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30. März 2008

Ketzereien zum Irak (30): Zwei Gründe für die Wende im Süden

Seit heute spricht viel dafür, daß die Offensive im Süden des Irak erfolgreich sein wird. Heute hat Al Sadr wenn auch nicht kapituliert, so doch seine Bewaffneten aufgefordert, die Straßen Basras zu räumen und künftig mit der Regierung zusammenzuarbeiten.

Nachdem die El Kaida bereits seit Ende letzten Jahres entscheidend geschwächt ist und der Widerstand der Baathisten, unter anderem aufgrund einer Teilamnestie, ebenfalls erheblich zurückging, bleibt noch Al Sadrs Mehdi- Armee als eine Kraft, die besiegt werden muß, bevor die demokratische Entwicklung des Irak endgültig auf einer tragfähigen Grundlage steht.



Es scheint, daß dem Ministerpräsidenten Maliki in den vergangenen Tagen ein entscheidender Schritt in Richtung auf dieses Ziel gelungen ist. Dabei haben zwei Faktoren eine ausschlaggebende Rolle gespielt.

Erstens hat sich im Irak das Bild von Sadr und seiner Miliz entscheidend gewandelt. Sadr galt einst als eine Hoffnung der Schiiten, vor allem der armen Schiiten, als so etwas wie ein Robin Hood des Irak.

Wie heute Sabrina Tavernise und Solomon Moore in der New York Times schreiben, ist davon wenig geblieben: "As their tactics veered into protection rackets, oil smuggling and other scams, Mr. Sadr’s followers too began to resemble mafia toughs more than religious warriors, splintering and forming their own gangs and networks, many beyond Mr. Sadr’s direct control." Die Mitglieder der Sadr- Milizen seien harten Mafia- Leuten immer ähnlicher geworden, und viele hätten sich Al Sadrs Kontrolle entzogen.

Die Bevölkerung hat sich dadurch immer mehr von diesen Milizen abgewandt; in diese Lücke - schreiben die Autoren der NYT - konnte Maliki stoßen.

Daß Maliki den Mut hatte, es auch zu tun, ist der zweite Faktor. Maliki galt bisher als zögerlich. Jetzt aber ist der Aufbau der irakischen Armee so weit fortgeschritten, daß er sich offenbar ein Herz gefaßt hat, die Konfrontation mit Al Sadr zu suchen.

Ob ganz aus eigenen freien Stücken, darüber gehen die Meinungen auseinander. In Bagdad hält man es laut NYT für möglich, daß Maliki eher einen Propaganda- Erfolg hatte erzielen wollen als jetzt schon die Entscheidung suchen.

Die Situation habe dann aber ihre eigene Dynamik entwickelt, und jetzt habe sich Maliki voll mit dieser Offensive identifiziert. Er habe geschworen, zitiert ihn die Washington Post, "to stand up to these gangs in every inch of Iraq", also ungefähr: Auf jedem Quadratzentimeter irakischen Bodens gegen diese Banden Front zu machen.



Mitte April wird General Petraeus im US-Kongreß seinen Bericht erstatten und befragt werden. So, wie es im Augenblick aussieht, wird er zwar noch nicht "Mission accomplished" melden können; davon ist der Irak noch weit entfernt. Aber was er berichten wird, müßte diejenigen im US-Kongreß eigentlich die Schamröte ins Gesicht treiben, die vor einem Jahr den Krieg verlorengeben und das irakische Volk den Terroristen überlassen wollten.

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27. März 2008

Marginalie: Die Bedeutung der jetzigen Offensive im Südirak

Im ersten Beitrag zu der Serie "Ketzereien zum Irak" habe ich im Dezember 2006 über eine Analyse des irakischen Bloggers Omar berichtet ("Iraq the Model"; ein damals ausgezeichneter Blog. Inzwischen sind die beiden Autoren nicht mehr im Irak und schreiben nur noch selten).

Omar sah es damals als kritisch für die künftige Entwicklung im Irak an, daß die demokratisch gesonnenen Schiiten um Ministerpräsident Maliki sich aus der Nähe zu den schiitischen Extremisten Sadrs befreien. Das war schwierig, vielleicht unmöglich, solange die Gemäßigten nicht über hinreichend schlagkräftige Sicherheitskräfte verfügten, um mit den Milizen Sadrs fertigzuwerden.

Jetzt hat sich das offenbar geändert. Die jetzige Offensive im Süden des Irak, in der Region Basra nahe der iranischen Grenze, ist die erste große selbständige Aktion der Regierungstruppen gegen die vom Iran unterstützten Sadr- Milizen.

Diese Entwicklung, in der die Front "Sunniten gegen Schiiten" zunehmend von der Frontstellung "Gemäßigte gegen Extremisten" abgelöst wird, vollzieht sich parallel bei den Schiiten und den Sunniten. Während die jetzige Offensive Malikis gegen die Sadr- Milizen eine neue Entwicklung signalisiert, ist der Kampf der gemäßigten Sunniten (des "Awakening Movement" und der Freiwilligen- Truppe "Sons of Iraq") gegen die ebenfalls sunnitische El Kaida schon seit letztem Jahr erfolgreich.

Die jetzige Offensive im Südirak ist umso bemerkenswerter, als die Engländer sich ja dort inzwischen militärisch zurückgezogen haben. Sie zeigt, welche Fortschritte der Aufbau der irakischen Sicherheitskräfte inzwischen gemacht hat.

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