16. November 2007

Marginalie: Hinterläßt Präsident Bush ein außenpolitisches Trümmerfeld? Keineswegs, meint Charles Krauthammer

Wie deutsche Linke werden auch die US-Demokraten - zumal jetzt im Wahlkampf - nicht müde, Präsident Bush vorzuwerfen, er habe dem amerikanischen Ansehen in der Welt geschadet, die Verbündeten den USA entfremdet und dergleichen.

In der heutigen Washington Post steht dazu ein Kommentar des Pulitzer- Preisträgers Charles Krauthammer, den die Financial Times als den "einflußreichsten amerikanischen Kommentator" bezeichnet hat.

Ich empfehle sehr die Lektüre dieses Kommentars über die Lage der US-Außenpolitik gegen Ende der zweiten Amtszeit Präsident Bushs. Hier die wichtigsten Gedanken:
  • Die Beziehungen der USA zu Frankreich und Deutschland sind, anders als zur Zeit von Chirac und Schröder ("im Ruhestand als Putins Konkubine"), wieder ausgezeichnet.

  • Die Wiederannäherung an die USA ist nicht auf Deutschland und Frankreich beschränkt. Der britische Premier Gordon Brown sagte letzten Sonntag in einem Interview mit Sky News, daß "Frankreich und Deutschland und die Europäische Union sich auch enger an Amerika orientieren"

  • Was die anderen traditionellen Alliierten der USA angeht: Die Beziehungen zu Australien sind bemerkenswert eng. Kanada trägt in Afghanistan eine der höchsten Verlustraten. Die Zusammenarbeit mit Japan war nie so gut wie jetzt. Osteuropäische Länder kooperieren trotz immensen Drucks Rußlands mit den USA.

  • Viele arabische Staaten - Ägypten, Jordanien, der Libanon, Saudi- Arabien, die Golfstaaten, sogar Libyen - nähern sich angesichts der Aussicht auf eine Atommacht Iran den USA an.
  • Woher dieser Wandel? Präsident Bush trage immer noch dieselben Anzüge und rede immer noch so, wie er immer geredet habe, schreibt Krauthammer. Aber er habe die Generäle im Irak ausgetauscht und die Strategie geändert. Damit sei der Irak keine verlorene Sache mehr, sondern es bestehe die Aussicht auf einen Sieg.

    Kleine Nationen würden sich, meint Krauthammer, eben immer an den realen Machtverhältnissen orientieren und nicht an Sympathie oder Antipathie. Angesichts der Entwicklung im Irak einerseits und der wachsenden Bedrohung durch Syrien, die Hamas, die Hisbollah auf der anderen Seite würden die Staaten des Mittleren Ostens zunehmend Schutz bei den USA suchen.

    Denn, merke:
    It's always uncomfortable for a small power to rely on a hegemon. But a hegemon on the run is even worse.

    Es ist immer unangenehm für ein schwaches Land, auf einen Hegemon angewiesen zu sein. Aber ein Hegemon, der sich aus dem Staub macht, ist noch schlimmer.



    Bis zu den Präsidentschaftswahlen ist es noch knapp ein Jahr. Wenn sich die Situation im Irak weiter so verbessert wie im letzten halben Jahr, dann könnte es sehr wohl in den USA noch rechtzeitig einen Umschwung in der Öffentlichen Meinung geben.

    Rechtzeitig, um einem Kandidaten wie Giuliani gute Chancen zu geben. Rechtzeitig, um Präsident Bush als einen Präsidenten zu verabschieden, der eine positive Bilanz auch in der Außenpolitik hinterläßt.

    Und rechtzeitig, um den USA und der Welt, um vor allem dem Irak eine Präsidentin Clinton zu ersparen.

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