26. Februar 2013

Zettel ist tot

Viel zu früh, mit Anfang 70, und im siebenten Jahr von ZR, ist Zettel gestern nach sehr kurzer Krankheit überraschend verstorben.

Die Lücke, die er in der liberalen Blogwelt hinterläßt, ist groß, und obwohl die Reichweite von ZR nach seinem Geschmack immer zu gering war, so fehlt ab jetzt im deutschsprachigen Journalismus seine kräftige dissidente Stimme eben doch.

Noch weit schmerzhafter wird die Lücke für jene sein, die ihn geschätzt und gemocht haben, und für die er jahrelang ein täglicher Begleiter, Unterhalter, Lehrer und Diskussionspartner gewesen ist. Es ist erstaunlich, wie nahe einem ein Mensch kommen kann, den man nur in Form von Buchstaben auf dem Bildschirm kennt, und wie sehr sein Los einen dann trifft.

Mein Mitgefühl gehört seiner Ehefrau.

Wo viel fehlt, da bleibt auch viel.

Kallias

© Kallias. Für Kommentare bitte hier klicken.

25. Februar 2013

Polizeiwissenschaft

Gestern erschien in der FAZ ein Artikel über Gewalt gegen Polizeibeamte und das Klagen der Gewerkschaften darüber. Dazu hat die Journalistin Friederike Haupt einen Artikel aus dem "Hamburger Abendblatt" vom 24. August 2011 ausgegraben, in dem der Professor für Polizeiwissenschaften Rafael Behr behauptet hatte, die Polizei jammere zuviel über die Gewalt gegen ihre Beamten.

24. Februar 2013

Wahlen in Italien: Das Wahlrecht, die Stärke der Parteibllöcke, die Chance Berlusconis


Italien hat Parteien wie Sand am Adriatischen Meer. Allein der kleine Linksblock Rivoluzione Civile, der in den Umfragen um fünf die Prozent liegt, setzt sich aus mehr als einem Dutzend Parteien zusammen, darunter mehrere kommunistische.

Solche Zusammenschlüsse von Parteien sind in Italien wegen des komplizierten Wahlrechts erforderlich, in dem die stärkste Partei oder eine stärste Koalition soviele zusätzliche Sitze erhält, daß sie die absolute Mehrheit von 340 Sitzen in der Abgeordnetenkammer erreicht. Für den Senat gelten andere, aber ähnliche Bestimmungen. Beide Kammern sind gleich wichtig; ähnlich wie in den USA.

23. Februar 2013

Englisch als die Sprache Europas? Ja!

In seiner gestrigen Rede hat Bundes­präsident Gauck gesagt:
Zunächst fehlt uns dazu einfach eine gemeinsame Verkehrssprache. In Europa sind 23 Amtssprachen anerkannt, zahllose andere Sprachen und Dialekte kommen noch hinzu. Ein Deutscher, der nicht auch Englisch oder Französisch spricht, wird sich kaum mit einem Portugiesen verständigen können, ebenso wenig mit einem Litauer oder Ungarn. Es stimmt ja: die junge Generation wächst ohnehin mit Englisch als Lingua franca auf. Ich finde aber, wir sollten die sprachliche Integration nicht einfach dem Lauf der Dinge überlassen.

Mehr Europa heißt nämlich nicht nur Mehrsprachigkeit für die Eliten, sondern Mehrsprachigkeit für immer größere Bevölkerungsgruppen, für immer mehr Menschen, schließlich für alle! Ich bin überzeugt, dass in Europa beides nebeneinander leben kann: Beheimatung in der eigenen Muttersprache und ihrer Poesie und ein praktikables Englisch für alle Lebenslagen und Lebensalter.
Mir erscheint es unabdingbar, daß nicht erst in der Schule, sondern schon im Kindergarten Englisch als Zweitsprache vermittelt wird. Kinder haben in der Regel keine Probleme mit Zweisprachigkeit.

22. Februar 2013

Frankreichs Niedergang unter den Sozialisten: Bonjour, tristesse



"Tristesse in Paris" überschreibt Karin Finkenzeller einen Artikel, der heute in "Zeit-Online" erschienen ist. Sie geht auf den Minister Arnaud Montebourg ein. Montebourg trägt die aparte Amtsbezeichnung Ministre du redressement productif, zu Deutsch "Minister für Ankurbelung der Produktion". Was es damit auf sich hat, habe ich im Mai 2012 beschrieben:

Zettels Meckerecke: Die Programmeritis

Ungefähr mit Word 2000 war Word perfekt geworden. Mehr an Funktionen, an Benut­zer­freundlichkeit geht nicht. Danach wurde es nur noch verkompliziert. Mit Word 2010 komme ich bis heute nicht zurecht. Mir hat ein Software­designer erzählt, daß er überhaupt nicht erwartet, daß die Kunden neue Funktionen nutzen. Sie haben ja kaum die alten zu beherrschen gelernt.

Aber was tun, um weiter zur verkaufen?

21. Februar 2013

Die Vitalität der USA. Einwanderung, Kohle, Fracking

Die USA werden wahrscheinlich auf lange Zeit Weltmacht bleiben. Das liegt daran, daß sie nach wie vor die vitalste Nation der Welt sind. Die USA sind es wegen der Freiheit, die dort herrscht; immer noch, trotz der sozial­demo­kratischen Experimente des Präsi­den­ten Obama. Unter Präsident Romney wären sie aufgeblüht.

