Nein, das hatte ich nicht vorgehabt, über eine so belanglose Sendung wie "Schlag den Raab" nun gar zum zweiten Mal etwas zu schreiben.
Noch nicht mal ein erstes Mal wollte ich eigentlich über diesen bräsigen, grinsenden Narziß etwas schreiben. Aber dann war ich beim Zappen bei seiner Sendung hängengeblieben, und ich hatte sie mit einem gewissen Interesse verfolgt.
Warum? Weil da ein sympathischer Schwächerer gegen einen stärkeren Unsympathen kämpfte. Also die klassische Tom- und Jerry- Situation. Anlaß damals, im September, ein wenig über diesen Tom- und- Jerry- Effekt nachzudenken, wie er ja auch unsere politischen Präferenzen nicht unwesentlich mitbestimmt.
Gestern nun eine neue Folge von "Schlag den Raab". Nicht besser als die, die ich damals gesehen hatte - nur, daß nun auch noch der Tom- und- Jerry- Effekt ausblieb, weil die sympathische Polizistin Sonja dem Raab alsbald nicht mehr gewachsen war. (Teils wegen unfairer Spiele - hätte man zB die Wand, an der Lichter durch Draufpatschen ausgelöscht werden mußten, nicht so dimensionieren können, daß auch die kleine Sonja ohne Hochspringen an die obersten herankam? Und wieso wußte Raab eigentlich, daß die Sicherheitsleine beim Pfahlbesteigen so fest gespannt war, daß man sie zum Festhalten nutzen konnte; und sich später an ihr abseilen?).
Also, ich hatte das im Hintergrund laufen und habe nur gelegentlich mal hingeguckt, Sonjas Desaster bis zum bitteren Ende verfolgend. Das sie aber mit einer bemerkenswerten Fröhlichkeit ertrug; wohl einer dieser Menschen, die auf englisch invulnerable genannt werden - man kann ihnen nichts anhaben.
Genauer hingeguckt aber hat, wie es seines Amtes ist, der Kritiker der SZ, Christian Kortmann. Und Christian Kortmann hatte einen Einfall. Und dieser Einfall ist das Thema dieser Marginalie.
Der Einfall Christian Kortmanns war es, nicht einfach eine schnöde Kritik zu verfassen, sondern zu jedem der 15 Spiele einen eigenen kritischen Beitrag zu schreiben. Und zwar jeweils in einer anderen literarischen Form. Also findet man da ein Kinderlied, einen Limerick, einen Inneren Monolog, ein Sonett gar. Das eine gelungen, das andere weniger. Jedenfalls aber hat Christian Kortmann sich viel Mühe gemacht.
Wahrscheinlich hat überhaupt noch niemand sich jemals soviel literarische Mühe gegeben mit Stefan Raab. Sich an ein Lesepublikum wendend, das - so erwartet er es ja wohl, der Christian Kortmann, so erwartet es sein Ressortchef, der das hat drucken lassen - sich an parodierten Hexametern, einer parodierten Fabel, einem parodierten Referat zur Gendertheorie erfreut.
Schön und gut. Nur - hat denn diese Zielgruppe den gestrigen Abend damit verbracht, sich ausgerechnet die Show Stefan Raabs reinzuziehen?
Ja, reinzuziehen, das ist das richtige Wort. Das ist die richtige Sprachebene. Denn die Zielgruppe einer solchen Sendung auf dem Niveau des Sackhüpfens und Eierlaufens auf einem Kindergeburtstag sind doch wohl die bildungsfernen Schichten. Es sind diejenigen, die sich mit diesem schlichten, aber vor Vitalität strotzenden gelernten Metzger, der vor Kraft nicht loofen und vor Tatendrang nicht ruhig sitzen kann, identifizieren mögen.
Also schreibt er an seinen Lesern vorbei, der Christian Kortmann mit seinen gedrechselten Parodien? Vielleicht.
Aber vielleicht auch nicht. Ich habe mich ein wenig über mich gewundert, daß ich nun schon zum zweiten Mal diesen Schund laufen hatte, wenn auch nur im Hintergrund. Ich denke, es war deshalb, weil mir diese dem Puck aus dem "Sommernachstraum" ähnelnde, unverletzbare Polizistin Sonja gefiel. Aber wer weiß - vielleicht war es doch auch die Show selbst; vielleicht war es gerade das Prollige, das Dumm- Vitale, das dieser Raab ausstrahlt?
Und es mag schon sein, daß das noch ausgeprägter für gar manche TV-Gucker gilt, die wissen, was ein Sonett und was ein Haiku ist.
Boxen ist (auch) ein Sport für Intellektuelle. Obwohl, nein, vielmehr: weil es ein archaischer Sport ist, wie auch die Formel- Eins- Rennen; der pure Kampf. Warum also soll nicht auch der derbe Proll Stefan Raab mit seiner infantilen Show seine Fans unter denen haben, die das Feuilleton der "Süddeutschen Zeitung" lesen?
