29. Januar 2011

Marginalie: Der "Spiegel" und die Frauenquote. Ein Blick in die Redaktion des "Spiegel". Und ein Blick auf sein aktuelles Titelbild

Im Impressum des "Spiegel" findet man im aktuellen Heft die folgenden Leiter der Textressorts und Mitglieder der Chefredaktion aufgeführt:
  • Chefredakteure: Georg Mascolo, Mathias Müller von Blumencron
  • Stellvertretender Chefredakteur: Dr. Martin Doerry
  • Textchef: Klaus Brinkbäumer
  • Hauptstadtbüro: Dirk Kurbjuweit
  • Deutschland: Konstantin von Hammerstein, Alfred Weinzierl
  • Berliner Büro: Holger Stark
  • Wirtschaft: Armin Mahler, Thomas Tuma
  • Ausland: Hans Hoyng
  • Wissenschaft und Technik: Johann Grolle, Olaf Stampf
  • Kultur: Lothar Gorris
  • Gesellschaft: Matthias Geyer, Cordt Schnibben
  • Sport: Gerhard Pfeil, Michael Wulzinger
  • Sonderthemen: Dietmar Pieper
  • Chef vom Dienst: Thomas Schäfer
  • Zwanzig Männer. Null Frauen.

    Zwei Frauen sind allerdings unter den neun stellvertretenden Ressortleitern, die ich nicht aufgeführt habe. Dort, wo bei der montäglichen Redaktionskonferenz die Granden sitzen, findet man keine einzige Frau.



    Das Titelbild des "Spiegel" der kommenden Woche (Heft 5/2011 vom 31. 1. 2011) können Sie hier sehen. Es zeigt die Zeichnung einer jungen Karrierefrau (Hosenanzug, Akten unter dem Arm, Imponierpose) und trägt die Zeile: "Warum Deutschland die Frauen-Quote braucht".

    Der "Spiegel" hat sie bisher offenbar nicht gebraucht. Mit einer verkauften Auflage von 974.638 Exemplaren (4. Quartal 2010) und einer Reichweite von 6.549.000 Lesern ist er seit Jahrzehnten das größte deutsche und nach eigenen Angaben auch das größte europäische Nachrichtenmagazin.

    Warum braucht Deutschland die Frauenquote, wenn der "Spiegel" sie augenscheinlich nicht braucht? Warum brauchen zum Beispiel deutsche Vorstände und Aufsichtsräte sie, wenn die Redaktion des "Spiegel" sie nicht braucht?

    Die zuständige Ministerin Kristina Schröder will sie jedenfalls. Nur sagt sie nicht, warum sie denn die Frauenquote will. In FAZ.Net schreibt Julia Löhr:
    Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat sich am Freitag dafür ausgesprochen, den Frauenanteil in Führungspositionen mit Hilfe einer "flexiblen Quote" zu erhöhen und angekündigt, ein entsprechendes Gesetz auszuarbeiten. Es soll eine Pflicht zur Selbstverpflichtung enthalten: Jedes größere Unternehmen solle sich eine Frauenquote für Vorstand und Aufsichtsrat setzen und diese binnen zweier Jahre erfüllen. (...) Kommen soll die flexible Quote aber nur dann, wenn sich der durchschnittliche Frauenanteil in den deutschen Führungsetagen nicht von selbst bis zum Jahr 2013 verdreifacht.
    "Von selbst" sagt sie, die Ministerin; jedenfalls wird sie so zitiert.

    "Von selbst" kommt aber in einem Unternehmen nur das, was nach dem Urteil der Verantwortlichen im Interesse ihres Unternehmens liegt. Es kommt dann in dem Sinn "von selbst", daß sie selbst es sind, die das aus ihrer Verantwortung für den Erfolg des Unternehmens heraus entscheiden.

    Wie eine solche verantwortliche Entscheidung aussehen kann, das zeigt die Zusammensetzung der Redaktion des "Spiegel". Wie Politiker es haben wollen, die keine Verantwortung für ein Unternehmen tragen, das zeigt die Titelgeschichte des "Spiegel"; das zeigen die Äußerungen der Ministerin Kristina Schröder.



    Ach ja, Schröder. Mit welchen ganz neuen Gesichtern in den Aufsichtsräten man wird rechnen müssen, wenn ihnen gesetzlich eine Frauenquote auferlegt werden wird, das habe ich kürzlich anhand eines kleinen Beispiels kommentiert: Die Aufsichtsrätin Doris Schröder-Köpf; ZR vom 19. 1. 2011.



    © Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Mit Dank an Jan Filter, dessen Artikel zu diesem Thema ich empfehle.