Das Internet wird von den USA beherrscht; von den Anfängen als Einrichtung des Militärs und dann der Wissen­schaft bis heute. Google, Facebook, Twitter. Nehmen Sie was immer. Alle bahnbrechenden technischen Neuerungen kamen aus den USA, vom PC über das Tablet bis demnächst zum Armband-Computer.

Kein Land hat auch nur annähernd so viele Nobelpreisträger.



Zur Freiheit gehört die Pluralität. Juden wurden und werden in den USA weniger diskriminiert als anderswo und tragen in einem sehr großen Ausmaß zum Erfolg der Nation bei. Jetzt kommen zunehmend Asiaten hinzu.

Was ist eigentlich mit Mali? Was mit der Kaida im islamischen Maghreb?

Es ist immer wieder erstaunlich, zu sehen, wie ein Thema eine Zeitlang die Schlag­zeilen beherrscht und dann verschwindet. Mali ist ein Beispiel.

Sie wurden hier in ZR besser über Mali informiert als vermutlich irgendwo sonst im deutschsprachigen Raum, nämlich durch Diarra, der dort sieben Jahre gelebt hat.

Wie ist die aktuelle Situation?

Zitat des Tages: Die Mandanten des Rechtanwalts Gysi und was er für sie "herausgeholt" hat

Und auch jetzt muss man ja klar sagen, es gibt ja – der Vorwurf lautet ja nicht, dass er ein IM war. Der Vorwurf lautet ja, dass er als Rechtsanwalt für seine Mandanten Gespräche geführt hat mit staatlichen Stellen. Und jetzt muss man sich mal vergegenwärtigen, wie die Situation in der DDR war. Also, es ist ja nicht so, wie wir das heute in US-amerikanischen Anwaltsfilmen haben, wo der Anwalt ein grandioses Plädoyer hält und dann die Geschworenen auf Unschuldig tippen. Sondern, wenn man zu DDR-Zeiten etwas für seine Mandanten rausholen wollte, da konnte man nicht Gespräche mit staatlichen Stellen verweigern.
Die Kovorsitzende der Partei "Die Linke" Katja Kipping im "Morgenmagazin" des ZDF über die Tätigkeit des Rechtsanwalts Gregor Gysi, abgedruckt in "Welt-Online".

Kommentar: Gibt es eigentlich einen einzigen dokumen­tier­ten Fall, in dem Gysi etwas für einen Mandanten "heraus­geholt" hat? In dem er sich im Sinn des Mandanten und nicht im Sinn des SED-Regimes verhalten hat?

Deutschland im Öko-Würgegriff (38): "Das ist pervers". Tausend Milliarden Euro für das Ergebnis einer kollektiven Besoffenheit

In der FAZ hat jetzt deren Mitherausgeber Holger Steltzner die "Energiewende" einer gründlichen Analyse unterzogen:
Wenn der im Überfluss produzierte deutsche Ökostrom ins polnische oder holländische Stromnetz drückt, zahlen wir mit negativen Strompreisen dafür. (...) Das ist pervers. Und weil im Winter an schattigen oder windstillen Tagen Solar- und Windparks nicht genug Strom für den Bedarf von Industrie und Haushalten liefern, müssen die Energiekonzerne Kraftwerke vorhalten, die sich nicht rechnen. (...) Deshalb will der Staat die Konzerne künftig ebenfalls fürs Nichtstun bezahlen. Subvention folgt auf Subvention. Wo soll das enden?
Es war alles absehbar. Es ist das Ergebnis einer kollektiven Besoffenheit, die in Deutschland im Frühsommer 2011 grassierte. Keine Nation der Welt hat derart hysterisch auf den Nuklearunfall in Fukushima reagiert.

20. Februar 2013

Unterstützt unsere Bundeswehr! / Ein Gastbeitrag von Andreas Döding



Vor einigen Tagen wurden auf "Welt-Online" Auszüge einer Rede des Bundesverteidigungsministers Thomas de Maizière veröffentlicht, die er an der Universität der Bundeswehr in München gehalten hat. Dort fordert der Minister eine größere Unterstützung der Soldatinnen und Soldaten durch die Gesamtgesellschaft.

Einleitend beschreibt der Minister:

Vera Lengsfeld hat Gregor Gysi angezeigt

Vera Lengsfeld hat Gregor Gysi angezeigt. Sie hat Erfahrungen mit dem Rechtsanwalt Gregor Gysi. Hier sind Auszüge aus ihrem Bericht (PDF). Frau Lengsfeld, damals Vera Wollenberger, war in Hohen­schön­hausen inhaftiert. Sie schildert u.a. ihre Entlassung und Ausreise in den Westen im Februar 1988:
Wie ich Gregor Gysi als Erfüllungsgehilfen der Stasi erlebte

(...) Wir wurden zu einem Gebäude am östlichen Stadtrand gebracht, das, wie ich später erfuhr, ein Gästehaus der Staatssicherheit war. Ich musste mit dem Bohley-Bearbeiter [einem Offizier des MfS] in einer Mischung von Wohn- und Konferenzzimmer warten.

