3. Januar 2008

Deutschland im Öko-Würgegriff (2): Die Volkserzieher sind unter uns

In Hannover wird nach einer Schätzung der Stadtverwaltung die Einführung einer "Umweltzone", die es seit dem 1. Januar dort gibt, die Feinstaubmenge um ein bis zwei Prozent reduzieren. Das berichtet heute die FAZ und zitiert eine ungenannte Quelle aus der Stadtverwaltung: Man habe angesichts der geringen Wirkung erwogen, auf die Einführung der Umweltzone zu verzichten, sie dann aber doch eingeführt, damit "bei der Bevölkerung ein wichtiges psychologisches Signal gesetzt werde".

In Hannoer und auch in Köln und Berlin, wo ebenfalls eine "Umweltzone" eingeführt wurde, sah man im TV der letzten Tage Menschen herumlaufen, die auf den ersten Blick wie Polizisten aussahen, komplett mit einer Art Polizeibluse und einer Aufschrift in großen Lettern auf dem Rücken. Nur stand da nicht "POLIZEI", sondern "DEUTSCHE UMWELTHILFE" oder auch "FEINSTAUB KONTROLLE", wie hier zu sehen.

Der Link führt zu einem Verein namens "Deutsche Umwelthilfe e.V.". Dieser Verein, der über so viele und so wenige Rechte verfügt, andere Menschen mit seinen Aktivitäten zu belästigen, wie jeder andere Verein auch, benimmt sich, als sei er eine Art Hilfsorgan der Staatsanwaltschaft, wenn nicht des Lieben Gottes. Er beschreibt das auch frank und frei:
Die "Feinstaub-Kontroll-Teams" der DUH prüfen in den Umweltzonen stichprobenartig die Einhaltung der Fahrverbote. (...) Autofahrer, die es bisher versäumt haben, eine Feinstaubplakette anzubringen oder gar ihren Dieselstinker unberechtigterweise in der Umweltzone bewegen erhalten einen optisch einem Knöllchen nachempfunden Hinweiszettel (...) Nur in Fällen besonderer Ignoranz will die DUH Anzeige erstatten. Insbesondere bei schweren Geländewagen ohne Plakette sollen die Verwaltungen gezwungen werden, die Einhaltung der Vorschriften für die Umweltzonen auch konsequent zu überwachen – und zwar bereits vom ersten Geltungstag an.
Erstaunlicherweise scheint sich kaum jemand über die Unverfrorenheit dieser Leute aufzuregen.

Daß ein Privatverein sich benimmt, als habe man ihn mit der Erziehung des Volks beauftragt, wird offenbar schon als normal betrachtet. Daß er ankündigt, die "Verwaltungen zu zwingen", nimmt ihm offenbar niemand übel. Bekanntlich haben wir Bürger ja alle das Recht, Verwaltungen zu zwingen.

Erwachsene Menschen unterwerfen sich diesen selbst ernannten Erziehern so, wie sich früher einmal Schüler dem Tadel ihres Lehrers unterworfen haben. Aus der zitierten Pressemittelung:
Autofahrer ohne Plakette reagierten ohne Aggressionen, mit erkennbar schlechtem Gewissen und mehr oder weniger phantasievollen Ausreden.
Statt diejenigen, die sie zu belästigen versuchen, wortlos stehen zu lassen oder ihnen die Meinung zu sagen.



Der ganze Zirkus mit den "Umweltzonen" ist, was die Belastung der Umwelt angeht, so gut wie nutzlos. Die Feinstaubbelastung ist ein "Phantom", wie die FAZ schreibt. Schon seit Jahren rückläufig. Durch Fahrverbote für bestimmte Autos nur geringfügig zu beeinflussen.

Aber darum geht es ja auch gar nicht. Es geht um das "Signal". Es geht darum, daß erwachsene Menschen, daß freie Bürger gegenüber ihren selbsternannten Erziehern ein "schlechtes Gewissen" haben sollen; so sehr, daß sie sich gar um "Ausreden" gegenüber fremden Leuten bemühen.

Unterwerfung ist das Ziel. Es geht um Meinungsdominanz. Es geht um die Ausübung von Macht. Ohne Rücksicht auf Verluste.



Ja, ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne Rücksicht auf die "Betroffenen", denen sonst gern die Fürsorge unserer Umwelt- Aktivisten gilt. Betroffene wie zum Beispiel Bauunternehmer und ihre Mitarbeiter.

Baufahrzeuge älterer Bauart dürfen nun nicht mehr in die Innenstadt beispielsweise von Berlin fahren. Die Berliner Bauindustrie rechnet, wie die "Berliner Morgenpost" meldet, mit 1000 gefährdeten Arbeitsplätzen. Der Verband der kleinen und mittleren Bauunternehmer hatte für 2008 mit einem Wachstum um fünf Prozent gerechnet; jetzt "allenfalls noch ein Prozent".

Ausnahmegenehmigungen kosten 300 Euro pro Fahrzeug und gelten nur für achtzehn Monate. Bis dahin müßten kleine Unternehmen, die noch alte Fahrzeuge verwenden, den kompletten Fuhrpark erneuern. Viele werden das finanziell nicht können und aufgeben müssen.

Daß das keine Schwarzmalerei von Interessenverbänden ist, geht daraus hervor, daß die Berliner SPD ein Finanzierungs- Konzept erwogen hatte, das den Betroffenen günstige Kredite verschaffen sollte. Das ist aber gescheitert.



Aber was interessiert unsere Volkserzieher, diese Wiedertäufer der postmodernen Gesellschaft, das Schicksal von Firmen, was kümmern sie Arbeitsplätze? Wo es doch darum geht, die Welt zu erretten.

Wieder mal.
Der erste Teil dieser Serie, von der ich fürchte, daß sie nicht so bald enden wird, ist hier zu lesen. Für Kommentare und Diskussionen zu diesem Beitrag ist in "Zettels kleinem Zimmer" ein Thread eingerichtet. Wie man sich dort registriert, ist hier zu lesen. Registrierte Teilnehmer können Beiträge schreiben, die sofort automatisch freigeschaltet werden.