7. Februar 2013

Zettels Meckerecke: Heribert Prantl hebt den Zeigefinger. Unsere moralintriefende Tugendrepublik und ihre Opfer

Das Wahljahr 2013 ist gerade einmal einen Monat alt, und schon sind zwei führende Politiker der Regierungs­parteien erledigt; sind sie erledigt worden: Rainer Brüderle und Annette Schavan.

Annette Schavan wird, so steht es zu hoffen, diese "Affäre", die keine ist, durchstehen. Es gibt noch Richter in Deutschland, die einen wildgewordenen "Fakul­täts­rat" hoffentlich in seine Schranken weisen werden.

Aber auch dann, wenn sie am Ende Recht bekommt, wird Annette Schavan nicht unbeschädigt aus dem hervorgehen, was man zu einem Skandal aufgeblasen hat.

Dafür sorgen die säkularen Priester der Tugendrepublik Deutschland, den Zeigefinder ständig in erigiertem Zustand. Keiner kann das besser als Heribert Prantl, der immer weiß, was tugendhaft ist; und was zu beanstanden.



Derzeit ist die Enzyclica, die der säkulare Priester Prantl verkündet, auf seiner cathedra hockend, der Aufmacher von sueddeutsche.de.

Überschrift: "Doktortitel behalten, Amt aufgeben". Zu Befehl!

SZ locuta, causa finita. Was also ordnet Prantl an? Dies:
Den Entzug des Doktortitels kann man daher als unverhältnismäßig bezeichnen. Ihr Rücktritt als Wissenschaftsministerin wäre gleichwohl gut und verhältnismäßig. Eine Wissenschaftsministerin, die bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit geschlampt oder geschummelt hat - das ist ja fast so, als ob der Papst sich einst seine Priesterweihe erschummelt hätte. Schavan sollte ihren Dr. phil. (neben den vier Ehrendoktortiteln, die sie hat) behalten und auch in der Politik bleiben dürfen - aber nicht als Wissen­schafts­ministerin.
Und Heribert Prantl, der sich diesen Quark ausgedacht hat, sollte bei der SZ bleiben dürfen, aber als Bürobote.
Zettel



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