Rekordhitze in Sibirien



Nein, es ist natürlich eine Rekordkälte. Und wahrscheinlich werden Sie nicht lesen, daß dies ein weiterer Beleg für eine globale Erkaltung ist.

19. Februar 2013

Eine kleine triviale Bemerkung



Diese kleine Bemerkung ist billig. Sie ist vollkommen trivial.

In jeder funktionierenden Demokratie halten sich Linke und Rechte ungefähr die Waage. Die Liberalen sind teils Linke und teils Rechte; auch das hat eine lange Tradition.

Deutschland ist nun aber auf dem Weg, eine rechte Sicht auf die Politik schon als solche zu exorzieren.

18. Februar 2013

Amazon zeigt, wie erfolgreich der Kapitalismus ist. Also ist es im Visier der Linken



Daß Amazon früher oder später Opfer linker Agitprop werden würde, war abzusehen. Zu kapitalistisch, also zu erfolgreich.

Amazon ist ein perfekter Anbieter.

Vor ungefähr fünfzehn Jahren wollte ich ein bestimmtes Gerät haben, einen Weltempfänger, der einen Kassettenrekorder integriert hat.

Die FDP - die beste SPD, die es je gab?



Wie man heute in der "Welt" lesen kann, befürwortet der schleswig-holsteinische Landesvorsitzende der FDP, Heiner Garg, "mithilfe einer Lohnfindungskommission gerechte Löhne zu erwirken".

Die FDP - Partei der "sozialen Gerechtigkeit"? Mit dieser Strategie wird die FDP sich überflüssig machen. Andere können diesen Slot besser besetzen.

Gescheiterte Piratenpartei? Das war nie eine ernsthafte Partei


Es gibt in Deutschland eine einzige Partei, die sich nach Verbre­chern benennt. Teil einer Bewegung, die sonst nirgends eine politische Rolle spielt.

In Deutschland hat man sie kurzzeitig für eine ernst­zu­nehmende politische Kraft gehalten. Diese Leute mit ihren teils naiven, teils verstiegenen Ideen waren das niemals.

Siehe:

17. Februar 2013

Zitat des Tages: Eine Ehrenmünze für den IMS "Notar"

Penibel hielt die Stasi in einem Vermerk fest, wer zu dem Kreis der Ausgezeichneten zählte. IM "Moskau" bekam eine Münze, IM "Münchhausen" gar eine Münzkassette, IM "Rita" ein Erinne­rungs­abzeichen. (...) Auf der Liste taucht ein weiterer Name auf, dessen Eintrag 28 Jahre danach Auswirkungen auf die kommende Bundestagswahl und die Zukunft der Linkspartei haben könnte. Es ist der IMS (Inoffizielle Mitarbeiter Sicherheit) "Notar".
Aus einem Artikel von Markus Deggerich und Peter Wensierski im morgen erscheinenden "Spiegel" (Heft 8/2013 vom 18. 2. 2013, S. 20 - 22).

Kommentar: Es wird wohl eng für Gregor Gysi. Seine Verteidigungslinie war bisher, daß die IM "Gregor" und "Notar" nicht die real existierende Person Gregor Gysi waren, sondern Sammelbegriffe für Informationen, die das MfS aus dem Umfeld der Kanzlei Gysi zusammentrug.

Die Münzen und sonstigen Auszeichnungen wurden 1985 zum 35. Jahrestag der Gründung des MfS verliehen. Auszeich­nungen aller Art und "Präsente" gehörten zur Methode des MfS, Mitarbeiter an sich zu binden. Sie waren das Zuckerbrot.

Einem Sammelbegriff verleiht man aber selten eine Ehrenmünze.

Siehe auch:

"Ross und Reiter müssen genannt werden" Über das Essen von Pferdefleisch und 179.000 verdächtige Lasagnen


"Ross und Reiter müssen genannt werden", hat laut "heute.de" Renate Künast gefordert. Überschrift des Artikels, in dem das steht: "179.000 verdächtige Lasagnen in Deutschland".

Reden wir über Roß und Esser.



Pferdefleisch ist billiger als Rindfleisch, weil die Nachfrage geringer ist. Wer ein billigeres Produkt irreführend als ein teureres vermarktet, der ist ein Betrüger. Das ist ungefähr, wie wenn jemand "Gucci-Taschen" anbietet, die in Wahrheit in Hongkong gefertigt wurden.

16. Februar 2013

Millionen von Asteroiden. Was kann man gegen diese Gefahr tun?



Auf dieser Abbildung (für eine vergrößerte Ansicht darauf klicken) sehen Sie, wie verbreitet in unserem Sonnensystem Asteroiden sind.

Im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter sind sie besonders zahlreich; sodann gibt es die Gruppen von Asteroiden beim Jupiter, die mit Namen aus der griechischen Mythologie versehen wurden. Sie sind an Lagrange-Punkten in relativ zum Jupiter stabilen Positionen.

Die Fakten zum Meteoriteneinschlag im Ural



Im Guardian hat jetzt der Wissenschaftsjournalist Stuart Clark die bisher bekannten Fakten zu dem Meteo­riten­einschlag zusammengestellt.

Gemessen am Schaden ist dies der schlimmste bekannte Einschlag. Fast 1000 Menschen mußten medizinisch behandelt werden. Mindestens 34 kamen in ein Krankenhaus, zwei auf Intensivstationen.

