintergrund ist vor allem dann in Betracht zu ziehen, wenn die Drahtzieher lokale Islamisten sind.

  • Das wohl nächstliegende Motiv, falls die Kaida der Urheber ist, dürfte der bevorstehende Wechsel der Regierung in Washington sein. Mit Präsident Bush geht der Kaida ein optimales Feindbild verloren. Sie hat ein Interesse daran, schon jetzt den künftigen Präsidenten Obama zu testen, um zu entscheiden, ob sie ihre bisherige Strategie beibehalten oder ändern soll. Das gilt nicht nur für den Irak, sondern für alle Operationsgebiete der Terroristen.
  • Reagiert Obama in den nächsten Tagen - vorerst noch verbal - ebenso entschlossen wie bisher Bush, dann dürfte das für die Kaida ein erstes Signal sein, ihre bisherige Strategie fortsetzen, die USA als den großen Satan darzustellen.

    Sollte Obama Schwäche zeigen, dann könnte Osama bin Laden wieder eine Strategie aus der Versenkung holen, mit der er es schon einmal in den Jahren nach dem Anschlag auf das World Trade Center versucht hat; vor allem in einer Botschaft 2004: Den USA anzubieten, man werde sie in Ruhe lassen, sofern sie sich nur aus dem Irak, aus Afghanistan usw. zurückziehen.



    Die Informationen in diesem Artikel verdanke ich den Nachrichtensendern, die die vergangene Nacht über berichteten: Al Jazeera English, der BBC und vor allem CNN, das dank seines indischen Filialsenders CNN-IBN am umfangreichsten informiert hat.



    Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: NSF. Als Werk der US-Regierung in der Public Domain.

    10. November 2008

    Ketzereien zum Irak (32): Wie reagiert die El Kaida auf die Wahl Obamas?

    Nicht nur Rußland beginnt schon jetzt, Obama zu testen. Auch die El Kaida - das, was von ihr übrig geblieben ist - dürfte sich in den vergangenen Monaten auf den Sieg Obamas vorbereitet haben. Die Aufständischen haben zwei Optionen:

    Sie können erstens jetzt stillhalten, bis Obama sein Wahlversprechen wahrgemacht hat, innerhalb von 16 Monaten, also bis Mitte 2010, alle US-Truppen aus dem Irak abzuziehen.

    Dann hat die El Kaida ihre letzte Chance, den Sieg doch noch zu suchen. Eine Rückkehr der US-Truppen ist, wenn sie erst einmal abgezogen sind, so gut wie ausgeschlossen. Die El Kaida könnte, sobald der letzte US-Soldat den Irak verlassen hat, eine Wiederaufnahme ihrer Bürgerkriegs- Strategie versuchen, also schiitische Moscheen angreifen, schiitische Würdenträger ermorden und so wieder die Situation herzustellen versuchen, wie sie vor dem Beginn des Surge im Frühjahr 2007 bestand.

    Falls auch der Iran mitspielt und seinerseits schiitische Milizen bei Gegenschlägen unterstützt, könnte das funktionieren. Zunächst aber müßten die US-Truppen abgezogen sein. Bei der Umsetzung des Abzugsplans würden die Aufständischen, falls sie sich für diese Option entschieden haben, Präsident Obama möglichst nicht stören. Es wäre dann also für die kommende Zeit ein Rückgang der Gewalt im Irak zu erwarten.

    Diese Option ist für die El Kaida freilich nur dann attraktiv, wenn Obama sich an sein Versprechen hält. Angesichts der Art, wie er bisher seine Positionen je nach Opportunität geändert hat, ist das vermutlich auch für die Strategen der El Kaida zweifelhaft.

    Sie dürften wohl eher damit rechnen, daß Obama sein Wahlversprechen bricht und exakt die Politik Bushs fortsetzen wird, die US-Truppen nur in dem Maß abzuziehen, in dem das die Kommandeure vor Ort für militärisch vertretbar halten.

    Ist dies die Lagebeurteilung der El Kaida, dann bleibt ihr nur die allerletzte Option, jetzt mit allem, was sie noch hat, loszuschlagen, um noch einmal die Öffentliche Meinung in den USA zu ihren Gunsten zu mobilisieren. Sie hat es bei Obama mit einem Präsidenten zu tun, der darauf mehr ansprechen könnte als George W. Bush. Die El Kaida könnte versuchen, Obama sozusagen gewaltsam zur Einhaltung seines Wahlversprechens zu zwingen.

    Entweder dürfte es also in den kommenden Monaten im Irak auffällig ruhig werden, oder es wird eine heftige Zunahme der Angriffe geben; je nachdem, für welche der beiden Strategien die El Kaida sich entschieden hat.



