24. Juni 2010

Zettels Meckerecke: Der G-20-Gipfel in Toronto und der G-8-Gipfel in Muskoka werden ungefähr $833.000 Dollar kosten. Pro Minute

Jede Minute der beiden Gipfeltreffen am kommenden Wochenende in Toronto und Muskoka wird den kanadischen Steuerzahler ungefähr umgerechnet 648.500 Euro kosten; rund eine Milliarde kanadische Dollar für das gesamte Unternehmen. So ist es beispielsweise im Toronto Star und in Daily Finance zu lesen. Es wird teurer werden als die gesamten Winterspiele in Vancouver.

Ein großer Teil des Geldes wird für Sicherheitsmaßnahmen ausgegeben; aber es wurde beispielsweise auch ein künstlicher See angelegt (Spitzname "Fake Lake"), komplett mit künstlichen Kanus und dem eben so unechten Ruf des Seetauchers.

Hier können Sie eine Karte der "Festung Toronto" sehen. Ein mehr als sechs Kilometer langer und fast drei Meter hoher Metallzaun wird eine Zone der Innenstadt abriegeln, in der unter anderem das Bankenviertel liegt. Bushaltestellen werden abgebaut, Briefkästen und Müllcontainer zugeschweißt. Rund 5000 Polizisten werden im Einsatz sein; Düsenjäger über der Stadt patrouillieren.

In Kanada regt sich Opposition gegen diesen gewaltigen Aufwand. Dimitri Soudas, ein Sprecher von Premierminister Stephen Harper, hat dazu erklärt:
You actually need leaders sitting around the table having these difficult discussions, making progress. (...) So that is exactly why we need these type of summits, that is exactly why leaders sitting around the table face-to-face—and not through Twitter, Skype or video-conferencing—will eventually produce more results.

Wir brauchen es wirklich, daß die Staatenlenker um den Tisch sitzen und diese schwierigen Diskussionen führen und Fortschritte machen. (...) Also genau deshalb brauchen wir diese Art von Gipfeln, und exakt deshalb wird es mehr Ergebnisse geben, wenn die Staatenlenker sich persönlich am Tisch gegenübersitzen, statt über Twitter, Skype oder in Videokonferenzen [zu kommunizieren].
Ja, wer wollte das denn bezweifeln? Zumal die wichtigen Entscheidungen ja bekanntlich oft nicht in den formalen Sitzungen fallen, sondern abends am Kamin oder in der Hotelbar. Das gegenseitige Kennenlernen, das Aufbauen von Vertrauen, das Abschätzen der Zuverlässigkeit der anderen Agierenden ist unerläßlich für gemeinsames Handeln auf globaler Ebene.

Nur - warum muß es denn eine Stadt wie Toronto sein, mit ihren immensen Sicherheitsproblemen? Warum kann man diese Gipfel nicht dort stattfinden lassen, wo es so gut wie keine Sicherheitsprobleme geben würde - sagen wir, auf einem Flugzeugträger oder in einem schönen Resort auf einer kleinen, abseits gelegenen Insel in der Südsee? Vielleicht könnte man ja für die künftigen Treffen auch eine Kunstinsel schaffen, wie sie Arno Schmidt in "Die Gelehrtenrepublik" entworfen hat.



Daß etwas so Selbstverständliches, etwas für den Weltfrieden und den Wohlstand aller Länder so Wichtiges wie diese Gipfeltreffen von Narren und Fanatikern derart bedroht wird, daß man vor großen Sicherheitsproblemen steht, ist eine bedenkliche Entwicklung.

Noch nie hatte vermutlich die Dummheit, hatte die Borniertheit so viele Möglichkeiten, sich zu artikulieren, sich auch mit Gewalt Geltung zu verschaffen, wie heute.

Im National Review hat Daniel Pipes vorgestern einen längeren Aufsatz des Politologen Ernest Sternberg besprochen: "Purifying the World: What the New Radical Ideology Stands For" - Die Säuberung der Welt. Wofür die neue linksextreme Ideologie steht. Daniel Pipes:
Socialism definitely forms part of this picture but economics no longer dominates, as once it did. The new leftist goal is more complex than mere anti-capitalism, constituting an entire way of life. Sternberg dubs this movement "world purificationism," but I prefer "left-fascism."

He then asks the vital question: Will the Left’s latest incarnation once again turn totalitarian? He finds it too early to answer definitively but points to several "totalitarian warning signs," including the dehumanizing of enemies and accusations of mass murder.

Der Sozialismus gehört eindeutig zu diesem Bild, aber die Ökonomie dominiert nicht mehr wie früher. Das Ziel der Neuen Linken ist komplexer als nur Antikapitalismus; es beinhaltet eine ganze Art zu leben. Sternberg nennt diese Bewegung "Weltsäuberei", aber ich sage lieber "Linksfaschismus".

Er stellt dann die Kernfrage: Wird auch die neueste Inkarnation der Linken wieder totalitär werden? Er findet, daß es noch zu früh ist, um diese Frage definitiv zu beantworten, weist aber auf verschiedene "totalitäre Warnzeichen" hin. Dazu gehören die Enthumanisierung der Gegner, und dazu gehört es, daß man diese des Massenmords beschuldigt.
Dazu gehört am Offensichtlichsten, daß man Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung einsetzt. Und das tun nicht nur diejenigen, die Bomben werfen und Sprengsätze zünden. Es gibt ein breites Umfeld von Gewaltbereitschaft, es gibt ein noch viel größeres Umfeld von Linksextremen, die das tolerieren und schützen, auch wenn sie selbst nicht prügeln und Molotow-Cocktails werfen.

Welch eine Illusion war es 1989, daß mit dem Fall des Sowjetimperiums auch der Linksextremismus besiegt wäre. Er gedeiht weiter, in Form einer, wie Pipes schreibt, "new version of its anti-Western, anti-rational, anti-liberty, anti-individualist ideology", einer neuen Variante seiner antiwestlichen, antirationalen, freiheitsfeindlichen und antiindividualistischen Ideologie.



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