Der letzte bekannte Schaden durch einen solchen Einschlag bestand darin, daß 1911 ein Meteorit in Ägypten einen Hund traf; 1992 wurde ein Junge in Uganda getroffen, ohne aber ernsthaft verletzt zu werden.



Nach den Informationen der Russischen Akademie der Wissenschaften hatte der Asteroid eine Masse von rund zehn Tonnen. Seine Eintrittsgeschwindigkeit lag bei ungefähr 54.000 Stundenkilometern. In einer Höhe von 30 bis 50 Kilometern zerbrach er aufgrund der Luftreibung, so daß zahlreiche Bruchteile als Meteoriten niedergingen

15. Februar 2013

Was ist eigentlich ein Meteorit? Ein Asteroid? Eine Sternschnuppe?



Met-Aeros heißt "in der Luft". Deshalb hat "Meteor" dieselbe Wortwurzel wie "Meteorologie". Es geht um Erscheinungen in der Luft.

Im Sonnensystem fliegt sehr viel umher.

Erdachte Gefahren, reale Gefahren. Pferdefleisch und ein Asteroid



Ein Asteroid ist nahe von Satka in Rußland niedergegangen, im Ural. Die Schäden sind offenbar noch unbekannt, könnten aber beträchtlich sein.

14. Februar 2013

Eingebildete Ungerechtigkeit. Agitprop



Woher wissen eigentlich Menschen, ob es in ihrem Land gerecht oder ungerecht zugeht?

Sie wissen es nicht aus eigener Erfahrung. Ihre Erfahrung sagt ihnen, ob es ihnen gut geht oder nicht. Ob das gerecht oder ungerecht ist, können sie ihrer persönlichen Erfahrung nicht entnehmen.

Über Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit erfahren sie allein aus den Medien.

Die Strategie Nordkoreas. Der Machiavellismus als die höchste Entwicklungsstufe des Kommunismus


Was kann ein kommunistischer Staat tun, der ein failed state ist, dessen Herrschende sich zu retten versuchen?

George Friedman hat das schon vor dem letzten Nukleartest der Nordkoreaner analysiert (Artikel nicht allgemein zugäng­lich). Seine Argumentation:

11. Februar 2013

Papst Benedikt XVI. Ein Greis tritt ab. Ein Heiliger wird er nun vermutlich nicht werden

Am 19. April 2005 bestimmte das Konklave den Professor Joseph Ratzinger zum neuen Papst. Er war drei Tage zuvor 78 Jahre geworden; ein Mann also im Alter weit jenseits der Grenze des Ruhestands. Ein Mann am Beginn des Greisen­alters.

Jemand in diesem Alter sollte, so wollte es dieses Konklave, ein Amt ausüben, dessen Arbeits­belastung mit der des amerikanischen Präsidenten und der deutschen Kanzlerin vergleichbar ist.

10. Februar 2013

Gregor Gysi und das MfS. Die unendliche Geschichte. Das falsche Narrativ


Hat er? Hat er nicht? War er? War er nicht?

Es gibt kaum eine unwichtigere, keine nebensächlichere Frage in der deutschen Politik als die nach der Beziehung oder Nichtbeziehung von Gregor Gysi zum Ministerium für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik; auch wenn das durch die Aufhebung seiner Immunität und die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihn jetzt wieder thematisiert wird. Das ist das falsche Narrativ.

Gregor Gysi gehörte an der Spitze der Nomenklatura zu den Herrschenden der DDR.

Der Skandal in der Causa Schavan

Wie es in Universitäten zugehen sollte, wie es in ihnen zugeht, das weiß kaum jemand so gut wie Kurt Biedenkopf, studierter Jurist, Politologe und National­ökonom. In den unruhigen Jahren zwischen 1967 und 1969 war er, damals noch keine vierzig, Rektor der Ruhr-Universität Bochum. Jetzt, mit 83 Jahren, ist er noch immer akademisch aktiv; als Forschungsprofessor am Wissenschafts­zent­rum Berlin für Sozialforschung.

Kurt Biedenkopf hat sich gestern in der "Welt" so deutlich zum Fall Schavan geäußert, wie man sich überhaupt nur deutlich äußern kann. Er hat seinen Kollegen von der Universität Düsseldorf ein miserables Zeugnis ausgestellt. Dort, beim Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität, sieht Biedenkopf den "wirkliche[n] Skandal in der Causa Schavan".

9. Februar 2013

Halali! Annette Schavan tritt zurück

Die Kanzlerin hatte zu entscheiden zwischen der erbarmungslosen Logik der politischen Macht und ihrer persönlichen Freundschaft zu Annette Schavan.

Sie dürfte, wie immer, kühl kalkuliert haben. Das Verwaltungsgerichts­ver­fah­ren, das die Ministerin ange­strengt hat, wird sich über Monate hinziehen, vielleicht durch mehrere Instanzen gehen. Es wird im Wahljahr der Linken Munition liefern; wie immer es auch auch ausgeht.