    Heute melden die Agenturen mehrere Anschläge:

    Im Norden Bagdads wurden 22 Menschen mit der Methode der "Zwillingsbomben" ermordet. Dabei zündet ein Terrorist zunächst eine Bombe. Haben sich um die Stelle des Anschlags herum genug Menschen versammelt, dann zündet ein anderer die zweite Bombe, die dadurch besonders viele Opfer findet.

    In der Notaufnahme eines Krankenhauses nah Falludschah wurden ein Patient und zwei Ärzte durch eine Bombe ermordet. Der Anschlag zielte vermutlich auf verwundete Soldaten, die in dem Krankenhaus behandelt wurden. An einer Kontrollstelle nahe Ramadi waren zuvor fünf Menschen durch eine Bombe getötet worden.

    Diese beiden Anschläge fanden in der Provinz Anbar statt, die jetzt von der irakischen Armee kontrolliert wird. In der Provinz Diyala, in die sich die El Kaida zurückgezogen hatte, nachdem sie aus Anbar vertrieben worden war, kamen zwei Menschen bei der Explosion einer Straßenbombe ums Leben.

    Solche Meldungen sind in den letzten Monaten selten geworden. Es wäre sicherlich voreilig, in diesen Anschlägen schon Hinweise darauf zu sehen, daß die El Kaida sich für die zweite Strategie entschieden hat. Jedenfalls aber sollte man die Meldungen aus dem Irak in nächster Zeit wieder genauer verfolgen.



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    29. Mai 2008

    Zitat des Tages: Wie der Irak heute aussieht

    There are a lot of people who are having trouble making the transition in their mind ... from how Iraq looked in 2007 and how Iraq looks now.

    (Es gibt viele Menschen, die Schwierigkeiten haben, in ihrem Geist den Übergang zu schaffen ... von dem Irak, wie er 2007 aussah, zu dem Irak, wie er heute aussieht.)

    Außenministerin Condoleezza Rice laut Washington Post auf dem Flug nach Stockholm, wo sie an der dort heute stattfindenden zweiten Konferenz International Compact with Iraq teilnimmt.

    Zur Vorbereitung dieser Konferenz hat die irakische Regierung einen 75-Seiten- Bericht vorgelegt, in dem zum Beispiel steht, daß der Irak für dieses Jahr 70 Milliarden Dollar Einnahmen aus dem Ölgeschäft erwartet und daß seine Devisenreserven 34 Milliarden Dollar erreichen werden.

    Kommentar: Es sieht immer mehr danach aus, daß der Irak über den Berg ist. Die El Kaida ist im Irak so gut wie vernichtet. Die Gewaltakte zwischen den Konfessionen sind drastisch zurückgegangen. Der Irak hat jetzt bereits die Kontrolle über die Hälfte der Provinzen von den Koalitionstruppen übernommen. Die Gewalt ist so niedrig wie nicht mehr seit 2004.

    Wer hätte das alles für möglich gehalten, als die Demokratische Partei in den USA den alsbaldigen und bedingungslosen Rückzug aus dem Irak forderte? Und was würde aus allen diesen Fortschritten werden, wenn die USA, wie der Kandidat Obama es für den Fall seiner Präsidentschaft versprochen hat, binnen 16 Monaten ab seinem Amtsantritt alle Kampftruppen aus dem Irak abziehen würden?

    Die Iraker sollten fünfmal am Tag dafür beten, daß der nächste Präsident der USA John McCain heißt.



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    30. März 2008

    Ketzereien zum Irak (30): Zwei Gründe für die Wende im Süden

    Seit heute spricht viel dafür, daß die Offensive im Süden des Irak erfolgreich sein wird. Heute hat Al Sadr wenn auch nicht kapituliert, so doch seine Bewaffneten aufgefordert, die Straßen Basras zu räumen und künftig mit der Regierung zusammenzuarbeiten.

    Nachdem die El Kaida bereits seit Ende letzten Jahres entscheidend geschwächt ist und der Widerstand der Baathisten, unter anderem aufgrund einer Teilamnestie, ebenfalls erheblich zurückging, bleibt noch Al Sadrs Mehdi- Armee als eine Kraft, die besiegt werden muß, bevor die demokratische Entwicklung des Irak endgültig auf einer tragfähigen Grundlage steht.



    Es scheint, daß dem Ministerpräsidenten Maliki in den vergangenen Tagen ein entscheidender Schritt in Richtung auf dieses Ziel gelungen ist. Dabei haben zwei Faktoren eine ausschlaggebende Rolle gespielt.

