10. April 2012

Marginalie: "Ostermärsche im Zeichen der Grass-Debatte". Wer ist Willi van Ooyen?

"Ostermärsche im Zeichen der Grass-Debatte" titelte die "Tagesschau" an den Ostertagen und berichtete:
In mehreren Städten Deutschlands sind die diesjährigen Ostermärsche fortgesetzt worden, allerdings mit mäßigem Zulauf. Nach Angaben der Organisatoren wurde vielfach Unterstützung für Günter Grass' Aussage laut, wonach es kein Recht auf präventive Militärschläge gebe. (...) Dass Israel gegen Grass ein Einreiseverbot verhängt habe, sei ein "unmögliches Verfahren", sagte deren Sprecher, Willi van Ooyen.
Und der Hessische Rundfunk schrieb:
Für seinen Vorwurf, Israel gefährde mit Drohungen gegen Iran den Weltfrieden, erhielt der 84-jährige Schriftsteller am Sonntag unter anderem Unterstützung von der bundesweiten Informationsstelle Ostermarsch in Frankfurt. "Was Grass angestoßen hat, kann nicht als antisemitisch unter den Teppich gekehrt werden", sagte van Ooyen.
Wer ist dieser Willi van Ooyen? Ein naiver Pazifist; ein friedensbewegter Gutmensch?

Keineswegs. Wenn Sie ZR regelmäßig lesen, dann ist Ihnen sein Name schon des öfteren begegnet. Willi van Ooyen ist ein altgedienter Funktionär jener Organisationen, die in der alten Bundesrepublik, oft finanziert aus der DDR, den Kommunisten zuarbeiteten, ohne selbst als kommunistisch in Erscheinung zu treten.

Was er damals so alles machte, habe ich im Jahr 2008 zusammengestellt, als er für die Partei "Die Linke" in den Hessischen Landtag gewählt worden war und dort deren Fraktionsvorsitzender wurde ("Das wollen wir erst mal sehen". Neues über "Die Linke" in Hessen. Van Ooyens Vergangenheit, Wisslers Aufstieg; ZR vom 9. 10. 2008, sowie Willi van Ooyen ist ein reiner Tor. Und was das MfS alles wußte; ZR vom 11. 10. 2008).

Hubertus Knabe, auf dessen informativen Artikel in der FAZ ich mich damals gestützt habe, schrieb über den Beginn von van Ooyens Karriere:
Der Vorsitzende der Linksfraktion im hessischen Landtag war das, was man in der Zeit des Kalten Krieges einen Einflussagenten nannte. 1976, direkt nach seinem Studium, wurde er nach eigenen Angaben Landesgeschäftsführer der "Deutschen Friedens-Union" (DFU). 1984 stieg er zum Bundesgeschäftsführer auf und damit zu einem der drei Spitzenfunktionäre dieser Organisation. Die DFU aber war nichts anderes als ein Trojanisches Pferd der DDR.

Gegründet wurde die Partei 1960 auf hintergründiges Betreiben von SED und DDR-Staatssicherheitsdienst als Ersatz für die verbotene KPD. Mit ihr als Tarnorganisation und Sympathisantensammelbecken wollte die SED Einfluss auf die westdeutsche Politik gewinnen.
Darauf, daß van Ooyen für das MfS gearbeitet hätte, gibt es keine Hinweise. Agent in diesem Sinn war er also nicht. Aber er gehörte zu denen, die, wesentlich finanziert aus der DDR, die bundesdeutsche Politik im Sinn der Kommunisten beeinflussen sollten.

Daran hat sich offenbar nichts geändert. Die Partei "Die Linke" hält sich in der Grass-Debatte zurück. Nicht als ihr Fraktionsvorsitzender, aber als Sprecher der Ostermarsch-Bewegung darf Willi van Ooyen Klartext reden.­
Zettel



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.