26. April 2012

Zettels Meckerecke: "Bedenken wegen pädagogischer Minderwertigkeit". Totalitäres Denken bei attac

Nein, ich kann "Freizeitparks" wie dem Phantasialand nichts abgewinnen. Mir fehlt der Sinn für die Art von Vergnügungen, die da geboten werden - von der Wuze Town bis zur großen Abendschau Fantissima.

Aber anderen gefällt das. Kindern der Park mit seinen Attraktionen; vielen Erwachsenen diese Abendshow und was sonst für sie geboten wird. Sie haben jedes Recht, sich so zu amüsieren; wie ich das Recht habe, mir das zu leisten, was für mich ein "Event" ist, ein "gelungener Kurzurlaub"; ein schöner Tag oder ein schönes Wochenende eben.

So weit, so trivial? Keineswegs. Denn nicht alle Mitmenschen in Deutschland sehen das so. Wenn jeder sich so amüsieren kann, wie es ihm gefällt - wo bleibt dann die Volkserziehung?



Das Phantasialand möchte sich gern erweitern. Die Gründe können Sie in diesem ausführlichen Artikel in der FAZ lesen. Kurz gesagt: Es gibt bei allen diesen Parks einen Trend zum Kurzurlaub über mehrere Tage, mit Übernachtung(en) in einem der parkeigenen Hotels. Wenn Phantasialand mithalten will, dann muß es seine Fläche vergrößern - für weitere Hotels mit dann insgesamt mehr als 5000 Betten; für weitere Attraktionen, die erforderlich sind, damit es Besucher reizt, mehrere Tage in Phantasialand zu verbringen. Eine Open-Air-Bühne zum Beispiel ist vorgesehen, eine Theaterhalle, Wasser- und Fahrattraktionen, Sportangebote.

Das klingt nach einer einleuchtenden unternehmerischen Entscheidung. Oft erzwingt es die Konkurrenz eben, daß man sich vergrößert; nicht nur im Freizeitbereich. Andererseits muß die zusätzlich benötigte Fläche ja irgendwo herkommen.

In diesem Fall müßte umliegender Wald gerodet werden. Wie man sich denken kann, gibt es eine Bürgerinitiative, die das nicht will. Und da es sich um Landeswald handelt, müßte auch die Landesregierung von NRW zustimmen. Dort aber ist der zuständige Minister Johannes Remmel (Die Grünen). Wie er zu der Angelegenheit steht, kann man sich denken: Man werde "keinen Wald abgeben".

Nun gut. So ist das eben in einem demokratischen Rechtsstaat. Es gibt die Interessen auf der einen Seite, es gibt andere Interessen. Die Mehrheitsverhältnisse entscheiden am Ende darüber, welche sich durchsetzen oder ob man einen Kompromiß findet.

Das alles wäre keine Meckerecke wert. Aber lesen Sie einmal, wie die Bewegung attac ihren Widerstand gegen die Erweiterung des Freizeitparks begründet:

Da hat man "ökologische Bedenken". In Ordnung, die gibt es nun einmal, und attac gehört zu denen, die sie haben und die sie in einem freiheitlichen Rechtsstaat pflegen und artikulieren dürfen. Aber damit nicht genug. Man hat auch gleich noch "soziale Bedenken", nämlich wegen "fragwürdiger Güte der geplanten Arbeitsplätze". Man hat auch noch "ökonomische Bedenken", nämlich wegen "unvorhersagbarer betriebs­wirtschaft­licher und kommunalfiskalischer Folgen", was immer damit gemeint sein mag. Offenbar zerbricht man sich den Kopf der Unternehmensleitung des Freizeitparks, und gleich noch den Kopf der Gemeinde Brühl mit dazu.

Nun gut, nochmals. Aber dann kommt es. Viertens nämlich hat die Organisation attac "kulturelle Bedenken wegen pädagogischer Minderwertigkeit des Freizeitparks und Konkurrenz zu innerstädtischen Freizeit­gestaltungs­angeboten für die Allgemeinbevölkerung".

Für "Allgemeinbevölkerung" wird man im Klartext "das Volk" setzen können. Man möchte das Volk erziehen. Ob es in diesem Fall nun eher die links- oder eher die rechtsextreme Variante ist, geht aus dem Text nicht hervor. Die Formulierung "pädagogische Minderwertigkeit" könnte aus der Nazi-Propaganda stammen. Vielleicht haben diejenigen, die das zu Papier gebracht haben, aber auch eher die Erziehungsdikatur der DDR vor Augen.

Sie möchten, soweit sie das können, dagegen vorgehen, daß andere Menschen sich so amüsieren, wie diese selbst das wollen - nicht durch die Wahrnehmung von "innerstädtischen Freizeit­gestaltungs­angeboten", sondern eben, indem sie die Kinder ins Auto packen und sich nach Brühl aufmachen; für einen schönen Tag oder ein schönes Wochenende.

Das verhindern, es auch nur beeinflussen zu wollen, ist totalitäres Denken. Nennen Sie es faschistisch, nennen Sie es kommunistisch. Das macht keinen großen Unterschied. Beide Schöße sind fruchtbar noch, aus denen dieses freiheitsfeindliche Denken kroch und kriecht.
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Zettel



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