11. März 2011

Marginalie: Ungeordnete Gedanken zur Tsunami-Katastrophe

Es scheint sich eine Katastrophe abzuspielen, die noch den Tsunami von 2004 übertrifft. Hier einige ungeordnete Gedanken dazu.



Man meint diese Bilder schon gesehen zu haben. Und wir haben sie ja auch schon gesehen - in Katastrophenfilmen. Da schiebt sich eine Welle, die Tausende von Autos, die Trümmer unzähliger Häuser mit sich führt, über die Felder. Da werden Schiffe durcheinandergeschoben und das eine über das andere getürmt. Man sieht Menschen, die in Panik fliehen. Eine brennende Raffinierie. Es ist so, als spiele die Realität die Fiktion nach.



Vom Leiden der Menschen sieht man kaum etwas. Das ist anders als in den Katastrophenfilmen. In der Realität kann dort, wo alles zerstört wird, keine Kamera mehr stehen, die Nahaufnahmen macht. Das meiste sind also Luftaufnahmen. Man sieht das alles aus der Distanz. Es erscheint dadurch unwirklicher als das Geschehen in den Katastrophenfilmen.



Al Jazeera meldet im Augenblick "mindestens 39 Tote". Makaber. Die Bilder sprechen eine deutliche Sprache: Wer in den Häusern, die man da zerstört sieht, deren Trümmer man schwimmen sieht, kann überlebt haben? - CNN weigert sich bis jetzt, die Zahl der tatsächlichen Opfer auch nur zu schätzen.



Beeindruckend, auch wohl erschreckend, ist die professionelle Gelassenheit, mit der die Journalisten, die Experten in den Studios und am Telefon, das alles berichten und kommentieren. In den vergangenen Nacht habe ich eine Dokumentation über die Katastrophe des Luftschiffs "Hindenburg" im Jahr 1936 gesehen. Es wurde die erhalten gebliebene Original-Tonaufzeichnung eines Reporters eingeblendet. Ihm versagte die Stimme.



Ein Kernkraftwerk soll brennen. Bis 13.00 Uhr hatte "Spiegel-Online" den Aufmacher "Atomkraftwerk und Raffinerien brennen". Ich schreibe "soll", weil ich dazu Konkretes weder bei CNN, noch in Al Jazeera noch bei der BBC erfahren habe. CNN meldet, daß vier KKWs aus Sicherheitsgründen heruntergefahren worden seien. Al Jazeera meldet, daß nicht "ein Kernkraftwerk brennt", sondern in einem KKW ein Feuer ausgebrochen sei; in einem Teil des KKW, der vom Druckbehälter räumlich entfernt ist. Als Vorsichtsmaßnahme wurde ein Notfallplan in Kraft gesetzt.

Also wieder einmal die unseriöse Berichterstattung von "Spiegel-Online".



Die Sender richten ihre Aufmerksamkeit zunehmend auf die Länder, die noch nicht betroffen sind, auf die der Tsunami sich jetzt aber zubewegt - die Philippinen, Hawaii, andere Pazifikinseln; Indonesien, Australien, Neuseeland; ja Chile. Insgesamt sind es 50 Länder und Territorien. Man ist dort fieberhaft dabei, die Menschen zu evakuieren. Es ist inzwischen genau berechnet, wann der Tsunami welche Küste erreichen wird.



Nach der Tsunami-Katastrophe an Weihnachten 2004 wurden aufwendige Systeme zur Frühwarnung geschaffen. Warum haben sie hier, wie es scheint, völlig versagt?



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