Sehr viele parteiverbundene Genossen wissen nun überhaupt nicht mehr, was sie denken sollen.
Notiz aus den Stasi- Archiven über die Reaktion beim "Deutschen Fernsehfunk" der DDR, nachdem der Film von Frank Bayer "Die geschlossene Gesellschaft" zur Sendung freigegeben worden war; gesendet wurde er 1978 freilich erst kurz vor Mitternacht.
Das Zitat entnehme ich einem Bericht von Bettina Mönch in der heutigen FAZ.
Kommentar: Der wunderbaren Doppeldeutigkeit dieses Satzes konnte ich nicht widerstehen; also wurde er das Zitat des Tages.
In der Tat war es die Aufgabe des DDR- Journalismus, den Genossen und Nichtgenossen, sofern sie Bürger der DDR waren, mitzuteilen, was sie jeweils "denken sollten". Wie das beim Fernsehen organisiert war, geht aus einem laut Regina Mönch "akribischen" Bericht des Forschungsverbunds SED- Staat an der FU hevor, dessen Kurzfassung (immer noch fast 500 Seiten!) jetzt als Buch erschienen ist ("Operation Fernsehen". Vandenhoeck & Ruprecht, 2008).
Dieses Werk wurde in Berlin vorgestellt, unter anderem von Marianne Birthler und Fritz Pleitgen; und darüber berichtet Regina Mönch.
Unter anderem weist sie auf jenen Heinz D. Stuckmann hin, der fast ein Vierteljahrhundert lang eine Journalistenschule leitete, durch die zahllose später erfolgreiche deutsche Journalisten gingen: Die - inzwischen umbenannte - "Kölner Schule - Institut für Journalistik e.V.". Wenn Sie nichts Besseres zu tun haben, googeln Sie vielleicht einmal nach diesem Institut (am besten ohne das "e.V.") und schauen Sie nach, wieviele später erfolgreiche Journalisten in ihrem Lebenslauf erwähnen, daß sie an dieser Schule ausgebildet wurden.
Stuckmann war Agent des MfS. Geführt wurde er, wie man hier nachlesen kann, unter dem Decknamen "Dietrich" mit der Nummer XV/3877 von der Abteilung X der HVA des MfS, zuständig für Desinformation und Zersetzung in der Bundesrepublik.
Stuckmann bildete nicht nur 24 Jahre lang Journalisten aus, sondern trat auch selbst als TV-Autor hervor. In einer Sendung über Städte in Ost und West pries er die Lebensqualität in einer Plattenbau- Siedlung in Rostock gegenüber seinen Zuschauern im Westen, "und damit sie sehen lernten wie er, stellte Stuckmann dem Rostocker Porträt das einer eiskalten Weststadt entgegen", schreibt Regina Mönch.
Und das wurde gesendet. Nicht im "Deutschen Fernsehfunk der DDR", sondern im WDR.
Solch eine Sendung war - wie jeder WDR-Zuschauer weiß - beileibe keine Ausnahme. Der WDR schrieb dazu 2004 im Rückblick:
In der gestrigen NDR Talkshow hatte Wiebke Bruhns, in den siebziger und achtziger Jahren eine der bekanntesten und einflußreichsten deutschen Journalistinnen, den Mut, zu sagen, daß sie damals die DDR für das bessere Deutschland hielt.
Sie war mit dieser Überzeugung repräsentativ für einen Großteil der damaligen deutschen Journalistik.
Die DDR brauchte für ihre Propaganda in der Bundesrepublik gar nicht Einflußagenten wie Stuckmann. Die waren sozusagen nur das Sahnehäubchen auf einem großen roten Wackelpudding.
Notiz aus den Stasi- Archiven über die Reaktion beim "Deutschen Fernsehfunk" der DDR, nachdem der Film von Frank Bayer "Die geschlossene Gesellschaft" zur Sendung freigegeben worden war; gesendet wurde er 1978 freilich erst kurz vor Mitternacht.
Das Zitat entnehme ich einem Bericht von Bettina Mönch in der heutigen FAZ.
Kommentar: Der wunderbaren Doppeldeutigkeit dieses Satzes konnte ich nicht widerstehen; also wurde er das Zitat des Tages.
