9. Januar 2008

Randbemerkung: Ich habe mich geirrt

Gestern habe ich hier über den Vorsprung geschrieben, den vier Umfrage- Institute Obama gaben: "Daß Clinton an den beiden verbleibenden Tagen diesen Trend noch umkehren oder auch nur stoppen kann, ist sehr unwahrscheinlich. Auf der demokratischen Seite ist das Primary so gut wie entschieden."

Ich habe mich geirrt. Die meisten Journalisten haben sich freilich ebenso geirrt. CNN hatte bereits eine Viertelstunde vor Schließung der Wahllokale erste Ergebnisse, die Clinton einige Prozent vor Obama sahen. Aber man traute den Zahlen nicht. Bis kurz vor fünf Uhr MEZ hielt CNN das Ergebnis offen; es könne sich immer noch umkehren.



Es hat sich nicht umgekehrt.

Bill Schneider, der Wahlexperte von CNN, hatte schon Stunden zuvor einen entscheidenden Hinweis darauf gegeben, was an diesem Wahltag passiert war:

Laut Exit Poll, der Nachfrage beim Verlassen des Wahllokals, lag Obama bei den Männern weit vorn, Clinton aber ebenso weit bei den Frauen, nämlich 47 zu 34 Prozent.

Genau dieses Muster war in Iowa ausgeblieben. Dort hatte unter den jungen Frauen sogar Obama deutlich in Führung gelegen.

Was ist also zwischen den vier Umfragen, die unisono Obama zweistellig in Führung sahen, und dem heutigen Wahltag Dramatisches passiert?

Die Vermutung liegt nahe, daß viele Frauen sich in letzter Minute für Hillary entschieden haben.

"Was it the tears?", waren's die Tränen, hat sofort, nachdem das Ergebnis sicher war, jemand im Team von CNN gefragt. Und eine Frau in dem Experten- Panel, an die sich diese Frage richtete und die schon zuvor Sympathien für Clinton hatte erkennen lassen, lächelte zur Antwort nur vergnügt- versonnen.

Bill Schneider drückte es eben auf CNN weniger nonverbal aus: "The Empire strikes back".

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