26. Dezember 2011

Marginalie: Transparenz dank "Anonymous"? Nein, ganz normale Internet-Kriminalität. Auszug aus einer Mail, die ich heute von Stratfor erhalten habe

Falls Sie noch der Meinung sein sollten, daß die Aktionen von Anonymous etwas anderes seien als gewöhnliche Internet-Kriminalität, dann lesen Sie bitte, was mir - als betroffenem Abonnenten - Stratfor in der vergangenen Nacht u.a. geschrieben hat:
On December 24th an unauthorized party disclosed personally identifiable information and related credit card data of some of our members. We have reason to believe that your personal and credit card data could have been included in the information that was illegally obtained and disclosed. (...)

In the interim, precautions that can be taken by you to minimize and prevent the misuse of information which may have been disclosed include the following:

- contact your financial institution and inform them of this incident;
- if you see any unauthorized activity on your accounts promptly notify your financial institution; (...)

Am 24. Dezember wurden von nicht autorisierter Seite persönlich zuordenbare Informationen und die zugehörigen Kreditkarten-Daten von Stratfor-Mitgliedern öffentlich gemacht. Wir haben Grund zu der Annahme, daß Ihre persönlichen und Kreditkarten-Daten zu den Informationen gehören könnten, die illegal beschafft und öffentlich gemacht wurden. (...)

Bis auf weiteres können Sie Vorsichtsmaßnahmen treffen, um den Mißbrauch von möglicherweise veröffentlichten Informationen so gering wie möglich zu halten oder zu unterbinden. Dazu gehört folgendes:

- Setzen Sie sich mit Ihrer Bank in Verbindung und informieren Sie diese über den Vorgang;
- Wenn Sie auf Ihrem Konto von Ihnen nicht autorisierte Vorgänge sehen, informieren Sie sofort Ihre Bank. (...)
Es folgen weitere, spezifische Informationen für US-Bürger, denen geraten wird, Klage zu erheben und sich mit den Agenturen Equifax, Eperian oder Transunion in Verbindung zu setzen, um Auskunft über Vorgänge auf ihrem Kreditkarten-konto zu erlangen.

Auch wenn man im Augenblick nichts Auffälliges feststelle, solle man als Betroffener von jetzt an regelmäßig sein Kreditkartenkonto überprüfen, heißt es am Schluß.



Das Kollektiv "Anonymous" hat sich zu der Tat bekannt. Aus den von der Gruppe verbreiteten Informationen geht hervor: Es handelt sich nicht mehr nur um Datendiebstahl, sondern auch um schlichten Diebstahl von Geld. "Spiegel-Online":
Einer der Anonymous-Hacker vermeldete über den Kurznachrichtendienst Twitter, die Zugangsdaten für 90.000 Kreditkarten seien geknackt worden. So sei es möglich gewesen, von diesen Karten unfreiwillige Überweisungen im Gesamtumfang von mehr als einer Million Dollar zu tätigen - das Geld sei in Form von Weihnachtsspenden verschenkt worden, teilten die Hacker mit.

Zum Beweis veröffentlichten sie mutmaßliche Online-Überweisungen - so wurden offenbar von dem Konto eines Regierungsmitarbeiters, der für das Homeland Security Department arbeitet, 180 Dollar an das Rote Kreuz überwiesen. Aufgelistet sind der volle Name, Privat- und E-Mail-Adresse sowie die Steuernummer. (...)

Laut Bekennerschreiben hat die Gruppe Tausende Kreditkartendaten, Passwörter und Privatadressen gestohlen - viele weitere Überweisungen sollen in den nächsten Tagen folgen.
Mich würde interessieren, wie die Partei "Die Piraten" das Hacken der Daten von Stratfor beurteilt. Ist das ein Beispiel für die von dieser Partei geforderte "Transparenz"? Oder ist es für sie die Verletzung des Datenschutzes, den sie ja seltsamerweise andererseits besonders streng gehandhabt sehen will? (siehe dazu Die Paranoia der Piratenpartei. Sie fordern totale Transparenz, aber bitteschön unter strengster Anonymität; ZR vom 8. 10. 2011).

Zettel



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