25. März 2011

Kurzberichte zu Fukushima Daiichi (12): Ein Riß im Containment von Block 3? (Stand: Freitag, 11.30 Uhr)

In den vergangenen Stunden rückte die Lage in Block 3 immer mehr in den Mittelpunkt.

Zum einen war dies der Reaktor gewesen, an dem drei Männer Verstrahlungen an den Füßen erlitten hatten, weil sie nicht hinreichend gegen das radioaktiv verseuchte Wasser geschützt gewesen waren, in dem sie standen. Was nun dazu gemeldet wird, ist in der Tat alarmierend: Die Radioaktivität dieses Wassers (gemessen in Bq/kg) lag beim 10.000fachen des Werts im normalem Reaktorbetrieb.

Zum anderen war dieser Block auch früher schon auffällig gewesen: Nur in ihm hatte sich eine Explosion im Inneren des Containments ereignet (die anderen Explosionen waren ungefährlich gewesen, weil sie zwischen Containment und Reaktorwänden stattgefunden hatten). Und wiederholt war von diesem Reaktor ein grau-schwarzer Rauch unbekannter Entstehung aufgestiegen, allerdings auch immer wieder bald zurückgegangen.

Wie CNN heute um 8.07 Uhr MEZ meldete, geht man bei der NISA deshalb inzwischen davon aus, daß das Containment von Block 3 beschädigt ist. In der Formulierung von NHK heute um 4.48 MEZ:
The agency said while the reactor appears to have partially retained its function to contain radiation leaks, there's a strong possibility that some part of the reactor is now damaged and the containment function is weakening.

Das Amt [NISA; Zettel] teilte mit, daß der Reaktor zwar teilweise seine Fähigkeit bewahrt hat, radioaktive Lecks zurückzuhalten, daß es aber eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür gibt, daß ein Teil des Reaktors jetzt beschädigt ist und daß die Containment-Funktion schwächer wird.
Vor allem dieser letzte Satzteil gibt Anlaß zur Sorge. Die Funktion des Containments besteht darin, den Austritt von Strahlung auch dann zu verhindern, wenn sie in seinem Inneren in hoher Stärke entsteht.



Einige andere Meldungen:
  • Gegenwärtig arbeiten laut CNN 536 Menschen auf dem Gelände des KKW; durchweg Spezialisten und Offizielle. Soviel zu den "50 Helden" oder gar "20 Helden". Soviel auch zu der von ARD-Korrespondent Robert Hetkämper kolportierten urban legend von den "Wegwerfarbeitern", die sich angeblich aus Leuten wie Obdachlosen und Minderjährigen rekrutieren.

  • Die NISA kümmert sich nach dem Unfall mit den drei Arbeitern offenbar verstärkt um die Einhaltung der Vorschriften zum Strahlenschutz. Sie hat angemahnt, daß die TEPCO die Sicherheitsvorschriften strikter einhalten müsse. Die Radioaktivität müsse an jedem Ort zuvor gemessen werden, an dem Arbeiter eingesetzt werden. Diese müßten ihre Arbeitsstelle sofort verlassen, wenn ihr Dosimeter Alarm schlage.

    Dies zeigt wieder einmal, wie sehr man um die Gesundheit der Mitarbeiter bemüht ist; und wie abwegig es ist, wenn selbsternannte "Experten" in Deutschland diesen Leuten den Strahlentod prophezeien.

  • Auch wenn jetzt alle Blöcke wieder an das Stromnetz angeschlossen sind, hat es sich doch bisher als schwierig erwiesen, die Pumpen wieder in Gang zu setzen. Daß liegt teils an deren Beschädigung durch das Erdbeben und den Tsunami, teils auch an der Radioaktivität, durch die alle Arbeiten zur Instandsetzung behindert werden.

  • Wie CNN meldet, versucht man jetzt, bei der Kühlung das Meerwasser partiell durch Leitungswasser zu ersetzen; denn die Kühlung durch Meerwasser schädigt wegen der Salzablagerungen auf Dauer die Brennstäbe und Aggregate. Die Kühlung durch Meerwasser hatte sich zunächst angeboten, weil es ohnehin im Normalbetrieb im äußeren (nicht radioaktiven) Kreislauf zur Kühlung eingesetzt wird und die erforderlichen Leitungen dadurch schon vorhanden gewesen waren.
  • Es bleibt also schwierig, ohne daß aber bisher die Gefahr einer bedrohlichen Entwicklung besteht. Nicht nur die TEPCO und die NISA arbeiten an der Lösung der Probleme, sondern zunehmend auch - wie schon früher berichtet - das Militär. Gestern ist diese zunehmende Verantwortung des Militärs ausdrücklich bestätigt worden. Zugleich wurde gesagt, daß sich inzwischen auch Spezialisten des US-Militärs beteiligen, die zur US-Basis Yokota in Tokio entsandt worden sind.
    Zettel



    © Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Die Titelvignette zeigt ein von Tungsten in die Public Domain gestelltes Schema der fünf "Verteidigungslinien", die einen Reaktor schützen. Näheres finden Sie hier.