    Erstens hat sich im Irak das Bild von Sadr und seiner Miliz entscheidend gewandelt. Sadr galt einst als eine Hoffnung der Schiiten, vor allem der armen Schiiten, als so etwas wie ein Robin Hood des Irak.

    Wie heute Sabrina Tavernise und Solomon Moore in der New York Times schreiben, ist davon wenig geblieben: "As their tactics veered into protection rackets, oil smuggling and other scams, Mr. Sadr’s followers too began to resemble mafia toughs more than religious warriors, splintering and forming their own gangs and networks, many beyond Mr. Sadr’s direct control." Die Mitglieder der Sadr- Milizen seien harten Mafia- Leuten immer ähnlicher geworden, und viele hätten sich Al Sadrs Kontrolle entzogen.

    Die Bevölkerung hat sich dadurch immer mehr von diesen Milizen abgewandt; in diese Lücke - schreiben die Autoren der NYT - konnte Maliki stoßen.

    Daß Maliki den Mut hatte, es auch zu tun, ist der zweite Faktor. Maliki galt bisher als zögerlich. Jetzt aber ist der Aufbau der irakischen Armee so weit fortgeschritten, daß er sich offenbar ein Herz gefaßt hat, die Konfrontation mit Al Sadr zu suchen.

    Ob ganz aus eigenen freien Stücken, darüber gehen die Meinungen auseinander. In Bagdad hält man es laut NYT für möglich, daß Maliki eher einen Propaganda- Erfolg hatte erzielen wollen als jetzt schon die Entscheidung suchen.

    Die Situation habe dann aber ihre eigene Dynamik entwickelt, und jetzt habe sich Maliki voll mit dieser Offensive identifiziert. Er habe geschworen, zitiert ihn die Washington Post, "to stand up to these gangs in every inch of Iraq", also ungefähr: Auf jedem Quadratzentimeter irakischen Bodens gegen diese Banden Front zu machen.



    Mitte April wird General Petraeus im US-Kongreß seinen Bericht erstatten und befragt werden. So, wie es im Augenblick aussieht, wird er zwar noch nicht "Mission accomplished" melden können; davon ist der Irak noch weit entfernt. Aber was er berichten wird, müßte diejenigen im US-Kongreß eigentlich die Schamröte ins Gesicht treiben, die vor einem Jahr den Krieg verlorengeben und das irakische Volk den Terroristen überlassen wollten.

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    31. Dezember 2007

    Zettels lobender Jahresrückblick (4): Präsident Bush, Staatsmann des Jahres

    In der heutigen SZ ist im Vorspann eines Artikels über den Wahlkampf zu den US-Wahlen Ende 2008 dieser erstaunliche Satz zu lesen: "Nachdem der Irak aus den Schlagzeilen verschwunden ist, stehen die Kandidaten um die Nachfolge von Präsident George W. Bush in einem harten Wettbewerb der Themen."

    Ja, wie kommt es denn, daß "der Irak aus den Schlagzeilen verschwunden" ist?

    Haben die USA, wie es führende US-Demokraten Ende 2005 forderten, ihre Truppen bis Mitte 2006 aus dem Irak abgezogen? Hat die US-Regierung, wie es die Demokratische Partei im Frühjahr 2007 forderte, verkündet, daß sie bis zum August 2008 alle Truppen aus dem Irak abziehen werde? Haben die USA, wie es damals führende US- Demokraten verlangten, ihre Truppen bereits bis Ende 2007 aus dem Irak abgezogen?

    Hätten diese Demokraten die Macht gehabt, ihre Forderungen durchzusetzen, dann allerdings wäre der Irak heute in den Schlagzeilen; mehr denn je.

    Dann würden die El Kaida und andere extremistische Sunniten die Provinzen Anbar, Saladin und Diyala kontrollieren; sie hatten ja in Anbar schon ihre Republik ausgerufen. Dann würde in Bagdad der nackte Bürgerkrieg toben; im Süden würden - wären die Briten dem US-Beispiel gefolgt - die schiitischen Milizen herrschen.

    Dann gäbe es eine riesige Flüchtlingswelle aus dem Irak; Hunderttausende von demokratisch gesonnen Irakern, die mit den USA zusammengearbeitet hatten, würden verzweifelt versuchen, ihr Leben zu retten, so wie einst die Boat People, nachdem die USA - auch damals auf Beschluß eines von den Demokraten kontrollierten Kongresses - ihren Verbündeten Südvietnam im Stich gelassen hatten.

