2. Juni 2010

Amok. Menschen sind Mörder

Menschen sind Mörder.

In dem sehr bemerkenswerten Buch The Faith Instinct beschreibt Nicholas Wade den Stand der Forschung: Religion, altruistisches Verhalten, die Bereitschaft, sich für die Gemeinschaft zu opfern, sind in der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Gruppen entstanden. Nach der Auswanderung aus Afrika, also vor etlichen zehntausend Jahren.

In keiner Spezies, Ameisen vielleicht ausgenommen, ist es so verbreitet, Angehörige derselben Art zu töten, wie beim Homo Sapiens.

Zwischen den Gruppen, den Clans der Jäger und Sammler gab es eine mörderische Konkurrenz. Wir oder sie. Am Ende setzten sich diejenigen durch - sie konnte somit ihre Gene weitergeben -, bei denen zweierlei zusammentraf: Die Bereitschaft zum Töten der Anderen und die Bereitschaft, sich für die eigene Gruppe zu opfern.



Diese Gene stecken in uns. Die Bereitschaft zum Morden ist Teil der condition humaine.

Es gibt, zu unser aller Glück, eine große Variationsbreite. Es gibt also Menschen, die überhaupt nicht zum Morden bereit sind; und es gibt freilich auch andere, die das sind. Wenn sie sozial gut integriert sind, dann werden sie Krieger und Kämpfer im Dienst ihres Staats. Wenn sie das nicht sind, dann können sie Amokläufer werden.

Die FAZ berichtet:
Fassungslos schauen die Menschen in der nordenglischen Kleinstadt Whitehaven auf das Geschehen. Sowas passiert doch nicht bei uns, sagen viele immer wieder. Der Taxifahrer Derrick Bird hat bei einem Amoklauf am Mittwoch 12 Menschen erschossen, 25 verletzt und sich anschließend selbst umgebracht. Drei Verletzte rangen am Abend noch mit dem Tod.

Warum der 52-Jährige ausrastete, war der Polizei zunächst ein Rätsel. Er lebte seit Jahrzehnten in der dünn besiedelten Region, die für ihre Naturschönheit bekannt ist.
Ja, das ist uns ein Rätsel. Es muß uns ein Rätsel sein, weil wir es seit der Aufklärung gelernt haben, unsere Instinkte halbwegs zu bändigen.

Aber das Atavistische ist nun einmal in uns. Es bricht manchmal durch. Der kulturelle Firnis kann nicht immer das überdecken, was die Evolution in uns angelegt hat.



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