14. Dezember 2011

Zitat des Tages: Lindners Rücktrittserklärung im Wortlaut, nebst einem kurzen Kommentar. Röslers Erklärung vor der Presse

Ich habe heute gegenüber Philipp Rösler in einem persönlichen Gespräch meinen Rücktritt als Generalsekretär erklärt. Im Anschluss habe ich meinen Landesvorsitzenden Daniel Bahr, meinen Fraktionsvorsitzenden Rainer Brüderle und den Ehrenvorsitzenden Hans-Dietrich Genscher über meine Entscheidung unterrichtet. Gerade eben habe ich mich von den Mitarbeitern unseres Thomas-Dehler-Hauses verabschiedet.

Auf den Tag genau zwei Jahre erkläre, verteidige ich die Politik der FDP in schwieriger Zeit, habe ich sie mit zu gestalten versucht. Ich bin dankbar für die Zusammenarbeit mit den Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle und Philipp Rösler. Vor allem aber danke ich den vielen Mitgliedern meiner Partei, die mir ihr Vertrauen ausgesprochen haben.

Es gibt den Moment, in dem man seinen Platz frei machen muss, um eine neue Dynamik zu ermöglichen. Die Ereignisse der letzten Tage und Wochen haben mich in dieser Einschätzung bestärkt. Meine Erkenntnis hat für mich zur Konsequenz, dass ich aus Respekt vor meiner Partei und vor meinem eigenen Engagement für die liberale Sache mein Amt niederlege.

Dadurch ermögliche ich es dem FDP-Bundesvorsitzenden Philipp Rösler, die wichtige Bundestagswahl 2013 mit einem neuen Generalsekretär vorzubereiten und damit auch mit neuen Impulsen für die FDP zu einem Erfolg zu machen. Als Mitglied des Deutschen Bundestages werde ich weiter aus Überzeugung für den politischen Liberalismus kämpfen. Er wird in Deutschland dringender denn je gebraucht, und er hat nur eine politische Heimat: die FDP. Auf Wiedersehen.
Rücktrittserklärung von Christian Linder, wie er sie heute kurz nach 11 Uhr gegenüber den Medien vorgetragen hat. Das Video können Sie zum Beispiel hier ansehen.

Kommentar: Mehr an Informationen zu den Hintergründen, als sie diese Erklärung enthält, liegen zur Zeit nicht vor.

Natürlich lädt das zu Spekulationen ein. Gab es ein Zerwürfnis mit Rösler? Resignierte (so Gerhart Baum) Lindner, weil er sich mit seinen Ideen nicht durchsetzen konnte? Oder verläßt er ein sinkendes Schiff, dem er keine Chance mehr gibt, noch gerettet zu werden?

Spielt der Mitgliederentscheid eine Rolle? In Berlin kursiert das Gerücht, daß das Quorum in letzter Minute doch noch erreicht worden sein könnte. Schlimmer für einen Generalsekretär Lindner wäre es wohl, wenn sich herausstellen sollte, daß es nur deshalb verfehlt wurde, weil zahlreiche Stimmabgaben aufgrund des von der FDP-Zentrale gewählten technischen Ablaufs der Abstimmung ungültig sind. Auch wenn das Quorum knapp verfehlt wurde, eine deutliche Mehrheit sich aber für Schäfflers Antrag A aussprach, dürfte die FDP-Führung schweren Zeiten entgegengehen.

Da Einsendungen mit dem gestrigen Poststempel noch zählen, kann die Auszählung erst morgen stattfinden. Dann wird man wissen, was von diesem Gerücht zu halten ist. Die anderen Spekulationen dürften schwer zu bestätigen oder zu widerlegen sein.

Vielleicht ging es Lindner auch wirklich um einen Befreiungsschlag für die FDP. Vielleicht wollte er die Krise so zuspitzen, daß die Partei endlich erkennt, daß sie "in einer Lebensgefahr wie nie zuvor" ist; so Gerhart Baum.

Siehe auch Frank Schäffler, der FDP-Parteivorstand und das Sterbeglöcklein der FDP. Hat da jemand getrickst?; ZR vom 11. 12. 2011, sowie Christian Lindners seltsame Logik. Heute endet der Mitgliederentscheid der FDP; ZR vom 13. 12. 2011).



Soeben hat Philipp Rösler vor der Presse eine Erklärung abgegeben. Er trat mit fast zwanzig Minuten Verspätung auf - nur, um nichts zu sagen, absolut nichts. Dank an Lindner; über seine Nachfolge werde demnächst entschieden. Sprach's und verschwand.
Zettel



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