Zitat des Tages: "Am Ende nichts als stromlinienförmige Mittelmäßigkeit". Jacques Schuster über die deutsche Neigung zur Unerbittlichkeit

Anders als die Mehrheit der Deutschen glaubt, nimmt die Zahl der Tabus keineswegs ab, sondern zu. Diese wiederum schränken die Freiheit des Denkens ein und blockieren nötige Debatten, die nüchtern geführt werden müssten, weil manche Missstände die Zukunft tatsächlich gefährden. Die Neigung zur Unerbittlichkeit wirkt zudem selbstzerstörerisch. Immer wieder fallen ihr Politiker zum Opfer, die wie Schavan oder Steinbrück fähig sind. Geben wir nicht Acht, bleibt am Ende nichts als stromlinienförmige Mittelmäßigkeit.
Der Literaturchef der "Welt" Jacques Schuster gestern über "Schavan, Brüderle und 'Neger'", die die "Republik erregen".

Kommentar: Schuster hat diesen Artikel offenbar geschrieben, bevor die jüngste Erregtheit in Gang gesetzt wurde; diejenige über Jörg-Uwe-Hahn

8. Februar 2013

Schlitzauge, Fidschi, Gelber Sack. Philipp Rösler, Jörg-Uwe Hahn und der deutsche Rassismus. Linke Heuchler


"Politische Dumpfheit eines Ego-Shooters" hatte heute ein deutscher Journalist die Unverschämtheit zu schreiben; zu schreiben über den hessischen FDP-Vorsitzenden Jörg-Uwe Hahn. Der das geschrieben hat heißt Thorsten Denkler, und er sitzt für die "Süddeutsche Zeitung" in Berlin.

Wenn Sie schon länger ZR lesen, dann wissen Sie, was ich von diesem Journalisten halte, der seinen Blog (inzwischen ist er geschlossen) eitel "Denkler denkt" getauft hatte.

Wie es bei Heuchlern dieser Art üblich ist, beginnt Denklers Artikel mit einer reservatio mentalis:

Wie kam es zum französischen Eingreifen in Mali?

François Hollande hatte im Wahlkampf versprochen, daß es unter ihm als Präsident Schluß sein würde mit den französischen Interventionen in Afrika. Nun hat er so massiv interveniert wie kaum ein Präsident vor ihm.

Den Hintergrund hat jetzt der Nouvel Observateur rekonstruiert; dessen ausgezeichneter Redakteur Vincent Jauvert.

Entscheidend war ein Brief des Interimspräsidenten Dioncounda Traoré an den Präsidenten François Hollande. Er wurde am 9. Januar geschrieben und am nächsten Tag durch ein Telegramm der franzöischen Botschaft in Bamako an das französische Präsidialamt übermittelt.

In diesem Brief bat der malische Präsident dringend um Hilfe:

7. Februar 2013

Es zeichnet sich der schmutzigste Wahlkampf in der Geschichte der Bundesrepublik ab

Brüderle, Schavan. Jetzt also Jörg-Uwe Hahn. Er hat vor Rassismus gewarnt:
Frankfurter Neue Presse: Ist die Debatte um Rösler also beendet?

Hahn: Ja. Wir werden sicherlich noch eine kleine Personaldebatte bekom­men über die Frage der Besetzung des FDP-Präsidiums auf Bundesebene auf dem Sonderparteitag Anfang März. Also, ob Herr Niebel und Herr Kubicki etwa nochmal eine Rolle spielen. Bei Philipp Rösler würde ich allerdings gerne wissen, ob unsere Gesellschaft schon so weit ist, einen asiatisch aussehenden Vizekanzler auch noch länger zu akzeptieren.
Eine Sorge also.

Zettels Meckerecke: Heribert Prantl hebt den Zeigefinger. Unsere moralintriefende Tugendrepublik und ihre Opfer

Das Wahljahr 2013 ist gerade einmal einen Monat alt, und schon sind zwei führende Politiker der Regierungs­parteien erledigt; sind sie erledigt worden: Rainer Brüderle und Annette Schavan.

Annette Schavan wird, so steht es zu hoffen, diese "Affäre", die keine ist, durchstehen. Es gibt noch Richter in Deutschland, die einen wildgewordenen "Fakul­täts­rat" hoffentlich in seine Schranken weisen werden.

Aber auch dann, wenn sie am Ende Recht bekommt, wird Annette Schavan nicht unbeschädigt aus dem hervorgehen, was man zu einem Skandal aufgeblasen hat.

6. Februar 2013

Sieben Jahre als Deutscher in Mali – Erfahrungen und Folgerungen (7): Die Tuareg. Ein Fazit / Ein Gastbeitrag von Diarra

In Mali leben etwa 30 verschiedene Ethnien, mit zum Teil großen kulturellen und sprachlichen Unterschieden. Und doch funktioniert das Zusammenleben überraschend gut. Natürlich ist die Bindung an die Ethnie stärker als die an den Staat. Und doch möchten die meisten Malier nicht, dass die nationalen Grenzen verändert werden. Sie fühlen sich den Angehörigen ihrer Ethnie, die in einem anderen Land leben, durchaus verbunden, aber würden trotzdem nicht fordern, dass dafür die nationalen Grenzen verschoben werden.

Viele Malier wissen, dass die Grenzziehung zwar willkürlich war, aber heute dennoch eine sinnvolle Notwendigkeit ist. Wenn die malische Fußballnationalmannschaft spielt, stehen alle Malier hinter ihr; gleichgültig, welcher Ethnie sie angehören.

Es gibt darüber hinaus sogenannte Verschwisterungen zwischen den Ethnien, z.B. zwischen den Bozo und den Peulh.

