8. März 2011

Marginalie: Zum Weltfrauentag sechs Argumente gegen eine Frauenquote

Die folgenden Argumente beziehen sich nur auf gesetzlich vorgeschriebene Frauenquoten in Aufsichtsräten und Vorständen von Unternehmen.

Eine Partei, ein Unternehmen, eine Organisation sind selbstverständlich frei darin, welche Regeln sie für die Besetzung von Posten festlegen. Gesetzliche Einschränkungen sind aber in einem freiheitlichen Staat nur dann zu rechtfertigen, wenn es dafür eine Notwendigkeit gibt. Für die Frauenquote gilt das aus meiner Sicht nicht. Ich möchte dafür diese Argumente ins Feld führen:
1. Eine Frauenquote ist ein Eingriff in die unternehmerische Freiheit. Unternehmen werden dadurch gezwungen, Führungspositionen nicht so zu besetzen, wie sie es nach ihren Kriterien für optimal halten. Damit können wirtschaftliche Nachteile einhergehen, zum Beispiel im internationalen Wettbewerb. Der Staat zwingt den Unternehmen dieses Risiko auf, dessen Folgen aber allein diese selbst tragen müssen.

2. Es wird argumentiert, eine stärkere Repräsentanz von Frauen in den Führungspositionen diene aber ja im Gegenteil dem Erfolg der Unternehmen. Im Nachtstudio des ZDF hat am vergangenen Sonntag Gertrud Höhler diese Position eloquent vertreten. Aber wenn das so ist - wozu dann gesetzliche Vorschriften? Dann werden die Unternehmen doch aus eigenem Interesse mehr Frauen in diese Positionen holen. Dieses Argument zugunsten einer gesetzlichen Quote ins Feld zu führen, impliziert, daß der Gesetzgeber besser wisse als die Unternehmen selbst, was in deren Interesse ist.

3. Das Ziel, daß in irgendwelchen Positionen Frauen gleich oder annähernd gleichstark vertreten sein müßten, ist bereits als solches nicht begründbar. Zum einen, weil das dann nicht nur für Führungspositionen von Unternehmen gelten dürfte, sondern für alle Führungspositionen. Wenn die Bundeswehr demnächst eine Berufsarmee sein sollte, dann werden Frauen ebenso wie Männer dort Zugang zu allen Rängen haben. Wenn man die Führungspositionen von Unternehmen nach Proporz besetzt - wieso dann nicht auch die Offiziersstellen in der Bundeswehr? Wieso nicht die Professorenstellen an den Universitäten?

Mindestens vierzig Prozent weibliche Generale, das wäre für das Militär dann die logische Konsequenz. Vierzig Prozent Frauen in eventuellen Kampfeinsätzen. Oder will man argumentieren, daß Frauen zum Kämpfen schlechter geeignet seien als Männer? Wenn ja - wieso setzt man dann voraus, daß sie für den kompetetiven Job des Managers ebenso geeignet sind?

4. Es gibt viele andere interessante, attraktive Berufe; den des Lehrers beispielsweise. An bayrischen Grundschulen waren 2008 86 Prozent der Lehrkräfte Frauen. Wie will man, wenn man die Quote für Führungskräfte will, begründen, daß nicht auch hier eine Quote eingeführt wird; allerdings für Männer?

5. Wenn man meint, ein Quote mit Gerechtigkeit gegenüber Bevölkerungsgruppen begründen zu können - warum soll das dann nur für die Gruppe der Frauen gelten? Warum nicht auch, beispielsweise, für Ostdeutsche? Warum des weiteren keine Quotierung nach Alter, nach Religionszugehörigkeit, nach sexueller Orientierung? Wie ist es, wenn man gleiche Repräsentanz will, zu rechtfertigen, daß in vielen Berufen Homosexuelle vermutlich unterrepräsentiert sind, daß sie andererseits in bestimmten Berufen, etwa bei den Modedesignern, überrepräsentiert sind?

6. Das läßt sich alles im Kern in einem einzigen Argument zusammenfassen: In einer freien Gesellschaft, in einer freiheitlichen Wirtschaft ergeben sich die meisten Entscheidungen aus einem Wechselspiel von Faktoren, das zu einem optimalen Ergebnis führt. Denn ist ein Ergebnis nicht optimal, dann wird es von anderen, besseren Ergebnissen verdrängt. Die Quotierung - der Proporz, wie man das früher nannte - wirkt dem entgegen. Sie ist ein Stück Sozialismus in unserer freiheitlichen Gesellschaft. Es ist beklemmend, daß ausgerechnet eine Liberale, Sylvana Koch-Mehrin, als Protagonistin dieses Stücks Sozialismus hervortritt.
Diese Punkte fassen das zusammen, was ich teilweise in früheren Artikeln genauer ausgeführt habe:
  • Zettels Meckerecke: Weg mit der Quotitis! Nebst einem Lob für die Kanzlerin; ZR vom 29. 10. 2009

  • Marginalie: Der "Spiegel" und die Frauenquote. Ein Blick in die Redaktion des "Spiegel". Und ein Blick auf sein aktuelles Titelbild; ZR vom 29. 1. 2011

  • Die FDP und die Frauenquote: Eine vertane Chance. Wie, wenn nicht bei solch einem Thema, will sich die FDP überhaupt noch gegen die CDU profilieren?; ZR vom 2. 2. 2011



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