    Dann wäre jetzt der ganze Nahe Osten in Aufruhr, denn ein im Bürgerkrieg befindlicher Irak hätte natürlich den Iran, Syrien, Saudi- Arabien auf den Plan gerufen. Dann wäre die Situation Israels so prekär wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Dann wäre die El Kaida jetzt dabei, in den von ihr beherrschten irakischen Provinzen die Ausbildungslager zur Vorbereitung neuer Anschläge à la 9/11 einzurichten.

    Daß dieses Szenario nicht eingetreten ist, haben die Iraker, hat die Welt einem einzigen Mann zu danken, dem amerikanischen Präsidenten. Er hat in der Zeit, in der die Lage im Irak immer schwieriger wurde - zwischen dem Anschlag auf die Al- Askari- Moschee in Samarra im Februar 2006 und den ersten Erfolgen des Surge in Anbar im Juni dieses Jahres - Kurs gehalten. Er hat mit einer bewundernswerten Charakterstärke den immensen Pressionen, denen er damals ausgesetzt war, widerstanden.

    Als die Lage im Irak aussichtslos zu werden drohte, als eine große Mehrheit der US-Bürger den sofortigen Abzug forderte, als Bushs Popularität auf einen historischen Tiefstand gesunken war, da hat er das genaue Gegenteil von dem entschieden, was man von ihm erwartete: Er hat die Truppen im Irak verstärkt. Er hat einen neuen Oberbefehlshaber ernannt, den General Petraeus, und er hat ihm freie Hand gegeben, eine neue Strategie zu riskieren. Er hat damit die Wende eingeleitet, die dazu führte, daß jetzt "der Irak aus den Schlagzeilen verschwunden" ist.



    Es hat in den vergangenen Jahrzehnten vermutlich keinen Staatsmann gegeben, dessen Image so massiv von seiner historischen Leistung abwich, wie das bei Präsident George W. Bush der Fall ist.

    Auf die Gründe für Bushs miserables Image will ich hier nicht eingehen. Es dürfte sehr viel zusammenkommen.

    Bushs konservative Überzeugungen, sein christlicher Glaube. Sein hemdsärmliges Auftreten. Innenpolitisch seine Führungsrolle auf der rechten Seite einer Gesellschaft, in der das traditionelle WASP- Amerika der "roten Staaten" mit dem multikulturellen Amerika der "blauen Staaten" an der Ost- und der Westküste ringt.

    Außenpolitisch seine entschlossene Reaktion auf den Angriff am 11. September 2001. Sodann die direkte, undiplomatische Art, in der er die amerikanischen Hegemonial- Interessen vertritt (seine Vorgänger haben sie ebenso vertreten, aber in Watte verpackt). Und natürlich der Irak-Krieg.

    Ob es eine weise Entscheidung gewesen war, dem ständigen und unbelehrbaren Störenfried des Nahen Ostens, der zweimal einen Krieg vom Zaun gebrochen hatte und der im Inneren mit barbarischer Brutalität herrschte, mit Waffengewalt entgegenzutreten, das mögen spätere Historiker entscheiden. Vermutlich werden sie sich nicht einig sein.

    Ebenso wird es die Sache künftiger Historiker sein, anhand des dann verfügbaren Archiv- Materials die diplomatische Vorgeschichte dieses Kriegs zu klären - die Rolle Frankreichs zum Beispiel, das Verhalten des deutschen Kanzlers, die Rolle, die im Hintergrund Rußland und China spielten. Klarheit zu schaffen über die Konsultationen im Sommer 2002, über die Hintergründe der erfolgreichen und der gescheiterten Resolutionen im Weltsicherheitsrat.

    Diese Historiker werden herauszufinden haben, wie es zu den fehlerhaften Geheimdienst- Berichten kommen konnte, die nicht nur Bush, sondern beispielsweise auch den französischen Präsidenten Chirac zu der Überzeugung brachten, daß Saddam Hussein über Massenvernichtungs- Waffen verfügte. Sie werden - hoffentlich - ein klärendes Wort zu den Vorwürfen sagen können, Bush habe gewußt, daß Saddam gar keine MWDs hatte, habe die Öffentlichkeit aber belogen.



    Erst zukünftige Historiker werden das alles beurteilen können. Was man aber jetzt, am Ende des für das Schicksal des Irak entscheidenden Jahres 2007, sagen kann, ist dies: Ohne die Standfestigkeit des Präsidenten George W. Bush wäre die Lage des Irak, wären die Verhältnisse im Nahen Osten, wäre die gesamte weltpolitische Situation erheblich schlechter, als sie es ist.

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