14. April 2012

Marginalie: Eine Premiere bei "Spiegel-Online"? Der kalte April, die globale Erwärmung und der Suppenstein

Das dürfte es lange nicht mehr bei "Spiegel-Online" gegeben haben; vielleicht ist es überhaupt eine Premiere: Heute können Sie dort einen Artikel über das aktuelle Wetter lesen, in dem die globale Erwärmung mit keinem Wort erwähnt wird! Das ist ungefähr so, als hätte Erich Honecker eine Rede gehalten, ohne den Sozialismus zu erwähnen.

Es geht in dem Artikel von Axel Bojanowski um den dieses Jahr besonderes kalten April (siehe auch Eisige Ostern. Einzelne Wetterereignisse und die globale (Nicht-)Erwärmung; ZR vom 6. 4. 2012). Bojanowski beschreibt diesen April 2012 so, wie Meteorologen es zu tun pflegten, bevor die Theorie von der menschengemachten globalen Erwärmung in die Welt kam: auf der Ebene von Hochdruck- und Tiefdrucklagen, von Wirbeln über dem Atlantik, dem Vordringen arktischer Kaltluft und so fort. Das spielt sich dieses Jahr eben anders ab als im April 2011; und im übrigen scheinen - wie Bojanowski zeigt - die alten Bauernregeln wieder einmal ganz gut zu stimmen.

Es ist fast wie in der guten alten Zeit, als die Meteorologie noch nicht Teil eines quasireligiösen Glaubenssystems war.

Und in der Tat ist dieser Glaube derzeit heftigen Anfechtungen ausgesetzt. Ich habe, nachdem ich den Artikel von Bojanowski gelesen hatte, einmal die neuesten Daten zur Entwicklung der globalen Temperaturen herausgesucht. Diese Daten der amerikanischen Regierungsbehörde NOAA habe ich schon oft verwendet; sie finden das zum Beispiel in der Serie Kleines Klima-Kaleidoskop.

Hier sind die aktuellsten Daten, die für den Februar 2012 (die für März sind noch nicht ausgewertet). Zunächst die Daten aufgeschlüsselt nach nördlicher und südlicher Hemisphäre. In beiden sieht man einen Rückgang der jeweiligen Februar-Temperaturen ab der Jahrtausendwende; in der nördlichen ist er kräftig:


Und hier die Daten, aufgeschlüsselt nach den Temperaturen über den Ozeanen und über den Landmassen. Es ist dasselbe Bild; und wieder sieht man dort, wo der Anstieg bis zur Jahrtausendwende stärker gewesen war - über den Kontinenten - auch den steileren Abfall:


Nicht wahr, es gehört schon eine gehörige Portion Glaubensstärke dazu, solche Diagramme als Belege dafür zu werten, daß die globale Temperatur monoton ansteigt?­

Dieser faktenresistente Glaube an die globale Erwärmung erinnert mich an die Geschichte vom Suppenstein, die in der Folklore vieler Länder überliefert ist: Man kann Suppe aus einem Stein kochen, den man in heißes Wasser legt! Allerdings muß man die eine oder andere Zutat hinzufügen - Gemüse, Kartoffeln, ein Stück Fleisch usw.

Ob sich vielleicht herausstellt, daß ACC, die menschen­gemachte globale Erwärmung, was das wissenschaftliche Verständnis des Klimas angeht, ein Suppenstein ist?
Zettel



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Abbildungen als Werke der US-Regierung gemeinfrei.