Warum Annette Schavan nicht zurücktreten sollte


Nicht eine Universität hat eine Entscheidung getroffen, sondern ein "Fakultätsrat". Deutschland ist keine Räte­republik; aber "Räte" gibt es immer noch an einigen Universitäten.

An deutschen Universitäten entschieden bis ungefähr 1970 die Fakultäten solche Fragen wie die nach der Aberkennung eines Doktorgrads. Die Fakultät setzte sich aus den Professoren und den sonstigen Habilitierten zusammen; mit einem Vertreter der Assistenten und einem von den Studenten gewählten Mitglied.

Man hatte dann, im Gefolge der Achtundsechziger-Revolution, die aparte Idee, die Universitäten zu "demo­krati­sieren".

Annette Schavan wurde der Doktortitel aberkannt. Eine schändliche Entscheidung der Universität Düsseldorf

Annette Schavans Doktorvater Gerhard Wehle hat ein Dissertations­thema vergeben, das sich nicht einmal für eine Habilitationsschrift eignen würde; ein Thema, dem ein Wissenschaftler sein Lebenswerk widmen könnte: Person und Gewis­sen - Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung.

Wie kann man ein solches breites, ja uferloses Thema einer Doktorandin für ihre Dissertation geben? Man konnte es 1980, als die Pädagogische Hoch­schule Rheinland, Abteilung Neuss, gerade in die Universität Düsseldorf integriert worden war, ihrerseits hervorgegangen aus einer Medizinischen Akademie.

5. Februar 2013

Falsch! Plädoyer für einen vernünftigeren Umgang mit Fehlern / Ein Gastbeitrag von Andreas Doeding

Wie viele Fehler haben Sie, lieber Leser, heute schon gemacht? Vielleicht fällt Ihnen ja der eine oder andere ein. Ich habe heute beispielsweise meinen Hund erkennbar zu spät zurückgerufen, als er auf eine ältere Dame zulief. Ich habe vergessen, Margarine einzukaufen; ich habe Kaffee auf dem Frühstückstisch verschüttet.

Aber halt, das sind ja nur die Fehler, die ich bereits als Fehler erkannt habe. Handlungen also, über deren Fehlerhaftigkeit ich bereits Einsicht gewonnen habe. Was aber ist mit möglichen Fehlern, die Sie, die ich heute, letzte Woche, letzten Monat gemacht haben, und deren Fehlerhaftigkeit sich erst später herausstellen wird? Was, wenn infolge dieser Fehler, die Sie und ich gemacht haben, Schaden entstehen wird?

Christenverfolgungen weltweit

Es gibt keine Religion, deren Angehörige weltweit derartigen Anfeindungen, Verfol­gungen, Bedrohungen ausgesetzt sind wie die Christen.

Aber seltsam - die Medien der christlichen Länder gehen auf diesen Skandal kaum ein. Es scheint, daß dieses Thema ihnen nachgerade peinlich ist. Man möchte unsere Kultur, die des "weißen christlichen Mannes" gern als Täter sehen. Christen als Opfer passen da nicht.

Sieben Jahre als Deutscher in Mali – Erfahrungen und Folgerungen (6): Die Globalisierung erstickt die Entwicklung / Ein Gastbeitrag von Diarra

Ein Land kann nicht durch Transfer­zahlungen von außen entwickelt werden. Wie kann aber aus einem Land heraus Entwicklung entstehen? Durch eine starke Mittelschicht, wie ich finde, die Pressefreiheit und bürgerliche Rechte einfordert, und damit Rechtssicherheit; und die durch ihre Nachfrage und ihre Arbeitsleistung der Motor der Wirtschaft ist.

In Mali fehlt eine solche Mittelschicht nahezu völlig. Mein Nachbar war dafür ein gutes Beispiel.

4. Februar 2013

Gestern bei Jauch: Katholische Kliniken, die "Pille danach" und ein absurder Dogmatismus

Ich schreibe nur ungern etwas gegen die christlichen Kirchen, nicht die evangelische und nicht die katholische. Das tun die meinungsbeherrschenden Medien zu Genüge. Ich will nicht in diese Kerbe hauen; nicht beim Mobbing gegen unsere christlich-abendlän­di­sche Tradition mitmachen. Aber es gibt Grenzen dessen, was ich als Liberaler nachvollziehen kann.

Wie sehr die dominierenden Medien, allen voran die öffentlich-rechtlichen, gegen die katholische Kirche vorein­genommen sind, wird durch den Titel der gestrigen Sendung "Günther Jauch" illustriert: In Gottes Namen – wie gnadenlos ist der Konzern Kirche?

Sieben Jahre als Deutscher in Mali – Erfahrungen und Folgerungen (5): Ein katastrophales Schulsystem / Ein Gastbeitrag von Diarra

Auch ich habe zu einem kleinen Teil meiner Arbeit im Projektbereich gearbei­tet. Ich habe die letzten drei Jahre in Mali jungen Menschen Lesen und Schreiben beigebracht, in Bambara, der Sprache, die nahezu alle Malier verstehen. Dazu muss man wissen, dass das malische Schulsystem eine Kata­stro­phe ist und die meisten Schüler die Schule verlassen, ohne wirklich lesen und schreiben zu können. Die Alphabeti­sie­rungs­rate liegt bei etwa 22%.

