30. Januar 2008

Marginalie: Ist John McCain "unstoppable"?

Soeben - um viertel nach drei in der Nacht zum Mittwoch MEZ - hat CNN John McCain zum Sieger der Vorwahl in Florida erklärt. Nach Auszählung von gut drei Viertel der Stimmen liegt McCain bei 36 Prozent und Romney bei 31 Prozent. Giuliani, der alle seine Hoffnung (und viel von seinem Geld) auf Florida gesetzt hatte, ist mit im Augenblick 15 Prozent abgeschlagen.

Bei CNN wird nur noch darüber spekuliert, wann Giuliani das Handtuch wirft - nach dem Super Tuesday in einer Woche oder schon zuvor. Tut er es zuvor, dann könnte er sein Gewicht für einen der beiden anderen in die Waagschale werfen. Und der wäre sehr wahrscheinlich McCain.



Warum hat McCain gewonnen?

Wie immer hat Bill Schneider die Antworten analysiert, die bei den Exit Polls gegeben wurden. Ergebnisse:
  • McCain liegt bei den Wählern, die sich als gemäßigt bezeichnen, weit vor Romney (41 zu 22 Prozent).

  • Er liegt ebenfalls vorn bei den Senioren, von denen es bekanntlich viele in Florida gibt (38 zu 18 Prozent), bei den Veterans, den ehemaligen Soldaten (40 zu 35) und den Einwohnern cubanischer Herkunft (50 zu 34 Prozent für Giuliani; Romney erreichte in dieser Gruppe nur 10 Prozent).

  • Romney liegt nur in einer Gruppe deutlich vorn: Bei denjenigen Wählern, die sich als konservativ einstufen.

  • Vielleicht am Überraschendsten ist, daß Romney keine größere wirtschaftliche Kompetenz zugeschrieben wird als McCain. Im Gegenteil: Selbst bei denjenigen Wählern, für die das Thema Wirtschaft ausschlaggebend für ihre Entscheidung war, liegt McCain vor Romney (38 zu 32 Prozent).

  • Am wichtigsten aber war, so meinen Bill Schneider und das Team von CNN, die Persönlichkeit von John McCain: Viele Wähler gaben an, ihn nicht wegen seiner Kompetenz in einem bestimmten Bereich zu favorisieren, sondern weil sie in als Person schätzen.
  • McCain sei nicht mehr zu stoppen, unstoppable, wenn er erst einmal Florida gewonnen habe, meinten Leute aus seinem Stab vor dieser Wahl in Florida.

    Könnte sein. Denn er hat jetzt den großen Vorteil, daß Giuliani als Konkurrent so gut wie aus dem Rennen ist. Und in einem Zweikampf mit Romney hat McCain gute Chancen. Zumal Huckabee wohl auch nicht mehr lange wird mithalten können.

    Dann wird eine entscheidende Rolle spielen, welcher republikanische Kandidat eher in der Lage sein wird, auch unentschiedene und sogar demokratische Wähler auf seine Seite zu ziehen. Das ist eindeutig McCain. Wie die jüngsten Umfragen zeigen, könnte nur McCain sowohl Clinton als auch Obama schlagen. Romney würde gegen beide, wenn jetzt Wahlen wären, mit Pauken und Trompeten untergehen.

    Mit genau diesem Argument - der viability - haben die Demokraten vor vier Jahren John Kerry zu ihrem Kandidaten erkoren.



    Also, es könnte gut sein, daß ich mich geirrt habe, als ich fürchtete, daß McCain aufgrund seines Alters die Dynamik fehlt, die die Amerikaner von ihrem Präsidenten erwarten. Aber wie angekündigt - dieser Irrtum würde mich sehr freuen.

    Und noch ein Zitat aus der Rede, die McCain als Sieger eben gehalten hat: "We believe that the Government should do only those things that we cannot do ourselves"; wir glauben daran, daß die Regierung nur das tun sollte, was wir nicht selbst tun können.



    Nachtrag: Soeben meldet CNN, daß morgen Rudy Giuliani in Californien seinen Rücktritt als Kandidat erklären und John McCain unterstützen wird.

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