Noch nicht mal ein erstes Mal wollte ich eigentlich über diesen bräsigen, grinsenden Narziß etwas schreiben. Aber dann war ich beim Zappen bei seiner Sendung hängengeblieben, und ich hatte sie mit einem gewissen Interesse verfolgt.
Warum? Weil da ein sympathischer Schwächerer gegen einen stärkeren Unsympathen kämpfte. Also die klassische Tom- und Jerry- Situation. Anlaß damals, im September, ein wenig über diesen Tom- und- Jerry- Effekt nachzudenken, wie er ja auch unsere politischen Präferenzen nicht unwesentlich mitbestimmt.
Gestern nun eine neue Folge von "Schlag den Raab". Nicht besser als die, die ich damals gesehen hatte - nur, daß nun auch noch der Tom- und- Jerry- Effekt ausblieb, weil die sympathische Polizistin Sonja dem Raab alsbald nicht mehr gewachsen war. (Teils wegen unfairer Spiele - hätte man zB die Wand, an der Lichter durch Draufpatschen ausgelöscht werden mußten, nicht so dimensionieren können, daß auch die kleine Sonja ohne Hochspringen an die obersten herankam? Und wieso wußte Raab eigentlich, daß die Sicherheitsleine beim Pfahlbesteigen so fest gespannt war, daß man sie zum Festhalten nutzen konnte; und sich später an ihr abseilen?).
Also, ich hatte das im Hintergrund laufen und habe nur gelegentlich mal hingeguckt, Sonjas Desaster bis zum bitteren Ende verfolgend. Das sie aber mit einer bemerkenswerten Fröhlichkeit ertrug; wohl einer dieser Menschen, die auf englisch invulnerable genannt werden - man kann ihnen nichts anhaben.
Genauer hingeguckt aber hat, wie es seines Amtes ist, der Kritiker der SZ, Christian Kortmann. Und Christian Kortmann hatte einen Einfall. Und dieser Einfall ist das Thema dieser Marginalie.
Der Einfall Christian Kortmanns war es, nicht einfach eine schnöde Kritik zu verfassen, sondern zu jedem der 15 Spiele einen eigenen kritischen Beitrag zu schreiben. Und zwar jeweils in einer anderen literarischen Form. Also findet man da ein Kinderlied, einen Limerick, einen Inneren Monolog, ein Sonett gar. Das eine gelungen, das andere weniger. Jedenfalls aber hat Christian Kortmann sich viel Mühe gemacht.
Wahrscheinlich hat überhaupt noch niemand sich jemals soviel literarische Mühe gegeben mit Stefan Raab. Sich an ein Lesepublikum wendend, das - so erwartet er es ja wohl, der Christian Kortmann, so erwartet es sein Ressortchef, der das hat drucken lassen - sich an parodierten Hexametern, einer parodierten Fabel, einem parodierten Referat zur Gendertheorie erfreut.
Schön und gut. Nur - hat denn diese Zielgruppe den gestrigen Abend damit verbracht, sich ausgerechnet die Show Stefan Raabs reinzuziehen?
Ja, reinzuziehen, das ist das richtige Wort. Das ist die richtige Sprachebene. Denn die Zielgruppe einer solchen Sendung auf dem Niveau des Sackhüpfens und Eierlaufens auf einem Kindergeburtstag sind doch wohl die bildungsfernen Schichten. Es sind diejenigen, die sich mit diesem schlichten, aber vor Vitalität strotzenden gelernten Metzger, der vor Kraft nicht loofen und vor Tatendrang nicht ruhig sitzen kann, identifizieren mögen.
Also schreibt er an seinen Lesern vorbei, der Christian Kortmann mit seinen gedrechselten Parodien? Vielleicht.
Aber vielleicht auch nicht. Ich habe mich ein wenig über mich gewundert, daß ich nun schon zum zweiten Mal diesen Schund laufen hatte, wenn auch nur im Hintergrund. Ich denke, es war deshalb, weil mir diese dem Puck aus dem "Sommernachstraum" ähnelnde, unverletzbare Polizistin Sonja gefiel. Aber wer weiß - vielleicht war es doch auch die Show selbst; vielleicht war es gerade das Prollige, das Dumm- Vitale, das dieser Raab ausstrahlt?
Und es mag schon sein, daß das noch ausgeprägter für gar manche TV-Gucker gilt, die wissen, was ein Sonett und was ein Haiku ist.
Boxen ist (auch) ein Sport für Intellektuelle. Obwohl, nein, vielmehr: weil es ein archaischer Sport ist, wie auch die Formel- Eins- Rennen; der pure Kampf. Warum also soll nicht auch der derbe Proll Stefan Raab mit seiner infantilen Show seine Fans unter denen haben, die das Feuilleton der "Süddeutschen Zeitung" lesen?
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