Die Unterrichtssprache ist Französisch, und oft genug kamen zu meiner Frau und mir nach Hause Schüler, die Hausaufgaben in Französisch von der Tafel abgeschrieben hatten, ohne zu verstehen, was sie überhaupt geschrieben hatten, denn sie konnten noch nicht ausreichend gut Französisch. Sie hatten die Schrift abgemalt wie eine Zeichnung.

3. Februar 2013

Zettels Meckerecke: Deutschland macht sich lächerlich

"Deutsche Peinlichkeiten" ist der Artikel von Eric Gujer betitelt, den man seit heute Vormittag in der Internetausgabe der "Neuen Zürcher Zeitung" lesen kann. "Peinlich" ist sanft augedrückt. Deutsch­land macht sich lächerlich.

Es geht um Mali; um die Intervention Frankreichs und die deutsche Unterstützung.

Kurioses, kurz kommentiert: Wolfgang Kubicki und das Dekolleté der Piratin

"Spiegel": Haben Sie im Job mal Ihre Weiblichkeit eingesetzt, um etwas zu erreichen?

Laura Dornheim (Piratenpartei): Mit zwölf habe ich mir mal Zöpfe geflochten, weil ich zu Hause meine Fahrkarte für den Bus vergessen hatte. Ich dachte, wenn ich lieb und nett aussehe, muss ich keine Strafe zahlen. Aber ich habe sicher noch nie mein Dekolleté gezeigt oder einen kurzen Rock angezogen, um im Job einen Vorteil zu haben.

Wolfgang Kubicki (FDP): Ich muss jetzt ein Geständnis machen: Als Frau Dornheim über ihr Dekolleté gesprochen hat, ist mein Blick ganz automatisch dahin gegangen.

Dornheim: Das ist kein Drama, Herr Kubicki. Aber wenn Sie plötzlich darüber nachdenken, ob es in Ordnung ist, dass Sie mir aufs Dekolleté schauen, dann hat doch unsere Debatte hier schon etwas gebracht.
Aus einem "Spiegel"-Gespräch in der morgen erscheinenden Ausgabe (Heft 6/2013 vom 4. 2. 2013, S. 32 - 34).

Kommentar: Darüber nachdenken, ob es "in Ordnung ist, dass Sie mir aufs Dekolleté schauen"? Ja, wozu ist ein Dekolleté denn da, wenn nicht dafür, daß man darauf schaut?

Aufruhr in Arabien (38): Die Maske des Mohammed Morsi und die Rolle der Obama-Administration beim Umsturz in Ägypten

Die klarste Analyse der Lage in Ägypten, das beste Porträt Mohammed Morsis, das ich kenne, ist soeben in der Februar­ausgabe der Zeitschrift des Foreign Policy Research Institute erschienen, eines der führenden amerikanischen Think Tanks.

Der Autor Raymond Stock ist ein hervorragender Kenner Ägyptens. Er hat dort zwanzig Jahre gelebt und ist als Übersetzer arabischer Literatur hervor­getreten; unter anderem des Nobelpreisträgers Naguib Mahfouz. Er hat an der Drew University Arabistik gelehrt und schreibt als Publizist für zahlreiche Zeitschriften, darunter die Financial Times und die International Herald Tribune.

Sein Aufsatz heißt On mistaking Mohamed Mursi for his mask - "Über die Verwechslung von Mohamed Morsi mit seiner Maske". Ich möchte diesen sehr erhellenden Text in Auszügen referieren.

Sieben Jahre als Deutscher in Mali – Erfahrungen und Folgerungen (4): Das Scheitern der Entwicklungshilfe / Ein Gastbeitrag von Diarra

Norbert Lammert hat in seiner Rede, die er aus Anlass von 50 Jahren Zusammen­arbeit im Bereich der Entwicklungs­hilfe zwischen Mali und Deutschland gehalten hat, auf die vielen Projekte verwiesen, die in dieser Zeit realisiert worden seien. Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich wusste, wovon er da gesprochen hat.

Wer mit offenen Augen durch Mali fährt, der sieht die Reste der vielen geschei­ter­ten Projekte, z.B. neuwertige Traktoren am Straßenrand, von denen im Jahr 2007 Mali 50 Stück von Indien erhalten hatte. Aber niemand im Land kann sie reparieren, weil das Know How fehlt und die Ersatzteile. Also verrotten sie in der malischen Sonne.

Die vielen Milliarden US-Dollar, die Mali seit seiner Unabhängigkeit an direkter staatlicher Entwicklungshilfe oder als Sachleistungen aus aller Welt erhalten hat, haben nichts am maroden inneren Zustand dieses Landes und der Armut in weiten Teilen der Bevölkerung geändert; im Gegenteil.

