27. Juni 2010

Zitat des Tages: "Der Zaun von Toronto ist ein Symbol". Ja, aber wofür?

The fence is a symbol that they can build a fence and spend a billion dollars on their agenda. The fence is a symbol of what's wrong with this country.

(Der Zaun ist ein Symbol, daß sie einen Zaun bauen und eine Milliarde Dollar für ihre Agenda ausgeben können. Der Zaun ist ein Symbol für das, was in diesem Land schiefläuft.)

Rolf Gerstenberger, einer der "Protestler" in Toronto, gegenüber CNN über den Zaun, der den G-20-Gipfel vor Gewalttätern schützt.


Kommentar: Über diesen Zaun und seine Kosten habe ich bereits am Donnerstag berichtet. Jetzt zeigt sich, wie bitter nötig er ist.

Er ist eine Verteidigungsanlage in einem Krieg.

Ja, in einem Krieg. Denn diejenigen, die in Toronto Gewalttaten verüben - von "willkürlicher Kriminalität und wahlloser Gewalt auf unseren Straßen" spricht der Polizeichef von Toronto, William Blair - sind ja keine Demonstranten, die in der aufgeladenen Atmosphäre einer Demonstration einmal die Beherrschung verlieren und einen Stein werfen.

Es sind straff organisierte Banden von Politkriminellen, die äußerst diszipliniert zu Werke gehen, durchaus vergleichbar militärischem Handeln. Der Toronto Star hat gestern detailliert ihre Taktik bei diesem Gipfel beschrieben:
  • Viele treten zunächst als "friedliche Demonstranten" auf; noch nicht uniformiert. Sie mischen sich in die Menge der Demonstranten und warten auf Gelegenheiten zum Zuschlagen.

  • Wenn es so weit ist, legen sie ihre Vermummung an, die so beschaffen ist, daß einzelne Täter sich nicht identifizieren lassen. Alle sind schwarz gekleidet; alle haben das Gesicht verdeckt.

  • Die Täter sind in Gruppen von ungefähr zehn Mitgliedern organisiert, die sich wie ein militärischer Trupp bewegen und straff geführt werden. Es gibt Kodewörter, über die Befehle übermittelt werden. Am Freitag zum Beispiel war "Umbrella" das Kodewort dafür, nach vorn zu stürmen.

  • Die Taktik beim Begehen der Taten ist darauf ausgerichtet, die Täter nicht identifizierbar zu machen. Das wird auf eine doppelte Weise erreicht: Erstens verteilt sich der ganze Trupp zunächst unter friedlichen Demonstranten, formt sich dann blitzschnell und löst sich aus der Menge. Aus dem Trupp lösen sich wiederum einzelne Täter, werfen Steine, zünden ein Auto an usw. und kehren dann sofort in den Trupp zurück, wo sie nicht mehr von den anderen zu unterscheiden sind. Der ganze Trupp kann sich dann, je nach taktischer Lage, wieder in der Menge auflösen.

  • Die Camouflage geht so weit, daß - der Toronto Star beschreibt das im Detail - gestern an einer bestimmten Stelle schon "Zivilkleidung" bereitlag, welche die Täter gegen ihre schwarzen Uniformen tauschten. Als die Polizei die betreffende Stelle erreicht hatte, lagen da nur noch schwarze Jacken und Vermummungsmaterial; die Täter liefen "friedlich" irgendwo mit den Demonstranten mit.

  • Wie beim Militär wird mit Ablenkungsmanövern gearbeitet. Zum Beispiel wurde gestern an einer Stelle ein Feuer entfacht, um die Polizei an diesen Ort zu lenken. Inzwischen versuchten andere Täter, an einer anderen Stelle den Schutzschirm der Polizei zu durchbrechen. Einer der Täter, ein Anarchist, der sich Roy nannte, hat das gegenüber einem Reporter des Toronto Star mit erkennbarem Stolz erläutert.
  • Daß man in Toronto den Zaun gebaut hat und daß dort 5000 Polizisten zusammengezogen wurden, war also unbedingt nötig, um den Gipfel zu schützen. Jeder, der nicht mit Blindheit geschlagen ist, kann erkennen, daß nicht der Zaun das Übel ist, sondern die Kriminellen, deretwegen er errichtet werden mußte.

    Aber der zitierte Rolf Gerstenberger sieht das umgekehrt. Ich zitiere ihn, weil seine Aussage für eine in der Linken weit verbreitete Heuchelei steht: Nicht die Täter sind schuld, sondern die Opfer. Nicht militärisch organisierte Gewalttäter sind die Verursacher von Ausschreitungen, sondern die Polizei mit ihren Maßnahmen.

    Ja, es läuft etwas schief in Staaten, in denen sich das zutragen kann, was jetzt in Toronto zu beobachten ist. Aber nicht ein Schutzzaun ist das Symbol für das, was da schief läuft, sondern es sind sogenannte friedliche Demonstranten, die nichts dabei finden, gemeinsam mit Kriminellen zu demonstrieren und ihnen Schutz zu bieten.

    Was schief läuft, das ist die Entwicklung einer Linken, die sich immer weniger von Kriminalität als Mittel der Politik distanziert. In der in Deutschland - siehe Was macht eigentlich Andrea Ypsilanti?; ZR vom 20. 6. 2010 - die Sozialdemokratin Andrea Ypsilanti ein Institut zusammen mit der Kommunistin Katja Kipping gründet, die ihrerseits als Mitglied der "Roten Hilfe" inhaftierte Politkriminelle unterstützt.



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