In der Tat war es die Aufgabe des DDR- Journalismus, den Genossen und Nichtgenossen, sofern sie Bürger der DDR waren, mitzuteilen, was sie jeweils "denken sollten". Wie das beim Fernsehen organisiert war, geht aus einem laut Regina Mönch "akribischen" Bericht des Forschungsverbunds SED- Staat an der FU hevor, dessen Kurzfassung (immer noch fast 500 Seiten!) jetzt als Buch erschienen ist ("Operation Fernsehen". Vandenhoeck & Ruprecht, 2008).
Dieses Werk wurde in Berlin vorgestellt, unter anderem von Marianne Birthler und Fritz Pleitgen; und darüber berichtet Regina Mönch.
Unter anderem weist sie auf jenen Heinz D. Stuckmann hin, der fast ein Vierteljahrhundert lang eine Journalistenschule leitete, durch die zahllose später erfolgreiche deutsche Journalisten gingen: Die - inzwischen umbenannte - "Kölner Schule - Institut für Journalistik e.V.". Wenn Sie nichts Besseres zu tun haben, googeln Sie vielleicht einmal nach diesem Institut (am besten ohne das "e.V.") und schauen Sie nach, wieviele später erfolgreiche Journalisten in ihrem Lebenslauf erwähnen, daß sie an dieser Schule ausgebildet wurden.
Stuckmann war Agent des MfS. Geführt wurde er, wie man hier nachlesen kann, unter dem Decknamen "Dietrich" mit der Nummer XV/3877 von der Abteilung X der HVA des MfS, zuständig für Desinformation und Zersetzung in der Bundesrepublik.
Stuckmann bildete nicht nur 24 Jahre lang Journalisten aus, sondern trat auch selbst als TV-Autor hervor. In einer Sendung über Städte in Ost und West pries er die Lebensqualität in einer Plattenbau- Siedlung in Rostock gegenüber seinen Zuschauern im Westen, "und damit sie sehen lernten wie er, stellte Stuckmann dem Rostocker Porträt das einer eiskalten Weststadt entgegen", schreibt Regina Mönch.
Und das wurde gesendet. Nicht im "Deutschen Fernsehfunk der DDR", sondern im WDR.
Solch eine Sendung war - wie jeder WDR-Zuschauer weiß - beileibe keine Ausnahme. Der WDR schrieb dazu 2004 im Rückblick:
Der Westdeutsche Rundfunk produzierte in den 80er Jahren mehrere Sendereihen mit Beiträgen aus der DDR, darunter "Deutscher Alltag", "Wanderungen durch die DDR" oder "DDR-Profile". (...)In der Tat. So kann man das sagen. Nur das "einige" scheint mir ein wenig untertrieben. Und "Gutwilligkeit" ist ein Ausdruck, denn man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte.
Durch die Etablierung der Sendereihen mit Beiträgen aus der DDR für das WDR- Fernsehen gab es regelmäßig Dreharbeiten von WDR- Fernseh- Teams und freien Produktionsfirmen in der DDR. Die Stasi sorgte dafür, dass Drehreisen von WDR-Teams jeweils von den gleichen "Fachberatern" des Internationalen Pressezentrums begleitet wurden. Durch die Gutwilligkeit einiger Reisekorrespondenten, die sich die Vorgaben der zugeteilten "Fachberater" hielten, entstanden einige Fernsehbeiträge, die ein geschöntes Bild der DDR vermittelten.
In der gestrigen NDR Talkshow hatte Wiebke Bruhns, in den siebziger und achtziger Jahren eine der bekanntesten und einflußreichsten deutschen Journalistinnen, den Mut, zu sagen, daß sie damals die DDR für das bessere Deutschland hielt.
Sie war mit dieser Überzeugung repräsentativ für einen Großteil der damaligen deutschen Journalistik.
Die DDR brauchte für ihre Propaganda in der Bundesrepublik gar nicht Einflußagenten wie Stuckmann. Die waren sozusagen nur das Sahnehäubchen auf einem großen roten Wackelpudding.
Für Kommentare bitte hier klicken.