20. April 2012

Marginalie: Zustimmung zur Politik der Regierung Merkel weltweit am höchsten

Mitte dieser Woche gingen Meldungen durch die deutschen Medien, wonach das amerikanische Nachrichtenmagazin Time Angela Merkel in eine Liste der "100 Mächtigsten der Welt" aufgenommen hat. Die Laudatio des Magazins können Sie hier lesen.

Wenig verwunderlich, aus zwei Gründen: Erstens rangiert die Kanzlerin bei derartigen Umfragen und Nominierungen traditionell ganz oben. Vergangenes Jahr wurde sie von Forbes sogar zur mächtigsten Frau der Welt ernannt; vor Hillary Clinton und der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff. Zweitens wäre es in der Tat seltsam, wenn die Regierungschefin des größten und wirtschaftlich stärksten Landes der EU nicht unter den Top 100 der Mächtigsten rangierte; auch wenn diese Liste nicht nur Politiker umfaßt.

Wirklich bemerkenswert ist hingegen eine Meldung, die es bisher offenbar nicht in die deutschen Schlagzeilen geschafft hat: Gestern berichtete Gallup über die aktuelle Umfrage, die es weltweit jährlich zum Image der Nationen durchführt. Und da ist das Ergebnis für Deutschland nun in der Tat erstaunlich.

Deutschland liegt nämlich weltweit an der Spitze, wenn nach der Zustimmung zur Politik des jeweiligen Landes gefragt wird; knapp vor den USA, und mit weitem Abstand vor den anderen großen Mächten England, Rußland und China.

Diese weltweiten Umfragen von Gallup sind außerordentlich aufwendig. Die Zahl der Länder, in denen sie stattfinden, liegt über 100; in der aktuellen Umfrage waren es 135 Länder. In jeder dieser Umfragen beträgt die Größe der Stichprobe mindestens 1000 Befragte. Überwiegend wird nicht telefonisch befragt, sondern durch klassische mündliche Befragung (face-to-face).

Zu den regelmäßig gestellten Fragen gehört: "Sind Sie mit der Leistung (performance) der Regierungsverantwortlichen (leadership) von ... einverstanden oder nicht einverstanden?" Einverstanden waren bei Deutschland 47 Prozent, gefolgt von den USA mit 46 Prozent. England erreichte 40 Prozent Zustimmung, China 32 Prozent und Rußland 28 Prozent.

Interessant sind die Veränderungen gegenüber den Vorjahren: Deutschlands Wert war noch nie so hoch wie jetzt; er hatte seit 2007 stets bei ungefähr etwas über 40 Prozent gelegen. Damit war er allerdings 2007 und 2008 ebenfalls der weltweit beste gewesen; denn die USA hatten in diesen letzten Jahren der Regierung Bush bei nur 33 bzw 37 Prozent gelegen. Mit der Wahl Obamas machten sie dann einen Sprung auf 49 Prozent (2009) und 47 Prozent (2010) und schoben sich damit vorübergehend vor Deutschland, das bei 41 bzw. 40 Prozent verblieb.

Bei diesen Werten handelt es sich um die Mediane über die Länder; der Median von 47 Prozent bedeutet, daß in der Hälfte der 135 Länder die Zustimmung zur deutschen Politik unter und in der Hälfte über 47 Prozent lag.

Die Zustimmung zur Politik Deutschlands nahm in allen Weltregionen zu. Innerhalb der 37 Länder Europas ist sie mit einem Median von 52 Prozent noch höher als weltweit.

Nicht-Zustimmung bedeutet in diesen Befragungen nicht notwendigerweise Ablehnung. Die Befragten hatten die Möglichkeit, sich nicht zwischen Zustimmung und Ablehnung zu entscheiden. In Indien beispielsweise wählte ein großer Teil diese Möglichkeit; Einzelheiten nennt Gallup leider nicht.

Woher kommt dieser weltweite Anstieg der Zustimmung zur deutschen Politik? Gallup: "Germany's improved image in 2011 suggests that the country is having leadership success at a difficult time for the world" - das verbesserte Image Deutschlands deute darauf hin, daß die Führung des Landes in einer für die Welt schwierigen Zeit erfolgreich sei. Insbesondere gelte das für die Handhabung der Finanzkrise durch die Regierung Merkel. ­

Siehe zum Ansehen der Kanzlerin im Ausland auch Wie sehen die Franzosen Deutschland? ; ZR vom 7. 2. 2012. Die dort erwähnten weltweiten Umfragedaten findet man in der Pressemitteilung des Pew Research Center vom 13. 7. 2011.
Zettel



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.