12. Dezember 2011

Zitat des Tages: "Der die Welt rettende Professor ist gescheitert". Zwei Wissenschaftler über Klimaforschung und Gesellschaft

Deterministische Behauptungen über die Folgen des Klimawandels, wie die erhöhte Wahrscheinlichkeit psychischer und physischer Erkrankungen oder die Angstszenarien um Klimaflüchtlinge und Klimakriege, sind nicht nur Versuche einzelner Gruppen von Wissenschaftlern, Anerkennung und Finanzierung zu erreichen. Sie bewirken auch den Eindruck, dass letztlich alles und jedes mit dem Klimawandel im Zusammenhang steht. Dies wird entweder als Absurdität verstanden oder führt zur Hinnahme eines unvermeidlichen Schicksals.
Der Meteorologe Hans von Storch und der Kulturwissenschaftler Nico Stehr in einem Gastbeitrag in "Spiegel-Online" unter der Überschrift "Der die Welt rettende Professor ist gescheitert"

Kommentar: Hans von Storch, Leiter des Instituts für Küstenforschung am GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht, ist einer der verbliebenen kritischen Klimaforscher in Deutschland. Kein "Klimaskeptiker", der die Theorie der menschengemachten globalen Erwärmung (anthropogenic climate change, ACC) für Humbug halten würde; aber jemand, der angesichts der Politisierung der Klimaforschung zu Augenmaß und Vernunft rät (siehe Kleines Klima-Kaleidoskop (9): Phil Jones antwortet seinen Kritikern; ZR vom 19. 2. 2010, sowie Kleines Klima-Kaleidoskop (11): Platzt jetzt die Spekulationsblase?; ZR vom 31. 3. 2010).

Er und sein Mitautor Nico Stehr sehen den Versuch als gescheitert an, eine "Politik, die von Wissenschaftlern verordnet wird", herbeizuführen, und folgern: "Die Wissenschaft wird sich zurücknehmen müssen, die Gesellschaft muss Naturwissenschaftler abweisen, die sie bevormunden wollen".

Wie wahr. Zumal, wenn diese Wissenschaftler das vermissen lassen, was den guten Naturwissenschaftler auszeichnen sollte: Offenheit für alternative Theorien, Skepsis auch gegenüber der eigenen theoretischen Position; das Wissen, daß Theorien sich in der Vergangenheit immer wieder als falsch erwiesen haben.

Mit der Konsequenz im jetzigen Fall: Daß auch die Theorie des ACC sich als irrig erweisen könnte; so wie der Glauben an die Existenz eines Äthers im 19. Jahrhunderts oder, sagen wir, die Doktrin, daß erworbene Eigenschaften nicht vererbbar sind. Diese wurde erst in der jüngsten Vergangenheit widerlegt.

Da sind die normalen Bürger, die Nichtwissenschaftler den ideologisch bornierten Wissenschaftlern voraus, denen ACC eine Glaubensdoktrin ist. In einer offenen Gesellschaft, die funktioniert, gibt es einen Trend zum Pragmatismus, zu einer gesunden Skepsis, zur Hochschätzung des gesunden Menschenverstands. Er wirkt jetzt als Gegengewicht zum Eiferertum des einflußreichen Teils der Klimatologie, wie er durch den Weltklimarat (IPCC) repräsentiert wird. Jedenfalls international; in Deutschland scheint der Glaube an ACC ja nachgerade die Nationalreligion zu sein.



Es könnte sein, daß ein Gegengewicht gegen den Deutungs- und Herrschaftsanspruch des IPCC dringend nötig ist. Denn die Erdatmosphäre will und will sich nicht mehr erwärmen; seit zehn Jahren nicht mehr. Es wird Zeit, daß auch in der Wissenschaft alternative Theorien der Erwärmung in den letzten Jahrezehnten des zwanzigsten Jahrhunderts wieder ehrlicher diskutiert werden; daß auch deren Vertreter angemessen zu Wort kommen und mit Forschungsmitteln ausgestattet werden. (Für eine vielversprechende alternative Theorie siehe Kleines Klima-Kaleidoskop (21): Globale Erwärmung - ja. Aber nicht menschen- sondern sonnengemacht. Neue Belege für die Theorie von Svensmark; ZR vom 23. 6. 2011).

Ich habe kürzlich die ständig aktualisierten Temperaturdaten dokumentiert, die von der amerikanischen staatlichen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) publiziert werden (Die Energiepreise steigen drastisch. Die globale Temperatur steigt nicht mehr. Die Ersatzreligion bleibt stabil; ZR vom 26. 10. 2011). Inzwischen liegen neue Daten bis einschließlich Oktober vor. Hier sehen Sie sie:


Die Balken zeigen die Höhe der Abweichung vom langjährigen Mittel (blau = kühler, rot = wärmer). Es gab einen steilen Anstieg bis zur Jahrtausendwende. Aber weder global (obere Grafik) noch auf der nördlichen oder der südlichen Halbkugel (mittlere und untere Grafik) hat er sich seit ungefähr 2000 fortgesetzt.

Wenn man überhaupt in die Daten einen Trend hineinlesen will, dann ist es der eines leichten Rückgangs im vergangenen Jahrzehnt. Die CO2-Emissionen sind in diesem Zeitraum hingegen drastisch angestiegen. Schwierige Zeiten also für die Theorie des ACC.
Zettel



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