2. Februar 2013

Lylliths Zwitscherstubb: Aus der Zeit gefallen

"Das erste Mal gebrauchen junge Frauen zuhauf das Internet." Das ist eine knuffige Bemerkung, geeignet für Zettels kleines Quiz. Von wem stammt dieses Zitat?
(A) Rainer Brüderle, der sich laut einer Lang­zeit­beobachtung als Auskenner bei jungen Frauen bezeichnen soll

(B) Charlotte Roche, häufiger Talkshowgast als Expertin für die Befindlichkeit junger Frauen

(C) Renate Künast, Drittplazierte beim Spitzen­kandi­da­tinnen-Casting von Bündnis 90/Die Grünen

(D) Manfred Spitzer, Autor von "Digitale Demenz"

(E) Jörg Schönenborn, Demokratieerklärer bei der Präsentation des Deutschland-Trends
Als alte Spaßbremse löse ich jetzt schon auf:

Sieben Jahre als Deutscher in Mali – Erfahrungen und Folgerungen (3): Die Schamkultur und das Fehlen einer freien Presse / Ein Gastbeitrag von Diarra

Es gibt in Mali keine echte Pressefreiheit. Zwar gibt es viele kleine lokale Radios, die gut informieren, aber diese haben nur regionale Bedeutung. Überregionale Zeitungen oder unabhängige Fernseh­sender existieren praktisch nicht. Der einzige malische Sender (ORTM) berichtet regierungsnah. Reiche Malier empfangen natürlich über Satellit frankophone Sendungen aus Paris oder Nordafrika, aber die Mehrheit der Malier hatte lange Zeit keinen Zugang zu unabhängigen und gut recherchierten Informationen. Erst durch das Internet und französische Radioprogramme ändert sich das nach und nach.

Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen kommen ja gerade dann zustande, wenn Fehler richtig erkannt, öffentlich benannt (!) und dann abgestellt werden. Der Kommunismus ist nicht zuletzt daran gescheitert, dass er diesen inneren Prozess der kritischen und öffentlichen Selbstanalyse nicht zugelassen hat. Auch die fehlende Pressefreiheit in Mali hat bisher diese notwendige innere Selbstreinigung verhindert.

Das hat nach meiner Überzeugung auch etwas mit der afrikanischen Form der Schamkultur zu tun.

1. Februar 2013

Zitat des Tages: Die Fracking-Revolution und ihre geostrategischen Folgen

Christoph Heinemann, Deutschlandfunk: Herr Ischinger, steht geostrategisch eine Revolution vor der Tür?

Wolfgang Ischinger, Leiter der Münchener Sicherheits­konferenz: Revolution ist ja ein großes Wort. Aber große Veränderungen sehe ich in der Tat durch diese zunehmende amerikanische Unabhängigkeit im Bereich von Gas und Öl. (...) Das hat Auswirkungen auf die amerikanische Notwendigkeit, sich um Stabilität und Sicherheit am Golf, am Persischen Golf täglich zu kümmern. Und das hat vermutlich auch Auswirkungen auf den Öl- und Gaspreis. Der wird möglicherweise sinken, jedenfalls nicht mehr weiter ansteigen. Das wird beispielsweise in Moskau keine Freude auslösen, denn die ganze russische Wirtschaft, der russische Wohlstand hängt ganz entscheidend von dem hohen Energiepreis ab. Wenn der sinkt, sinkt auch die russische Zukunftsaussicht
.
Aus einem heute vom Deutschlandfunk gesendeten Interview.

Kommentar: Die Revolution, von der hier die Rede ist, besteht in der Entwicklung neuer Verfahren der Fracking-Technik zur Erschließung umfangreicher, bisher nicht genutzter Vorkommen von Erdgas und Erdöl; Verfahren, deren Einführung in Deutschland - wie anders - an den Bedenken von Umweltfanatikern scheitern dürfte

Sieben Jahre als Deutscher in Mali – Erfahrungen und Folgerungen (2): Das Krebsgeschwür der Korruption / Ein Gastbeitrag von Diarra

In Berichten über Afrika im Allgemeinen und über Mali im Besonderen wird oft die Korruption erwähnt. Jede seriöse Analyse muss dies tun, wenn sie den wahren Verhältnissen in Afrika gerecht werden will. Dabei wird die Korruption zu Recht als ein "Übel" oder ein "Krebsgeschwür" bezeichnet. Aber was genau dieses "Krebsgeschwür" zerstört und wie es wirkt, wird oft nicht weiter beleuchtet. Es wird als gegeben hingenommen. Ich möchte versuchen aufzuzeigen, dass die Korruption in der Tat eine der Hauptursachen dafür ist, dass der malische Staat bei der Bedrohung durch die Tuareg und später durch die Islamisten in sich zusammengefallen ist.

Mali ist durchdrungen von Korruption. Dabei muss man verstehen, dass in der malischen Gesellschaft nicht der als korrupt gilt, der Familienangehörige oder den Meistbietenden bevorzugt (so würden wir Korruption verstehen), sondern derjenige, der den Besten bevorzugt.

Brüderle, Himmelreich, "Stern", der Blick auf den Busen - eine Luxus-Diskussion nach deutscher Art. Der wahre Sexismus, die eigentlichen Interessen

Deutschland hat ein massives Sexismus-Problem. Jährlich suchen 15.000 bis 17.000 von Gewalt betroffene Frauen Zuflucht in einem Frauenhaus. Die Zahl der Frauen, die Jahr für Jahr in Deutschland zwangs­ver­heiratet werden, liegt bei dokumentierten mehr als 3000. Die tatsächliche Zahl dürfte eher bei 30.000 liegen.

Eine Untersuchung des Max-Planck-Instituts für auslän­di­sches und internationales Strafrecht im Auftrag des Bundes­kriminalamts über Ehrenmorde im Zeitraum von 1996 bis 2005 erbrachte die folgenden Resultate (S. 164):