29. November 2007

Vorsicht, Weihnachtszeit!

Der Erste Advent steht vor der Tür und damit die Zeit der Kerzen. Der Kerzen auf Adventskränzen, der Kerzen, die wir entzünden, wenn wir an den langen Winterabenden bei einem rubinrot schimmernden Glühwein und guten Gesprächen auf das Nahen des Fests warten. Der Kerzen am Weihnachtsbaum schießlich, die auch uns Erwachsenen ein feuchtes Glitzern in die Augen zaubern.

Die meisten von uns ahnen nicht, welche potentiellen Gefahren in diesen Kerzen lauern. Denn die so harmlos ausschauenden, so heimelig flackernden Kerzen sind keineswegs gesundheitlich unbedenklich.

"The candle-using public should be made aware that the core of candle wicks may contain lead", lesen wir im Abstract einer wissenschaftlichen Untersuchung über Blei in den Kerzen- Emissionen: Das kerzennutzende Publikum solle sich dessen bewußt sein, daß der Kern eines Kerzendochts Blei enthalten könne.

"To define the problem, 100 sets of candles (two or more identical candles) were purchased locally", heißt es weiter. Um das Problem zu definieren, wurden 100 Kerzensätze (zwei oder mehr identische Kerzen) vor Ort gekauft. Brennversuche mit diesen Kerzen ergaben, daß sie Blei in gefährlichen Dosen emittieren können. Fazit der Autoren:
Considering that candle sales in the US are estimated at $1–2 billion per year, and that children may spend as much as 88% of their time indoors, it is reasonable to suspect that some blood lead elevation in children arises from indoor micro-environments where lead-wick candles are burned.

Bedenkt man, daß in den USA jährlich schätzungsweise für ein bis zwei Milliarden Dollar Kerzen verkauft werden und daß Kinder bis zu 88 Prozent ihrer Zeit zu Hause verbringen können, dann begründet das den Verdacht, daß in einem gewissen Umfang erhöhter Bleigehalt bei Kindern von häuslichen Mikro- Umgebungen herrührt, in denen Kerzen mit einem Bleidocht brennen.



Aber es kommt noch schlimmer. Da gibt es zum Beispiel eine Untersuchung - eine Magisterarbeit -, deren Ergebnisse in den Lead Action News, den "Bleiwirkungs- Nachrichten" also, mitgeteilt wurden.

Der Autor brannte 91 Duftkerzen ab und maß, was man nur messen kann - Blei, Ruß, Benzol, wie sie von den herunterbrennenden Kerzen emittiert wurden. Das Ergebnis: Feinstaub ähnlich dem aus Dieselmotoren. Benzol in gefährlichen Dosen. Blei allerdings nur - wenn wundert's - in denjenigen Kerzen, die einen metallverstärkten Docht hatten (siehe oben). Das Fazit hier:
The possible impacts on public health from consumer use of scented candles may include increased risk of cancer, neurological and behavioral deficits and acute aggravation of existing respiratory diseases such as asthma. (...) Use of scented candles may contribute significant quantities of pollutants to the indoor environment, especially soot, benzene and lead.

Zu den möglichen Auswirkungen des Gebrauchs von Duftkerzen könnten ein erhöhtes Krebsrisiko, neurologische und Verhaltensstörungen und akute Verschlechterungen bestehender Erkrankungen der Atemwege und von Asthma gehören. (...) Die Verwendung von Duftkerzen kann signifikante Mengen zur Verschmutzung von häuslichen Umgebungen beitragen; insbesondere Ruß, Benzol und Blei.



Keine Kerzen also mehr zur Weihnachtszeit? Gemach, gemach.

Es gibt eine WebSite mit dem Namen Security World, "Sicherheitswelt" also, die über alle Risiken des Lebens informiert und was man dagegen tun kann. Natürlich befaßt sie sich auch mit den Gefahren, die von Kerzen ausgehen.

Es wird von den Schadstoffen im Kerzenrauch berichtet, die ich hier erwähnt habe, und noch vielen anderen - u.a. Ceton, Benzol, Blei, Quecksilber, 2-Butanon, Carbondisulfid, Carbontetrachlorid, Creosol, Chlorobenzen, Kohlenmonoxyd, Cyclopenten, Ethylbenzen, Phenol und Xylen.

Und wenn der Leser, von dieser Aufzählung erdrückt, fassungslos auf seinen Bildschirm starrt, dann liest er das Fazit dieser Fachleute für Sicherheit in allen Lebenslagen:
Normal use of candles should not pose a health threat to you or your family.

Der normale Gebrauch von Kerzen dürfte für Sie und ihre Familie keine gesundheitliche Gefahr darstellen.
Na also. Ich wünsche Ihnen eine schöne Adventszeit!

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